Das Karfanaum in Ebersteinburg
Ein Ort für den stillen Abschied
Es ist ein Ort des Friedens, der Stille – der letzte Ort vor dem endgültigen Abschied. Trost findet man hier, Dankbarkeit, Linderung. Es ist kein Ort der Hoffnung, aber dennoch gibt es Platz für kleine Scherze, ruhige Musik, Dankbarkeit. Gäbe es ihn nicht, müsste er dringend erfunden werden. Die Rede ist vom Hospiz Karfanaum in Ebersteinburg, in das sich die rettungslos Kranken, unabhängig von Alter, sozialer Herkunft oder Religion, zurückziehen dürfen, um in Ruhe und liebevoll umsorgt zu sterben, in das die Angehörigen und Freunde mitkommen und Abschied nehmen können, ganz wie es ihnen beliebt, gerne auch mit Kissen und Decken zum Übernachten. So habe ich es selbst vor vielen Jahren erlebt, als ein guter Bekannter von uns ging, und so ist es auch heute noch.
25 Jahre gibt es diese segensreiche Einrichtung nun schon, Grund, innezuhalten in Dankbarkeit und Demut. Das Thema Tod und Sterben ist heute immer noch ein großes Tabu, viele Menschen finden nicht die richtigen Worte und vermeiden es deshalb, darüber zu reden, obwohl es jeden von uns treffen kann und treffen wird.
Dabei ist das Thema mitten unter uns, und gerade das Karfanaum verdient Aufmerksamkeit und – auch das gehört dazu – finanzielle Unterstützung. Kaufhaus-Inhaber Franz-Bernhard Wagener machte am Wochenende vor, wie das gehen kann: Er gab dem Hospizförderverein im Eingangsbereich seines besonders samstags stark frequentierten City-Kaufhauses die Möglichkeit, mit dem Verkauf von Obst Geld für den Verein zu sammeln und auf die segensreiche Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen aufmerksam zu machen.
Christiane Stagnier, Bernhard Hermann und Michael Wirbitzky (von links) |
Es gab kein Ausweichen, man stolperte geradezu hinein in die Thematik. Ich kam gerade dazu, als SWR-Moderator Michael Wirbitzky den Fördervereinsvorsitzenden Bernhard Hermann interviewte, umringt von einer kleine Menschentraube, die mitten im Wochenend-Einkauf innehielt und sich anhörte, was die mehr als 500 Mitglieder des ehrenamtlichen Fördervereins bewegt. Zentrales Anliegen ist es natürlich, die gesetzlichen vorgeschriebene Deckungslücke von 100 000 bis 150 000 Euro im Jahr zu decken. Darüber hinaus engagiert sich der Verein für die Erweiterung des Betreuungsangebots.
Herzstück des Vereins ist zweifellos die Arbeit von Christiane Stagnier, die den Hospizbewohnern letzte kulinarische Wünsche erfüllt. Oft seien das ganz einfach Gerichte, wie Kartoffelbrei oder Apfelmus, manchmal reiche schon der Duft des Lieblingsessens oder ein Löffelchen davon, um in den Gästen Kindheitserinnerungen wachzurufen und ihnen ein dankbares Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sagte sie.
Und welches Projekt liegt dem Fördervereins als nächstes am Herzen? Bernhard Hermanns Augen beginnen zu leuchten. „Wir würden gerne das Badezimmer umbauen. Eine Wellness-Oase zu erschaffen – das wäre schön.“
Hier geht es zur Webseite des Vereins, auf der auch ein Spendenkonto angeben ist.
=> https://hospiz-kafarnaum.de/
Wer sich lieber ganz praktisch mit ehrenamtlichem Einsatz einbringen möchte, kann sich beim Verein melden und wird vor dem ersten Einsatz eingehend geschult.
Hier geht es zu einem sehr einfühlsamen Dokumentarfilm aus der ZDF-Reihe „37 Grad“, in dem drei Hospizmitarbeiterinnen des Karfanums ein halbes Jahres bei ihrer Arbeit begleitet wurden.
=> https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-grad-die-koechin-das-hospiz-und-ein-gutes-ende-100.html