Freitag, 21. Juli 2017

Kunsthalle - Liang Shuo


Berge und Wälder aus Holz zum Staunen

Wow! Was für eine Überraschung!

Wer dachte, die Kunsthalle könne sich nicht mehr steigern in der Originalität ihrer wechselnden Ausstellungen, der wird – mal wieder – eines Besseren belehrt. Doch, man kann sich steigern! „Wir wollen unsere Zuschauer immer wieder aufs Neue überraschen“, gesteht Direktor Johan Holten, und er darf sich gerne ein glückliches Lächeln gönnen, denn in der Tat: Es ist gelungen. 


große Halle
 

Nach Geld, Sand und unperfektem Minimalismus nun also Holz. Holzbretter genauer gesagt. Berge von Holzbrettern. Gebirge. Unfassbar, gigantisch, fantasievoll! Bis an die Decke hoch, bestückt mit staksigen symbolhaften Bäumen, mit stilisiertem handgefertigtem „Moos“, modelliert mit Ecken, Vorsprüngen und Tälern wie in der Natur. Entsprechend der Name der ausstellung: DISTANTtantamountMOUNTAIN. Was auf den ersten Blick zufällig und spielerisch aussieht, ist beileibe keine zufällige Beliebigkeit, sondern Ausdruck präziser Systematik, Auswuchs harter Arbeit und großen Fleißes.




Und den beweist der Künstler Liang Shuo noch während der Präsentation für die Presse. Unten im Café berichtet Kunsthallenchef Johan Holten, wie er Liang Shuo auf einer längeren Forschungsreise durch China entdeckte, oben hämmert der Künstler indes unverdrossen weiter an seinem Werk, und ist ein wenig besorgt, ob ihm genügend Zeit bleibt, auch noch den letzten der Ausstellungsräume zu füllen.



Anders als bei anderen Ausstellungen, zu denen fertige Stücke herbeigeschafft werden und der Künstler nur bestimmt, wo man welches Werk platzieren möge, baut Liang Shuo seine Exponate nämlich vor Ort, nur scheinbar zufällig. In Wirklichkeit steckt jede Menge Konstruktionsarbeit und Tüftelei dahinter. Da werden erst einmal die passenden Materialien gesucht, in diesem Fall Holz aus Abbruchobjekten der Region, Deckenlatten einer Abriss-Turnhalle, Bretter aus einer alten Kirche bei Rastatt, ja, sogar ausgediente Holzpodeste der Kunsthalle mussten dran glauben. Dann ging es ans systematische Konstruieren, das festen Regeln wie zum Beispiel in der altchinesische Tuschemalerei folgt. 

 

Für das erste, relativ kleine Stück brauchte der Künstler zwei geschlagene Tage, hämmerte, schraubte und probierte, erfand ein neues System. „Die Unterkonstruktion muss sitzen, von der ersten Schraube an steht die Form bereits fest“, lernten die Gastgeber, und Kunsthallenchef Holten trieb das erst einmal den Schweiß auf die Stirn, wenn er daran dachte, dass in weniger als sechs Wochen die Ausstellung eröffnet werden sollte. In dem Tempo wäre das nicht zu schaffen gewesen, erinnerte er sich gestern vor der Presse. Doch da konnte er dann schon wieder lachen: Mittlerweile entstanden auf den 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche der Kunsthalle regelrecht über Nacht riesige Gebirge. Bis nach Mitternacht werkelte der Künstler in den letzten Wochen täglich ohne Pause, ohne Wochenende. Was er geschaffen hat, kann und muss den Betrachtern begeistern.


Wasserfall


Berge, Brücken, stilisierte kleine Holzstücke, die den Moosbewuchs der Berge darstellen sollen, ein Wasserfall und die Spitze eines Berges, die aus dem grauen Boden der Kunsthalle emporwächst wie aus einer Wolkendecke – es ist einfach unglaublich, was der Künstler in der kurzen Zeit erschaffen hat. 






 




Alles in allem also eine absolut sehenswerte Ausstellung und tatsächlich, liebe Kunsthalle: Überraschung geglückt!


Innenansicht des Gebirges in der großen Halle


Heute ist um 19 Uhr bei freiem Eintritt feierliche Eröffnung der Ausstellung im ebenfalls neu gestalteten Café. Petra Olschowski, Staatssekretärin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, wir die Gäste begrüßen, Direktor Johan Holten wird die Einführung übernehmen. Anschließend wird ab 21 Uhr das traditionelle Sommerfest auf der Alleeterrasse gefeiert.




Über den Künstler:
Liang Shuo (1976 im nordchinesischen Tianjin geboren) lebt und arbeitet in Peking. Sein Studium der klasshischen Bildhauerei an der Central Academy of Fine Arts in Peking beendete er im Jahr 2006. Neben einer vielzahl von einzelausstellungen in China waren seine Werke bereits interenational in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen.

Die Ausstellung:
Öffnungszeiten
22. Juli bis 15. Oktober 2017
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Eintritt 7 Euro
freitags Eintritt frei

Die staatliche Kunsthalle
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Hier geht es zu weiteren Beiträgen dieses Blogs über die Ausstellungen der letzten Jahre => KUNST

Hier ein sehr anschaulicher Video-Beitrag des Forums "Badisches.de", gedreht von Khalil Khalil => KLICK