Mittwoch, 4. Juni 2025

Bürgerentscheid Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt

 

Lassen Sie sich nicht verwirren

Es geht nicht um Standort Balg 

 

Zum Bürgerentscheid um das Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt am 29. Juni 2025 kursieren verwirrende Aussagen. Deshalb hier eine Klarstellung:  

Nur um diese Frage geht es am 29. Juni: „Sind Sie dafür, dass die am 25.11.2024 vom Gemeinderat gefassten Beschlüsse 1, 3 und 9 unter Tagesordnungspunkt 7 aufgehoben werden und die Stadt Baden-Baden dem Bau eines neuen Zentralklinikums nur unter der Maßgabe zustimmt, dass Baden-Baden dessen Standort ist?“

Das neue Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt ist direkt an der Stadtgrenze von Baden-Baden geplant. Im Bürgerentscheid geht es NICHT um den Standort Balg, sondern darum, die gesamte lange Planungsphase noch einmal aufzurollen. 

Und darauf gibt es nur eine vernünftige Antwort: NEIN. 

Lassen Sie sich bitte nicht verwirren!

 


 

Mehr Informationen gibt es hier: 

Alles zur Wahl (Quelle: Stadtverwaltung) =>  https://www.baden-baden.de/stadtportrait/aktuelles/wahlen/buergerentscheid-klinikum-baden-baden-rastatt/

Was warum geplant ist (Quelle: Klinikum Mittelbaden) =>  https://www.klinikum-mittelbaden.de/zukunftkmb/

 

 

 

 

 

 


Mittwoch, 28. Mai 2025

Bürgerentscheid Zentralklinikum

 

„JA“ oder „NEIN“ beim Bürgerbegehren?

Um das geht es am 29. Juni 2025 wirklich


Der Sachverhalt zum Bürgerbegehren Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt am 29. Juni 2025 hört sich kompliziert an. Ich will versuchen, mit einfachen Worten so objektiv wie möglich zu erklären, um was es wirklich geht.




Dabei setze ich voraus, dass die Vorgeschichte bekannt ist. Ganz kurz: Stadt und Landkreis haben seit mehr als 20 Jahren eine gemeinsame Trägerschaft für die Krankenhäuser in Mittelbaden, weil keine der Kliniken für sich alleine wirtschaftlich ist. Vor einigen Jahren hat man sich entschlossen, diese Häuser zu einem Zentralklinikum zusammenzuführen. Ziel: Bestmögliche medizinische Versorgung von Mittelbaden und wirtschaftlichste Lösung. Einzelheiten wie Beteiligungsverhältnisse, Kriterien der Standortsuche etc lasse ich hier mal weg. Das kann man alles hier nachlesen =>

https://www.baden-baden.de/stadtportrait/aktuelles/nachrichtenbereich/themen/klinikum-baden-baden-rastatt/allgemeines-faq/

Am 25. November 2024 gab es hierzu einen mehrheitlichen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats Baden-Baden (26 Ja-Stimmen, 12 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung), nachzulesen hier => https://baden-baden.gremien.info/meeting?id=ni_2024-GR-256

Wichtig auch: Den gleichen Grundsatzbeschluss hat einen Tag später der Kreistag des Landkreises Rastatt beschlossen.

Hier die Einzelheiten, um die es geht:

Beschlussvorschlag

1. Dem Bau des Klinikums Baden-Baden/Rastatt auf dem Grundstück „Am Münchfeld-

see“ in Rastatt wird zugestimmt.

3. Dem Entwurf des Gesellschaftsvertrags der Errichtungs- und Betriebsgesellschaft

Klinikum Baden-Baden / Rastatt wird zugestimmt. Die Verwaltung wird mit der Um-

setzung beauftragt.

9. Der Vertreter in der Gesellschafterversammlung wird beauftragt und ermächtigt,

die für die Umsetzung der o.g. Entscheidungen in der Klinikum Mittelbaden gGmbH

erforderlichen Beschlüsse herbeizuführen.

Gegen diese drei türkis gekennzeichneten Punkte des Beschlusses richtet sich nun das Bürgerbegehren, über das am 29. Juni 2025 abgestimmt werden soll.

Der Text des Bürgerbegehrens lautet:


„Sind Sie dafür, dass die am 25. 11. 2024 vom Gemeinderat gefassten Beschlüsse 1, 3 und 9 unter TOP 7 aufgehoben werden und die Stadt Baden-Baden dem Bau eines neuen Zentralklinikums nur unter der Maßgabe zustimmt, dass Baden-Baden dessen Standort ist?“


Es geht also nicht darum, abzustimmen, ob das Klinikum in Baden-Baden oder in Rastatt gebaut wird, sondern lediglich darum, dass die Stadt Baden-Baden in Nachverhandlungen mit dem Landkreis eintreten und fordern soll, dass das Klinikum in Baden-Baden gebaut wird. (Anmerkung: Die Initiatoren sagen zwar, dass damit der Standort in Balg gemeint ist, das steht so aber nicht im Bürgerbegehren!)

Welche Konsequenzen hätte ein JA?

In der Podiumsdiskussion der Badischen Neuesten Nachrichten am 27. Mai 2025 im Rantastic stellte Landrat Christian Dusch hierzu klar, dass er an den ursprünglichen Beschluss des Kreistags gebunden ist. Er kann also gar nicht nachverhandeln. Würde das Bürgerbegehren eine Mehrheit finden, bestünde die Gefahr, dass der Klinikverband aufgelöst würde und es zu einem Planungsstillstand käme. „Wenn es keine Einigung gibt, bleibt alles, wie es ist.“

Würde Baden-Baden dann eine eigene Klinik bauen und betreiben wollen, müsste diese laut Klinikdirektor Thomas Iber dem gesetzlichen Versorgungsauftrag gerecht werden, also eine Vollversorgung anbieten. Die ist aber bei der heutigen Haushaltslage der Stadt nicht bezahlbar. (Schon jetzt kostet der Erhalt des Klinikums Balg die Stadt jährlich sechs Millionen Euro.) Die Fantasie der Initiatoren des Bürgerbegehrens, Stadt und Kreis könnten das Zentralklinikum dann eben gemeinsam in Baden-Baden/Balg neu- bzw. umbauen, erwies sich in der Podiumsdiskussion als nicht realisierbar. „Der Landkreis wird nicht zustimmen“, sagt Landrat Dusch klipp und klar. „Es gibt keinen Plan B.“

Ein Stillstand hätte also für die Gesundheitsversorgung in Baden-Baden schwerwiegende Folgen. Klinikdirektor Thomas Iber sagte voraus, dass in diesem Fall auch mit einer Abwanderung von Ärzten und Fachpersonal zu rechnen ist. „Junge Kollegen suchen sich die attraktiveren Arbeitsplätze aus.“

Welche Konsequenzen hätte ein „NEIN“?

Für den Fall, dass die Mehrheit beim Bürgerentscheid mit „Nein“ stimmt, versprach Matthias Hirsch seitens der Bürgerinitiative, das Votum zu akzeptieren.

 

 

Zu guter Letzt eine Bitte: Gehen Sie am 29. Juni zur Wahl. Stimmen Sie ab. Bürgerbegehren sind ein wertvolles Instrument einer funktionierenden Demokratie. Eine hohe Wahlbeteiligung - egal mit welchem Ergebnis - gibt den Politikern ein starkes Votum, sich für die Interessen der Mehrheit einzusetzen.







Freitag, 16. Mai 2025

Richard Pousette-Dart

 

Richard Pousette-Dart

und der Zauber des Lichts


Amerikanische Nachkriegsmoderne, abstrakter Expressionismus – da fallen einem Kunstfreund spontan große Namen ein wie Adolph Gottlieb, Barnett Newman, Willem de Koonig, Mark Rothko oder Jackson Pollock. Wilde Kerle, trinkfest bis zum Exzess, tragische Schicksale, und bei jedem hat man „dieses eine Bild“ im Kopf. Und dann gab es da noch ihren Weggefährten Richard Pousette-Dart (1916 bis 1992). Er war der Introvertierte aus gutem Haus (sein Großvater Silberschmied, die Mutter Schriftstellerin und Aktivistin für die Gleichberechtigung, der Vater selber Künstler) Er war der Außenseiter, trank nicht, war Vegetarier und Pazifist, also im Gegensatz zu den anderen geradezu ein Langweiler, der unbeirrt nur seiner Kunst frönte und Werke schuf, bei denen einem der Atem stockt. Der dem Wirbel von New York City entfloh und sich zum Arbeiten aufs Land zurückzog. Der unbeirrt seiner unbezähmbaren Experimentierfreude folgte, und lebenslang der emotionalen Wirkung des Lichts erlag: „Licht als Schimmer und Glanz, Licht als schillernd irisierende Reflexion, sowie Licht als strahlende Kraft, die mit der Freisetzung grenzenloser Energie verbunden ist“, so das Zitat aus der Presseerklärung des Burda-Museums, das dem Künstler ab 17. Mai einen ganzen Sommer lang den roten Teppich ausrollt und ihm eine prächtige Bühne bereitet. „Poesie des Lichts“ ist folgerichtig der Name der Ausstellung, und es mag (k)ein Zufall sein, dass die feierliche Eröffnung ausgerechnet am 16. Mai erfolgte, dem weltweiten „Tag des Lichts“.

 


137 Leihgaben aus 17 internationalen Sammlungen haben der künstlerische Direktor des Burda-Museums, Kurator Dr. Danile Zamani, und der Direktor der Richard Pusette-Dart Foundation, Charles H. Duncan für die Ausstellung zusammengetragen, und sie sind mit dem Ergebnis zufrieden, richtig zu zufrieden. Das dürfen sie auch. 

 

  

Schon beim Betreten des Museums wird dem Besucher klar, dass die Retrospektive dieses Künstlers etwas ganz Außergewöhnliches ist: Statt des üblichen strahlenden Weiß' in offenen, lichten Räumen empfängt uns dunkles Grau in fünf Schattierungen, ähnlich einer altmeisterlichen Schatzkammer. Den unterschiedlichen Phasen des Künstlers sind kleinteilige Räume gewidmet, die vor allem eines fordern: Zeit. Zeit, sich auf den Künstler und seine Werke einzulassen, sie von Nahmen und von Weitem zu betrachten, nachzuspüren, welche Emotionen die Betrachtung dieser Bilder hervorrufen. 

 


 

Nichts wurde „zugedeckt“, auch wenn Pousette-Dart an die 20, 30 Schichten Farbe übereinanderlegte und letztendlich alles andere als „weiße Bilder“ kreierte. 

 


 

Andere Bilder sind gotisch, byzantinisch angehaucht, und seine handgefertigten Messingobjekte überschreiten die Grenze zwischen modernem Schmuck und avantgardistischer Skulptur. 

 


 

Daneben war er auch ein bekannter Fotograf, dessen kunstvolle Portraits von Weggefährten und Familie eigentlich eine eigene Ausstellung in der Ausstellung darstellen. 

 


 




Höhepunkt sind zweifellos die faszinierenden Gemälde im Obergeschoss, die wie ein Blick in den Sternenhimmel sind, der sich über dem gläsernen Dach von Poussette-Darts Atelier erhob. Punkt für Punkt, Stern für Stern, sehen wir schillernd leuchtend das ganze Universum mit all seinen Facetten, verschwommen und doch klar abgegrenzt. Mit ihrem Tiefgang und ihrer gleichzeitig schier unendlichen Ausweitung entwickeln sie eine Tiefe, die den Betrachter regelrecht in das Bild hineinsaugt. Meisterhaft!

 


Die Ausstellung ist bis zum 14. September 2025 zu sehen. (Montag Ruhetag). Eintritt 14 Euro. Es gibt einen Audioguide (Dauer eine Stunde) für 5 Euro. Öffentliche Führungen an Wochenenden um 11 und um 15 Uhr (zusätzlich 4 Euro), sowie jeden ersten Freitag im Monat einen Rundgang mit Dr. Daniel Zamani (für zusätzlich 6 Euro, meine Empfehlung!)

Darüberhinaus werden Themenführungen angeboten. Zum Museumsfest am 20. Juli ist der Eintritt frei.

Der Katalog zur Ausstellung kostet 39 Euro.

Auch ohne Führung und Katalog kommt man übrigens mit den Erklärungen an den Wänden des Museums sehr gut zurecht. 

Weitere Informationen:  https://www.museum-frieder-burda.de/ausstellung






Montag, 14. April 2025

Durlacher Brücke

 Durlacher-Brücke über die Oos

Impressionen einer würdevollen Feier



Es ist geschafft: Seit dem 31. März 2025 hat Baden-Baden eine Gerhard-Durlacher-Brücke.

 


 

Danke an alle Beteiligten, die das Projekt unbeirrt vorangetrieben haben, allen voran Angelika Schindler von der Arbeitsgemeinschaft "Stolpersteine"  und danke an alle Akteure für die würdevolle Umbenennungsfeier im Beisein von Durlachers Witwe Anneke und ihren drei Töchtern.

(Fotos: Werner Henn und Rita Hampp)

 







Mittwoch, 19. März 2025

Gerhard Durlacher

 

Mahnmal, Symbol und Grund zur Freude

Brücke wird nach Gerhard Durlacher benannt


Es ist ein sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus, ein Mahnmal gegen den Holocaust, eine ehrenvolle Erinnerung an einen Mann, der die Grausamkeiten des Konzentrationslagers Auschwitz überlebte und ein Symbol, dass die millionenfachen Opfer der Gräuel des Dritten Reiches niemals vergessen werden: Am Montag, den 31. März 2025, wird die Stadt Baden-Baden um 16 Uhr die bislang „Wilhelmsbrücke“ genannte Überquerung der Oos nahe der Stadtbibliothek und der Trinkhalle dem Holocaust-Überlebenden, Schriftsteller und Soziologen Gerhard L. Durlacher widmen. 




Gerhard L. Durlacher (1928–1996) wuchs in Baden-Baden auf und und erlebte hier als Kind die Anfänge des Dritten Reiches hautnah mit. 1937 flohen seine Eltern mit ihm nach Holland. 1942 wurde die Familie in das holländische Transitlager Westerbork deportiert und 1944 über Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Gerhard Durlacher war einer der wenigen, die das Todeslager überlebten.

Nach der Befreiung kehrte er 17jährig allein nach Holland zurück, wo niemand auf ihn wartete. Er schloss zunächst ein Medizinstudium mit Promotion ab. Im anschließenden Soziologiestudium führten seine Veröffentlichungen rasch zu einem Lehrstuhl.

Über das in den Konzentrationslagern erlittene Leid schwieg er auch gegenüber seiner Familie 40 Jahre lang und verschloss es tief im Inneren. Erst mit fast 60 Jahren wurde es ihm möglich, darüber zu schreiben und das Erlebte mit schockierender Eindringlichkeit und bitterer Präzision in Worte zu fassen, die schmerzliche Einsamkeit des Überlebens in beeindruckender Weise zu vermitteln.


In seinem autobiografischen Buch „Ertrinken“ erzählt er von seiner Kindheit im nationalsozialistischen Baden-Baden. 2018 erschien es als Sonderedition und stand im Mittelpunkt der stadtweiten Aktion „Eine Stadt liest ein Buch.“ Hierzu gibt es eine eigene Webseite, auf der alle Aktionen nachgelesen werden können. =>

https://baden-baden-liest.blogspot.com/

Schon während der Aktion bat das Aktionsbündnis „Baden ist bunt“ eindringlich, man möge die Wilhelmsbrücke nach Durlacher benennen, doch die Bitte wurde abgelehnt.

Immerhin erinnert das Muße-Literaturmuseum der Stadtbibliothek mit einer eigenen Abteilung an Durlacher, der übrigens seit den 1990er Jahren wiederholt zu Lesungen nach Baden-Baden gekommen war, auch wenn ihn dies oftmals Überwindung kostete. Das berichtete kürzlich auch seine Tochter Jessica Durlacher, als sie eine von ihr zusammengestellte Auswahl seiner Schriften mit dem Titel „Die graublaue Strickjacke“ vorstellte.

Am 9. Dezember 2024 beschloss der Gemeinderat der Stadt Baden-Baden, den Wissenschaftler und Autor mit der Umbenennung der Wilhelmsbrücke in Gerhard-Durlacher-Brücke zu würdigen. Angeregt wurde dieser Schritt von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Baden-Baden, dem unermüdlich engagierten Arbeitskreis Stolpersteine Baden-Baden, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Baden-Baden, der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden K.d.ö.R und dem ehemaligen Bündnis "Baden-Baden ist bunt“.

Zum Festakt anlässlich der Brückenbenennung sind alle interessierten Bürger baden-Badens herzlich eingeladen. Auch werden Gerhard Durlachers Töchter und seine Ehefrau eigens aus Holland anreisen. Musikalisch begleitet wird die Feier von Dimitri Kotokov auf der Klarinette.

Im Anschluss sind alle Interessierte zu einem kleinen Umtrunk und Austausch in die Stadtbibliothek eingeladen. Die Besucher werden dort von Boris Komarnitsky auf der Geige, Emil Langbord auf der Bratsche und Tatjana Dichtiar auf dem Cello begrüßt mit dem Trio B-Dur von Schubert (einer der Lieblingskomponisten von Gerhard Durlacher) und dem Bariton Trio Nr. 96 von Joseph Haydn.



Donnerstag, 13. Februar 2025

Yoshitomo Nara im Burda-Museum

 

Kulleraugen mit 

politischem Anspruch

 

Mädchen mit riesigen Kulleraugen bevölkern seit heute das Burda-Museum. Sie scheinen ärgerlich zu sein, andere sind ängstlich, verletzlich, niedlich, meditativ – das macht etwas mit dem Betrachter, denn es sind keineswegs seelenlose Comic-Figuren, sondern sie geben einen intensiven Einblick in die Gefühlswelt ihres Erschaffers, Yoshitomo Nara.

 


Weltbekannt ist der Künstler, seine Werke erzielen auf dem Kunstmarkt Millionen Euro.

Vom 23. November 2024 bis 27. April 2025 zeigt das Museum Frieder Burda in Baden-Baden nun in enger Zusammenarbeit mit der Hayward Gallery in London und dem Guggenheim Museum Bilbao (wo die Ausstellung kürzlich 650 000 Besucher anzog) 127 dieser Werke, die man aus 31 internationalen Sammlungen zusammengetragen hat. Ein Kraftakt in der heutigen Zeit!

 


Zur Eröffnung ist der Künstler persönlich vor Ort, akribisch hat er sich auf diesen Moment vorbereitet. Anhand eines maßstabsgerechten Modells hatte er in seinem Studio die Wirkung seiner Bilder im Burda-Museum getestet, und seit letzten Sonntag setzte er nun diese Ideen direkt vor Ort um. „Die Bilder tanzen regelrecht, sie haben einen Rhythmus, der an Musik erinnert“, schwärmte denn auch der neue künstlerische Leiter des Museums, Daniel Zamani, während der Pressekonferenz. 

 



Zamani hob hervor, dass im Hauptsaal im Erdgeschoss bewusst keine der berühmten „Angry girls“ des Künstlers zu sehen sind, sondern spätere Werke des Künstlers, die nach dem großen Seebeben in Japan am 3. November 2011 entstanden, in dessen Folge ein Tsunami das Kernkraftwerk in Fukushima zerstörte und 22.000 Todesopfer forderte. Seitdem tritt Naras politische Haltung immer deutlicher zutage. Er unterstützt mit seiner leicht verständlichen Bildsprache globale Initiativen, die Anti-Atomkraft-Bewegung und Kampagnen, die auf ökologische Probleme aufmerksam machen.

Politisch engagiert sich Nara aber nicht erst seit 2011, wenngleich dieses Jahr für sein Gesamtwerk einschneidend war. Seine Werke sind aber schon von Beginn an mit seiner ganz persönlichen Geschichte verbunden. Sie erzählen von den einsamen Kindheitstagen in Japan, von der Isolation, die er während seiner Studienzeit in Deutschland erlebte, von seiner politischen Auflehnung und seiner Liebe für Underground, Folk und Rock, für Literatur, Kino und Natur und von der Geschichte der japanischen und europäischen Kunst.

Yoshitomo Nara wurde 1959 in einem Dorf im Norden der Hauptinsel Japans geboren. Die Eltern berufstätig, die Geschwister erheblich älter, fühlte er sich isoliert und einsam und flüchtete in Fantasiewelten, wie Daniel Zamani beim Presserundgang erläuterte. Zeugnis für seine Kindheit legt im Hauptsaal des Museums ein nachgebautes japanisches Holzhaus ab, das der Künstler mit persönlichen Gegenständen (bis hin zum Kitsch – Katzen finden man übrigens immer wieder in seinen Werken) gefüllt hat. Ein Hingucker!

Bereits mit 8 Jahren baute Nara sich ein eigenes Radio und flüchtete in die Welt der Musik. Der nahegelegene amerikanische US-Forces-Stützpunkt brachte ihm Antikriegsbotschaften nahe, und er begann zu zeichnen, und das Zeichnen ist bis heute seine Lieblingsbeschäftigung neben der Malerei und der Bildhauerei, wie er den anwesenden Journalisten verriet.

Nach dem Masterstudium der Malerei in Japan zog es Yoshitomo Nara bereits 1980 nach Europa (wo er übrigens, als Rucksacktourist, auch zum ersten Mal Baden-Baden kennenlernte), hier studierte er die Originalwerke der europäischen Moderne und Gemälde aus dem frühen Mittelalter und der Renaissance. 1988 schrieb er sich an der renommierten Kunstakademie in Düsseldorf ein, wo er ermuntert wurde, Zeichnung und Malerei miteinander zu verbinden. Während dieser Zeit entstanden seine charakteristischen Kinderzeichnungen mit den markanten großen Köpfen und den weit auseinanderliegenden Augen – die Nara-Girls waren geboren!

Drei Jahre später erfolgte sein künstlerischer Durchbruch, zunächst in Tokio, dann weltweit. Es wurde deutlich, dass er mit seinen Figuren den Nerv der japanischen Gesellschaft traf, die sich im Prinzip bis heute nicht mit den Geschehnissen in Japan während des Zweiten Weltkrieges auseinandergesetzt und diese aufgearbeitet hat, wie Zamani erklärte.

Es folgte ein geradezu kometenhafter Aufstieg, Naras Bilder erzielten Millionenpreise. Den Wendepunkt in seinem Schaffen bildete, wie erwähnt, das große Seebeben 2011,:Naras „angry girls“ wandelten sich nach einer Schaffenspause in meditative Tafeln, Mädchen in milchigem See, Mädchen mit zweiblättrigen Sprößlingen als Zeichen der Hoffnung in der Hand...

Mit anderen Worten: Es lohnt sich, die Ausstellung zu besuchen und sich auf die Denkweise und den politischen Anspruch dieser nur auf den ersten Blick Comic-haft wirkenden Werke einzulassen! Es gibt eine Audiotour auch auf Englisch und Französisch, sowie sehr gut verständliche schriftliche Erläuterungen in den einzelnen Sälen.

 


Die Ausstellung im Burda-Museum läuft bis 27. April, es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm mit zahlreichen Mal-Workshops für Jung und Alt.

 

Mehr Informationen =>  https://www.museum-frieder-burda.de/ausstellung



Welterbe-Infozentrum

 

Welterbe-Stadt Baden-Baden:
Konzept für Info-Zentrum vorgestellt

Die Woche fand eine erste Informationsveranstaltung zum Thema neues Welterbe-Info-Zentrum statt. Über 60 Besucher kamen in den Alten Ratssaal, die meisten aus der Verwaltung selbst, bzw aus Interessengruppen. 
 
 


Worum ging es? 
 
Das Infozentrum soll nach dem Willen der Gemeinderäte im Gebäude des jetzigen Museums LA8 untergebracht werden, das die Grenke-Stiftung der Stadt mietfrei zur Verfügung stellt. Allerdings - kostenlos ist es nicht, Kosten für Personal (Aufsichtspersonen, Kuratoren etc) und Mietnebenausgaben fallen an, und in Zeiten der Haushaltssperre ist es im Augenblick noch fraglich, ob der Gemeinderat diesen Ausgaben (Höhe wurde offiziell nicht genannt, unter Hand kursierten große Summen) überhaupt generell zustimmen wird. Bürgermeister Alexander Wieland jedenfalls machte sich entsprechende Sorgen. Vielleicht sind Sponsoren die Lösung?
Wie dem auch sei, das Ding ist nun - auch konzeptionell - auf dem Weg.
 
Kurze Rückschau
 
2006 kam zum ersten Mal die Idee auf, sich für den Titel Welterbe zu bewerben, und zwar auf einem Symposium, das der Freundeskreis Lichtentaler Allee angestoßen hatte.
15 Jahre später, 2021, wurde Baden-Baden tatsächlich, zusammen mit zehn weiteren Kurstädten aus sieben europäischen Ländern Europas, in die Welterbeliste aufgenommen.
Eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben. Im April 2023 wurde der Standort LA8 beschlossen.
Im Juli 2024 wurden in einem Grundsatzbeschluss inhaltliche Vorüberlegungen auf den Weg gebracht. Es folgte ein Gestaltungswettbewerb, der im Dezember 2024 in der Beauftragung der Agentur Simple aus Köln mündete.
Und nun, bereits zwei Monate später, stellte diese Agentur der Öffentlichkeit ihr Konzept vor. 
 
Was wurde besprochen?
 
Es gab nun ein offener Diskurs, in Workshops wurden Meinungen, Wünsche, aber auch Kooperationspartner gesucht und - gefunden.
Gerade die Liste der Vereine und Organisatoren, die sich eine Zusammenarbeit vorstellen können, war gestern bereits lang. Vollständig war sie sicher nicht, genauso wenig wie die Liste der Wünsche, die die Bevölkerung an dieses Zentrum hat. Die Vorschläge werden in die weiteren Planungen einfließen , und es werden gerne weitere Anregungen aufgenommen.
 
 

 
Beteiligung der Bevölkerung
 
Jeder, der möchte, kann sich auch jetzt noch mit Ideen einbringen! Gesucht wird zum Beispiel ein griffiger Name für das Info-Zentrum, ebenso können die Baden-Badener mitteilen, was sie sich von dem Werberbezentrum wünschen.. Ein Café im Innenhof des LA8 zum Beispiel, Räume für Vereine, Workshops für Jugendarbeit... Je konkreter, desto lieber. Es geht ganz einfach per Mail =>
 
Das Konzept
 
Es ist ein Rundweg durch das Info-Zentrum vorgesehen:
Man wird das Info-Zentrum über ein Muster von Wasserkreisen betreten, also quasi zum Kernthema hingeführt. Im Untergeschoss ist das Thema Wasser dann auch sehr präsent. Weiter geht es ins Obergeschoss, ins "Goldene Zeitalter" Baden-Badens. Im Erdgeschoss präsentiert sich dann abschließend das Baden-Baden von heute mit einzelnen Orten und Sehenswürdigkeiten.
Weitere Spezialausstellungen sind möglich.
 
Die Eröffnung
 
Die Eröffnung des Infozentrums soll bereits Ende dieses Jahres stattfinden.
Also viel Arbeit für alle.
 
Aber - ob das Projekt in Zeiten der Haushaltssperre wirklich so schnell verwirklicht wird? Ich bin gespannt.
 
Mehr Infos =>