Sonntag, 30. November 2014

Volker Schilling



Menschen in Baden-Baden, heute:

Volker Schilling





Zehn Jahre Museum Frieder Burda - das bedeutet nicht nur wechselnde Ausstellungen, glanzvolle Vernissagen, Konzerte und Besucherschlangen, sondern auch jede Menge Arbeit. Jedenfalls für die, die für den reibungslosen Betrieb verantwortlich sind. Einer von ihnen, der von Anfang an dabei war, ist Volker Schilling, heute Teamleiter des Aufsichtspersonals.
 
Haben Sie sich nicht auch schon mal gefragt, wie sich die Aufsichtspersonen in Museen den Tag vertreiben? Für uns Außenstehende sieht das Herumstehen in den Sälen doch nach einem langweiligen, geruhsamen Job aus.

Walter Schilling schmunzelt über meine Vorstellungen, denn geruhsam ist sein Job ganz und gar nicht. Gut, es gibt auch mal Tage, an denen vielleicht nur 80 Besucher oder "Gäste", wie er sie nennt, ins Museum finden. Dann werden die Stunden lang. Dann kämpft man mit Müdigkeit, träumt, schaut aus dem Fenster, grübelt über die bevorstehende Autoreparatur, über Einkäufe, die getätigt werden sollten, Gespräche, die geführt werden müssen, Urlaube, die man planen könnte.

"Man muss sich ablenken und beschäftigen können, sonst schafft man das nicht", gibt er zu, und: "Man muss mit sich im Reinen sein."

Aber wann ist schon mal wenig los im Burda-Museum! Meistens ist das Gegenteil der Fall.


Stress, Stress, Stress


Mit Schrecken erinnert sich Schilling noch an die ersten Tage im Oktober vor zehn Jahren. Viereinhalb, fünftausend Besucher am Tag! Jeder wollten irgend etwas anderes von ihm wissen: Wo sind die Toiletten, wo fängt man mit dem Rundgang an, wo gibt man die Garderobe ab... "Wenn wir Glück hatten, hatten wir ein- oder zweimal am Tag vielleicht fünf Minuten Pause, gerade um mal schnell selber auf die Toilette zu kommen." Der Rest der Tage war Stress, purer Stress. Essen? Fehlanzeige! Hinsetzen und Ausruhen? Fehlanzeige. "Ich frage mich noch heute, wie wir das überstanden haben."

Damals standen den Aufsichtspersonen sogar noch fünfzehn nette, hübsche Hostessen in Highheels zur Seite, die reihum alle halbe Stunde ausgewechselt wurden und dennoch über schmerzende Füße klagten.

Nein, diesen Job hatte Volker Schilling nicht erwartet, als er sich damals auf eine etwas kryptische Stellenanzeige in der Zeitung beworben hatte. "Aufsicht für Objekt in Baden-Baden gesucht", hatte die gelautet, und Volker Schilling, der zuvor viele Jahre in Bietigheim erfolgreich eine über die Grenzen bekannte Eisdiele betrieben hatte, bis das Kreuz nicht mehr mitmachte, griff sofort zu. "Es war mir egal, wer mich nimmt, ich hätte alles gemacht, nur keine Nachtschicht", sagt er rückblickend.

Erst beim zweiten Vorstellungstermin wurde den Aspiranten enthüllt, um welches "Objekt in Baden-Baden" es sich handeln würde. Aber da noch die Geländer an den Rampen fehlten, wurde das künftige Personal erstmal nur von außen herumgeführt. Schilling sah das neue Gebäude und staunte, hatte er doch Burda bis dato nur mit den mütterlichen Schnittmustern in Verbindung gebracht. Es war Liebe auf den ersten Blick. Schnell lernte er dazu, und er freute sich auf das Haus und diesen Job.





Das ist bis heute so geblieben. Voller Ehrfurcht spricht er über den Museumsstifter Frieder Burda, der für ihn indirekt (das Aufsichtspersonal ist von einer darauf spezialisierten Fremdfirma angestellt) "ein toller und sozial eingestellter Chef" ist. "Wir sind hier eine Familie", fasst er das Betriebsklima zusammen. Und das ist auch Ansporn für Schilling, seinen Teil dazu beitragen, dass Frieder Burdas Traum Wirklichkeit wird.

Inzwischen hat er es zum Teamleiter gebracht und sorgt selber dafür, dass sich seine 15 Kollegen wohl fühlen. Da übernimmt er auch schon mal den Posten von jemandem, damit dieser schnell mal einen Kaffee trinken kann, denn es gibt ja nur eine halbe Stunde Mittagspause. "Wir werden nach Stunden bezahlt", erklärt er mir. Und das bedeutet für ihn persönlich beispielsweise, dass er nur während der wenigen "Schließzeiten", wenn das Museum also wegen Bilderwechsels eine Woche geschlossen ist, ein paar Tage Urlaub nimmt. Dann geht es mit dem Motorrad in die Pfalz oder sonstwo hin, wo es ruhig ist und wo keine Menschen sind.

Ansonsten ist er immer im Dienst, sechs Tage die Woche. Der Verdienst in der auf Museen spezialisierten Fremdfirma, die nicht zum Haus Burda gehört, ist nicht üppig, leben kann man nicht davon, für die meisten bringt der Job daher nur ein Zubrot. Aus diesem Grunde weist er auch oft junge Bewerber ab. Ausnahmen waren einmal zwei Mittzwanziger, die unter "burn-out" litten und froh waren, über den Aufsichtsjob wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. "Ich habe ihnen aber gleich gesagt, dass nach der einen Ausstellung Schluss ist und sie sich einen Job suchen müssen, mit dem sie Geld verdienen, um eine Familie ernähren zu können."

In der Regel ist das Aufsichtspersonal um die 45 Jahre und älter, auch Schilling hofft, in zwei Jahren in Rente gehen zu können. Viele Mitarbeiter haben übrigens ein Studium absolviert, aber wichtiger ist ihm, dass sie neben Fremdsprachen vor allem auch Menschenkenntnis mitbringen.


Menschenkenntnis


Das findet er nämlich besonders wichtig, und er vertreibt sich manchmal mit einem kleinen Spiel die Zeit: Wenn es tatsächlich einmal ruhiger zugeht, schließe er manchmal die Augen, aber nicht, um zu schlafen, sondern um sein Bauchgefühl zu trainieren. Wenn sich dann die Schritte eines Gastes nähern, hört er tief in sich hinein und fragt sich, ob er dem Besucher vertrauen kann, ob dieser wohl weit genug von den Wänden weg bleibt. Aber natürlich ist Kontrolle besser, und so hat er bis jetzt immer zur richtigen Zeit die Augen geöffnet! "Seit zehn Jahren haben wir wirklich einen Schutzengel im Haus", sinniert er, denn noch nie sei etwas Schlimmes passiert.

Vor Katastrophen also ist man bislang verschont geblieben, merkwürdige Begebenheiten allerdings gab es in den Jahren reichlich. Schmunzelnd erzählt Schilling beispielsweise von der reichen Amerikanerin, die sich schrecklich aufregte, weil neben den ausgestellten Bildern keine Preisschilder zu sehen waren. Sie wollte aber einen echten Gerhard Richter kaufen! "Es dauerte eine Zeitlang, bis wir ihr klarmachen konnten, dass dies hier ein Museum ist. Sie ist dann sehr beleidigt ins Brenners abgerauscht."



Gut erinnern kann sich Schilling auch noch an zwei Texaner, die filmreif mit Stetson und Cowboy-Stiefeln hereinspaziert kamen. "Nur der Colt hat noch gefehlt", lacht er, wenn er daran zurückdenkt. Schweigend waren die beiden durch die Ausstellung gegangen, aber vor dem berühmten Neuschwansteinbild blieben sie wie vom Blitz getroffen stehen und gerieten regelrecht in Exstase und riefen begeistert: "Hey, look! Disney-World!"

Kopfschüttelnd erinnert sich Schilling auch an diesen Sado-Maso-Typen, der "in voller Latex-Montur - sogar das Röckchen bestand aus Latex, es gab kein Stückchen Haut zu sehen, nur die Gesichtsmaske ließ gerade mal die Augen frei" ins Museum kam. Was macht man mit so jemandem? Schilling hebt die Schultern und lächelt. "Nun ja, er befand sich im Besitz einer gültigen Eintrittskarte..."

Sein siebter Sinn wird da eher bei den unscheinbaren Gästen gefordert. Wenn zum Beispiel eine gut situiert aussehende Frau harmlos durchs Museum streunt und urplötzlich, beim letzten Bild, die Beherrschung verliert und über das Bild streichelt. "Dann erkläre ich ihr deutlich, dass sie das nicht machen sollte."


Von Eseln und Sado-Maso-Typen


Eine andere Besucherin blockierte einmal für eine dreiviertel Stunde die Kasse, weil sie sich bitterlich beklagte, sie sei extra aus Stuttgart zur Chagall-Ausstellung angereist, und nun sehe sie kein einziges Chagall-Bild. Erst als sie den Zeitungsausschnitt mit der Ankündigung und Beschreibung der Ausstellung aus dem Auto holte, musste sie einsehen, dass der Fehler nicht am Museum, sondern an ihr lag: Die Zeitung war ein Jahr alt.

Gar nicht reden von dem Mann, der mit einem Esel ins Museum wollte und das Tier bereits zwischen die zwei Glastüren gebracht hatte. Dass Tiere im Museum nichts zu suchen haben, nahm eine andere Besucherin sehr wörtlich: Sie konnte gerade noch daran gehindert werden, ihren Hund ins Schließfach zu sperren. "Es gab sogar mal eine Mutter, die ihr kleines Kind ins Schließfach schieben wollte, weil wir kein Spielzimmer für Kinder haben", sagt Schilling und schüttelt den Kopf. "Die Frau haben wir gebeten, das Museum zu verlassen."

Langeweile also gibt es selten für ihn, im Gegenteil. "Abends ist man fertig. Körperlich vom vielen Stehen und Gehen, psychisch vom vielen Schauen und Aufpassen, dass niemand zu nahe an die Bilder kommt."


Spannende Künstlerbegegnungen


Was gefällt ihm denn ganz besonders an seiner Arbeit?

Da ist zum einen, dass das Museum so viel Tageslicht hat und er zwischendurch hinaus in die Allee blicken kann. Zum anderen genießt er es, auch mal berühmte Künstler live zu erleben und viel über Kunstgeschichte zu lernen. "Das geht gar nicht anders, man bekommt durch die Führungen viel mit". Er hört sich auch stets vorab den Audio-Guide für die laufenden Ausstellungen an, damit er den Gästen kompetent Auskunft geben kann. "Das ist spannend", sagt er.

Hat er ein Lieblingsbild in der Sammlung?

Ja! Unbedingt. Das Bild "gelbgrün" von Gerhard Richter. "Mein Wellnessbild." Er freut sich, dass er es nach zehn Jahren in der jetzigen Ausstellung wiedersehen kann. Und er hat natürlich auch dazu eine Geschichte: Als das Bild zum ersten Mal gezeigt wurde, da war da diese nette ältere Dame im Dirndl, die vor dem Bild stand und sich dann lächelnd zu ihm umwandte und sagte: "So e
in tolles Bild. Es zaubert den Menschen ein Lächeln ins Gesicht, und solange sie es ansehen, machen sie schon keinen Krieg." Schilling lächelt. "Das habe ich bis heute nicht vergessen, daran muss ich immer denken, wenn ich das Bild sehe." Und das allerschönste für ihn ist, dass es dieses Bild nun auch als Poster gibt. "Zehn Jahre habe ich darauf gewartet. Jetzt habe ich es mir endlich kaufen können."








Mehr Geschichten über Menschen in Baden-Baden finden Sie hier => KLICK








Samstag, 29. November 2014

Adventskalender Start




Adventskalender 2014
oder: Wie alles begann...


Liebe Forumsbesucher!

Wie Sie wissen, bin ich nicht nur Baden-Badener "Bloggerin" mit Leib und Seele, sondern auch Autorin von vier Baden-Baden-Krimis, eines Unterhaltungsromans und eines Psycho-Thrillers, die natürlich alle ihre Schauplätze in Baden-Baden hatten.

Einmal allerdings bin ich fremdgegangen, und zwar für einen Kurzkrimi tief hinein in die Region, weit, sehr weit, bis nach Achern. Um genauer zu sein in einen der acht Ortsteile von Achern. Denn das war der Deal: Neun Krimiautoren nehmen Achern und seine acht Ortsteile kriminalistisch unter die Lupe und schreiben jeweils einen Kurzkrimi über "ihren" Ort. Die Ortsteile wurden ausgelost, jeder Autor bekam einen Ortskundigen zur Seite und ein Zeilenlimit gesetzt.





Herausgekommen ist eine vergnügliche Anthologie "Achern im Visier", die meine Kollegin Brigitte Glaser initiiert und gemeinsam mit der Gemeinde herausgegeben hat.

Hört sich einfach an? War es aber nicht. Das können Sie vielleicht erahnen, wenn ich Ihnen kurz schildere, wie es mir mit "meinem" Ort Großweier ergangen ist:

Beim ersten Besuch - glatt durchgefahren (hier im Rückspiegel)




Umgekehrt, eingebogen und die Kirche gefunden: 





Beim zweiten Besuch auf ungläubiges Staunen und Ratlosigkeit meines zugewiesenen Gesprächspartners gestoßen. "Sie wollen etwas über Großweier schreiben? Aber hier gibt es nichts. Wir sind mittlerweile eine reine Schlafstadt." Die Ehefrau eilte zu Hilfe und schlug ein dickes Sprachlexikon Deutsch-Großweierisch, Großweierisch-Deutsch auf. (Ja, so etwas gibt es, wenn es auch anders heißt.) Der Gatte zermarterte sich derweil das Hirn, was er mir denn nur erzählen könnte. 

Und so erfuhr ich vieles aus dem Krieg. Von Schnapsleitungen, die früher einmal unter den Dorfstraßen lagen und die Schwarzbrenner vor den Zöllnern bewahrten, von Weihern, die im Zuge des Autobahnbaus zugeschüttet wurden, von einer rabiaten Art, wie man einst Holzdiebe überführte, von einem Munitionsdepot, das nur stundenweise bewacht und ergo ausgeräubert wurde, von Fröschen, die im Teich neben der Kirche so laut quakten, dass die Dorfbewohner während der Predigten mit Stöcken aufs Wasser schlugen, um sie wenigstens für kurze Zeit zur Ruhe zu bringen und von einem Dorfmuseum, in dem ein Sammler Schmiede-Utensilien und allerlei bäuerliche Gerät ausstellt.










Nachdenklich fuhr ich wieder nach Hause. Einen historischen Krimi hatte ich mir nun wahrlich nicht vorgestellt. Und so dauerte es den ganzen Sommer, bis ich - die Weihnachtszeit nahte - die zündende Idee hatte. Was ich aus diesen Schlagwörtern gezaubert habe, habe ich natürlich im nächsten Frühjahr als erstes den Großweierern persönlich vorgestellt - samt einer Liste mit den gesammelten Schlagworten:








Ihnen möchte ich nun diesen Kurzkrimi in Form eines Adventskalenders ab Montag, 1. Dezember bis zu Heiligabend häppchenweise schenken. Ich hoffe, Sie verzeihen, dass er nicht in Baden-Baden spielt. Aber wer weiß... wenn Ihnen dieses kleine Experiment gefällt, vielleicht sehe ich mich irgendwann in den Ortsteilen von Baden-Baden um und lasse mir von Ihnen Stichwörter geben...

Und nun viel Spaß und guten Appetit mit meinen kleinen Adventshäppchen. Der Titel: 


"Morgengrauen"



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Freitag, 28. November 2014

Asyl (3)



Konzept für Sozialbetreuung der Flüchtlinge?

Antworten ...


Auf die Fragen von Irene Ritter (FDP) zu einem Betreuungskonzept der Stadt Baden-Baden für die Asylbewerber schreibt Bürgermeister Michael Geggus, wie erst jetzt bekannt gegeben wurde, am 21. November 2014:


Sehr geehrte Frau Ritter,

vielen Dank für Ihre Fragen zum Integrations- und Betreuungskonzept der Stadt Ba-
den-Baden. Wir stimmen Ihrer Auffassung voll und ganz zu, dass es nicht nur um
eine menschenwürdige Unterbringung, sondern auch um Hilfestellung beim Einleben
in die Aufnahme-Gesellschaft gehen muss.

Grundlage für unser Konzept ist die rechtliche Rahmensetzung des Flüchtlingsauf-
nahmegesetzes, das Mindeststandards für die Betreuung beschreibt, die wir zum Teil
schon seit vielen Jahren in Baden-Baden erfüllen und auch für die Zukunft sicher
stellen.

Nun im Einzelnen die Antworten:

a. Gibt es von Seiten der Stadtverwaltung ein solches Konzept zur Be-
treuung der Flüchtlinge?

Die Stadt Baden-Baden verfügt über ein umfassendes Konzept zur Betreuung, Be-
gleitung und Integration von Asyl-Suchenden.


b. Wie wird die Sozialbetreuung der Flüchtlinge gewährleistet? 

Die Sozialbetreuung erfolgt über hauptamtliche Flüchtlings-Sozialarbeiter der Stadt
Baden-Baden, ergänzt durch verschiedene ehrenamtliche Angebote.


c. Sind Flüchtlingsbegleiter vorgesehen, die z.B. Hilfestellungen im Um-
gang mit den Behörden und um Gesundheitsfragen leisten?

Die zentralen Integrationsleistungen werden über hauptamtliche Flüchtlingssozialar-
beiter des Fachbereiches Bildung und Soziales gewährleistet. Sie führen in die örtli-
chen Strukturen ein, informieren über den Umgang mit Behörden, über ärztliche Ver-
sorgung, rechtliche Beratung bis hin zu Sprachkursen, Kinderbetreuung usw.
Sie werden bei der Integrationsbegleitung von Ehrenamtlichen des Netzwerkes Run-
der Tisch Asyl vor allem aus Kirchengemeinden unterstützt. Diese bieten weitere
Leistungen von Begegnungen über Sprachförderung bis hin zu persönlichen Paten-
schaften an. Diese ehrenamtlichen Integrationsbegleiter wurden über eine Mitarbeite-
rin des Diakonischen Werkes geschult und auf diese Aufgabe vorbereitet.

d. Gibt es Dolmetscher?

Dolmetscher werden als vereidigte Dolmetscher hinzugezogen, wenn rechtlich und
formal wichtige Inhalte korrekt und umfassend übersetzt werden müssen. Für die
niedrigschwellige Kommunikation steht ein Pool von Übersetzern über das Dolmet-
schernetzwerk des Diakonischen Werkes zur Verfügung.

e. Sind ausreichend Deutschkurse für die Asylbewerber geplant?

Deutschkurse sind mittlerweile ausreichend vorhanden. Im Moment werden drei Mal
pro Woche Einsteigerkurse in der Gemeinschaftsunterkunft und ein weiterer Kurs bei
der kath. Kirchengemeinde St. Bernhard angeboten. Weitere Kurse sind in der Stadtmitte im neuen kath. Gemeindehaus am Marktplatz geplant, was für die neue
Unterkunft Vincentiushaus positiv wäre. Darauf aufbauend sind mit den Partnern Ca-
ritasverband und Volkshochschule weitere qualifizierte Sprachkurse im Angebot bis
hin zu Integrationskursen für besonders motivierte und befähigte Asyl-Bewerber.
Dieses dreistufige Baden-Badener Sprachförderkonzept geht weit über die Mindest-
standards des gesetzlichen Rahmens hinaus.

f. Sind Sozialpädagoge/innen oder Sozialarbeiterlinnen vor Ort?

Der Arbeitsplatz der Flüchtlingssozialarbeiter ist in den Gemeinschaftsunterkünften.
Sie sind damit direkt erreichbar und ansprechbar.


g. Wer leistet besondere Hilfe für junge unbegleitete Flüchtlinge und
Kinder?

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterliegen nicht der asyl-rechtlichen Zuwei-
sung über die Landeserstaufnahmestelle sondern erhalten Hilfe nach dem Kinder-
und Jugend.hilfegesetz. Sie werden vor Ort nach den Regeln der Jugendhilfe in Ob-
hut genommen (Kinder- und Jugendheim). Nach qualifizierten Standards wird ihr Hil-
febedarf ermittelt und weitere Hilfen vorbereitet (näheres siehe Jugendhilfeaus-
schuss-Vorlage 14.261)




Donnerstag, 27. November 2014

Gemeinschaftsschule (3)




Informationsabend für Eltern am 3. Dezember:

Kommt die Gemeinschaftsschule?





Nach hitzigen Debatten im Sommer und einem vorläufigen "Aus" nimmt die Stadtverwaltung zusammen mit dem Schulamt einen neuen Anlauf in Sachen Gemeinschaftsschule für Baden-Baden: Am kommenden Mittwoch, 3. Dezember 2014, findet im Bonhoeffer-Saal in der Bertholdstraße ab 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung für interessierte Eltern statt, die man seitenns der Elternschaft im Sommer vehement eingefordert hatte. Der Eintritt ist frei.

Die Tagesordnung für die Veranstaltung entnehmen Sie bitte dem Beitrag von Goodnews4 => KLICK

Lesen Sie bitte auch meine Blogeinträge: "Gemeinschaftsschule, was ist das?"  => KLICK

... und über das (vorläufige?) Aus für Baden-Baden: "Was die Eltern bemängeln": => KLICK





Samstag, 22. November 2014

Irene Tilgner


Menschen in Baden-Baden, heute:

Irene Tilgner






Irne Tilgner ist schon etwas Besonderes! "Viele haben Angst aufzufallen. Ich nicht! Ich will mich abheben von der Masse", sagt die 67jährige selbstbewusst. Recht hat sie!

Und so ist alles an ihr einzigartig, der Schmuck (selbstgemacht), die Mützen und Knautschhüte (selbstgemacht), die Kleider (selbstgemacht), die Pulswärmer (selbstgemacht), die Schals (selbstgemacht)... Farbenfroh, extravagant aber trotzdem tragbar. Sie hat Erfolg mit ihrer "kreativen Mode für Junge jeden Alters", sicher auch deshalb, was alles so stimmig ist. Sie ist so erfolgreich, dass sie inzwischen viele Flohmärkte und Verkaufsausstellungen und Künstlermärkte bestückt.







An der Haustür klopft die Kundschaft zwar nicht, aber dennoch summt und brummt und klingelt es in dem kuscheligen Einfamilienhaus an der Fremersbergstraße zurzeit, denn wir befinden uns in der heißen Phase der Vorbereitungen für den 45. Künstlertreff, den das Ehepaar Tilgner am Wochenende noch einmal - das letzte Mal - veranstaltet. Danach ist Schluss.





Wehmütig? "Dazu habe ich gerade keine Zeit. Fragen Sie mich später mal", antwortet Irene Tilgner. Sie blättert für mich in dem dicken Ringbuch, in dem alle Künstlertreffs festgehalten sind. Kunterbunt wie ihre Leben und ihre Mode ist auch der Strauß der Künstler, die sich auf ihren Treffen in den vergangenen 25 Jahren ein Stelldichein gegeben haben: Männer und Frauen aus den Bereichen Modedesigner, Puppenspieler, Handleserin, Goldschmied, Entertainer, Sänger, Töpfer... und es wird auch schon mal ein Nachbar eingeladen, weil er so nette Anekdoten erzählen kann.

Sie hört auf zu blättern und schiebt mir ein Blatt Papier zu: "Und so fing alles an."




Was war denn der Auslöser für die Idee, das Haus zu öffnen, Kräuterbutter und angemachten Camembert anzurichten, kostenlos Wein auszuschenken und wildfremde Menschen - in Spitzenzeiten kamen an einem Wochenende schon mal 220 Leute - in die eigenen vier Wände zu lassen? Ein Lächeln huscht über Irene Tilgners lebendiges Gesicht. "Ab 1986 hatte ich einen eigenen Stand beim Weihnachtsmarkt, damals noch auf dem Marktplatz." Es war kalt und feucht damals, und sie sorgte sich um die feinen gebatikten Stoffe und Seidenstücke. "Man müsste etwas daheim im Warmen machen", schoss ihr durch den Kopf, und Irene Tilgner ist kein Mensch des Zauderns. "Ich mach das einfach", sagte sie sich. Sie kannte eine Modedesignerin, und auch Evelis Reichardt war bereits zur Freundin geworden und so stand die Gruppe für den ersten Künstlertreff schnell fest.

Auch für die hauseigene musikalische Untermalung war bestens gesorgt: Ehemann Florian Tilgner ist
ebenso kreativ wie seine Frau, und hat in seinem Leben so nebenbei zwanzig Drehorgeln selbst gebaut. Wie er darauf kam? Ganz einfach: Der Vater war Organist, das Instrument hatte ihn von Klein auf interessiert. Mit zwanzig baute er seine erste eigene elektronische Orgel, es folgten weitere für Verwandte und Bekannte. Nicht nur das, auch an einem Synthesizer, einem Portativ, einer zitherähnlichen Kantele versuchte er sich, obwohl er von Beruf her nüchterner Techniker beim SWF später SWR war.



Er lässt sich auch nicht lange bitten und gibt mir eine Kostprobe seines Könnens, einen Beatles-Song, obwohl er ja eigentlich lieber Klassik "aufdreht". Alle Musikstücke habe er übrigens selbst arrangiert, sagt er, und man merkt ihm an, wie stolz er darauf ist.

Und wie das so geht im Leben: Ist erst einmal eine Drehorgel da, gibt es auch schon den ersten Einsatz: Vor dem Münster in Freiburg war das, erinnert sich Ehepaar Tilgner. Frau Irene hatte ihren Mann eigens für den Auftritt mit Zylinder, Umhang und weißem Schal ausstaffiert - ein Riesenerfolg. Als die beiden dann aber 1983 in Baden-Baden in Mariannes Wasserburgers Kinderbuchladen "Mäx und Moritz" eine Malerin, Evelis Reichardt, kennenlernten, war das Trio perfekt. Evelis sollte Bilder malen, wurde kurzerhand beschlossen, und tatsächlich waren auch schnell die ersten drei Moritate von später dreißig fertig. Fünfzehn Jahre tingelten die drei fidelen Musiker danach durch ganz Deutschland, sogar bis nach Italien reichten die Festival-Einladungen. Anstrengend sei das gewesen, erinnert sich Irene Tilgner, aber auch eine glückliche Zeit.



Auch als sie sieben Jahre lang mit Evelis Reichardt als "die Drehorgelweiber" weiterzog, bis die Gesundheit ihnen einen Strich durch die Rechnung machte, sei das eine schöne Zeit gewesen "... und die richtige Zeit", verbessert sich Irene Tilgner, denn heutzutage ginge das alles wahrscheinlich nicht mehr so: "Alles hat seine Zeit."

Und heute? Konzentriert sie sich wieder mehr auf ihre eigene Kreativität, stellt ihre Waren auf  Handwerkermärkten aus und schneidert ihre farbenfrohe, extravagante Mode.







Modezeichnerin war ja auch von Anbeginn ihr Wunschberuf gewesen. Dumm nur, dass sie als 16jährige keine Lust auf eine Schneiderlehre hatte, obwohl ihre Mutter doch mit gutem Beispiel voranging und ihre Tochter stets mit Selbstgenähtem der neuesten Modetrends versorgte. Aber selber schneidern? Nein danke.

So fügte es sich für die junge Irene gut, dass just zu diesem Zeitpunkt der Berufswahl ein Rechtsanwalt ins Haus schneite und sie fragte, ob sie eine Lehre als Anwaltsgehilfin beginnen wollte. Sie griff zu, wechselte mit Erreichen der Volljährigkeit aus dem heimischen Backnang nach Karlsruhe, weil sie sich im Schatten des Bundesgerichtshofs interessantere Tätigkeitsfelder erhoffte.

Doch dann kam die Liebe ins Spiel und sie zog zu ihrem Mann Florian nach Baden-Baden, wo sie über Umwege zum damaligen SWF kam. Fast zwanzig Jahre hielt sie dort die Stellung im Büro des Familienprogramms - halbtags allerdings, denn die andere Hälfte der Zeit verbrachte sie lieber kreativ. Erste Gehversuche mit Emaille-Schmuck, dann folgten Oberteile aus Batikstoffen, nach japanischem Vorbild zusammengestückelte Jacken, dann Wickelröcke, Kleider, Pulsschmeichler - alles lässig und bunt.

Immer ist Irene Tilgner auf der Suche nach ausgefallenen Stoffen, leicht ist es nicht. In Baden-Baden - Fehlanzeige. Da muss sie schon zugreifen, wenn sie gerade in Bühl, Karlsruhe, München, Freiburg, oder im Schweizer Grenzgebiet unterwegs ist. Manchmal bestellt sie auch im Internet, obwohl dieses Medium für sie nur eine Einbahnstraße ist. Selber würde sie ihre Sachen nicht online verkaufen, dazu macht ihr der persönliche Kontakt zur Kundschaft einfach viel zu sehr Spaß, ist Teil des Ganzen.

Besonders ihre Knautschhüte sind der Renner, am liebsten noch hübsch und originell verziert mit einer ihrer berühmten Schmucknadeln.








Wie könnte man besser diese pralle Lebensfreude ausdrücken, die Irene Tilgner uns allen vorlebt.  Ihre positive Lebenseinstellung ist ansteckend.

Woher holt sie ihre tiefe Zufriedenheit?

"Aus meiner Kreativität. Kreativität steht nicht still. Ich lasse alles auf mich zukommen und mich von meinen eigenen Ideen begeistern. Und wenn dann was fertig ist und ich es mir anschaue, dann denke ich: Toll ist das! und freue mich."







Der 45. Private Künstlertreff findet an diesem Wochenende statt:
Samstag, 22. November 2014 von 14 bis 18 Uhr und
Sonntag, 23. November 2014 von 11 bis 18 Uhr
Adresse:
Irene und Florian Tilgner
Fremersbergstr. 20, Eingang Hebelweg
Bushaltestelle und Parken: Stadelhoferstraße
Tel. 07221-23905

Mitwirkende Künstler:
Sandra Alf (Schmuck)
Helga Reiser (Ledertaschen)
Christel Holl (Kunstkarten)
Gisela Döring-Ortlepp (Malerei)
Evelis Reichardt (Bücher und Gedichte)
und Edeltraud Galitschke (Zaubermärchen, Sonntag ab 15 Uhr)



Mehr Geschichten über Menschen in Baden-Baden finden Sie hier => KLICK

Freitag, 21. November 2014

Asyl (2)



Großer Andrang bei der AG "Willkommen"

Ehrenamtliche stehen bereit





Die Stühle reichten gestern Abend im Bonhoeffer-Saal nicht aus, so groß war der Andrang der Bürger, die sich dafür interessierten, den Asylbewerbern in Baden-Baden in allen möglichen Bereichen des Lebens zu helfen.

Initiiert wurde die Versammlung von der "Arbeitsgemeinschaft Willkommen", die sich erst im April diesen Jahres als Unterabteilung der Gruppe "Immergrün" der evangelischen Stadtkirche gebildet hat.
(Über die Ziele von "Immergrün", in der sich Menschen ab 62 zusammengefunden haben, können Sie sich hier informieren => KLICK)

"Wir brauchen Geduld" - diesen Satz musste der Leiter der Arbeitsgemeinschaft, Pfarrer i.R. Rainer Boy, desöfteren gebrauchen. Es sei nicht sinnvoll, beispielsweise eine Kleiderkammer zu initiieren, wenn man weder Räumlichkeiten noch Personal dafür habe. Auch eine Fahrradwerkstatt benötige erst einmal ein Dach zum Unterschlüpfen.

Dennoch gibt es viel zu tun. Davon zeugten die Berichte der vielen Ehrenamtlichen, die sich bereits heute in der Asylbewerberunterkunft in der Westlichen Industriestraße betätigen. Diese Unterkunft wird Ende des Jahre voll sein, weshalb die Stadt dringend weitere Standorte sucht und bereits gefunden hat. Am Montag soll der Gemeinderat darüber entscheiden. (Lesen Sie dazu meinen Blogeintrag "Zeit und Raum werden knapp" => KLICK)

Wie wichtig eine Beschlussfassung am Montag sein wird, unterstrich Rainer Boy: Erst wenn der Gemeinderat den neuen Unterkünften zustimme, könne auch die Stelle eines weiteren Sozialarbeiters ausgeschrieben werden, und dieser werde dringend benötigt: "Ohne einen Sozialarbeiter können wir im Vincentiushaus nicht tätig werden."

Dass neue Unterkünfte benötigt werden, zeichnete sich bereits im Sommer ab, als die Unterkunft in der Westlichen Industriestraße eingeweiht wurde. Am 22. September titelte das Badische Tagblatt:





In diesem Haus sind hauptsächlich alleinstehende Männer aus dem afrikanischen Kontintent untergebracht. Um sie kümmern sich die Ehrenamtlichen derzeit auf dreierlei Weise:


1. Café Kontakt


Bis zu 35 Menschen drängeln sich hier, wenn der Raum samstags geöffnet wird, denn sie haben sonst, außer in der Küche, keine Möglichkeit zusammenzukommen.  Eine Ehrenamtliche berichtete, sie sei einfach froh gewesen, Kaffee und Tee für alle zu kochen. Man rede hauptsächlich auf Englisch und es herrsche eine große Herzlichkeit, auch wenn am Anfang wohl etwas Ratlosigkeit geherrscht haben muss. "Wir sind ja auch fremd für sie", erkannten die Helfer schnell. Aber es haben sich bereits einige gute Kontakte entwickelt, es gibt Helfer, die interessierte Asylbewerber auch schon mal mitnehmen in die Stadt oder zum Wandern in den Schwarzwald.

Das nächste Treffen der Café Kontakt-Gruppe findet am Montag, 15. Dezember, um 20 Uhr im Melanchthonhaus der Friedenskirche in Oos (Königsberger Straße 15) statt.



2. Sprachkurse


Es gibt zur Zeit Kurse im Pfarrheim von St. Bernhard, die von acht Freiwlligen betreut werden. Das ermöglich Klein- und Kleinstgruppen.

Grundkurse finden auch in der Westlichen Industriestraße statt. Hier leben zum Beispiel viele Männer als Eritrea, für die sich eine Muttersprachlerin als Dolmetscherin angeboten hat. Auch eine Frau aus Kamerun hilft gerne mit ihrer Heimatsprache aus. Für die meisten der Sprachkurse werden aber grundsätzlich Englisch oder Französisch benötigt.

Desweiteren sollen demnächst Kurse im neuen katholischen Gemeindehaus am Marktplatz angeboten werden.

"Es werden dringend weitere Helfer gebraucht, vor allem bei den Neuen ist der Bedarf groß. Jeder weiß, dass Integration ohne Deutschkenntnisse nur schlecht möglich ist." Didaktik-Kenntnisse sind nicht erforderlich. Man fängt einfach an, manchmal mit Händen und Füßen.

Aber es gibt auch immer wieder etwas zum Schmunzeln, etwa wenn zum Beispiel ein Asylbewerber ganz dringend wissen will, wie man "ich will dich wiedersehen" als sms auf Deutsch schreibt...

Das nächste Treffen der Sprachkurs-Gruppe findet am Mittwoch, 10. Dezember, um 15  Uhr im neuen katholischen Gemeindehaus am Marktplatz statt.


3. Begrüßungsguppe


Die Begrüßungsgruppe kümmert sich um die nötigen Amtsgänge der Neuankömmlinge. In der Regel werde man vom Sozialarbeiter verständigt, wenn eine neue Gruppe eingetroffen ist. Es habe sich als günstig herausgestellt, die "Neuen" erst einmal ein, zwei Tage zur Ruhe kommen zu lassen, ehe man mit ihnen zum Einwohnermeldeamt und zum Ausländeramt marschiere.
Nach dem anstrengenden Amtsgang gibt es Kaffee und Kuchen für alle, und erste Gespräche bahnen sich an. Rainer Boy: "Ich erkläre ihnen dann, wer wir sind, warum wir hier sind und uns um sie kümmern wollen, und dass wir hoffen, dass sie heimisch werden."
Eine Begrüßung sei für viele traumatisierte Flüchtlinge, die ihre Heimat ohne Abschiedsritual verlassen mussten, extrem wichtig.Viele verstünden auch im ersten Anlauf gar nicht, was die vielen freundlichen Deutschen von ihnen wollen. Dass sie einfach nur helfen wollen, scheint manchen un-glaublich.


Was gebraucht wird


"Es ist nicht so, dass die Asylberwerber nackt zu uns kommen", relativierte Rainer Boy die Hilfsangebote, die sich sofort in der Runde breit machten.

Kleiderspenden müsse man also nicht sammeln. Damit sich die Flüchtlinge mit neuen Sachen oder zum Beispiel einem Wintermantel eindecken können, reiche es, ihnen zu zeigen, dass es beim Roten Kreuz am Schweigrother Platz eine Kleiderkammer gibt, oder dass sie auch sehr günstig im Diakonieladen in der Bertholdstraße einkaufen können. Ihnen stehen übrigens pro Person ca. 360 Euro im Monat zur Verfügung, dieser Satz ist dem für Hartz-IV-Empfänger angeglichen.

Stadtrundgang. Die Aylbewerber freuen sich, wenn ihnen jemand die Stadt zeigt.

Begrüßungsmappe: Zwar bekommen die Asylbewerber wie jeder Neubürger der Stadt eine Mappe mit Stadtplan und zum Beispiel einem Busticket, das für eine Woche gilt und entsprechend sinnvoll eingesetzt werden sollte. Wünschenswert wäre es aus der Sicht der Ehrenamtlichen, wenn sie den Neuankömmlingen einen Brief überreichen könnten, in dem man ihnen mitteilt, in welch einer schönen Sadt sie gelandet sind. "Sie wissen ja oft gar nicht, wo sie sind."

Fahrräder sind für die Mobilität gerade in der abgelegenen Westlichen Industriestraße wichtig. Eine dafür erforderliche Fahrradwerkstatt wird allerdings erst demnächst eingerichtet. => KLICK

Fernseher: Manche Flüchtlinge besitzen zwar ein eigenes Gerät, von den anderen aber wird ein gemeinsamer Fernsehraum gewünscht.

Internet. Ein Internet-Cafe wird sehr gewünscht. Hier erklärte sich ein Interessent spontan bereit, bei der Einrichtung von W-Lan zu helfen und auch Laptops zur Verfügung zu stellen. Die Stadt müsste allerdings für die nötigen (V-)DSL Anschlüsse für die Standorte sorgen. Aktualisierung: Dies lehnt die Stadt leider mit Hinweis auf Ungleichbehandlung mit anderen Sozialhilfeempfängern ab.

Bus: Wünschenswert fanden die Anwesenden auch, wenn die Asylbewerber eine Ermäßigung für den Bus bekommen könnten. Leider sieht die Stadtverwaltung dafür keine Möglichkeit, da die Flüchtlinge finanziell Hartz-IV-Empfängern gleichgestellt sind, die ebenfalls keine Beförderungsermäßigungen erhalten.

Spiele sind in der Unterkunft nicht vorhanden.

Bücher. Gut angenommen wird von den Asylbewerbern, wenn man sie in die Stadt mitnimmt und ihnen zeigt, wo sich die Stadtbibliothek befindet und wie die Ausleihe funktioniert.

Kinder: Das Mütterzentrum überlegt, eine "sprachlose Krabbelgruppe" anzubieten.

Vereine. Kostenose Mitgliedschaften in Sport- und Musikvereinen werden als sehr sinnvoll angesehen.

Arbeiten: Flüchtlinge dürfen nach den neuen gesetzlichen Vorgaben bereits nach drei Monaten arbeiten. Die Agentur für Arbeit bemüht sich, von Anfang an auch die beruflichen Qualifikation der Flüchtlinge zu erfassen. Praktika in Betrieben werden gern angenommen. Betriebe können sich bei der Agentur für Arbeit melden.
Andere Tätigkeiten sind ebenfalls erlaubt, müssen ganz normal für Steuer und Sozialversicherung angemeldet werden.
Gegenseitige Nachbarschaftshilfe ist immer und überall möglich, ebenfalls die Möglicheit von 400-Euro-Jobs.
Ehrenamtliche Tätigkeit ist über die Kirche versichert.
Wichtig ist vielen Asylbewerbern, etwas Sinnvolles tun zu dürfen. Gerade für Menschen, die Traumatisches durchgemacht haben, gibt es nichts Schlimmeres, als untätig herumsitzen zu müssen.

Wohnraum: Die Stadt sucht händeringend Räumlichkeiten nicht nur für die Sammelunterkünfte, sondern auch normalen, bezahlbaren Wohnraum für die Zeit nach dem Asylverfahren. "Die Stadt zahlt pünktlich," sagt Bürgermeister Michael Geggus, "und die Wohnungen werden bei Auszug zuverlässig  renoviert." Ziel ist es, die Asylbewerber möglichst dezentral unterzubringen.


Neu: Inzwischen hat die evangelische Stadtkirchengemeinde ein Spendenkonto für die Flüchtlingsarbeit eingerichtet. Das Pfarramt stellt für das Finanzamt eine Spendenbescheinigung aus.
Kontonummer „Flüchtlingsarbeit“
bei Sparkasse Baden-Baden Gaggenau
IBAN: 29 66 25 00 30 00 30 04 06 38


Termine

Aktualisierungen finden Sie ständig auf meiner Übersichtsseite Asyl => KLICK





Dienstag, 18. November 2014

Asyl (1)



Zeit und Raum werden knapp:

Jeden Monat kommen 20 neue Asylbewerber






Schon bei der Eröffnung des Neubaus für Asylbewerber in der Westlichen Industriestraße im September wurde klar, dass der Platz nicht ausreicht. Das Haus werde spätestens im März voll sein, hieß es damals.

Inzwischen hat der Gemeindert beschlossen, ab kommendem Jahr das alte Vincentiushaus in der Stadtmitte für 70 Asylbewerber zu öffnen. Im Augenblick sind notwendige Umbaumaßnahmen im Gang.

Aber es werden weitere Standorte benötigt.

Aumatt und Schußbachstraße sind mögliche Örtlichkeiten. Allerdings - Asylbewerber in Wohncontainern in der Schußbachstraße unterbringen? - Zu diesem Thema kocht im Augenblick die Volksseele hoch. Die Bewohner der Straße fühlen sich nicht ausreichend informiert, es kursierte letzte Woche sogar ein anonymer Brief, in dem zwar grundsätzlich die Aufnahme von Asylbewerbern begrüßt wurde, man aber um den Ruf der Straße bangte.

Daraufhin gab es ein Treffen besorgter Anwohner, in dem allerdings deutlich wurde, dass man sich eher über die Informationspolitik des Rathauses ärgerte als über die Tatsache, dass 60 Flüchtlinge in der Straße untergebracht werden sollen.

Dazu ein Bericht auf goodnews4 => KLICK



 
Beim Thema Unterbringung von Asylbewerbern sei gesetzlich keine Bürgerbeteiligung vorgesehen, erklärte mir Bürgermeister Michael Geggus gestern in einem ausführlichen Telefonat. Er findet die vorläufige Information der Bürger/Anwohner ausreichend. In einer repräsentativen Demokratie müsse zuerst der Gemeinderat informiert werden und beschließen, erst dann könne man die Anwohner weiter informieren. 20 neue Asylbewerber müsse er Monat für Monat unterbringen, erklärte Geggus desweiteren. Da könne man nichts hinausschieben. Nach dem Gemeinderatsbeschluss, der für den 24. November vorgesehen ist, würden die Bürger zeitnah am 5. 12. weiter informiert. - Inzwischen haben die Grünen für die kommende Ratssitzung einen Vertagungsantrag zum Thema Schußbach gestellt.

Grundsätzlicher sind die Fragen, die die FPD-Politikerin Irene Ritter in Sachen Asylbewerber an das Rathaus hat und die heute auf goodnews4 veröffentlicht wurden: => KLICK





Abgesehen von der politischen Auseinandersetzung kümmert sich in Baden-Baden ein so genannter runder Tisch um die Thematik Asylbewerber. Die Integrationsbeauftragte des Rathauses, Hanna Panther, koordiniert die verschiedenen Hilfsangebote, und übermorgen, Donnerstag, 20. 11. um 18 Uhr trifft sich im Bonhoeffer-Saal eine Arbeitsgemeinschaft, die aus mehreren Helfer-Gruppen besteht, um unter anderem auch über Verbesserungsmaßahmen zu reden. Wer Asylbewerbern - wie auch immer - helfen will, ist zu dem offenen Treffen herzlich eingeladen. - Ich werde am Freitag darüber berichten.

Wer weitere Fragen zum Thema hat, kann sich direkt an Frau Panther wenden.






Mehr Informationen zum Thema finden Sie auch auf meiner Blog-Seite Asyl => KLICK

Sonntag, 16. November 2014

Konstantin Baum


Menschen in Baden-Baden, heute:

Konstantin Baum


+++ Aktualisierung 7. September 2015: Seit heute ist Konstantin Baum jüngster Master of Wine! Herzlichen Glückwunsch! +++





Mein Mann fragt mich ja oft, mit wem ich es zu tun hatte, wenn ich von einem Interview-Termin nach Hause komme. Diesmal musste ich lachen, denn wie sollte ich ihm erklären, dass es da in Baden-Baden einen jungen Mann gibt, der sich daheim an den Tisch setzt, die Videokamera einschaltet, sich vor laufender Kamera Wein einschenkt, das Glas schwenkt, einen großen Schluck in den Mund nimmt, vernehmlich herumgurgelt, kaut, beißt und dann alles in hohem Bogen ausspuckt?

Und von dem ich auch noch glaube, dass er damit Erfolg haben wird?

Warum?

Weil er weiß, was er tut. Weil er sich mit Haut und Haaren dem Thema Wein verschrieben hat. Oder vielmehr: den besten Weinen der Welt. Oder noch besser: Geheimtipps aus kleinen Weingütern rund um die Welt, die er an Ort und Stelle verkostet, beschreibt, für gut oder sehr gut befindet. Nur die allerbesten - gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis - kommen auf seine Liste und damit in seinen Online-Handel, den er gerade im Begriff ist aufzubauen. Noch gibt es kein Lager, selbst fürs Foto muss er erst ein paar Flaschen im Keller zusammensuchen. Nein, ich darf nicht mitkommen und ihn inmitten seiner Schätze fotografieren. Offenbar genügt die Umgebung nicht seinem Anspruch des Perfekten. Auch sein Büro ist tabu für mich.


Blind vertrauen... 



Wir sitzen oben am stillen Marktplatz von Baden-Baden im kleinen, feinen Empfangsraum des "Hotels am Markt", das seine Frau vor einem halben Jahr in dritter Generation übernommen hat - ein Hotel garni, also nur mit Frühstück, lerne ich. Hier also wird es vorerst keine Kostproben durch Konstantin Baum geben.

Überhaupt ist nicht daran gedacht, dass es irgendwo in Baden-Baden einen Lagerverkauf oder eine Verkostungsstube oder Weinseminare geben wird. Man muss Konstantin Baum, beziehungsweise seinem Urteil, bei der Bestellung also einfach blind vertrauen. Wie soll das gehen? Nun, seine Webseite macht es möglich: => KLICK




Wie kommt man denn als 32jähriger zu so einem komplexen Thema? Waren die Eltern im Weinbau oder in der Gastronomie tätig? Mitnichten. Er ist noch nicht einmal in einer Weingegend aufgewachsen. In Göttingen geboren, verbrachte er Kindheit und Jugend in Bielefeld. Und hatte auch zunächst andere Ziele, die aber von Anfang an hoch gesteckt waren.

"Ich will Hotelmanager werden", beschloss er nach dem Abitur, bewarb sich blind bei den fünf besten Hotels Deutschlands und konnte sofort zwischen zwei der besten Häuser des Landes wählen. Die "Vier-Jahreszeiten" in Hamburg hätten ihm von der Stadt her gut gefallen, aber das Renommee des "Brenners" gab den Ausschlag, nach Baden-Baden zu ziehen. Hier stimmte von Anbeginn die Chemie, er wurde gefördert - und prompt 2005 zum besten Restaurantfachmann Deutschlands gekürt.

Zu diesem Zeit aber war er bereits rettungslos dem Wein verfallen. Nein, nicht was Sie jetzt denken! Er merkte einfach, dass ihn das Thema Wein viel mehr interessierte als das Hotelfach an sich.


Ein neues Ziel



Folgerichtig wurden die Koffer gepackt. Ein zwei-Sterne-Restaurant in Dublin wurde angesteuert, und dort eröffnete sich ihm als Sommelier die Möglichkeit, Weine zu probieren, die er sich selbst nie hätte leisten können. Stars und Sternchen gingen in dem Restaurant ein und aus. Konstantin Baum gefiel es, zum Beispiel Bono zu seinen Stammgästen zu zählen. Aber es wurde ihm auch klar, dass er nicht sein Leben lang im Restaurant tätig sein wollte. Handel - das war sein neues Ziel.

Und schon lag folgerichtig die nächste Station ganz klar vor ihm: 2007 bis 2010 Studium der internationalen Weinwirtschaft an der Hochschule in Geisenheim

Hier ein Artikel in der "Zeit" über die Universität => KLICK

Da man für das Studium Parxiserfahrung brauchte, reiste er vorher durch die Welt. Südostasien, Australien, dann Praktikum auf einem Weingut in Neuseeland. "Mit dem Trecker durch die Weinberge." Noch heute leuchten seine Augen, wenn er davon erzählt.





Wie macht man Wein, was steckt dahinter? Diese Fragen trieben ihn um. In Geisenheim war er da an der richtigen Adresse - und er begann, Kontakte zu knüpfen, die er auch heute noch pflegt.

Zeitgleich wieder ein Ruck in die richtige Richtung: Nebenjob bei einem Master of Wine, Markus Del Monego (mehr über diesen Weinkenner erfahren Sie bei Wikipedia => KLICK)

Bei diesem Experten durfte Konstantin Baum als Verkoster mitarbeiten, und er merkte schnell: "Das liegt mir. Das macht mich glücklich."

Sie ahnen es - schon stand das nächste Etappenziel fest: Das Erklimmen des Olymps des Weines, der Masters of Wine! (Dazu Wikipedia => KLICK) Der Titel wird seit den 50er Jahren nach sehr harter Auslese vergeben, zurzeit gibt es rund 320 Master of Wine - weltweit.

Die Krönung also.

War er dafür nicht etwas jung?

Konstantin Baum winkt ab. "Wenn ich etwas machen wollte, dann habe ich es gemacht."

Es war ihm klar, dass es schwer werden würde, sehr schwer: Durchfallquote 90 Prozent.

Um es sich etwas leichter zu machen, zog er nach London, obwohl es sich beim Master of Wine im Wesentlichen um ein Fernstudium handelt. Der Vorteil des Umzugs lag auf der Hand: Während er sich sein Studium als Business Develop Manager in einem Wein-Unternehmen verdiente, hatte er zugleich vor Ort die Möglichkeit, mit anderen Studenten auch neben den Pflichtseminaren zusammen Weine zu verkosten und diese zu besprechen und sich so auf die Prüfungen vorzubereiten, in denen es gilt, bei Blindverkostungen Art und Lage des unbekannten Weines, Ausbauart, Alkoholgehalt und Restzucker etc...  herauszuschmecken.


Das erste Glas nach dem Frühstück



Schon morgens ging es los. "Zähneputzen bitte vor dem Frühstück", lautete eine Devise, denn Zahnpasta lähmt die Geschmacksknopsen. Und die sind morgens am schärfsten, deshalb wurden ab 8 Uhr morgens die Gläser gefüllt. - Aber natürlich wird nicht getrunken, sondern nur im Mund bewegt und dann ausgespuckt.

"Wer den Wein trinkt, der hat schnell ein Problem", wischt Konstantin Baum meine Schreckensvisionen vom Schoppen am Morgen vom Tisch.

Mittlerweile ist Konstantin Baum mit dem Gröbsten durch. Praktische Prüfung: Bestanden. Theorie: Bestanden. Fehlt nur noch die Dissertation. An der sitzt er gerade. Aber er ist, wie es sich für ihn gehört, zuversichtlich: "2015 werde ich wohl jüngster Master of Wine Deutschlands sein."

Und dann?

Startet er durch.

Als was?

Wein-Kommunikator trifft es wohl am ehesten. "Ich will über Weine sprechen, will zeigen, was hinter den Weinen steckt", ist sein Anliegen.

Hier ein erstes Video - über den deutschesten aller Weine, den Riesling - übrigens sogar von einem Weingut in Baden-Baden... Knapp zehn Minuten pralles Wissen, charmant vorgetragen (und gekonnt gespuckt). Prost! Beziehungsweise => KLICK





Vor einem halben Jahr ist er mit seiner Frau zurück nach Baden-Baden gezogen, aber für seine Weinerlebnisse spielt der Wohnort keine Rolle, denn er ist international aufgestellt. "Try and error" wird sein Prinzip sein, er wird viel reisen und die Weine dort besuchen, wo sie wachsen und verarbeitet werden, und er wird seinem online-Publikum erzählen, wer dahinter steckt. Mit Videos, Fotos und Blog-Einträgen will er seine Erkenntnisse anderen Weinfreunden mitteilen, und diese Weinfreunde sollen nach Möglichkeit dann so viel Lust auf diese Tropfen bekommen, dass sie sie über ihn ordern.

"Ich vertreibe keine Weine, die man im sonstigen online-Handel oder im Kaufhaus beziehen kann", sagt er gleich. Es werden besondere Weine sein, von kleinen Produzenten. "Ich will für Menschen, die sich für Wein interessieren, der Entdecker sein." So freut er sich darauf, neue Winzer in aller Welt zu entdecken. "Das macht mir Spaß, und deshalb bin ich gut." Mehr Selbstbewusstein geht nicht!

Und wie soll man auf ihn und seinen Blog aufmerksam werden?

Er wird Kolummnen in Zeitschriften und Firmenplattformen schreiben. Hier sein erster Blog-Eintrag:
=> KLICK




Mir fällt der Urlaubswein ein - unter südlicher Himmel schmeckt er traumhaft, man packt sich einen Karton ins Auto und daheim zieht es einem beim ersten Schluck die Schuhe aus. Kann das einem Fachmann auch passieren?

Er lacht. "Nein", sagt er. "Im Glas ist ja immer derselbe Wein. Aber wenn Sie in Urlaubsstimmung sind, dann spielt das bei Ihrem Empfinden eine große Rolle. Ich hingegen muss alle Nebenfaktoren ausblenden, ich konzentriere mich rein auf das, was im Glas ist. Und das verändert sich nicht, egal, wo Sie es trinken."


Was trinkt der Meister privat?



Und was trinkt ein künftiger Master of Wine abends nach all dem trockenen Verkosten und Spucken persönlich am liebsten? Endlich mal einen richtigen Wein?

Natürlich tue er das auch, antwortet er vage, "aber nicht jeden Tag. Es gibt auch mal Wochen oder einen Monat, in denen ich gar nichts trinke." Das sei wichtig, um den Geschmack nicht zu verlieren. Aber Bier, das schenkt er sich schon mal gerne ein. Tannenzäpfle am liebsten, um endlich mal einen Namen zu nennen.

Von welcher Preiskatgorie sprechen wir denn bei seinem Wein-Sortiment?

Im Schnitt werden es wohl Weine um die zehn Euro sein. Wobei man natürlich auch Glück haben und einen guten Wein für fünf Euro finden kann - genauso wie es natürlich auch Weine im oberen Preissegment geben wird.

Und wie gefällt es dem Weltenbummler in Baden-Baden?

Die Stadt hat ihm ja schon während der Ausbildung gut gefallen. Heute findet er Baden-Baden "aufgeräumt und schön". Er schätzt das kulturelle Angebot und die Nähe zu den Weinbaugebieten in Italien und Frankreich. Außerdem ist ja ein Teil seiner Familie hier verwurzelt.

Gibt es etwas, was er sich für Baden-Baden wünscht?

Die abendliche Szene für jüngere Menschen findet er ausbaufähig. Und eine richtig gute Weinbar fehlt ihm hier.

Wir sind am Ende des Gesprächs, und ich kann es nicht lassen, noch ein bisschen herumzustochern in diesem vorbildichen Lebenslauf ohne Kratzer und Ecken. Gibt es denn gar nichts, das bei ihm schief gelaufen ist?

Doch, gesteht er schließlich. Der erste Wein, den er seinen Eltern sehr stolz präsentierte, fiel bei seiner Mutter unten durch. "Zu trocken, zu sauer", lautete ihr Urteil, das ihn kurz fassungslos gemacht hat. Aber inzwischen hat er natürlich eine zweite Chance bekommen.





In einem Gastbeitrag auf meinem Blog hat er im Juli 2015 ein heißes Eisen angefasst => KLICK

Mehr Geschichten über Menschen in Baden-Baden finden Sie hier => KLICK





Donnerstag, 13. November 2014

Unser Augustaplatz (8)


Stadt verspricht Initiative Augustaplatz gemeinsames Vorgehen

Wir haben unser Ziel erreicht



Hier ein Bericht von goodnews4 über das vierte Treffen der Initiave Bürgerbeteiligung Augustaplatz => KLICK





 
Ziel erreicht!, können wir von der Initiative Bürgerbeteiligung Augustaplatz mit Fug und Recht behaupten. Denn Erster Bürgermeister Werner Hirth hatte gestern bei seinem Besuch unseres vierten Treffens im Kurhaus gute Nachrichten im Gepäck: „Entwürfe sind veränderbar“, sagte er mit Blick auf den umstrittenen Siegerentwurf zur Umgestaltung des Platzes und „so weit sind wir gar nicht voneinander entfernt“.

Namens der Stadt fand er die Anregungen der Initiative „sehr wertvoll für die weitere Planungsentwicklung“, auch wenn die Umgestaltung nun nicht in allernächster Zeit vollzogen werde, sondern erst nach dem dringend notwendigen Umbau des Leopoldsplatzes 2018 in Angriff genommen werden könne.

Die Öffnung der Fläche, Veränderung der Grundgestaltung und Fragen der Fußgängersicherheit fanden bei ihm offene Ohren. Vor allem auch das Thema Wasser werde auf dem neuen Platz einen wesentlichen Teil ausmachen. Einer Meinung war man sich, dass der jetzige Kiosk so, wie er jetzt dasteht, nicht bleiben könne. 

Hirth versicherte, dass unsere Vorschläge und die vorgelegten, von Michael Fähndrich ausgearbeiteten Pläne nicht in der Schublade verschwinden werden, sondern dass man seitens der Verwaltung auf jeden Fall im Dialog bleiben will. „Eine gemeinsame Lösung ist auch unser Ziel“, sagte er. Von der Errichtung des großen Gebäudes neben dem Gagarin werde auf jeden Fall Abstand genommen.

Auf dieser Grundlage hat die Initiative gestern den bisherigen Forderungskatalog mit zwei neuen Punkten ergänzt:

1.) Man möge seitens der Verwaltung nicht erst im Jahr 2018 mit der Gesamtplanung für den Platz beginnen, sondern diese bereits 2016 vorlegen.

2.) In der Zwischenzeit, möglichst ab Frühjahr nächsten Jahres, soll der Augustaplatz mit folgenden Sofortmaßnahmen verschönert werden:

  1. Die Kette vor dem Standesamt /Palais Gagarin soll möglichst umgehend entfernt werden.
  2. Das Gestrüpp um die Becken herum soll entfernt und durch eine ansprechendere Bepflanzung ersetzt werden.
  3. Der vorhandene Kiosk soll bis zum Beginn der Umbaumaßnahmen wieder geöffnet, d. h. befristet kostengünstig verpachtet werden. Wünschenswert wäre zumindest eine Verkaufsstelle für Zeitungen und eine moderate Bewirtungsmöglichkeit, möglichst mit Bestuhlung.
  4. Die Fußgängersicherheit in der Lichtentaler Straße soll gerade im Bereich der Bushaltebuchten verbessert werden.
  5. An der Platzseite soll ein neuer, provisorischer Gehweg aufgezeichnet werden, ohne dass bauliche Maßnahmen nötig werden.

Da inzwischen im Gespräch ist, gleichzeitig mit der Umgestaltung des Platzes auch die Lichtentaler Straße bis zum Bertholdplatz zu verbessern, wurden außerdem noch die Anregungen der Anwohner und Geschäftsleute aufgenommen, die sich

a) schönere Straßenlaternen sowie
b) Pflanzkübel und
c) die Pflanzung von Bäumen wünschten.

Die Einzelhändler gaben sich allerdings bescheiden: „Ein wenig Kosmetik macht viel aus“, meinten sie. Viel wichtiger als bauliche Maßnahmen fänden sie es allerdings, den trostlosen Leerstand in ihrer Straße zu beseitigen, der die Mietpreise drücke und damit einhergehend Auswirkungen auf das qualitative Niveau der ganzen Straße habe.

Als nächstes werde ich nun als Sprecherin der Initiative am Montag, 24. November, um 17 Uhr die Bürgerfragestunde des Gemeinderats nutzen, um Oberbürgermeisterin Margret Mergen und Herrn Hirth stellvertretend für die Verwaltung sowie allen Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats unsere Forderungen und die Pläne zu überreichen. Über Unterstützung seitenes der Initiative würde ich mich sehr freuen.

Die Kette vor dem Palais Gagarin könnte sofort entfernt werden. Die Poller als Hindernis für eventuelle Wildparker stehen lassen:




Der hässliche Kiosk sollte vor seinem Abriss befristet wieder geöffnet werden, wenn möglich mit kleiner Bestuhlung (Kaffeeausschank). Vor allem wenn der Leopoldsplatz umgebaut wird, werden die Touristen diese Anlaufstelle benötigen!




Und - Wasserspiele (zum Beispiel vor dem Palais Gagarin) hin oder her - das viel fotografierte Wahrzeichen der Stadt, die Fontäne im Augustasee, MUSS erhalten weden.


Mehr über den Umbau des Augustaplatzes und zu den Forderungen der Initiative finden Sie hier => KLICK





Mittwoch, 12. November 2014

Unser Augustaplatz 7






Treffen zur Umgestaltung Augustaplatz

Heute nimmt die Stadt Stellung 










Heute, Mittwoch, 12. November um 19 Uhr findet die nächste Versammlung der Initiative "Bürgerbeteiligung Umgestaltung Augustaplatz" im Kurhaus, Goumet-Saal, statt.

Erster Bürgermeister Werner Hirth wird zu Beginn der Versammlung eine wichtige Erklärung der Stadt abgeben! Da er anschließend einen weiteren Termin wahrnehmen muss, bitte ich dringend darum, möglichst ein paar Minuten vor 19 Uhr zu erscheinen. Die Versammlung beginnt pünktlich!



Inzwischen hat die neue Oberbürgermeisterin Margret Mergen signalisiert, dass zunächst dem Umbau des Leopoldsplatzes größere Priorität eingeräumt werden muss und die Umgestaltung des Augustaplatzes daher voraussichtlich auf das Jahr 2018 verschoben werden soll.


Aus diesem Grund wollen wir auf Grundlage unserer bisherigen Forderungen eine Prioritätenliste darüber erstellen, welche Sofortmaßnahmen zur Verschönerung des Augustaplatzes für die Zwischenzeit ganz konkret wünschenswert wären. Auch unser  Thema "Sicherheit der Fußgänger auf der Lichtentaler Straße" soll noch einmal aufgegriffen werden.


Da ferner im Gespräch ist, die Umgestaltung über den Augustaplatz hinaus auf die Lichtentaler Straße bis zum Bertholdplatz auszuweiten, sind ausdrücklich auch alle Anwohner und Geschäftsleute aus der Lichtentaler Straße herzlich eingeladen, sich der Initiative anzuschließen und heute über mögliche Verschönerungsmaßnahmen vor ihrer Haustür nachzudenken und zu diskutieren.



Bitte informieren Sie möglichst viele Anwohner und Geschäftsleute und bringen Sie gerne auch weitere interessierte Bürger mit! Gerade die Aussage von Herrn Hirth dürfte für uns alle interessant sein. Ich wollte unbedingt, das er persönlich mit Ihnen spricht. 





Forderungen der Initiative

„Bürgerbeteiligung Augustaplatz“



  • Der See mit der Fontäne soll bleiben.
  • Kein neues Gebäude neben dem Palais Gagarin.
  • Die Lichtentaler Straße soll verkehrsberuhigt oder zur 20 km/h-Zone nach dem Vorbild von Bühl umgewandelt werden. Die Sicherheit der Fußgänger beim Überqueren der Straße soll verbessert werden, falls machbar mit zusätzlichen Zebrastreifen (oder „shared spaces“?)
  • Der vorhandene Kiosk soll erneuert und einer anderen Nutzung zugeführt werden, z.B. als Café, zusätzlich als Pausenraum für Busfahrer und eventuell als Touristinformation mit Fahrkartenverkauf. Vorstellbar wäre eine Gestaltung ähnlich wie bei den Kurhauskolonnaden. Beim Ausbau ist auf Behindertenfreundlichkeit und Barrierefreiheit zu achten
  • Entlang der Lichtentaler Straße soll auf der Platzseite ein Gehweg entstehen.
  • Der Platz soll zur Lichtentaler Straße geöffnet werden, indem das Gestrüpp entfernt wird, eventuell könnte eine Platanenallee gepflanzt werden
  • Vor dem Palais Gagarin sollen die länglichen Wasserbecken entfernt werden, damit der Wochenmarkt mehr Platz gewinnt. Eventuell sind die gemauerten Becken durch bodengleiche Wasserspiele zu ersetzen, die man bei Bedarf abstellen kann.
  • Der gepflasterte Stern mit den Kilometerangaben soll erhalten bleiben.
  • Der öffentliche Nahverkehr soll gestärkt werden; da der Platz der zweitwichtigste Umsteigepunkt der Stadt ist, sollen die Busspuren auf der Platzseite erhalten bleiben.
  • Die Möblierung des Platzes soll geändert werden: Statt der schwarzen runden Poller sollen Bänke aufgestellt werden.
  • Der große Baum vor dem Medici soll erhalten bleiben.
  • Es soll für ein ausgeglichenes Verhältnis von Wasser, Pflasterfläche und Grün gesorgt werden.
  • Die Andienung des Kongresshauses sollte verbessert werden, die Fläche zwischen Stadtkirche und Seitenflügel des Kongresshauses sollte statt des Kopfsteinpflasters Flüsterasphalt erhalten.

Diese Liste kann heute gerne ergänzt, bzw. nach Prioritäten geordnet werden.



Gerade die Sicherheit der Fußgänger war in den vergangenen Treffen immer wieder angesprochen worden, da der vorhandene Zebrastreifen ungünstig liegt und nicht angenommen wird. Vor allem im Bereich der Bushaltespuren fehlt eine sichere Überquerung. Hie ein paar Beispielfotos:















Die Lichtentaler Straße: Verbesserungswürdig. Ein paar Bäume könnten schon Wunder bewirken....





Und die Kette vorm Rizzi/Standesamt könnte auch weg: