Gloria
und Olivia – oder:
Hartnäckigkeit
zahlt sich aus
Vor
kurzem berichtete ich an dieser Stelle vom vorbildlichen
Fahrradprojekt im alten Vincentiushaus. Damals berichtete „Frau Wirbelwind“, dass die 1,60 Meter
kleine tapfere Midia ein kleines Damenfahrrad oder Jugendrad
benötigt. Mehr dazu => KLICK
Das
brachte Olivia Pallas, die Wirtin des Olivenhauses in der Kreuzpassage (hier geht es zu
meiner Geschichte über Olivia => KLICK), auf den Plan. Unermüdlich
sprach sie ihre Gäste an, fragte nach einem solchen kleinen Rad.
Schließlich lobte sie sogar einen Preis aus: Wer
eines spende, bekäme als Dank ein Essen für zwei Personen von ihr.
Nun,
ihre unermüdliche Hartnäckigkeit zahlte sich aus, und gestern
brachte Irene Ritter ein solches Jugendrad vorbei. Olivia hielt Wort, übertraf sich sogar selbst, indem sie gleich ein ganzes
Geburtstagsbüffet für mehrere Personen zauberte.
Hier das Foto der Radübergabe:
Aufmerksame
Blog-Leser werden bei diesem Foto stutzen. Nein, die Beschenkte ist
nicht Midia, sondern Gloria. Und deren Geschichte erzählt „Frau
Wirbelwind“ nun als Gastbeitrag:
"Midia
konnte bereits mit einem angemessenen Rad versorgt werden. Unser
Kummerkind und ungelöstes Problem war nun Gloria. Gestern war nun
die feierliche Übergabe des Jugendrades an Gloria vor dem Olivenhaus
in der Kreuzpassage.
Gloria
ist Mitte 30 und stammt aus Nigeria. Sie ist seit Februar diesen
Jahres in Baden-Baden. Von Beginn an herrschte stillschweigendes
Einvernehmen, die Gründe ihrer Flucht und die Details ihrer Reise
nicht anzusprechen, da die Erinnerung sie sichtbar aufwühlt.
Glorias
Wille zur Integration in Deutschland ist beispielhaft. Seit "Tag Eins"
nimmt sie jede ihr gebotene Chance war, am Deutschunterricht durch
ehrenamtliche Lehrer teilzunehmen. Das wenige Geld, das sie zur
Verfügung hat, investiert sie hauptsächlich in Bücher und
Lernmaterial. Bildung und Fortbildung haben derzeit Priorität. Bei
allem Eifer ist sie jedoch bei weitem keine Stubenhockerin.
Einladungen zu städtischen kulturellen, insbesondere zu
musikalischen Veranstaltungen, nimmt sie mit Begeisterung wahr. Und
auch der sonntägliche Gang zum Gottesdienst in der Stadtkirche ist
ihr sehr wichtig.
Auch
für Gloria sind die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs ein nahezu
unerschwinglicher Luxus. Um nach den Sommerferien jedoch zu den
Unterrichtsstätten in den verschiedenen Stadtvierteln zu gelangen,
möchte sie mobil sein. Mit der ihr eigenen Energie und Willenskraft
erlernte sie deshalb in den vergangenen Wochen das Radfahren.
Mehrere
„Fahrlehrer“ wurden bei diesen Lektionen verschlissen und gaben
entnervt auf. Nicht jedoch Gloria. In den frühen Morgenstunden, vor
6 Uhr, konnte man in der autofreien Zone der Lichtentaler Allee
beobachten, wie sie, mit Helm und Gelenkschützern gewappnet,
todesmutig auf einem geliehenen Kinderrad die Straße auf und ab
rollte.
Den großen Durchbruch habe ich selbst miterlebt. Sie fuhr zum ersten Mal über eine Strecke von circa 100 Metern wirklich mit Pedal, ohne die Straße zu berühren und ohne zu stürzen. Selten habe ich ein solches Glück miterlebt. Eine olympische Medaille ist nichts dagegen. Das Jugendrad, das mit Olivias Unterstützung gefunden und heute an Gloria übergeben wurde, stellt nun den nächsten Schritt im Lernprozess dar. Es ist etwas größer, robuster und verfügt über eine Gangschaltung. Noch eine kleine Inspektion durch den Fachmann, und weiter kann es gehen auf dem langen Weg zur „Tour de Baden-Baden“."
Den großen Durchbruch habe ich selbst miterlebt. Sie fuhr zum ersten Mal über eine Strecke von circa 100 Metern wirklich mit Pedal, ohne die Straße zu berühren und ohne zu stürzen. Selten habe ich ein solches Glück miterlebt. Eine olympische Medaille ist nichts dagegen. Das Jugendrad, das mit Olivias Unterstützung gefunden und heute an Gloria übergeben wurde, stellt nun den nächsten Schritt im Lernprozess dar. Es ist etwas größer, robuster und verfügt über eine Gangschaltung. Noch eine kleine Inspektion durch den Fachmann, und weiter kann es gehen auf dem langen Weg zur „Tour de Baden-Baden“."
Nachtrag:
Letzte Woche kam die Nachricht, dass die Sparkassenstiftung
Baden-Baden Gaggenau
das Fahrradprojekt Mobilität für Asylbewerber, kurz MofA,
finanziell unterstützt.
Mit
dieser Finanzspritze eröffnen sich nun ganz neue Möglichkeiten.
Projektmanagerin „Frau Wirbelwind“ dazu: „Wir können
sicherstellen, dass die Räder auch weiterhin gut gepflegt und
gewartet werden. Und wir können dem Flüchtling das Rad mitsamt
Schloss gegen einen Unkostenbeitrag dauerhaft überlassen. Natürlich
nur denen, die die Radprüfungen bestanden haben. So die
Projektvereinbarung.
Weiterhin haben sich noch einige
Asylbewerber gemeldet, die gerne an einer Radprüfung im September
teilnehmen würden. Auch dieser Wunsch kann nun berücksichtigt
werden.
Die
Nachricht wurde von den Asylbewerbern mit großer Freude aufgenommen.
Insbesondere jene, die nun bald in Brot und Arbeit gehen werden, sind
erleichtert. Ein Problem wirklich gelöst. Es kann weitergehen!“
Mehr Geschichten, Termine und Informationen zu Asyl in Baden-Baden finden Sie hier => KLICK