Freitag, 3. Oktober 2025

Burda-Museum: Impressionismus in Deutschland

 

Max Liebermann und seine Zeit

Ein farbenprächtiger Überblick

 

Wenn Baden-Badens Gartenamts-Chef Markus Brunsing durch die Presse-Preview läuft und atemlos „die Gartenbilder, die Gartenbilder!“ sucht, dann weiß man, was die Epoche im Museum-Frieder-Burda geschlagen hat: Statt Moderne und abstrakter Kunst wird derzeit farbenprächtiger Impressionismus gezeigt, Blumen, Gärten, Parkanlagen, Natur, farbenprächtige Portraits und Kinderbildnisse, Stillleben, und eben – Farben, Farben, Farben.  

 

Der künstlerische Direktor des Museums Frieder Burda, Dr. Daniel Zamani, und die Direktorin des Museums Barbarini in Potsdam, OrtrudWestheider
 

Ein Beispiel nur ist Max Liebermanns Künstlergarten, und hier zitiere ich den Pressetext: „Die unterschiedlichen Bereiche des Terrains – Blumengarten, Nutzgarten, Gärtnerhäuschen, Wannseeterrasse und Birkenwäldchen – nahm er in über zweihundert Gemälden in den Blick.“ Satte Grüntöne dominieren, mit Akzenten in Rot, Blau, Pink, Orange und Violett.  

 


Somit ist klar: Max Liebermann ist der Star der neuen Ausstellung „Impressionismus in Deutschland“, der Nebentitel heißt ja auch „Max Liebermann und seine Zeit.“ 

 


Einen weiteren inoffiziellen Nebentitel würde ich persönlich noch hinzufügen: „Daniel Zamani und sein Netzwerk“. Denn ohne den umtriebigen künstlerischen Direktor des Burda-Museums hätte es diese Ausstellung nicht gegeben. Von Hamburg bis München, von Düsseldorf nach Dresden hat der engagierte und stark vernetzte Glücksfall des Burda-Museums die Republik bereist, um Museen und Galerien, Stiftungen und private Sammler geduldig zu kontaktieren und es so zu ermöglichen, dass Bilder ihre Reise nach Baden-Baden antreten konnten, die ansonsten zum ewigen Hängen an Ort und Stelle verurteilt gewesen wären. 

 

 

108 Arbeiten von 21 impressionistischen deutschen Künstlerinnen und Künstlern aus 60 internationalen Sammlungen sind auf diese Weise nach Baden-Baden gekommen und repräsentieren auf höchst eindrucksvolle Weise die Welt des Max Liebermann, beziehungsweise eben die Epoche einer revolutionär neuen Kunstströmung im damaligen deutschen Kaiserreich, dem Impressionismus. 

 

Pressefoto: Museum Frieder Burda

Liebermann, geboren 1847, gilt als Vorreiter dieser Avantgarde, die ihre Wurzeln in den 1860er Jahren in Frankreich gehabt hat; man denke nur an Claude Monet und Pierre-August Renoir. Die Schau im Burda-Museum gibt im wahrsten Sinne des Wortes einen opulenten Überblick über die gesamte Entwicklung der Bewegung von 1880 bis in die 1920er Jahre. 

 

Pressefoto: Museum Frieder Burda
 

Weltbekannte Arbeiten von Künstlern wie Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt und Fritz von Uhde werden neben Arbeiten weniger bekannter Künstler/innen gezeigt – was vor allem der engen Zusammenarbeit mit dem Museum Barberini in Potsdam geschuldet ist, mit deren Direktorin Ortrud Westheider Zamani diese bedeutende Ausstellung über viele Jahre vorbereitet hat.

 

 

Fazit: Eine sehr sehenswerte Ausstellung, die nun bis zum 8. Februar 2026 besichtigt werden kann. Einstündige Audiotouren (5 Euro) gibt es in deutscher, englischer und französischer Sprache, der dazugehörende Katalog ist für Kunstliebhaber ein Muss. 

 


Die Ausstellung läuft bis zum 8. Februar 2026

Geöffnet ist das Museum Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr

 

Sonderveranstaltungen:

 

1.) In Liebermanns Garten - Rundgang mit Markus Brunsing & Dr. Daniel Zamani

Termine: 30.10.2025 und 17.12.2025, jeweils 16 – 17 Uhr, Preis:  10 Euro zzgl. Eintritt 


2.) Podiumsdiskussion „Kulturstadt Baden-Baden: Zwischen Strahlkraft und Sparzwang“

Prof. Dr. Patricia Rahemipour (Direktorin des Instituts für Museumsforschung), Dr. Wolfgang Reinbold (Leiter der Städtischen Museen Offenburg und Mitglied im Vorstand des Museumsverbandes Baden-Württemberg), Ulrich von Kirchbach (Erster Bürgermeister der Stadt Freiburg und Vorsitzender des Deutschen Bühnenvereins, Landesverband Baden-Württemberg) und Florian Trott (Kaufmännischer Direktor Museum Frieder Burda) beleuchten an diesem Abend den Stellenwert der Kultur für die Kur- und Kulturstadt Baden-Baden. Die Moderation des Gesprächs übernimmt Markus Brock.

 

Termin:16.10.2025, Beginn: 19 Uhr / Ende gegen 20 Uhr (Einlass: 18:30 Uhr)

Der Eintritt ist frei. Aus Planungsgründen bitte Ticket reservieren und mitbringen.


3.) Lesung aus Liebermanns Briefen am 7.11.2025

Lesung aus Liebermanns Briefen durch Mitglieder des Ensembles des Theater Baden-Baden

Zum Gedenktag an die Novemberpogrome laden das Museum Frieder Burda und das Theater Baden-Baden zu einer besonderen Lesung inmitten der Ausstellung „Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und seine Zeit“ ein. In den Briefen des bedeutenden deutschen Impressionisten spiegeln sich persönliche Erfahrungen, historische Umbrüche und gesellschaftliche Dimensionen – eindrucksvoll zum Leben erweckt durch Stimmen des Theaterensembles.

 

Termin: 7.11.2025, 19 – 20 Uhr, Preis: 14 Euro, ermäßigt 7 Euro


4.) Max Liebermann Director’s Tour Dr. Zamani

Der Künstlerische Direktor Dr. Daniel Zamani führt wieder durch die aktuelle Ausstellung und gibt dabei faszinierende Einblicke und Hintergrundinformationen.

 

Termine:  7.11.25 / 5.12.25 / 2.01.26 / 6.02.26, jeweils 16-17 Uhr, 10 Euro zzgl. Eintritt

 

 

Weitere Informationen:

=>  https://www.museum-frieder-burda.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Freitag, 29. August 2025

Neue Ära in der staatlichen Kunsthalle

Floraler Willkommensgruß zwischen

antikem Salbtopf und digitaler Fantasie


Alt + neu – Kunst + Objekt – Baden-Baden + Karlsruhe. Alles in einen Topf? Wie soll das gehen? Wie kann die innovative und manchmal auch provokativ sehr herausfordernd abstrakte freie Kunst, die in den letzten Jahren in der Kunsthalle gezeigt wurde und für große Aufregung sorgte, mit der behäbigen altmodisch-historischen Objekt-Ausstellung eines badischen Landesmuseums vereint werden? Kann das funktionieren?  

 


Auf der heutigen Pressekonferenz in der staatlichen Kunsthalle wurde deutlich, dass es klappen könnten, ja, auch klappen muss. Denn die Zusammenarbeit der beiden gegensätzlichen Häuser ist beschlossene Sache, jetzt geht es nur noch um das Wie. Wohin der Weg der Gegensätze führen kann, ist vorgegeben: nämlich „zusammen“.

Und tatsächlich: Die handelnden Personen scheinen sich friedlich und konstruktiv zusammengerauft zu haben, sie präsentierten sich heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in vollster Eintracht und gegenseitiger Wertschätzung, und, was noch wichtiger für Baden-Baden ist: Sie hatten bereits Konzepte für die ersten zwei großen Ausstellungen im Gepäck, und man merkte ihnen an, dass sie sich gerne auf die Herausforderung eingelassen haben.

 


Am Podium die handelnden Personen: in der Mitte Direktor Prof. Dr. Eckart Köhne und die kaufmännische Direktorin Susanne Schulenberg, rechts: Christiaan Verdman, der Kurator des Badischen Landesmuseums und die leitende Kuratorin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, links: Christina Lehnert. Im Publikum nicht nur die Presse, sondern auch Vertreter/innen der Bürgerschaft, sprich: verschiedener Institutionen, allen voran der Museumsmeile, Stadtbibliothek, des Tourismus, der Schulen... und natürlich viel Wohlwollen.

Es muss ja weitergehen, denn das Landesmuseum schließt demnächst wegen Umbaus für mindestens fünf Jahre und suchte ein neues Zuhause, die Kunsthalle hatte zur gleichen Zeit mit schrumpfenden Besucherzahlen zu kämpfen, da lag das Experiment eines vorübergehenden Zusammenschlusses nahe. Es wird also weitergehen, und das besser als gedacht, so sieht es jedenfalls aus.

Der Spagat zwischen den komplett unterschiedlichen Ausrichtungen der beiden Häuser beginnt im Juni 2026 mit einer ersten gemeinsamen Ausstellung zum unverfänglichen Allround-Thema Blumen, oder, wie der Arbeitstitel lautet „Bloom up! Die Sprache der Blumen“; im Jahr darauf beschäftigt sich das Haus mit dem Motto „Kunst?Werk!“ Beide Ausstellungen werden die kreative, zeitgenössische Handschrift der hiesigen Kuratorin Christina Lehnert tragen. Beim Thema „Blumen“ wird Christiaan Verdman aus dem Haus Karlsruhe gegenständliche Stücke wie ein Salbgefäß aus 390 vor Christi oder den Deckelbecher eines Durlacher Goldschmieds aus dem 18. Jahrhundert und einen Wirkteppich aus dem Jugendstil beisteuern, soviel steht bereits fest. Der Bogen soll sich vom altägyptischen Lotus bis zur digitalen Blütenfantasie spannen; die Ausstellung solle ein „multisensorisches Erlebnis“ sein, hieß es.

Auch nach außen hin wird die Verwandlung sichtbar werden: Man wird im nächsten Frühjahr auch dem Café Kunsthalle wieder ein neues Gesicht geben – diesmal mit einer Verbesserung der Akustik, war zu hören.

Bis Sommer nächsten Jahren laufen noch die bisher konzipierten Ausstellungen in der Kunsthalle weiter. Ab 10. Oktober ist eine Hommage an 70 Jahre Künstlerbund Baden-Württemberg zu sehen, und ab Februar eine Werkschau der Künstlerin Katharina Wulff.

Weitere Infos:

Kunsthalle => https://kunsthalle-baden-baden.de/

Badisches Landesmuseum =>  https://www.landesmuseum.de/museum

Christina Lehnert => https://www.kunstforum.de/nachrichten/christina-lehnert-kuratiert-goeteborg-biennale-2025/

Christiaan Veldman =>  https://www.codart.nl/guide/curators/christiaan-veldman/

Monopol-Magazin über die Umnutzung => https://www.monopol-magazin.de/kunsthalle-baden-baden-soll-nicht-dauerhaft-geschlossen-werden

 

 

 

 



Mittwoch, 4. Juni 2025

Bürgerentscheid Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt

 

Lassen Sie sich nicht verwirren

Es geht nicht um Standort Balg 

 

Zum Bürgerentscheid um das Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt am 29. Juni 2025 kursieren verwirrende Aussagen. Deshalb hier eine Klarstellung:  

Nur um diese Frage geht es am 29. Juni: „Sind Sie dafür, dass die am 25.11.2024 vom Gemeinderat gefassten Beschlüsse 1, 3 und 9 unter Tagesordnungspunkt 7 aufgehoben werden und die Stadt Baden-Baden dem Bau eines neuen Zentralklinikums nur unter der Maßgabe zustimmt, dass Baden-Baden dessen Standort ist?“

Das neue Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt ist direkt an der Stadtgrenze von Baden-Baden geplant. Im Bürgerentscheid geht es NICHT um den Standort Balg, sondern darum, die gesamte lange Planungsphase noch einmal aufzurollen. 

Und darauf gibt es nur eine vernünftige Antwort: NEIN. 

Lassen Sie sich bitte nicht verwirren!

 


 

Mehr Informationen gibt es hier: 

Alles zur Wahl (Quelle: Stadtverwaltung) =>  https://www.baden-baden.de/stadtportrait/aktuelles/wahlen/buergerentscheid-klinikum-baden-baden-rastatt/

Was warum geplant ist (Quelle: Klinikum Mittelbaden) =>  https://www.klinikum-mittelbaden.de/zukunftkmb/

 

 

 

 

 

 


Mittwoch, 28. Mai 2025

Bürgerentscheid Zentralklinikum

 

„JA“ oder „NEIN“ beim Bürgerbegehren?

Um das geht es am 29. Juni 2025 wirklich


Der Sachverhalt zum Bürgerbegehren Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt am 29. Juni 2025 hört sich kompliziert an. Ich will versuchen, mit einfachen Worten so objektiv wie möglich zu erklären, um was es wirklich geht.




Dabei setze ich voraus, dass die Vorgeschichte bekannt ist. Ganz kurz: Stadt und Landkreis haben seit mehr als 20 Jahren eine gemeinsame Trägerschaft für die Krankenhäuser in Mittelbaden, weil keine der Kliniken für sich alleine wirtschaftlich ist. Vor einigen Jahren hat man sich entschlossen, diese Häuser zu einem Zentralklinikum zusammenzuführen. Ziel: Bestmögliche medizinische Versorgung von Mittelbaden und wirtschaftlichste Lösung. Einzelheiten wie Beteiligungsverhältnisse, Kriterien der Standortsuche etc lasse ich hier mal weg. Das kann man alles hier nachlesen =>

https://www.baden-baden.de/stadtportrait/aktuelles/nachrichtenbereich/themen/klinikum-baden-baden-rastatt/allgemeines-faq/

Am 25. November 2024 gab es hierzu einen mehrheitlichen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats Baden-Baden (26 Ja-Stimmen, 12 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung), nachzulesen hier => https://baden-baden.gremien.info/meeting?id=ni_2024-GR-256

Wichtig auch: Den gleichen Grundsatzbeschluss hat einen Tag später der Kreistag des Landkreises Rastatt beschlossen.

Hier die Einzelheiten, um die es geht:

Beschlussvorschlag

1. Dem Bau des Klinikums Baden-Baden/Rastatt auf dem Grundstück „Am Münchfeld-

see“ in Rastatt wird zugestimmt.

3. Dem Entwurf des Gesellschaftsvertrags der Errichtungs- und Betriebsgesellschaft

Klinikum Baden-Baden / Rastatt wird zugestimmt. Die Verwaltung wird mit der Um-

setzung beauftragt.

9. Der Vertreter in der Gesellschafterversammlung wird beauftragt und ermächtigt,

die für die Umsetzung der o.g. Entscheidungen in der Klinikum Mittelbaden gGmbH

erforderlichen Beschlüsse herbeizuführen.

Gegen diese drei türkis gekennzeichneten Punkte des Beschlusses richtet sich nun das Bürgerbegehren, über das am 29. Juni 2025 abgestimmt werden soll.

Der Text des Bürgerbegehrens lautet:


„Sind Sie dafür, dass die am 25. 11. 2024 vom Gemeinderat gefassten Beschlüsse 1, 3 und 9 unter TOP 7 aufgehoben werden und die Stadt Baden-Baden dem Bau eines neuen Zentralklinikums nur unter der Maßgabe zustimmt, dass Baden-Baden dessen Standort ist?“


Es geht also nicht darum, abzustimmen, ob das Klinikum in Baden-Baden oder in Rastatt gebaut wird, sondern lediglich darum, dass die Stadt Baden-Baden in Nachverhandlungen mit dem Landkreis eintreten und fordern soll, dass das Klinikum in Baden-Baden gebaut wird. (Anmerkung: Die Initiatoren sagen zwar, dass damit der Standort in Balg gemeint ist, das steht so aber nicht im Bürgerbegehren!)

Welche Konsequenzen hätte ein JA?

In der Podiumsdiskussion der Badischen Neuesten Nachrichten am 27. Mai 2025 im Rantastic stellte Landrat Christian Dusch hierzu klar, dass er an den ursprünglichen Beschluss des Kreistags gebunden ist. Er kann also gar nicht nachverhandeln. Würde das Bürgerbegehren eine Mehrheit finden, bestünde die Gefahr, dass der Klinikverband aufgelöst würde und es zu einem Planungsstillstand käme. „Wenn es keine Einigung gibt, bleibt alles, wie es ist.“

Würde Baden-Baden dann eine eigene Klinik bauen und betreiben wollen, müsste diese laut Klinikdirektor Thomas Iber dem gesetzlichen Versorgungsauftrag gerecht werden, also eine Vollversorgung anbieten. Die ist aber bei der heutigen Haushaltslage der Stadt nicht bezahlbar. (Schon jetzt kostet der Erhalt des Klinikums Balg die Stadt jährlich sechs Millionen Euro.) Die Fantasie der Initiatoren des Bürgerbegehrens, Stadt und Kreis könnten das Zentralklinikum dann eben gemeinsam in Baden-Baden/Balg neu- bzw. umbauen, erwies sich in der Podiumsdiskussion als nicht realisierbar. „Der Landkreis wird nicht zustimmen“, sagt Landrat Dusch klipp und klar. „Es gibt keinen Plan B.“

Ein Stillstand hätte also für die Gesundheitsversorgung in Baden-Baden schwerwiegende Folgen. Klinikdirektor Thomas Iber sagte voraus, dass in diesem Fall auch mit einer Abwanderung von Ärzten und Fachpersonal zu rechnen ist. „Junge Kollegen suchen sich die attraktiveren Arbeitsplätze aus.“

Welche Konsequenzen hätte ein „NEIN“?

Für den Fall, dass die Mehrheit beim Bürgerentscheid mit „Nein“ stimmt, versprach Matthias Hirsch seitens der Bürgerinitiative, das Votum zu akzeptieren.

 

 

Zu guter Letzt eine Bitte: Gehen Sie am 29. Juni zur Wahl. Stimmen Sie ab. Bürgerbegehren sind ein wertvolles Instrument einer funktionierenden Demokratie. Eine hohe Wahlbeteiligung - egal mit welchem Ergebnis - gibt den Politikern ein starkes Votum, sich für die Interessen der Mehrheit einzusetzen.







Freitag, 16. Mai 2025

Richard Pousette-Dart

 

Richard Pousette-Dart

und der Zauber des Lichts


Amerikanische Nachkriegsmoderne, abstrakter Expressionismus – da fallen einem Kunstfreund spontan große Namen ein wie Adolph Gottlieb, Barnett Newman, Willem de Koonig, Mark Rothko oder Jackson Pollock. Wilde Kerle, trinkfest bis zum Exzess, tragische Schicksale, und bei jedem hat man „dieses eine Bild“ im Kopf. Und dann gab es da noch ihren Weggefährten Richard Pousette-Dart (1916 bis 1992). Er war der Introvertierte aus gutem Haus (sein Großvater Silberschmied, die Mutter Schriftstellerin und Aktivistin für die Gleichberechtigung, der Vater selber Künstler) Er war der Außenseiter, trank nicht, war Vegetarier und Pazifist, also im Gegensatz zu den anderen geradezu ein Langweiler, der unbeirrt nur seiner Kunst frönte und Werke schuf, bei denen einem der Atem stockt. Der dem Wirbel von New York City entfloh und sich zum Arbeiten aufs Land zurückzog. Der unbeirrt seiner unbezähmbaren Experimentierfreude folgte, und lebenslang der emotionalen Wirkung des Lichts erlag: „Licht als Schimmer und Glanz, Licht als schillernd irisierende Reflexion, sowie Licht als strahlende Kraft, die mit der Freisetzung grenzenloser Energie verbunden ist“, so das Zitat aus der Presseerklärung des Burda-Museums, das dem Künstler ab 17. Mai einen ganzen Sommer lang den roten Teppich ausrollt und ihm eine prächtige Bühne bereitet. „Poesie des Lichts“ ist folgerichtig der Name der Ausstellung, und es mag (k)ein Zufall sein, dass die feierliche Eröffnung ausgerechnet am 16. Mai erfolgte, dem weltweiten „Tag des Lichts“.

 


137 Leihgaben aus 17 internationalen Sammlungen haben der künstlerische Direktor des Burda-Museums, Kurator Dr. Danile Zamani, und der Direktor der Richard Pusette-Dart Foundation, Charles H. Duncan für die Ausstellung zusammengetragen, und sie sind mit dem Ergebnis zufrieden, richtig zu zufrieden. Das dürfen sie auch. 

 

  

Schon beim Betreten des Museums wird dem Besucher klar, dass die Retrospektive dieses Künstlers etwas ganz Außergewöhnliches ist: Statt des üblichen strahlenden Weiß' in offenen, lichten Räumen empfängt uns dunkles Grau in fünf Schattierungen, ähnlich einer altmeisterlichen Schatzkammer. Den unterschiedlichen Phasen des Künstlers sind kleinteilige Räume gewidmet, die vor allem eines fordern: Zeit. Zeit, sich auf den Künstler und seine Werke einzulassen, sie von Nahmen und von Weitem zu betrachten, nachzuspüren, welche Emotionen die Betrachtung dieser Bilder hervorrufen. 

 


 

Nichts wurde „zugedeckt“, auch wenn Pousette-Dart an die 20, 30 Schichten Farbe übereinanderlegte und letztendlich alles andere als „weiße Bilder“ kreierte. 

 


 

Andere Bilder sind gotisch, byzantinisch angehaucht, und seine handgefertigten Messingobjekte überschreiten die Grenze zwischen modernem Schmuck und avantgardistischer Skulptur. 

 


 

Daneben war er auch ein bekannter Fotograf, dessen kunstvolle Portraits von Weggefährten und Familie eigentlich eine eigene Ausstellung in der Ausstellung darstellen. 

 


 




Höhepunkt sind zweifellos die faszinierenden Gemälde im Obergeschoss, die wie ein Blick in den Sternenhimmel sind, der sich über dem gläsernen Dach von Poussette-Darts Atelier erhob. Punkt für Punkt, Stern für Stern, sehen wir schillernd leuchtend das ganze Universum mit all seinen Facetten, verschwommen und doch klar abgegrenzt. Mit ihrem Tiefgang und ihrer gleichzeitig schier unendlichen Ausweitung entwickeln sie eine Tiefe, die den Betrachter regelrecht in das Bild hineinsaugt. Meisterhaft!

 


Die Ausstellung ist bis zum 14. September 2025 zu sehen. (Montag Ruhetag). Eintritt 14 Euro. Es gibt einen Audioguide (Dauer eine Stunde) für 5 Euro. Öffentliche Führungen an Wochenenden um 11 und um 15 Uhr (zusätzlich 4 Euro), sowie jeden ersten Freitag im Monat einen Rundgang mit Dr. Daniel Zamani (für zusätzlich 6 Euro, meine Empfehlung!)

Darüberhinaus werden Themenführungen angeboten. Zum Museumsfest am 20. Juli ist der Eintritt frei.

Der Katalog zur Ausstellung kostet 39 Euro.

Auch ohne Führung und Katalog kommt man übrigens mit den Erklärungen an den Wänden des Museums sehr gut zurecht. 

Weitere Informationen:  https://www.museum-frieder-burda.de/ausstellung






Montag, 14. April 2025

Durlacher Brücke

 Durlacher-Brücke über die Oos

Impressionen einer würdevollen Feier



Es ist geschafft: Seit dem 31. März 2025 hat Baden-Baden eine Gerhard-Durlacher-Brücke.

 


 

Danke an alle Beteiligten, die das Projekt unbeirrt vorangetrieben haben, allen voran Angelika Schindler von der Arbeitsgemeinschaft "Stolpersteine"  und danke an alle Akteure für die würdevolle Umbenennungsfeier im Beisein von Durlachers Witwe Anneke und ihren drei Töchtern.

(Fotos: Werner Henn und Rita Hampp)

 







Mittwoch, 19. März 2025

Gerhard Durlacher

 

Mahnmal, Symbol und Grund zur Freude

Brücke wird nach Gerhard Durlacher benannt


Es ist ein sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus, ein Mahnmal gegen den Holocaust, eine ehrenvolle Erinnerung an einen Mann, der die Grausamkeiten des Konzentrationslagers Auschwitz überlebte und ein Symbol, dass die millionenfachen Opfer der Gräuel des Dritten Reiches niemals vergessen werden: Am Montag, den 31. März 2025, wird die Stadt Baden-Baden um 16 Uhr die bislang „Wilhelmsbrücke“ genannte Überquerung der Oos nahe der Stadtbibliothek und der Trinkhalle dem Holocaust-Überlebenden, Schriftsteller und Soziologen Gerhard L. Durlacher widmen. 




Gerhard L. Durlacher (1928–1996) wuchs in Baden-Baden auf und und erlebte hier als Kind die Anfänge des Dritten Reiches hautnah mit. 1937 flohen seine Eltern mit ihm nach Holland. 1942 wurde die Familie in das holländische Transitlager Westerbork deportiert und 1944 über Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Gerhard Durlacher war einer der wenigen, die das Todeslager überlebten.

Nach der Befreiung kehrte er 17jährig allein nach Holland zurück, wo niemand auf ihn wartete. Er schloss zunächst ein Medizinstudium mit Promotion ab. Im anschließenden Soziologiestudium führten seine Veröffentlichungen rasch zu einem Lehrstuhl.

Über das in den Konzentrationslagern erlittene Leid schwieg er auch gegenüber seiner Familie 40 Jahre lang und verschloss es tief im Inneren. Erst mit fast 60 Jahren wurde es ihm möglich, darüber zu schreiben und das Erlebte mit schockierender Eindringlichkeit und bitterer Präzision in Worte zu fassen, die schmerzliche Einsamkeit des Überlebens in beeindruckender Weise zu vermitteln.


In seinem autobiografischen Buch „Ertrinken“ erzählt er von seiner Kindheit im nationalsozialistischen Baden-Baden. 2018 erschien es als Sonderedition und stand im Mittelpunkt der stadtweiten Aktion „Eine Stadt liest ein Buch.“ Hierzu gibt es eine eigene Webseite, auf der alle Aktionen nachgelesen werden können. =>

https://baden-baden-liest.blogspot.com/

Schon während der Aktion bat das Aktionsbündnis „Baden ist bunt“ eindringlich, man möge die Wilhelmsbrücke nach Durlacher benennen, doch die Bitte wurde abgelehnt.

Immerhin erinnert das Muße-Literaturmuseum der Stadtbibliothek mit einer eigenen Abteilung an Durlacher, der übrigens seit den 1990er Jahren wiederholt zu Lesungen nach Baden-Baden gekommen war, auch wenn ihn dies oftmals Überwindung kostete. Das berichtete kürzlich auch seine Tochter Jessica Durlacher, als sie eine von ihr zusammengestellte Auswahl seiner Schriften mit dem Titel „Die graublaue Strickjacke“ vorstellte.

Am 9. Dezember 2024 beschloss der Gemeinderat der Stadt Baden-Baden, den Wissenschaftler und Autor mit der Umbenennung der Wilhelmsbrücke in Gerhard-Durlacher-Brücke zu würdigen. Angeregt wurde dieser Schritt von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Baden-Baden, dem unermüdlich engagierten Arbeitskreis Stolpersteine Baden-Baden, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Baden-Baden, der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden K.d.ö.R und dem ehemaligen Bündnis "Baden-Baden ist bunt“.

Zum Festakt anlässlich der Brückenbenennung sind alle interessierten Bürger baden-Badens herzlich eingeladen. Auch werden Gerhard Durlachers Töchter und seine Ehefrau eigens aus Holland anreisen. Musikalisch begleitet wird die Feier von Dimitri Kotokov auf der Klarinette.

Im Anschluss sind alle Interessierte zu einem kleinen Umtrunk und Austausch in die Stadtbibliothek eingeladen. Die Besucher werden dort von Boris Komarnitsky auf der Geige, Emil Langbord auf der Bratsche und Tatjana Dichtiar auf dem Cello begrüßt mit dem Trio B-Dur von Schubert (einer der Lieblingskomponisten von Gerhard Durlacher) und dem Bariton Trio Nr. 96 von Joseph Haydn.