Für schmerzgeplagte Füße
der Retter in der Not
Er ist einer jener „Geheimtipps“, die unsere Stadt so liebenswert machen. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als er, angetan mit einer dunkelgrünen Schürze, vor seinen Laden in der Lange Straße (heute ein Tatoo-Studio) trat, gemütlich lächelnd in die Sonne blinzelte, und nahezu jeden, der vorbeikam, freundlich grüßte. Und jede/r grüßte zurück. Denn „man“ kannte ihn, beziehungsweise kennt ihn immer noch, den zuvorkommenden, netten Orthopädie-Schuhmacher Lothar Droll.
Seit 1927 gab es das Orthopädie-Schuhgeschäft in der Fußgängerzone (die natürlich damals noch keine war) schon, ab 1967 war es im Familienbesitz der Drolls. Erst der Vater, dann, ab 1993, der Sohn. Was gab es dort nicht alles: Orthopädische Schuhe natürlich, hilfreiche Einlagen für alle diejenigen, die nicht so gut zu Fuß waren, aber auch Maßschuhe für die, denen die Einlagen nicht ausreichten, und selbstverständlich konnte man seine Schuhe und Stiefel, egal in welchem Zustand sie oder ihre schiefen Absätze waren, vertrauensvoll zur Reparatur bringen. Ganz zu schweigen vom „Renner“, der auch Außenstehende, Passanten und Touristen in seinen Laden lockte, denn bei Lothar Droll fand man, was geplagte Füße wünschten: Bequemschuhe von ausgesuchten Herstellern. Die passten garantiert, das habe ich am eigenen Leib (beziehungsweise Fuß) ausprobiert. Lang ist es her und immer wieder flackerte bei vielen die Sehnsucht auf, ein ähnlich bequemes Paar zu finden. Aber das wurde zunehmend schwieriger, denn Ende 2012 war Schluss mit den Wohlfühlfüßen: Lothar Droll schloss seinen Laden ab, endgültig, und räumte das Geschäft – aus gesundheitlichen und privaten Gründen. Manchmal braucht das Leben eben einen Wendepunkt.
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So einen Meisterbrief kann man an den Nagel hängen, muss man aber nicht! |
Sortiment und Werkstatt lagerte er ein und träumte vom schönen Leben - und sang im Männergesangverein. Aber die ehemaligen Kunden machten da nicht mit! Sie ließen ihn einfach nicht in Ruhe. Wo immer der stadtbekannte Baden-Badener auch ging und stand oder sang, wurde er von seinen treuen Ehemaligen angehalten: „Kannst du nicht bitte..., würdest du bitte..., das geht doch nicht ohne dich....“
Und – steter Tropfer höht den Stein! Acht Jahre später, 2020, baute er seine Werkstatt eher bescheiden und nahezu unbemerkt in Lichtental wieder auf, in einem rosafarbenen Anbau der Firma Bauer, in der Beuerner Straße 145. Dorthin pilgern nun seine alten Kunden auf ihren schmerzgeplagten Füßen (oder mit dem Bus, Haltestelle direkt vorm Haus) mit ihre Wünschen nach Reparaturen, Einlagen und Maßanfertigungen. Ein Hoch auf die Mund-zu-Mund-Propaganda, denn Webseite oder Öffnungszeiten gibt es nicht, telefonische Ankündigung wäre also angebracht.
Und das Beste: An diesem Freitag, 24. Oktober, öffnet Lothar Droll seine Werkstatt von 10 bis 17 Uhr und lädt zum Abverkauf seines umfangreichen Lagers an Bequemschuhen ein, allen voran der Firma Vabene, die es leider nicht gibt. Eine Gelegenheit also, und natürlich zu Schnäppchenpreisen. Also, Vorbeischauen lohnt sich, und ist eine nette Gelegenheit, sich dabei in einer originalen Handwerker-Werkstatt umzusehen. Ein freundliches Lächeln und gute Worte gibt es kostenlos obendrauf, wetten?
Wer so kurzfristig keine Zeit hat, bzw. auch später vorbeikommen möchte, hier seine Kontaktdaten:
Werkstatt: Beuerner Str. 145 (Bushaltestelle Spörsigweg)
Mail: Lothardroll@t-online.de
Mobil: 0171 6969 605 (auch WhatsApp)