Dienstag, 29. September 2015

Waldseeplatz (1)



Krisenmodus und Notfallplan
Waldseeparkplatz auf dem Weg


Stadtverwaltung im Krisenmodus. Auf Hochtouren wird zurzeit an Planungen gearbeitet, demnächst Monat für Monat bis zu 120 neuen Asylbewerbern in der Stadt ein Dach über dem Kopf zu geben. Selbst die Möglichkeit, Turn- und Festhallen dafür umzufunktionieren ist kein Tabu mehr, auch auf die Gefahr hin, dass eventuell im Januar/Februar 2016 hier und da eine Faschingssitzung ins Wasser fallen oder umorganisiert werden muss. Um diesen Fall nach Möglichkeit nicht eintreten zu lassen, jagt im Rathaus derzeit eine Krisensitzung die andere. Für Donnerstag hat Bürgermeister Michael Geggus mehrere Hilfsorganisationen und Vereine zu einer Sitzung eingeladen, um einen Notfallplan (Hallenbelegung) zu erstellen, der gleich tags drauf der Presse vorgestellt werden soll.

Da blieb gestern auch dem Gemeinderat nur wenig Spielraum, und so befürwortete man die verschiedenen Standorte, die nun im Gespräch sind. Hotel Abarin (80 Bewohner ab November 2015), Heitzenacker (400 bereits ab Mitte 2016), Rheintalstraße (40 Plätze für Anschlussunterbringung ab Mitte 2017) wurden einstimmig auf den Weg gebracht, um das große Projekt Waldseeparkplatz (bis zu 1000 Menschen ab Januar 2016 – in drei Bauabschnitten) wurde leidenschaftlich gerungen. Die Mehrheit der Gemeinderäte gab aber auch hierfür generell grünes Licht für die Planung, wenngleich man darauf drang, über Details, die Suche nach Alternativen und die Kosten in der nächsten Hauptausschusssitzung am 19. Oktober mehr Informationen zu erhalten, um dann die endgültige Realisierung zu beraten und zu beschließen.

Dass die Zeit drängt und nicht viel Handlungsspielraum vorhanden ist, machte Bürgermeister Michael Geggus noch einmal deutlich. „Die Krise wartet nicht auf die Beschlüsse des Gemeinderats“, mahnte er, die Krise sei längst da. Auf der Suche nach Alternativen habe man in jüngster Zeit 70 Wohnungen und Häuser und 15 Gastwirtschaften und Hotels besichtigt. Vieles scheitere am Zustand der Gebäude, an fehlenden Rettungswegen oder auch an den zu hohen preislichen Vorstellung der Anbieter. Er macht dabei deutlich, dass der Mietpegel derzeit bei 6,50 bis 8,50 Euro liege. „Jeder, der uns Wohnraum anbietet, bekommt zeitnah einen Besichtigungstermin“, versprach er. (Anmerkung: Kontakt: Marc Haase, Fachbereich Bildung und Soziales, mail: marc.haase@baden-baden.de, Tel. 93 1484.

Da es aber zeitnah keinen großen Handlungsspielraum gibt und keine größeren Lösungen in Sicht sind, bleibt aufgrund des Zeitdrucks nur die Alternative, den Waldseeparkplatz zu bebauen. Wie das aussehen wird, zeigte ein Planungsbüro, das seit gut drei Wochen mit dem „atmenden Dorf“ befasst ist:




28 000 Quadratmeter habe man zur Verfügung, erläuterte der Vertreter eines Planungsbüros, das seit gut drei Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigt ist, zum Wald müsse man einen Abstand von 30 Metern einhalten. 12 dreistöckige Wohngebäude als Doppelhäuser sollen entstehen, die in 36 Wohngruppen aufgeteilt werden sollen. In der Mitte des Platzes soll bereits im ersten Bauabschnitt ein Zentralgebäude für Verwaltung, ärztliche Versorgung, Sicherheitsdienst und Versammlungsräume errichtet werden. Der Platz wird beleuchtet und eingezäunt, Einlass gibt es nur für Berechtigte. Auch an einem Sicherheitskonzept werde derzeit auf Hochtouren gearbeitet, hieß es.

Es wird ein eigenes Sachgebiet „Asyl und Obdachlosenwesen“ geschaffen, in dem 15 Vollzeitstellen angesiedelt werden. Auch die ehrenamtlichen Helfer sollen professionell koordiniert werden. Ohne die Unterstützung von Ehrenamtlichen gehe es nicht, wurde immer wieder deutlich.

Ziel sei es, den Asylbewerbern schnell Deutsch beizubringen und sie danach zügig in Arbeit zu vermitteln. OB Mergen machte aber auch deutlich, dass es keine Sonderbehandlung für die Flüchtlinge geben wird. Beiträge in Sportvereine würen nicht bezuschusst, das müssten die Flüchtlinge schon aus eigener Tasche zahlen, denn „wir dürfen unsere eigene Bevölkerung nicht vergessen“. 

Eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung zum Thema Waldseeparkplatz wird es am 2. November um 19 Uhr im alten E-Werk geben.