Donnerstag, 19. Juli 2018

Alina Szapocznikow


Sommerausstellung in der Kunsthalle
zur Vergänglichkeit des Menschen

Radikal. Intensiv. Und irgendwie auch ein bisschen gruselig.

So präsentiert sich die Sommerausstellung der staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, die am morgigen Freitag (20. Juli) um 19 Uhr eröffnet wird (freier Eintritt, ab 21 Uhr großes Sommerfest!). 




Da ragt eine überdimensionierte Hand in den Raum, da liegt ein kleines Bein auf einem Block, da sind Eingeweide zu sehen, das Innere wird nach außen gekehrt. Ein Kussmund wird zur Lampe, Krebsgeschwüre werden zu Anschauungsobjekten, der eigene Sohn zur unsterblichen Skulptur...





Bouquet II


Menschliche Landschaften“, so heißt die Ausstellung, kuratiert von Luisa Heese, die bereits vor 14 Jahren auf die 1973 verstorbene polnische Künstlerin Alina Szapocznikow aufmerksam geworden war. Damals hatte sie ein Werk der Künstlerin in Warschau entdeckt – heute nun ist sie sichtbar stolz darauf, die erste große Überblicksausstellung über die Werke der Künstlerin in Deutschland zeigen zu können.

Der Zuschauer braucht starke Nerven und eine Führung oder den Audio-Guide, um sich die Schichten der Bedeutungen zu erarbeiten. 


Aschenbecher des Junggesellen
 
Die Zerbrechlichkeit des menschlichen Daseins war das Thema der Künstlerin, die als polnische Jüdin ihre Jugendjahre in Konzentrationslagern überlebte, bevor sie über Prag nach Paris zog. 1969 erfuhr die Künstlerin, dass sie an Krebs erkrankt war, und setzte sich bis zur ihrem Tod 1973 im Alter von nur 47 Jahren intensiv mit diesem Thema auseinander. Sogar der Inszenierung ihrer eigenen Beerdigung ist der Betrachter ausgesetzt.

Der menschliche Körper und seine Vergänglichkeit prägten von Anbeginn Alina Szapocznikows Schaffen. Nach einer klassischen Bildhauerausbildung begann sie mit verschiedenen Materialien zu arbeiten: Bronze, Gips oder Stein, später Kunstharz und ein schwarzer Schaum. Sie zerlegte den menschlichen Körper in seine Einzelteile, setzte sie wieder neu zusammen oder ließ sie für sich alleine stehen. Oft stand auch ihr eigener Körper Pate für Abdrücke in den verschiedenen Materialien. Es sei ein Schaffen zwischen den Polen des menschlichen Daseins, der Sexualität und dem Sterben, erläuterte Luisa Heese (rechts) beim Presserundgang mit Kunsthallenchef Johan Holten (links). 


 

Lustvolle Schönheit steht neben abgründiger Todesnähe. Themen, die sicher auch in der Zeit ihrer Entstehung begründet sind. Die Werke, die zwischen 1954 und 1973 geschaffen wurden und zum Teil auch auf der documenta 12 und documenta 14 präsentiert wurden, sind ab Samstag, 21. Juli bis zum 7. Oktober zu sehen. 


 

Der Eintritt kostet 7 Euro, freitags ist der Eintritt frei. Am Samstag, 28. Juli, gibt es während der langen Nacht der Museen abends Sonderführungen und Jazz, am Mittwoch, 1. August und Mittwoch 4. September gibt es einen Power Lunch mit der Kunst, weitere Punkte des interessanten Rahmenprogramms mit Diskussion, Film und Musik sind auf der Webseite zu finden => KLICK