Donnerstag, 1. November 2018

Nicole Eisenman


Eine Ausstellung mit Anspielungen und
viel verstecktem schwarzen Humor

Mit „Baden Baden Baden“ präsentiert die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden ab Samstag, 3. November 2018, die erste institutionelle Einzelausstellung von Nicole Eisenman in Deutschland. 

Im Mittelpunkt der umfangreichen Schau stehen die Skulpturen der amerikanischen Künstlerin, die 1965 im französischen Verdun geboren wurde. So werden mehr als 20 bildhauerische Werke aus den letzten Jahren gezeigt, darunter zwölf neue, eigens für Baden-Baden geschaffene Arbeiten. Diese werden flankiert von Gemälden, einer Videoarbeit und Holzreliefs. 




Es sind zum Teil schwerwiegende Werke, dies musste auch der Kurator der Ausstellung, Hendrik Bündge, schmerzhaft erfahren, als ihm bei der Vorbereitung der Ausstellung der Sockel für ein kleineres Werk auf den Fuß fiel...







Sechs Bronzeköpfe unterschiedlicher Größe eröffnen den Ausstellungsparcours im großen Oberlicht-Saal der Kunsthalle. Hier zeigt sich Eisenmans Vorliebe für schwarzen Humor sowie für Experimente mit unterschiedlichen Materialien - etwa Bronze, Aluminium oder Gips. 




Keine Oberfläche gleicht der anderen, die eine ist fein poliert, die andere erscheint grob. Ein Kopf kann sogar wie ein außer Kontrolle geratener Brunnen Wasser speien, 




ein anderer, der sich wie eine Höhle in einem Berg öffnet, Rauchwolken aufsteigen lassen.



Auch die Neugier wird belohnt, wenn man durch das Guckloch einer original Schwarzwaldhaus-Tür lugt. Aber Vorsicht, der Anblick ist nicht ganz jugendfrei – das Guckloch hängt mit Bedacht so hoch.



Manche der neuen Arbeiten lassen sich zudem als Antwort auf die aktuelle US-amerikanische Situation unter Präsident Donald Trump verstehen. 




So ist in Baden-Baden ein sechs Meter langer mit Gips ummantelter Fahnenmast zu sehen, der zerbrochen auf dem Boden liegt. Die Flagge, die einst stolz im Wind wehte, ist nicht mehr vorhanden, und der Adler als Wappentier hat seinen erhabenen Platz verloren und ist in eine Kiste gewandert: ein materialisiertes Antimonument, von Nicole Eisenman in feiner Balance zwischen Galgenhumor und Tragik formuliert, wie es in der Pressemitteilung der Kunsthalle heißt.






Seit ihrem Durchbruch in der New Yorker Kunstszene in den 1990er Jahren zählt Nicole Eisenman zu den wichtigen Stimmen ihrer Generation. Zunächst als Künstler-Künstlerin und Geheimtipp geschätzt, gehört sie heute zu den wenigen anerkannten Künstlerinnen, die unter den kommerziell erfolgreichen männlichen Malern mitmischen. 
 

Ihre Werke - großformatige Gemälde, Zeichnungen, Videos und Skulpturen - sind bestimmt durch eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte, Kunstgeschichte und Popkultur und haben einen ganz eigenen Humor. 

Um die Facetten ihres Werkes und ihrer Intuition noch besser verstehen zu können, sei unbedingt auf die Audio-Tour verwiesen, sonst wird man manche Spitzfindigkeit nicht auf den ersten Blick erfassen. Auch der ansprechende und informative Katalog kann hierbei hilfreich sein.



Zur Einstimmung sei auch dieser Beitrag von SWR 2 sehr zu empfehlen => KLICK



Nicole Eisenman (*1965 in Verdun, Frankreich) lebt in New York City (USA). In Deutschland erregte sie zuletzt Aufsehen mit ihrer spektakulären Brunnenanlage für die Skulptur Projekte Münster (2017). Sie ist die diesjährige Brenners Artist in Residence.

Die Ausstellung wird morgen, Freitag, 2. November, um 19 Uhr bei freiem Eintritt offiziell eröffnet.

Öffnungszeiten: 


3. November 2018 bis 17. Februar 2019
Täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen (außer an Feirtagen)
Eintritt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, Schüler 3 Euro.

Webseite der Kunsthalle => KLICK

Übrigens lohnt sich beim Besuch der Kunsthalle ein Seitenblick in den kleinen 45-Kbm-Ausstellungsraum neben der Kasse. Hier zeigt Kasia Fudakowski noch bis 11. November die Ausstellung "Bad Basket", die sich allerdings erst erschließt, wenn man die schweren Metall-Schwingtüren aufgedrückt hat. Die Türen tragen den Auszug einer Kurzgeschichte von B. Traven. Also - der kleine Raum ist - bei stets freim Eintritt - ebenfalls immer für eine Überraschung gut.