Freitag, 3. November 2023

Burda-Museum - Nicolas Party

 

Einzigartige und opulente Kunst,

leider dem Untergang geweiht

 

 


Das gab es auch noch nicht: Da malt ein Künstler überwältigende Bilder direkt auf die Wände des Museums, wohl wissend, dass sie in drei Monaten alle übertüncht werden. Was unendlich schade sein wird. Denn was Nicolas Party ab heute bis 18. Februar 2024 im Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt, ist fast schon überirdisch schön. Aber – so ist der Lauf der Welt: Alles ist vergänglich, und genau das wollen Künstler und Museum, allen voran Kurator Udo Kittelmann, zeigen und damit Betroffenheit erzeugen.

 

 

Nehmen wir „Red Forest“.




Früher hätte man den roten Wald gesehen und gedacht: „Wald bei Sonnenauf- oder -untergang“, so Kittelmann in seinen einführenden Worten bei der Pressekonferenz. Heute aber, in Zeiten der Klimakrise, die unsere eigene Vergänglichkeit andeutet, erkenne man hier keinen romantisch ausgeleuchteten Wald mehr, sondern einen brennenden, „ganz klar“.




Dem Schweizer Party ist die Auseinandersetzung mit der Natur in die Wiege gelegt, wurde er doch in den Weinbergen nahe Lausanne geboren. 26 Jahre lang prägten ihn Natur und Landschaft, dann ging es über Kunststudium in Glasgow nach New York, wo er heute lebt. Und auch in dieser, wie er meint, „Hauptstadt der kommerziellen Kunst“ dreht sich für ihn alles weiter um die Natur und unser Verhältnis zu ihr, das Glorifizieren genauso wie das sich Trennen von ihr. 

 


Kittelmann, der mit dieser Ausstellung nach drei Jahren als künstlerische Leiter des Museums wie geplant ausscheidet, hat sich mit „When Tomorrow Comes“ einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Vor mehr als zehn Jahren habe er ein Werk von Nicolas Party auf einer Messe in London gesehen, und es habe ihn inmitten einer wahren Flut von Kunstwerken „getroffen“. Wenn etwas so heraussticht, dann ist es schon etwas Besonderes, wusste er gleich. Und so war es folgerichtig, dass ihm für seine letzte kuratierte Ausstellung in Baden-Baden ganz spontan Nicolas Party wieder in den Sinn kam: „Wie er mit Architektur umgehen kann! Wie er weiße Museumswände mit opulenten Farben bedeckt“. Da kommt selbst ein gestandener Kunstexperte ins Schwärmen. Und tatsächlich: Partys monumentale Wandgemälde packen den Betrachter sofort. Und gegenüber dem Riesengenälde der Gegensatz: Große weiße Wände, fast leer. Wenn man näherkommt, entdeckt man ein  Miniaturbild. „Distanz und Nähe“ sind die Stichwörter, und das wird für den Besucher sofort spürbar. 

 

Nur eine weiße Wand?....

 

...wer die Distanz überwindet, sieht mehr.

Überzeitlich, faszinierend – ja, man möchte solche Adjektive unterstreichen, die Kittelmann für diese große Kunst findet, die nun zu betrachten und zu erleben ist.

Vier Wochen lang hat Nicolas Party seine Werke in Kreidefarben auf den Wänden des Museums aufgebracht, und seine Werke sind Gäste auf Zeit, wie wir alle auf der Welt es sind, und deshalb sollten wir nicht am Materiellen festhalten, lautet die Botschaft. 

 


 

Party selbst zeigte sich glücklich mit der Ausstellung, auf die er nun, nach vier Wochen intensiven Arbeitens einen anderen Blick hat. Zufrieden ist er, dass ihm die Verbindung von Raum und Architektur geglückt ist, dass Offenheit und Fließen mit der Natur gelungen ist. Es habe etwas Meditatives gehabt, die Werke zu malen und zu wissen, dass sie zerstört werden. „Wir sind ein Teil unseres Planeten, und wir werden über die Zeit genauso verschwinden wie die Dinosaurier.“

Botschaft angekommen! Gehen wir hin, geben wir uns hin und genießen den Augenblick der Farben, der Natur und der Freude an einzigartigen, vergänglichen Bildern voller Schönheit und Poesie! Und nehmen wir ihre Vergänglichkeit als Mahnung, sorgsamer mit der Natur umzugehen! 

Hier geht es zur Webseite des Museums mit Begleitprogramm =>  https://www.museum-frieder-burda.de/ausstellung

Ein Beitrag der Tagesschau => https://www.tagesschau.de/multimedia/video/schnell_informiert/video-1268314.html