Sonntag, 6. August 2023

Wissenswertes - Wolfgang Peter

 

Erstaunliche Fakten

über Baden-Baden

 

Wolfgang Peter ist ein Mensch, der lieber im Hintergrund agiert. Umso mehr freut es mich, dass er mir die Erlaubnis gegeben hat, seine Schatzkiste über Baden-Baden zu öffnen.

 


 

Viele kennen seine Webseite „bad-bad.de“ noch, den umfangreichen Wissensschatz über alles, was für und über Baden-Baden von Interesse ist. Zusammen mit der unvergessenen Rika Wettstein hat Wolfgang Peter diesen „ultimativen online-Stadtführer“ mit allem Wissenswerten über unsere Stadt über viele Jahre auf mehr als tausend Seiten akribisch zusammengetragen. Da stimmt jedes Detail, da stößt man immer wieder auf neue Details. Geschichtliches, Einzelheiten über Russen in Baden-Baden, über Sehenswürdigkeiten, historische Personen, Kunst und Kultur, Casino, Thermen, Bücher... ein unerschöpflicher Reichtum an Fakten. Ich habe immer gern darin gestöbert.

Leider hat Wolfgang Peter den Blog während der Corona-Zeit vom Netz genommen, und nun ist es ausgesprochen mühsam, seine Beiträge online zu finden.

Kürzlich stellte er eine Sammlung mit erstaunlichen Fakten über Baden-Baden in einer großen, privaten Diskussions-Gruppe auf Facebook zur Verfügung. Aber: Das Internet vergisst zwar nichts, heißt es, Dinge, die in solchen privaten Gruppen auftauchen, rutschen jedoch allzu rasch nach unten und geraten somit schnell wieder in Vergessenheit. Das wäre, zumindest in diesem Fall, extrem schade.

Und deshalb habe ich dieses Highlights mit seiner Genehmigung aufgefangen und darf es hier auf meinem Blog weitergeben. Danke dafür. (Wer Wolfgang Peter, der Mensch im Hintergrund, ist, steht am Ende der Auflistung.)

 


...dass der Urgroßvater des monegassischen Fürsten Albert in der heutigen Stadtsparkasse Baden-Baden (Palais Hamilton) das Licht der Welt erblickte?

...dass der französiche Staatspräsident Charles de Gaulle wegen der Arbeiter- und Studentenaufstände am 29. Mai 1968 reißaus nahm und nach Baden-Baden floh?

...dass Baden-Baden erst ab dem 1. September 1931 offiziell so heißt? Vorher hieß die Stadt schlicht Baden.

...dass das "deutsche Fräuleinwunder" in Baden-Baden begann? Bei der ersten Miss-Germany-Wahl nach dem Zweiten Weltkrieg, 1950 im Baden-Badener Kurhaus, holte die Berlinerin Susanne Erichsen den begehrten Titel und die Amerikaner feierten sie als "deutsches Fräuleinwunder".

...dass die erste Zigarettenfabrik Deutschlands in Baden-Baden beheimatet war? Die Firma Batschari produzierte bis zu 3 Millionen Zigaretten täglich.

...dass das beste Bier Brasiliens "Baden-Baden" heißt?

...dass Johann Heinrich Jung-Stilling 1808 im Gasthaus "Rose" auf dem Baden-Badener Marktplatz eine Massenoperation an am Star erblindeten Menschen durchführte?

...dass der große Arzt Paracelsus schon 1526 den besonderen Wert des Baden-Badener Thermalwassers erkannte? Er schrieb: "Die heißen Wasser von Badin (Baden-Baden) aber sind vollkommener als alles andere."

...dass schon 1507 in Baden-Baden eine Kurtaxe erhoben wurde?

...dass das erste Luxushotel Europas in Baden-Baden gebaut wurde? 1807 erwarb der Verleger Johann Friedrich Cotta ein bescheidenes Baden-Badener Kapuzinerkloster und ließ es von Friedrich Weinbrenner mit gigantischem Aufwand zu einem Luxushotel umbauen.

...dass die russische Nationalhyme in Baden-Baden entstand? Vasilij Andrejewich Zhukowskij, ein russisches Multitalent, wohnte bis zu seinem Tode im Jahre 1852 in Baden-Baden in der Sophienstraße 5. Hier soll er den Text für die russische Nationalhymne gedichtet haben.

...dass die eigenwillige österreichische Kaiserin Elisabeth (Sissi) 1883 mit einem Gefolge von 36 Personen für einige Wochen Baden-Baden besuchte und ihre eigene Kuh mitbrachte, um immer Frischmilch zu haben?

...dass das teuerste Hotel Deutschlands, das Brenners Parkhotel in Baden-Baden ist?

...dass sich im Rittersaal des Alten Schlosses seit 1999 die größte Windharfe Europas mit 120 Saiten und mehr als vier Metern Höhe befindet?

...dass es in Baden-Baden eine Porzellan-Manufaktur gab? Am 4. März 1771 erhielt Zacharias Pfalzer vom Markgraf August Georg das Privileg, Porzellan fertigen zu dürfen.

...dass der Automobilkonstrukteur Ferdinand Porsche von den Franzosen vom Dezember 1945 bis Mai 1946 im Baden-Badener Gefängnis inhaftiert wurde?

...dass der ehemalige Baden-Badener OB Ernst Schlapper bundesweite Bekanntheit erlangte, weil er die Aufführung des Stückes Mutter Courage von Bertolt Brecht im Baden-Badener Theater verbot?

...dass Amsterdam auf hunderttausenden von Fichten- und Tannenstämmen gebaut wurde? Diese kamen aus dem dem Schwarzwald. Und fast alle holländischen Holzhändler logierten damals im Baden-Badener Holland Hotel, das es heute noch gibt.

....dass der Vater der weltberühmten mexikanischen Malerin Frida Kahlo von 1874 bis 1890 in Baden-Baden aufwuchs?

...dass 1881 der erste deutsche Tennisclub in Baden-Baden gegründet wurde?

...dass der französische Schauspieler Jean Claude Brialy von 1948 bis 1952 mit seinen Eltern in Baden-Baden lebte?

...dass Stuttgart (damals Stutengarten) im frühen 13. Jahrhundert von der Markgräfin Irmengard von Baden (Baden-Baden) gegründet wurde? Sie war auch die Gründerin des heute noch bestehenden Klosters Lichtenthal im Baden-Badener Stadtteil Lichtental.

...dass der Erfinder des Fahrrades Karl Drais High-Tech nach Baden-Baden brachte? Seine zweite Zweiradfahrt der Geschichte fand von Gernsbach nach Baden-Baden statt.

...das der Schweizer Cäsar Ritz, Begründer der heute weltbekannten Luxus-Hotelgruppe Ritz-Carlton seine Karriere in Baden-Baden begann? 1888 war er der Betreiber des Kurhaus-Restaurants (Maison de la Conversation).

....dass der Komponist und Pianist Carl Maria von Weber 1810 in Baden-Baden ein Konzert geben wollte, welches jedoch mangels eines geeigneten Konzertinstrumentes ausfiel?

...dass der Schriftsteller Alfons Paquet schrieb: "Ich will Ihnen verraten, dass Hollywood der einzige Ort der Welt ist, der mich einigermaßen an Baden-Baden erinnerte..."?

...dass Thomas Cook, Erfinder der Pauschalreisen, bereits 1855 die ersten Touristen aus England im Rahmen einer Rundreise auch nach Baden-Baden brachte?

...dass es in Baden-Baden Grabräuber gab? Sie drangen im September 1919 in die Stourdza-Kapelle ein, brachen die Särge auf und raubten den Schmuck, den man mit den Toten beigesetzt hatte.

...dass Baden-Baden in dem 1880 veröffentlichten Buch "A tramp abroad" von Mark Twain gar nicht so gut wegkam? Twain schrieb: "Es ist eine geistlose Stadt, voll von Schein und Schwindel und mickerigem Betrug und Aufgeblasenheit, aber die Bäder sind gut."

...dass die Stadt Baden-Baden von Einwohnern, die im Stadtgebiet eine Zweitwohnung haben, eine Zweitwohnungsteuer erhebt?

...dass die Kurtisane Cora Pearl 1864 mit fünfzehn Reit- und Wagenpferden sowie sechs verschiedenen Equipagen, Kutschen und unzähligem Reisegepäck in Baden-Baden eintraf?

...dass der weltberühmte Tenor Enrico Caruso 1910 ein Gastspiel in Baden-Baden gab? Seine Gage betrug 8000 Mark und 40000 Mark hat er im Casiono verloren.

...dass Klaus Kinski in den 1950er Jahren eines seiner ersten Engagements am Theater Baden-Baden hatte?

...dass die Karriere des "fliegenden Holländers" Anthony Fokker in Baden-Baden begann? In der Luftschiffhalle in Baden-Baden baute er mit geliehenem Geld sein erstes Flugzeug.

...das Baden-Baden mit 85,8 Quadratkilometern Waldfläche mit einem Anteil von 61 Prozent den größten Stadtwald der Bundesrepublik hat?

...dass Baden-Baden ein einziges Hochhaus besitzt? Das elfgeschossige "Bâtiment administratif de Baden-Oos" (BABO) befindet sich im Baden-Badener Stadtteil Baden-Oos.

...dass Roger Bambuck, bester französische Sprinter aller Zeiten, im August 1965 im Baden-Badener Aumattstadion bei einem Ländervergleichskampf zwischen Deutschland und Frankreich die 100 Meter in 10,2 Sekunden lief?

...dass mehr als 1000 Baden-Badener Gebäude unter Denkmalschutz stehen?

...dass Rudi Dutschke Dutschke am 5. Januar 1968 in Baden-Baden war? Er hielt eine Rede in der Konzertmuschel im Baden-Badener Kurgarten, weil den Veranstaltern die Nutzung der Kurhausräume untersagt worden war.

...dass Romy Schneider ihren ersten Bühnenauftritt an einem deutschen Theater in Baden-Baden hatte - in Anton Tschechows "Die Möwe"?

...dass der ehemalige ägyptische Staatspräsident Mubarak bisher mehrmals als Kurgast in Baden-Baden war?

...dass die ehemalige Bäder- und Kurverwaltung Baden-Baden in den 1980er Jahren eine "Dependance" in Monaco hatte und damit einen Verlust von mehr als 2 Millionen DM machte?

...dass von den rund 55000 Einwohnern Baden-Badens etwa jeder Vierte 65 Jahre und älter ist?

...dass sich Greta Garbo 1963 vier Wochen inkognito in Baden-Baden aufgehalten hat?

...dass der Lyriker Justinus Kerner über Baden-Baden schrieb: "ein Menschenmarkt, wo sich ein paar hundert französisch parlierende Leute, geckenhaft gekleidet, ein Stelldichein geben."?

...dass 80 Prozent aller Bühnenbildner in Deutschland in Baden-Baden ausgebildet werden?

...dass Baden-Baden auch eine "Olympische Stadt", eine "Rosenstadt" und eine "Robert-Schumann-Stadt" ist?

...dass die Halbschwester der Queen Victoria, Königin von England und Irland und Kaiserin von Indien, in Baden-Baden wohnte?

...dass die Autobahnkirche Baden-Baden mehr als 100.000 Besucher jährlich hat?

...dass Johannes Brahms in den Sommermonaten 1865 bis 1874 in den zwei Dachgeschosszimmern der Witwe Becker in Baden-Baden wohnte?

...dass die Kurtisane Léonide Leblanc 1864 im Casino Baden-Baden soviel Glück beim Spiel hatte, dass ihr der Gewinn nicht ausbezahlt werden konnte? Madame Leblanc hat, so könnte man sagen, die Bank gesprengt.

...dass Stadt-Marketing kein Begriff aus der Neuzeit ist? Bereits um 1600 beauftragte Markgraf Wilhelm von Baden Johan Küffern aus Straßburg ein Buch über die Baden-Badener Heilquellen zu verfassen, um diese weltweit populär zu machen. Titel des Werkes: "Beschreibung des Marggrävischen warmen Bades Sampt Beygefügtem Natürlichem discurs von aller fliessenden und insunderheit der warmen wasser ursprung".




Wolfgang Peter studierte nach einer Schriftsetzerlehre an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim mit dem Abschluss als Dipl.-Designer. Danach war er als Art-Director bei einem internationalen Kosmetikunternehmen tätig. Seit vielen Jahren arbeitet er als selbständiger Designer und Fotograf, u.a. in seiner eigenen Medienagentur WAEPART, die bisher zahlreiche Werbe-Kampagnen und Konzeptionen für namhafte Firmen und Verlage im In- und Ausland entwickelt hat. Auch als Schmuck-Designer hat er sich einen Namen gemacht. Er ist Chef-Designer des renommierten LED-Studios in Bali, wo über 300 Gold- und Silberschmiede hochwertigen Designerschmuck anfertigen. Seine Schmuckkreationen findet man in vielen Schmuckgalerien in den USA. Auch Indonesiens ehemalige First Lady Ani Bambang Yudhoyono trägt seinen Schmuck. Für seine Arbeiten erhielt Wolfgang Peter viele Auszeichnungen. Im Juli 2000 wurde er in die "Hall of Fame" von AGFA aufgenommen, wo weltweit herausragende Fotografen präsentiert werden. Wolfgang Peter lebt und arbeitet in Baden-Baden und zeitweise auch in Bali/Indonesien.


TIPP: Wer an weiteren, archivierten Details interessiert ist, kann, obwohl die Seite „bad-bad.de“ leider nicht mehr gegoogelt werden kann, übrigens unter diesem Link fündig werden.

=> http://web.archive.org/web/20221218195040/http://www.bad-bad.de/

 

Nachtrag

Heute, am 19. Januar 2024, habe ich erfahren, dass Wolfgang Peter gestern morgen im Krankenhaus nach langem Leiden gestorben ist.

Wolfgang hat mich von der Ferne an die 20 Jahre in meinem Leben begleitet, wir haben uns nur selten, aber sehr wertschätzend ausgetauscht, wir hatten eine Wellenlänge, glaube ich sagen zu dürfen. Er hat mir einige Male freundschaftlich geholfen. Ich habe es immer bedauert, dass er sich bis zuletzt standhaft geweigert hat, dass wir uns persönlich begegnen. Das werde ich nun über seinen Tod hinaus respektieren (müssen). 

Er war ein aufrichtiger und feiner Mensch, und ich hoffe, dass sein Vermächtnis, sein wertvoller Schatz von bad-bad.de nach seinem Tod weiterlebt und noch viele Menschen glücklich machen kann. So viel Wissen über unsere Stadt darf nicht verschwinden. Damit hat sich Wolfgang ein unvergessliches Denkmal gesetzt, obwohl er ja nie an die Öffentlichkeit wollte. 

Ich bin sehr dankbar, dass er mir letztes Jahr erlaubte, wenigstens ein paar zusammengesuchte Zeilen über ihn auf meinem Blog zu veröffentlichen. Eigentlich war uns beiden damals unausgesprochen klar, dass es Abschiedsworte werden würden.