Hindenburgplatz
wird neu gestaltet
Überrannt wurde die erste Informationsveranstaltung der Stadt zum Umbau bzw. Neubau des Hindenburgplatzes nicht gerade, aber wer den Weg in die Stadtbibliothek auf sich genommen hatte, bekam alles, was er wissen wollte: Zum Beispiel einen historischen Überblick über die vergangenen Jahrhunderte, in denen dieses „Tor zur Innenstadt“ immer wieder sein Gesicht verändert hatte.
Bemerkenswert, wie es am ersten großen Hotel der Stadt, dem Badischen Hof, zunächst nur eine schmale Brücke über die Oos gab, und diese mit vermehrtem Verkehrsaufkommen immer größer wurde. Die jetzige Gestalt bekam der Hindenburgplatz nach dem zweiten Weltkrieg; seitdem überdecken zwei riesige, kaum wahrnehmbare Brückenbauten die Oos und nehmen links und rechts des Flusses den Verkehr von den Villengebieten in die Kaiserallee und von der Langen Straße Richtung Europäischem Hof sowie ins Wagener- Parkhaus am Beginn der Fußgängerzone auf. Die merkwürdige zerrissene Gestaltung des "Platzes" (ich nehme ihn eigentlich eher als Kreuzung wahr) stammt aus den 70er Jahren, bevor der Michaelstunnel gebaut wurde, als hier noch der gesamte Verkehr entlang rollte.
Die beiden Brücken sind nun allerdings erheblich in die Jahre gekommen, sprich: Sie sind kurz davor, baufällig zu werden. Sie müssen also dringend grundlegend erneuert werden. Bauzustand 3,9. Bei 4,0 müsste man sie teilweise sperren, wenngleich sie nicht so baufällig sind, dass eine Gefahr für Leib und Leben (oder Autos) bestehen würde. Würde man aber nichts tun, müsste der Verkehr in absehbarer Zeit erheblich eingeschränkt werden, weil der Zahn der Zeit natürlich weiter nagt. Das wäre zu Zeiten von Christkindelsmarkt, Oldtimermeeting oder anderer großer Ereignisse, aber auch in Anbetracht dessen, das täglich hunderte von Bussen über das Bauwerk fahren, eine Katastrophe. Nichts würde mehr gehen, die Innenstadt wäre komplett abgeschnitten.
Deshalb zerbricht man sich bereits seit 2018 im Rathaus den Kopf, wie man einen Neubau dieses komplexen Nadelöhrs verträglich hinbekommen könnte. Klar ist, dass die Funktion des Platzes während der Bauphasen gewährleistet werden muss, und sei es auch durch einspurige Verkehrsführung und Ampelreglungen. Wie genau – das steht noch in den Sternen, auch über die Kosten gibt es noch keine Auskunft. Wohl aber gibt es bereits die Vision, wie der Platz danach aussehen könnte.
Eigentlich würde man hier gerne „shared spaces“ einrichten, also Verkehrsräume, in denen Mensch und Auto gleichberechtigt nebeneinander unterwegs sind, doch das ist schwierig umzusetzen, weil Lange Straße und Luisenstraße einfach zu viel Verkehr aufnehmen müssen, so die Experten des Bauamtes und des einbezogenen Planungsbüros Lohrer/Hochrein.
Gleichwohl wird es am Platz zukünftig erheblich ruhiger zugehen. In der Lange Straße vom Festspielhaus bis zum Hindenburgplatz sollen die Gehwege auf beiden Seiten verbreitert werden, jeweils 2,50 Meter haben die Fußgänger dann endlich zur Verfügung und können nebeneinander laufen. Was für eine Wohltat, vor allem auf der stadteinwärts linken Seite! Daneben wird es einen dann endllich (!) durchgehenden Fahrradstreifen mit 1,50 Metern Breite geben, und die Fahrbahn wird auf 4,50 Meter verengt. Zwei Busse können sich dann zwar noch begegnen, müssten aber den Radstreifen mitbenutzen. Was zu erhöhter Vorsicht führen wird.
Der Verkehr wird, anders als bisher, später hauptsächlich durch die Luisenstraße geführt, zweispurig bis zur Wilhelmstraße, und dann als Einbahnregelung über die Wilhelmbrücke auf die Kaiserallee mit Zufahrt zur Kurhausgarage; über die Inselstraße geht es dann wieder zurück auf die Luisenstraße und -für die Busse - über den Leopoldsplatz. Vorteil: Der Bereich der Kaiserallee rechts der Oos zwischen Badischem Hof und Wilhelmbrücke kann zu gewissen Teilen dem Park zurückgegeben werden. Nur in Notfällen soll die Fahrbahn dort auch für Autos weiterhin nutzbar sein.
Der Hindenburgplatz selbst soll darüberhinaus mehr Aufenthaltsqualität erhalten, daran mangelt es ihm ja heutzutage. Er ist zwar auch weiterhin in drei Zonen zersplittert, aber alle drei Teilplätze werden gepflastert und sollen mit Bänken und Treppen zum Sitzen und Verweilen einladen. Sogar ein großer Baum wird an der (stadteinwärts gesehen) linken Seite (wo heute Motarräder parken) gepflanzt werden können.
Der Zeitplan sieht vor, dass der Gemeinderat sich zur Jahreswende bzw. Anfang nächsten Jahres mit dem Bauvorhaben befasst, dann wird es weitere Informationsveranstaltungen vor allem auch mit den Nachbarn geben. Baubeginn soll 2025 sein, Ende offen. „Das wird dauern“, meinte Erster Bürgermeister Alexander Uhlig lakonisch. Immerhin konnte er gestern mit der Art seiner Präsentation punkten. Umfassend informiert, hatten die Zuschauen im Anschluss an die Vorträge ausreichend Gelegenheit, mit den Experten aus Amt und Planungsbüro zu diskutieren und Verbesserungsvorschläge vorzubringen. Mustergültig!