Dienstag, 28. April 2015

Busfahrkarten für Asylbewerber



Rotary-Club und Lions
spenden Busfahrkarten


Eine Asylunterkunft am Rande des Stadt hinterm Bahndamm - das bedeutet für die Bewohner vor allem eines: zeitraubende Fußmärsche, wenn sie zu den Ämtern, zum Arzt oder einfach nur einkaufen wollen. Wollen sie gar an den tollen Angeboten der Vereine Baden-Badens zum gemeinsamen Musizieren oder Sporttreiben teilnehmen, geht dies im Augenblick nur, wenn sich freiwillige Helfer finden, die sie auf eigene Kosten mit eigenen Pkws hin- und herfahren. Denn einfach den Bus nehmen und für Hin- und Rückfahrt 4,60 Euro hinblättern - das ist für sie finanziell einfach nicht drin. Für einige der Asylbewerber ist bereits ein Fußballtraining im für sie fernen Lichtental an dieser Transportfrage gescheitert.
Das darf doch nicht wahr sein!, sagten sich die Mitglieder zweier Business-Clubs in der Stadt, als sie von diesem Dilemma hörten.
Der Rotary-Club Baden-Baden-Merkur unter ihrem Vorsitzenden Kurt Brandstetter hat sich deshalb spontan entschlossen, der Asylunterkunft in der Westlichen Industriestraße vier übertragbare Jahreskarten zur Busbenutzung innerhalb des Stadtgebiets im Gesamtwert von rund 2300 Euro zu spenden.
Auch der Lions-Club unter Vorsitz von Daniel Sprafke engagiert sich stark in der Flüchtlingshilfe. Der Club hatte die Asylbewerber der Westlichen Industriestraße zu Weihnachten mit einem dreigängigen Festmahl überrascht. Für diese Aktion hat der Club kürzlich den ersten Integrationspreis des Districts verliehen bekommen. Das Preisgeld in Höhe von 750 Euro stockte man nun um knapp 500 Euro auf und ermöglichte somit die Anschaffung von zwei übertragbaren Jahreskarten für die Flüchtlinge in der Westlichen Industriestraße. (Eine Jahreskarte kostet 582 Euro.)

Von links: Samuel Mottaki, Kurt Brandstetter, Peter Weingärtner und Daniel Sprafke und die Asylbewerber, die die Verteilung der sechs Jahresfahrkarten übernehmen werden.

Gestern wurden die Busfahrkarten an die Sprecher von sechs in der Asylunterkunft vertretenen Nationen übergeben, die nun ihrerseits die Verteilung der jeweiligen Monatsabschnitte übernehmen werden. Hierbei werden sie von ehrenamtlichen Helfern der Gruppe "aktiv Brücke" unter Leitung von Samuel Mottaki unterstützt. (Hier geht es zur Webseite der Gruppe =>KLICK )
Als Vertreter der Stadtverwaltung sprach der Leiter des Fachgebiets Soziale Leistungen, Peter Weingärtner, den Business Clubs sowie den ehrenamtlichen Helfern Dank und Anerkennung der Stadt aus.


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Meine Meinung:
Diese spontan gespendeten Busfahrkarten sind ein großartiges Zeichen, wie Flüchtlingshilfe in Baden-Baden funktioniert: Man spricht ein Thema im privaten Kreis an, und sofort werden Lösungen gesucht. Wo man in dieser Zeit auch hinkommt, überall stößt man auf diese generelle Hilfsbereitschaft quer durch alle Bevölkerungsschichten. Das ist einfach wunderbar! Denn je weniger Probleme es gibt, umso besser wird die Integration der neuen Bewohner auch funktionieren. 
Die Fahrkarten helfen den Asylbewerbern jenseits des Bahndamms sehr, und sie freuten sich ehrlich über diese großherzige Spende und waren von Herzen dankbar.
Vergessen wir aber nicht, dass teure Busfahrkarten nicht nur das Problem von Asylbewerbern ist. Über 4000 Menschen sind in unserer reichen Stadt auf Sozialhilfe beziehungsweise Leistungen nach den Hartz IV Regelsätzen angewiesen. Auch sie müssen jeden Euro umdrehen, auch sie können sich den Bus nicht leisten. Empörend, wie ich finde. Wie sollen sie zum Beispiel zum Tafelladen in Lichtental gelangen, wo sie sich mit günstigen Lebensmitteln eindecken könnten? Es wird höchste Zeit für die Einführung eines Sozialtickets, mit dem jeder, der nachweislich bedürftig ist, für 20 Euro pro Monat die Busse im Stadtgebiet benutzen kann.
Für den KVV wäre das Sozialticket sogar ein doppelter Gewinn, würde man auf diese Weise doch sicherlich so manchen „Neukunden“ bekommen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen aus der Not heraus „schwarz“ fahren oder eben zu Fuß gehen – Menschen, die niemals Kunden des Verkehrsverbundes würden, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten können. Ein Sozialticket könnte also beiden Seiten helfen. Die Stadt kann und darf sich nicht auf der Hilfsbereitschaft der Bürger ausruhen; sie muss endlich handeln!


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