Sommerausstellung in der Kunsthalle
zur Vergänglichkeit des Menschen
Radikal.
Intensiv. Und irgendwie auch ein bisschen gruselig.
So
präsentiert sich die Sommerausstellung der staatlichen Kunsthalle
Baden-Baden, die am morgigen Freitag (20. Juli) um 19 Uhr eröffnet wird (freier
Eintritt, ab 21 Uhr großes Sommerfest!).
Da
ragt eine überdimensionierte Hand in den Raum, da liegt ein kleines
Bein auf einem Block, da sind Eingeweide zu sehen, das Innere wird
nach außen gekehrt. Ein Kussmund wird zur Lampe, Krebsgeschwüre
werden zu Anschauungsobjekten, der eigene Sohn zur unsterblichen
Skulptur...
Bouquet II |
„Menschliche
Landschaften“, so heißt die Ausstellung, kuratiert von Luisa
Heese, die bereits vor 14 Jahren auf die 1973 verstorbene polnische
Künstlerin Alina Szapocznikow aufmerksam geworden war. Damals hatte
sie ein Werk der Künstlerin in Warschau entdeckt – heute nun ist
sie sichtbar stolz darauf, die erste große Überblicksausstellung
über die Werke der Künstlerin in Deutschland zeigen zu können.
Der
Zuschauer braucht starke Nerven und eine Führung oder den
Audio-Guide, um sich die Schichten der Bedeutungen zu erarbeiten.
Aschenbecher des Junggesellen |
Die
Zerbrechlichkeit des menschlichen Daseins war das Thema der
Künstlerin, die als polnische Jüdin ihre Jugendjahre in
Konzentrationslagern überlebte, bevor sie über Prag nach Paris zog.
1969 erfuhr die Künstlerin, dass sie an Krebs erkrankt war, und
setzte sich bis zur ihrem Tod 1973 im Alter von nur 47 Jahren
intensiv mit diesem Thema auseinander. Sogar der Inszenierung ihrer
eigenen Beerdigung ist der Betrachter ausgesetzt.
Der
menschliche Körper und seine Vergänglichkeit prägten von Anbeginn
Alina Szapocznikows Schaffen. Nach einer klassischen
Bildhauerausbildung begann sie mit verschiedenen Materialien zu
arbeiten: Bronze, Gips oder Stein, später Kunstharz und ein
schwarzer Schaum. Sie zerlegte den menschlichen Körper in seine
Einzelteile, setzte sie wieder neu zusammen oder ließ sie für sich
alleine stehen. Oft stand auch ihr eigener Körper Pate für Abdrücke
in den verschiedenen Materialien. Es sei ein Schaffen zwischen den
Polen des menschlichen Daseins, der Sexualität und dem Sterben,
erläuterte Luisa Heese (rechts) beim Presserundgang mit Kunsthallenchef Johan Holten (links).
Lustvolle
Schönheit steht neben abgründiger Todesnähe. Themen, die sicher
auch in der Zeit ihrer Entstehung begründet sind. Die Werke, die
zwischen 1954 und 1973 geschaffen wurden und zum Teil auch auf der
documenta 12 und documenta 14 präsentiert wurden, sind ab Samstag, 21.
Juli bis zum 7. Oktober zu sehen.
Der
Eintritt kostet 7 Euro, freitags ist der Eintritt frei. Am Samstag,
28. Juli, gibt es während der langen Nacht der Museen abends
Sonderführungen und Jazz, am Mittwoch, 1. August und Mittwoch 4.
September gibt es einen Power Lunch mit der Kunst, weitere Punkte des
interessanten Rahmenprogramms mit Diskussion, Film und Musik sind auf
der Webseite zu finden => KLICK