Neue Ausstellung der Galerie Supper
Rayk Goetze - "Seltene Moose"
Es ist wie ein kleiner Schritt in die große, weite internationale Kunstwelt, wenn man die Galerie Supper in der Kreuzpassage in Baden-Baden betritt. Unscheinbar duckt sie sich in die hinterste Ecke, aber Insider kennen den Weg, und das sind nicht wenige, wie ich am vergangenen Wochenende bei der Eröffnung der neuesten Ausstellung beobachtet habe.
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| Galerist Dirk Suppe (links) mit Rayk Goetze bei der Vernissage |
Und es sind beileibe nicht nur Baden-Badener, die den Weg hierher finden, sich inspirieren lassen, Kunstanregungen holen und manchmal auch ein Werk nach Hause tragen (lassen). Letzteres wird diesmal allerdings etwas schwierig, denn viele der gezeigten Exponate sind so großflächig, dass sie wohl eher in Museen als in Einfamilienhäuser passen. Und ganz ehrlich – die Bilder haben es in sich, es würde mich nicht wundern, wenn eines davon auch bald im Burda-Museum zu sehen wäre, das ja nur ein paar Schritte die Oos entlang entfernt liegt. Dort gibt es zurzeit eine Ausstellung ausschließlich mit weiblichen Künstlern nach dem Motto „Der König ist tot – lang lebe die Königin“. In der Galerie Supper indes residiert der König. Was aber nur ein schnödes Wortspiel ist, denn in Wirklichkeit ist Rayk Goetze, um den es hier geht, Handwerker, Sporttaucher, Kampfschwimmer, Maler, Künstler, Zauberer mit Leinwand, Pinsel und Traumwelten.
„Seltene Moose“ lautet der rätselhafte Titel der Einzelausstellung, die Galerist Dirk Supper noch bis zum 29. Juli präsentiert. Rayk Goetze, Jahrgang 1964, war bereits vor drei Jahren in Baden-Baden sein Gast, doch die Eröffnung der damaligen Show fiel direkt mit dem ersten Lockdown zusammen. „Vertreibung aus dem Paradies“ hieß der Titel der damaligen Ausstellung – wie überaus und tragisch passend.
Jetzt also „Seltene Moose“. Eines der ausgestellten Werke trägt diesen Titel, ein Hochformat, „in dem eine kleine mädchenhafte Figur aus mächtigen Schichtungen von Farbe, die eine Landschaft evozieren, ins Freie der kaum mit Farbe bedeckten Leinwand schreitet“. So die Beschreibung des Galeristen im Handzettel zur Ausstellung, und weiter: „Die Figur scheint in sich versunken und die Farbe scheint es auch. In diesem Bild fallen die Setzungen des Malers und die bewußten Vermeidungen mit dem Bildthema in eins. Aus zweifelhaftem Farbgekritzel, weichem Erglühen erdiger Siena und wolkigem Grau entsteht eine Andeutung satter Landschaft, ohne dass ein einziger Grashalm, kein Baum oder Flusslauf en detail gemalt wurde“. Ach, Feuilleton-Prosa kann so kunstvoll verschnörkelt daherkommen, dass es einem schwindelig werden kann! Banaler ausgedrückt: Rayk Goetze vermengt Figürlichkeit mit der Abstraktheit der Farbe, eine Nähe zur Leipziger Schule eines Neo Rauch (der vor einigen Jahren eine große Ausstellung im Burda-Museum hatte) ist nicht zu leugnen. Wie denn auch, lebt und arbeitet Rayk Goetze ja ebenfalls in Leipzig und war dort zur Jahrtausendwende Meisterschüler von Prof. Arno Rink. Seit 2006 wird sein Schaffen mit diversen Einzel- und Gruppenausstellungen gekrönt.
Lassen wir den Galeristen noch einmal zu Wort kommen: „Die Alchemie des Gelingens seiner Bilder bleibt rätselhaft... Letzten Endes zielt der Maler zwar auf das schöne, vor allem aber auf das starke Bild.“ Und genauso ist es.
Machen Sie sich selbst ein Bild! Lassen Sie sich mitreißen, erfreuen Sie sich am Anblick dieser fantastischen Originale, und ziehen Sie auch gerne den Galeristen oder seine Vertretung zu Rate, man bringt Ihnen Goetzes Schaffens-Kosmos sehr gerne näher; es gibt keinen Kaufzwang. (Mein Tipp, wenn man nicht widerstehen kann, aber die Geldbörse nicht unbedingt mitmacht: Es gibt auch Drucke zu erwerben...)
Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Juli 2023 zu sehen.
Galerie Supper, Kreuzstraße 3, Baden-Baden
Öffnungszeiten Mittwoch bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Samstag 12 bis 16 Uhr.
Webseite => https://www.galerie-supper.de
Webseite des Künstlers => http://www.raykland.de/
Online-Ausstellung => https://artspaces.kunstmatrix.com/en/exhibition/12027432/rayk-goetze-seltene-moose
