Muße-Literaturmuseum statt
Haltestelle Hindenburgplatz!
Hand aufs Herz! Wer war schon einmal im Muße-Literaturmuseum? Oder hat schon davon gehört? Oder weiß, wo es sich befindet? Ich ernte oft erstaunte Gesichter, wenn ich es erwähne, und ich finde deshalb, das Museum sollte bekannter werden! Das Museum ist ein einzigartiger Schatz, höchst ansprechend und originell gestaltet. Man betritt die Literaturwelt Baden-Badens, als würde man ein Buch öffnen und hineinsteigen. Es gibt Leseecken, Hörstationen, Schubladen und Fächer, die man öffnen kann. Überall stecken Überraschungen.
Lesesessel Otto Flakes. Spezialanfertigung für den hochgewachsenen Schriftsteller
Badelust und Badefrust – Mittelalter und frühe Neuzeit heißt eine der Stationen, die Literatur im Zeichen Napoleons folgt als nächstes, dann werden Gesellschaftskur und Glücksspiel behandelt, Literatur in Zeiten der Badischen Revolution oder während der 1870er Jahre, vom Seelensuchen und den Entwurzelungen der Weltkriege bis hin zum Thema „der SWR macht Literatur“, die Goldenen 60er, Mord und Totschlag, das „russische Baden-Baden“ und die Hotels mit ihren Hochstaplern, heimlichen Begegnungen und traurigen Abschieden... Und vieles mehr. Es ist ein unglaublich intensives Erlebnis, durch das Museum zu gehen, immer wieder kann man es besuchen und neue Dinge entdecken, oder auch einmal Platz nehmen im Sessel eines berühmten Baden-Badener Dichters...
Was für ein Kleinod! Wäre es doch nur bekannter!
Mein Vorschlag: Umbenennung der Bushaltestellen vor dem Museum! Dafür muss man keinen großen Verwaltungsakt auf den Weg bringen, der Gemeinderat kann das gut bewilligen, der Aufwand ist extrem gering. Müssen die Haltestellen dort wirklich „Hindenburgplatz/Stadtbibliothek“ heißen?
Ich möchte hier keine neuerliche Diskussion um die Umbenennung des Hindenburgplatzes beginnen. Das Thema ist und bleibt Dauerbrenner im Gemeinderat, seit Jahren schon und wahrscheinlich auch noch so lange, bis sich die politischen Verhältnisse im Gremium ändern. Wir können schon die Uhr stellen, wann der nächste Antrag gestellt und abgelehnt wird.
Ich
meine: Lasst den Hindenburgplatz mit der Erklärung, um wen es sich
handelte und welcher Katastrophe er die Tür öffnete, solange
zumindest, bis sich die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat ändern.
Der Platz hat keine postalische Bedeutung, kaum jemand würde Notiz
davon nehmen, im Grunde ist er ja noch nicht mal ein richtiger Platz,
sondern nur eine Bezeichnung auf den vielen Wanderwegweisern des
Stadtgebiets und eine umständliche Kreuzung, die eigentlich schon
längst fußgängerfreundlicher umgebaut werden sollte.
Was aber immer präsent ist und wirklich stört, ist die permanente Nennung des Namens Hindenburgplatz in den Bussen. Jedesmal, wenn ich unterwegs bin, zucke ich zusammen, wenn die Haltestelle „Hindenburgplatz/Stadtbibliothek“ ausgerufen wird.
Wie wäre es also, den Haltestellen einfach einen anderen Namen zu geben? Die Umbenennung in „Stadtbibliothek/Muße-Literaturmuseum“ wäre meiner Meinung genau nach der richtige Weg. Zwei Fliegen mit einer Klappe, alles gut.
Ich habe gestern in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats die Umbenennung der Haltestellen in „Stadtbibliothek/Muße-Literaturmuseum“ angeregt. Mein Vorschlag wurde freundlich lächelnd „zur Kenntnis genommen“. Was das heißt, kann ich mir ausmalen... Aber ich bleibe dran! Mit ausdrücklichem Segen des Museums und Stadtbibliothek übrigens!
Schubladen - bitte aufziehen!
Leseecke, bitte Platz nehmen!
Als
ich heute Fotos machen wollte, hielt sich gerade eine Schulklasse des
Windeck-Gymnasiums in den Räumlichkeiten auf. Es hat so Spaß
gemacht zu erleben, mit welcher Freude und welchem Interesse Mädchen
und auch die Jungen sich für Literatur begeisterten und miteinander
(unbeobachtet) über Bücher und Zeiten diskutierten. Zaghaft wurden
– ermuntert von Bibliotheksleiterin Siegrid Münch –
Originalsessel ausprobiert und sogar eine Schreibmaschine (die auf dem original Kachelofen von Reinhold Schneider steht) bedient, wenn auch mit Schwierigkeiten. „Fester
drücken! Und schneller wieder loslassen. Der Buchstabe muss auf das
Papier drücken.“ Tja – da war Staunen angesagt! (Und ich habe
ihnen nicht verraten, dass die Schreibmaschinen früher keine
Löschtasten hatten...)
Mit anderen Worten: Benennt die Haltestellen um, auf dass noch viel mehr ( junge) Menschen den Weg an diesen außergewöhnlichen Ort finden!
Der Kachelofen diente Reinhold Schneider als Schreibpult
Die Schreibmaschine, das unbekannte Wesen
Das Muße-Literaturmuseum ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, und Samstag von 10 bis 14Uhr. Eintritt frei. Ein Audio-Guide kann für 3 Euro geliehen werden.
Es gibt auch regelmäßige öffentliche Führungen (10 Euro).
Hier geht es zur Webseite des Literaturmuseums => https://www.baden-baden.de/stadtbibliothek/musse-literaturmuseum/