Turrell-Ausstellung im Museum Frieder Burda:
Vom Glück, mit allen Sinnen im Licht zu baden
Sensationell!
Ein anderes Wort passt wohl nicht zu dem, was ab Samstag, 9. Juni
2018, im Museum Frieder Burda in Baden-Baden zu sehen ist. Zu sehen?
Zu erleben! Man badet darin. Man verläuft sich. Verliert sich. Alles
ist umgekrempelt, nichts ist mehr, wie es war. Das fängt schon beim
Museumsbau selbst an, in dem sich unlängst sogar der Hausherr
verirrte, wie am Rande der Pressekonferenz vor der Eröffnung der
großen Sommerausstellung zu hören war.
Um
was oder wen geht es?
James
Turrell. Dieser Name steht für Licht. Viel Licht. Und Visionen.
Nicht das Sehen steht im Mittelpunkt, sondern das Fühlen und Erleben
mit allen Sinnen.
Selbst
die ganz normalen, handfesten Bauarbeiter, die in den letzten zwei
Wochen schier Unmenschliches vollbracht hatten und vier große
Sattelzüge Baumaterial verbaut haben, waren am Ende – wie übrigens
alle anderen Mitarbeiter des Hauses - erschöpft, müde, stolz und
glücklich. „Das ist wirklich Kunst, wir werden mit unseren
Familien wiederkommen“ hätten die Handwerker zum Schluss
freudestrahlend verkündet, hieß es – und nicht nur ihnen geht so.
Die
Besucher werden sofort in den Bann des Lichts gezogen, in die
Lichtwelten, die James Turrell erschaffen hat. Es gab noch keine
ähnliche retrospektivisch angeordnete Ausstellung in Europa,
verkündete der Chef des Museums, Henning Schaper denn auch mit
großer Genugtuung. Er muss es wissen, ist er doch schon länger mit
dem Künstler von Weltruhm befreundet: Bereits vor neun Jahren, als
er noch Museumsdirektor in Wolfsburg war, gab es dort eine
Ausstellung mit Turrell.
Aber die jetzige Show im Museum
des Kunstsammlers Frieder Burda in Baden-Baden übertrifft alles!
Das Schaffen Turrells aus 50 Jahren wurde hier
zusammengefasst, von den ersten Jugendarbeiten Turrells (Raethro-Green)
bis zum neuesten Werk, die „Accretion Disk“ aus der Serie „Curved
elliptical Glass“, die 2018 eigens für die Sammlung Frieder Burdas
geschaffen wurde und im Untergeschoss des Museums dauerhaft zu sehen
ist: Eine Scheibe aus Gas, die mit sich ständig verändernden
Lichtfarben, wie um einen neugeborenen Stern rotiert. Ein Bank lädt
in dem kleinen Sonderraum dazu ein, sitzen zu bleiben, und das
Kunstwerk in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Die
Ausstellung ist, wie Schaper bei der Pressevorstellung erklärte, in
fünf Werkgruppen oder besser Rauminstallationen, eingeteilt und gibt
einen umfassenden Überblick über Turrells Schaffen. „Eine völlig
andere Wahrnehmenserfahrung im Museum“ verspricht der Chef, denn
die Gäste sind nicht reine Zuschauer, sondern werden Teil der Kunst.
„Das ist ein intensiver, direkter Dialog mit Kunst, man muss es
sehen und spüren“, schwärmte Schaper, und alle Mitarbeiter, die
die Ausstellung seit dem Aufbau begleitet hatten, nickten begeistert.
Der langjährige Freund Turrells, Professor Wulf Herzogenrath aus Bremen,
pflichtete dem bei. „Ganzheitlich“ erleben müsse man die
Ausstellung, deshalb heiße das Werk im Erdgeschoss auch „Ganzfeld“.
Dieser Lichtraum, den man übrigens nur in begrenzter Anzahl und mit
Filzschuhen betreten darf, sorgte schon auf der Venedig Biennale 2011
für Furore.
Und
auch der 1943 in Los Angeles geborene Künstler hatte allen Grund zum
Strahlen. Ausstellungen seiner Werke dürfen nur mit seiner
Zustimmung und unter seinem Mitwirken aufgebaut und gezeigt werden,
während der letzten zwei Wochen war also auch Turrell selbst in
Baden-Baden präsent, um alles zu begleiten. Vom Ergebnis zeigte er
er sich sehr zufrieden, er habe den Aufenthalt sehr genossen, sagte
er.
Auch
sein Herzensprojekt, der Roden Crater, wird vorgestellt. Dies ist
Turrells ehrgeizigstes Werk: Bei einem Flug über die Wüste Arizonas
entdeckte er in den 70er Jahren einen erloschenen Vulkan und baut ihn
seitdem zu einem gigantischen Himmelsobservatorium mit
unterirdischen Schächten, Hallen und Stollen um – derzeit das
größte Kunstwerk auf der Erde! Modelle, Fotografien und eine
Filmdokumentation geben einen Eindruck dieses gigantischen „Tempels“.
Dass
die Show ein Riesenerfolg werden wird, ist schon jetzt klar. Das
Museum hat deshalb vorgesorgt. Damit die Schlangen nicht ins
Unermessliche wachsen, gibt es online-Tickets mit einem Zeitfenster.
Wer so ein Ticket hat, darf im angegebenen Zeitraum an den Schlangen
vorbei. Allerdings wird es auch im Innern des Museums Wartezeiten
geben, denn zum Beispiel der Lichtraum „Ganzfeld“ darf einfach
nur von wenigen Besuchern zugleich betreten werden, sonst nimmt man
sich gegenseitig das Licht weg. Und das wäre sehr schade um einen
absolut unvergesslichen Eindruck! Also Geduld mitbringen und die
Bereitschaft, sich mit allen Sinnen auf das Experiment Licht
einzulassen!
Die Ausstellung öffnet am Samstag, 9. Juni, und ist bis zum 28. Oktober 2018 zu erleben. Fotografieren ist nicht erlaubt.
Hier
geht es zur Webseite des Museums mit allen weiteren Hinweisen, dem
Link zum online-Ticket und zum Begleitprogramm =>
KLICK
Und hier der Link zu "Badisches.de". Auf diesem Online-Portal hat Georg von Langsdorff ein Video zur Ausstellung gedreht. Sehenswert! => KLICK
Und hier der Link zu "Badisches.de". Auf diesem Online-Portal hat Georg von Langsdorff ein Video zur Ausstellung gedreht. Sehenswert! => KLICK