Unser Augustaplatz
wird bald verschönert
Fast war er in Vergessenheit geraten, der Umbau unseres Augustaplatzes.
Seit 40 Jahren wird an ihm herumgedoktert: Früher war eine Abschottung des Platzes nötig, zum Schutz der Fußgänger vor dem Verkehr der einst vielbefahrenen Hauptstraße. Absperrungen, Eisenketten und wuchtigen Wasserbecken waren die Folge. Die Zeiten sind längst vorbei, der Verkehr hat sich nach dem Tunnelbau beruhigt, und heute sehnen sich die Einwohner Baden-Badens nach einer Ruhezone mitten in der Stadt, rund um den See mit der Wasserfontäne, und nach einer Öffnung des Platzes in Richtung Lichtentaler Allee.
Nun gibt es einen Entwurf für eine Veränderung, über den der Bauausschuss am Donnerstag, 19. Oktober um 16 Uhr beraten wird. Um es gleich vorwegzunehmen. „Kleine Lösung“ - alles wird gut!
Hier geht es zur Beschluss-Vorlage mit den vorgestellten Plänen=> https://baden-baden.more-rubin1.de/meeting.php?id=2023-BauA-96
Gartenamtschef Markus Brunsing hat sich des Platzes angenommen und eine moderate Umgestaltung vorgeschlagen, die von einem französischen Büro "agence ter" (mit Zweigbüro in Karlsruhe) ausgeführt werden soll. Federführend ist Professor Henri Bava vom Fachgebiet Landschaftsarchitektur am KIT Karlsruhe. => https://fgla.iesl.kit.edu/352.php
Ergebnis:
- Der See mit der Fontäne bleibt
- Die Fontäne wird künftig beleuchtet.
- Möglich wäre es auch, zwei zusätzliche Wasserspiele zu installieren.
- Auch ein Holzdeck unter dem großen Baum am Wasser soll gebaut werden, auf dem es sich gut verweilen lässt.
- Künftig soll es möglich sein, den See zu Fuß zu umrunden.
- Die Bepflanzung am See wird erneuert.
- Die seitlichen Wasserbecken vor dem Rizzi fallen weg, um dem Marktgeschehen mehr Platz zu bieten.
- Der Gehweg auf der Platzseite soll zwischen Commerzbank und Rizzi verlängert werden
- Es soll ein begrünter Platz entstehen, der sich zur Lichtentaler Allee öffnet.
Gleichzeitig wird auch die GSE (Gesellschaft für Stadtentwicklung) mit Baumaschinen anrücken und die Situation der Bushaltestellen modernisieren.
Einzig für die Erneuerung oder Verschönerung des vorhandenem hässlichen Pavillons gibt es noch keine Lösung, weil das Gebäude in den Verantwortlichkeitsbereich der Stadtwerke fällt. Das ist also ein Makel am Augustaplatz, mit dem wir wohl noch eine Weile leben müssen.
Erinnern wir uns: Zehn Jahre ist es her, da brauste über unseren Augustaplatz ein mächtiger Sturm der Entrüstung: Der Platz sollte komplett umgestaltet werden – aber wie!
- Der See sollte weg
- Stattdessen sollte der Platz „aufgeräumt“ werden, sprich: es wäre eine leere, schattenlose Steinwüste ohne Bäume oder Sitzmöbel entstanden. Großstädtisch, aber kahl und leer.
- Noch dazu war geplant, mitten auf den Platz ein großes, modernes Gebäude zu setzen, wobei nicht mal klar war, was es überhaupt beherbergen sollte.
So jedenfalls das Ergebnis eines 150 000 Euro teuren Architektenwettbewerbs. Einstimmig hatte sich 2014 der Gemeinderat für diesen Siegerentwurf ausgesprochen.
Kaum waren die Pläne bekannt geworden, hörte ich überall in der Stadt, dass die Einwohner sich über das geplante Vorhaben beschwerten und ärgerten. Kaum jemand konnte sich mit den Plänen anfreunden. Deshalb beschloss ich kurzerhand, interessierte Bürger einzuladen, um über die Pläne zu sprechen. Allerdings wollte ich keine Protestbewegung "gegen" das Vorhaben, sondern vielmehr eine Initiative "für" einen Gegenvorschlag aus der Bürgerschaft heraus. Mein Idee hatte durchschlagenden Erfolg.
Binnen kürzester Zeit hatten sich an die hundert Bürger zu einer Augustaplatz-Initiative formiert, und es gelang uns in nur wenigen Zusammenkünften, einen machbaren und moderaten Gegenentwurf auszuarbeiten, wie unser Augustaplatz mit wenigen Mitteln verschönert, aber im Grundsatz eben erhalten werden könnte. Denn wir waren und sind ja zufrieden mit dem Platz, mit dem schönen Springbrunnen, mit den alten prächtigen Bäumen, der Windrose mit den Kilometerangaben und mit der originellen Farbuhr.
Nach nur wenigen Monaten konnte die Initiative – auch dank Mithilfe von Architekt Michael Fähndrich - der Stadtverwaltung ihre eigenen Pläne und einen Forderungskatalog überreichen, ergänzt durch eine Liste mit möglichen Sofortmaßnahmen.
Die meisten dieser Sofortforderungen wurden tatsächlich schnell erfüllt:
- das Gestrüpp um den See wurde gestutzt
- ein Fußweg entlang der Straße zwischen Rizzi und Bushaltestellen markiert
- die massiven Ketten vor dem Rizzi teilweise entfernt
- der Straßenbelang am Kongresshaus wurde geräuschärmer umgestaltet
Hier können Sie alles nachlesen => https://forum-baden-baden.blogspot.com/p/augustaplatz.html
Die Hauptdiskussion um den Platz indes versandete, verschwand in den tiefen Schubladen der Bürokratie.
Aber wie das mit der Bürokratie so ist – sie arbeitet langsam, aber sie arbeitet. Ab und zu kam man in den Folgejahren zu nichtöffentlichen Plan- und Gedankenspielen zusammen, immer wieder gab es Kröten, die nicht unbedingt zu schlucken waren. Kleinerer See, versetzter See, und immer wieder dieses Gebäude, mal hier, mal da, mal für die Verwaltung, mal für ein Café. So richtig glücklich war allerdings wohl niemand damit. Denn immer wieder tat sich dann erst mal wieder eine Zeitlang - nichts. Still ruhte der See, sozusagen.
Nun aber weht ein neuer, sanfter Wind über den Platz, es gibt den neuen Ansatz, moderat, freundlich, hell, offen, kompetent und konstruktiv. Der Entwurf von Markus Brunsing, den ein Planungsbüro nun umsetzen soll, ähnelt unseren Vorschlägen verblüffend. Insofern können wir alle zufrieden sein.
Hoffen wir also, dass der Bauausschuss diesem gelungenen Entwurf zustimmt und der Planung grünes Licht gibt! Und wer weiß, vielleicht erbarmt sich auch der Chef der Stadtwerke, wenigstens die dürstere Mini-Kammer für den Fahrkartenverkauf sowie die Toilettenanlage im Pavillon zu erneuern und auch die äußere Gestaltung etwas gefälliger zu machen. Es muss ja nicht sofort der „große Wurf“ von Michael Fähndrich sein, der hier vor zehn Jahren noch ein neues, helles Café eingeplant hatte. Inzwischen gibt es auf der anderen Straßenseite ja genügend Cafés und Restaurants.
Michael Fähndrich wird den Umbau des Platzes leider nicht mehr miterleben. Er ist vor kurzem seinem Krebsleiden erlegen. Die Augustaplatz-Initiative wird sich immer mit Dank und Respekt an ihn erinnern.