Bauch an Bauch statt Rücken an Rücken
Eine Buchhandlung steht kopf
Eine Buchhandlung steht kopf
Wer in diesen Tagen die Buchhandlung Straß in der Baden-Badener Fußgängerzone betritt, wird sich verwundert die Augen reiben. Keine bunten Bücher mehr, im Gegenteil: Weiß. Alles weiß. Die Bücher stehen nicht, wie üblich, mit den lesbaren Rücken zum Kunden, sondern zeigen ihm die kalten, weißen Bäuche.
Verwirrt
blinzelt man, wendet sich ratlos dem Buchhändler zu, der nur lacht
und einem begeistert und augenzwinkernd einen Zettel in die Hand
drückt. Josua Straß ist ab sofort bis Mitte Juni Teil der großen
Sonderausstellung der staatlichen Kunsthalle. Nach dem Motto
„Ausstellen des Ausstellens“ mutiert sein Geschäft von der
Buchhandlung zum Buchhandling, wird sein Laden also selbst zu einem
Kunstwerk.
Die
Künstlerin Claudia de la Torre steckt hinter dieser Installation. Ihre Idee: „Ein Buchladen ist ein Ort der ständigen Veränderung
und mit eigenen Regeln. Bücher werden in einer bestimmten
Reihenfolge einsortiert, die Buchcover werden in der Regel sichtbar
oder parallel zueinander angeordnet, so dass die auf dem Buchrücken
gedruckten Titel gelesen und somit leicht gefunden werden können“,
heißt es in der Beschreibung des Kunstprojekts. „Aber diese
geordnete Reihenfolge ist nur eine zeitliche. Jeden Tag werden neue
Buchtitel geliefert und verkauft. Immer wieder müssen die Bücher
daher auf dem begrenzten Raum von Bücherregalen und Tischen
umgestaltet werden.
„Buchhandling“
greift in diese Struktur ein und dreht den Spieß um. Wenn man nur
mehr die weißen Rückseiten sieht, verschiebt sich die Beziehung von
Besuchern und Buchhändlern zu Büchern, wird der ganze Buchladen zu
einer Skulptur.
Damit
ist es aber nicht getan. Es soll auch gezeigt werden, dass eine Buchhandlung
wie ein organisches Wesen ist, und so wird sich das Aussehen des
Laden Tag für Tag wieder zurück verändern: Jedes Mal wird ein Buch
wieder in die gewohnte Position gedreht, wenn etwas mit dem Buch
geschieht, zum Beispiel wenn
-
ein Besucher nach einem bestimmten Buch fragt,
-
es ein neues Buch ist, das in den Laden kommt,
-
oder ein Buch gekauft wird.
Da
kommt dann auch viel Arbeit auf Josua Straß, den rührigen
Buchhändler und sein Team zu, denn: Jedes Buch, das diesen Regeln
folgt, wird aufgeschrieben. Am Ende der Ausstellung, also am 17.
Juni, wird diese Liste an Claudia de la Torre übergeben und die
Künstlerin wird die Liste als Buch veröffentlichen, das dann
wiederum in der Buchhandlung gekauft werden kann.
Und wie sieht Josua Straß das?
"Eine Buchhandlung ist doch auch ein Kulturraum; selbstverständlich habe ich gerne bei dem Projekt mitgemacht und mein Team ist genauso begeistert", sagte er heute Mittag, als die Presse seinen kleinen Laden stürmte. Natürlich rechne er in den kommenden Monaten auch mit einem gewissen Einnahmenverlust, vor allem bei Kunden, die gerne stöbern und sich vom Cover eines Buches inspirieren lassen. Aber er könne in seinem Geschäft gar nicht alles auf Profit auslegen, manche Bücher ließen sich zum Beispiel auch nur schwer an den Mann bringen, man müsse sie aber im Bestand haben. Das sehe er als seine kulturelle Aufgabe an. Andererseits hofft er natürlich, dass sich auch neue Kunden zu ihm verirren werden, weil sie auf die Aktion neugierig geworden sind. Zum anderen stehe eine spannende Zeit bevor, wenn sich - wie in einem Kreislauf - ganz allmählich wieder Buchrücken für Buchrücken zeigen werde. Was wird das wohl bei den Kunden auslösen? Man merkt dem engagierten Buchhändler an, wie sehr er sich schon jetzt auf einen unegwöhnlichen Dialog mit seiner Kundschaft freut.
Und wie sieht Josua Straß das?
"Eine Buchhandlung ist doch auch ein Kulturraum; selbstverständlich habe ich gerne bei dem Projekt mitgemacht und mein Team ist genauso begeistert", sagte er heute Mittag, als die Presse seinen kleinen Laden stürmte. Natürlich rechne er in den kommenden Monaten auch mit einem gewissen Einnahmenverlust, vor allem bei Kunden, die gerne stöbern und sich vom Cover eines Buches inspirieren lassen. Aber er könne in seinem Geschäft gar nicht alles auf Profit auslegen, manche Bücher ließen sich zum Beispiel auch nur schwer an den Mann bringen, man müsse sie aber im Bestand haben. Das sehe er als seine kulturelle Aufgabe an. Andererseits hofft er natürlich, dass sich auch neue Kunden zu ihm verirren werden, weil sie auf die Aktion neugierig geworden sind. Zum anderen stehe eine spannende Zeit bevor, wenn sich - wie in einem Kreislauf - ganz allmählich wieder Buchrücken für Buchrücken zeigen werde. Was wird das wohl bei den Kunden auslösen? Man merkt dem engagierten Buchhändler an, wie sehr er sich schon jetzt auf einen unegwöhnlichen Dialog mit seiner Kundschaft freut.
Die
Sonderausstellung der staatlichen Kunsthalle, die morgen offiziell um 19 Uhr (Eintritt frei) eröffnet wird, erstreckt sich über das
ganze Stadtgebiet und reicht von der Baumskulptur im weißen Kubus mitten in der Lichtentaler Allee über
Schlösser an einer Oosbrücke bis hin zu kunstvollen Torten zum Reinbeißen. In der staatlichen Kunsthalle gibt es natürlich die Ausstellung zur Ausstellung des Ausstellens, und man kann hier auch selber Teil der Ausstellung werden. Mehr dazu morgen.
Hier geht zu einem ausführlichen Bericht über diesen bemerkenswerten, preisgekrönten Buchhändler => KLICK
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