Freitag, 16. Mai 2025

Richard Pousette-Dart

 

Richard Pousette-Dart

und der Zauber des Lichts


Amerikanische Nachkriegsmoderne, abstrakter Expressionismus – da fallen einem Kunstfreund spontan große Namen ein wie Adolph Gottlieb, Barnett Newman, Willem de Koonig, Mark Rothko oder Jackson Pollock. Wilde Kerle, trinkfest bis zum Exzess, tragische Schicksale, und bei jedem hat man „dieses eine Bild“ im Kopf. Und dann gab es da noch ihren Weggefährten Richard Pousette-Dart (1916 bis 1992). Er war der Introvertierte aus gutem Haus (sein Großvater Silberschmied, die Mutter Schriftstellerin und Aktivistin für die Gleichberechtigung, der Vater selber Künstler) Er war der Außenseiter, trank nicht, war Vegetarier und Pazifist, also im Gegensatz zu den anderen geradezu ein Langweiler, der unbeirrt nur seiner Kunst frönte und Werke schuf, bei denen einem der Atem stockt. Der dem Wirbel von New York City entfloh und sich zum Arbeiten aufs Land zurückzog. Der unbeirrt seiner unbezähmbaren Experimentierfreude folgte, und lebenslang der emotionalen Wirkung des Lichts erlag: „Licht als Schimmer und Glanz, Licht als schillernd irisierende Reflexion, sowie Licht als strahlende Kraft, die mit der Freisetzung grenzenloser Energie verbunden ist“, so das Zitat aus der Presseerklärung des Burda-Museums, das dem Künstler ab 17. Mai einen ganzen Sommer lang den roten Teppich ausrollt und ihm eine prächtige Bühne bereitet. „Poesie des Lichts“ ist folgerichtig der Name der Ausstellung, und es mag (k)ein Zufall sein, dass die feierliche Eröffnung ausgerechnet am 16. Mai erfolgte, dem weltweiten „Tag des Lichts“.

 


137 Leihgaben aus 17 internationalen Sammlungen haben der künstlerische Direktor des Burda-Museums, Kurator Dr. Danile Zamani, und der Direktor der Richard Pusette-Dart Foundation, Charles H. Duncan für die Ausstellung zusammengetragen, und sie sind mit dem Ergebnis zufrieden, richtig zu zufrieden. Das dürfen sie auch. 

 

  

Schon beim Betreten des Museums wird dem Besucher klar, dass die Retrospektive dieses Künstlers etwas ganz Außergewöhnliches ist: Statt des üblichen strahlenden Weiß' in offenen, lichten Räumen empfängt uns dunkles Grau in fünf Schattierungen, ähnlich einer altmeisterlichen Schatzkammer. Den unterschiedlichen Phasen des Künstlers sind kleinteilige Räume gewidmet, die vor allem eines fordern: Zeit. Zeit, sich auf den Künstler und seine Werke einzulassen, sie von Nahmen und von Weitem zu betrachten, nachzuspüren, welche Emotionen die Betrachtung dieser Bilder hervorrufen. 

 


 

Nichts wurde „zugedeckt“, auch wenn Pousette-Dart an die 20, 30 Schichten Farbe übereinanderlegte und letztendlich alles andere als „weiße Bilder“ kreierte. 

 


 

Andere Bilder sind gotisch, byzantinisch angehaucht, und seine handgefertigten Messingobjekte überschreiten die Grenze zwischen modernem Schmuck und avantgardistischer Skulptur. 

 


 

Daneben war er auch ein bekannter Fotograf, dessen kunstvolle Portraits von Weggefährten und Familie eigentlich eine eigene Ausstellung in der Ausstellung darstellen. 

 


 




Höhepunkt sind zweifellos die faszinierenden Gemälde im Obergeschoss, die wie ein Blick in den Sternenhimmel sind, der sich über dem gläsernen Dach von Poussette-Darts Atelier erhob. Punkt für Punkt, Stern für Stern, sehen wir schillernd leuchtend das ganze Universum mit all seinen Facetten, verschwommen und doch klar abgegrenzt. Mit ihrem Tiefgang und ihrer gleichzeitig schier unendlichen Ausweitung entwickeln sie eine Tiefe, die den Betrachter regelrecht in das Bild hineinsaugt. Meisterhaft!

 


Die Ausstellung ist bis zum 14. September 2025 zu sehen. (Montag Ruhetag). Eintritt 14 Euro. Es gibt einen Audioguide (Dauer eine Stunde) für 5 Euro. Öffentliche Führungen an Wochenenden um 11 und um 15 Uhr (zusätzlich 4 Euro), sowie jeden ersten Freitag im Monat einen Rundgang mit Dr. Daniel Zamani (für zusätzlich 6 Euro, meine Empfehlung!)

Darüberhinaus werden Themenführungen angeboten. Zum Museumsfest am 20. Juli ist der Eintritt frei.

Der Katalog zur Ausstellung kostet 39 Euro.

Auch ohne Führung und Katalog kommt man übrigens mit den Erklärungen an den Wänden des Museums sehr gut zurecht. 

Weitere Informationen:  https://www.museum-frieder-burda.de/ausstellung