Mittwoch, 22. Juli 2015

Südliche Neustadt (1)



Sanierungsgebiet mitten
im noblen Baden-Baden


Die Lichtentaler Straße zwischen Augustaplatz und Bertholdsplatz ist wahrlich kein schöner Anblick. Leere Schaufenster, marode Fassaden, Gehwege ohne ein Tüpfelchen grün. Missstände, wohin man sieht. Keine schöne Visitenkarte für Besucher, die vom Schwarzwald her in die Stadt fahren. 









 



Das hat inzwischen auch die Stadtverwaltung erkannt und für die Straße samt ihrer nächsten Umgebung den Sanierungsnotstand ausgerufen. Bedeutet: Es wurde eine Grobanalyse erstellt, auf deren Grundlage die Stadt nun die Aufnahme in ein städtebauliches Förderprogramm – ähnlich wie in Oos – beantragen will.

Ziel: Eine schöne Geschäftsstraße

Das Ziel: Die Gestaltung der Lichtentaler Straße soll in eine Geschäftsstraße umgewandelt werden. Ein ansprechendes Umfeld könnte Impulse für die Aufwertung der Erdgeschoss-Nutzungen geben und die Mitwirkungsbereitschaft der privaten Gebäudeeigentümer fördern. Bei der Gestaltung des Straßenraums sind die Belange der Fußgänger, Radfahrer und des Individualverkehrs aufeinander abzustimmen, aufzuwerten und in Einklang zu bringen.
Wie es in der Verwaltungsvorlage heißt, können insbesondere im Bereich eines Nahversorgers in der Lichtentaler Straße ungeordnetes Parken und Konfliktsituationen bei Anlieferung mit dem fließenden Verkehr und mit Fußgängern beobachtet werden. Die Beseitigung dieser unbefriedigenden Situation ist in ein Umgestaltungskonzept für die Lichtentaler Straße mit einzubinden.


Inklusive Augustaplatz


Der Augustaplatz wurde ebenfalls in das Untersuchungsgebiet mit eingebunden. „Dem derzeitigen Diskussionsprozess über eine zukünftige Ausgestaltung dieses bedeutungsvollen Platzes im Stadtmittelpunkt kann somit Rechnung getragen werden“, heißt es in der Vorlage. Die städtebaulichen Defizite und Konflikte könnten so im Rahmen des Sanierungsverfahrens mit gelöst werden.

Bei 15 Prozent der Häuser erhebliche Mängel

Was einem als Passanten schon beim Durchlaufen oder Durchfahren ins Auge sticht, sieht schwarz auf weiß noch dramatischer aus: Nur 25 Prozent der Gebäude im Untersuchungsgebiet weisen keine sichtbaren Mängel auf, bei 26 Prozent gibt es mittlere, bei 15 Prozent sogar erhebliche Mängel in der Baulichen Substanz. Und auch in den Gebäuden, die eine gut Substanz aufweisen, sind Defizite bei der Schaufenstergestaltung zu bemängeln. 14 Gebäude stehen im Augenblick ganz leer.

Auch verkehrstechnisch ist das Gebiet nicht auf dem neuesten Stand, vor allem am Bertholdplatz würde sich die Errichtung eines Kreisverkehrs anbieten. 

 

Beim Augustaplatz fiel vor allem der leere Kiosk auf, außerdem wurde ein fehlender Fußgängerüberweg bemängelt - Dinge, die die Initiative Bürgerbeteiligung Augustaplatz ebenfalls seit längerem kritisiert.

Bisher kein Plan fürs alte Kino

Von Leerstand betroffen sind insgesamt 14 Gebäude innerhalb des Untersuchungsgebietes, wobei vier Gebäude zum ehemaligen Kinokomplex Lichtentaler Straße Nr. 50 gehören und in der derzeit bestehenden Nutzung voraussichtlich keiner neuen zugeführt werden können.“


Als Sanierungsziele wurden ausgearbeitet:


- Teil- und Gesamtmodernisierung von Privatgebäuden unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalschutzes und Betrachtung von Lärmschutzmöglichkeiten,
- Umnutzung des ehemaligen Kinokomplexes unter Berücksichtigung der städtebaulichen Situation,
- Umgestaltung des Augustaplatzes zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität und der Verbesserung der verkehrlichen Situation des Busverkehrs,
- Gestaltung der Lichtentaler Straße mit Ordnung der Parkierung (Kurzzeitparken, Motorrad- und Fahrradstellplätze, Anwohnerparken) und Aufwertung der Aufenthaltsqualität,
- Gestaltung des Bertholdplatzes als Stadteingang,
- Attraktivitätssteigerungen durch Belagsqualitäten,
- Qualitätssteigerung öffentlicher Räume (Umgestaltung von "Angsträumen", etc.),
- Beleuchtungskonzept (östlicher Stadteingang, Fassadenbeleuchtung Standesamt und evangelische Stadtkirche, Weihnachtsbeleuchtung etc.),
- Begrünung,
- Verbesserung für Fußgänger und Fahrradfahrer (Breite der Wege, Aufwertung, Straßenbeleuchtung)
- Barrierefreiheit auf öffentlichen Verkehrsflächen,
- Wegweisung.

Wie geht es weiter?

Als nächstes werden vorbereitende Untersuchungen eingeleitet. Die betroffenen Grundstückseigentümer, Mieter, Pächter im Untersuchungsgebiet sind verpflichtet, der Stadt bei der Beurteilung der Sanierungsbedürftigkeit behilflich zu sein. Dies soll über Fragebögen, Gespräche mit den Eigentümern und über öffentliche Informationsveranstaltungen geschehen.
Die Untersuchungen wird die städtische Gesellschaft für Stadtentwicklung, GSE, gegebenenfalls zusammen mit einem externen Ingenieur-Büro durchführen. Die Kosten für die vorbereitenden Untersuchungen betragen 20.000 Euro.
Danach werden dem Gemeinderat Vorschläge über das weitere Vorgehen und den Handlungsbedarf vorgelegt, damit Investitionsmaßnahmen abgestimmt und die notwendigen Haushaltsmittel dafür bereitgestellt werden können.
Parallel dazu soll ein städtebauliches Entwicklungskonzept für das Sanierungsgebiet erarbeitet werden.
Begonnen wird die Sanierung vermutlich erst nach Umgestaltung des Leopoldsplatzes, also nicht vor 2018.