"Junges Theater" Baden-Baden -
Neuer Name, gleiche Begeisterung
Aus
Kindern werden Leute oder: Man kann gar nicht früh genug anfangen,
Menschen für das Theater zu begeistern.
Vor
13 Jahren fing alles an: Da wurde unter Intendantin Nicola May das
Kinder- und Jugendtheater im Kulissenhaus (TiK) geboren. Das Baby wuchs
heran und entwickelte sich prächtig. Bald gab es ein eigenes
Programm, Gastspiele, Produktionen mit dem Kinder- und dem Jugendclub
U22, theaterpädagogische Angebote für Schulen und Lehrer bis hin
zum großen Festival „Fit fürs Abi in fünf Tagen.“
Nun
ist das Kind in die Pubertät gekommen und hat mit Leona Lejeune eine
neue dramaturgische Leitung und damit viel frischen Wind unter die
Flügel erhalten. Äußeres Zeichen hierfür ist zum einen ein neuer
Name: „Junges Theater Baden-Baden“ heißt der Sprössling ab
sofort, und ein neu entwickeltes Logo zeigt, wohin die Reise gehen
wird, nämlich in die - ins große Haus integrierte - Selbständigkeit. Ist das Logo ein schräges Aufrufezeichen? Oder eher ein Lautsprecher? So ganz
festlegen wollten sich die Beteiligten der Pressekonferenz gestern
nicht, als unter Leitung von Pressereferentin Julia Klaas der neue
Markennamen und das neue Programm präsentiert wurden.
Pressekonferenz des Jungen Theaters mit (von links) Julia Klaas, Isabell Dachsteiner und Leona Lejeune |
Einig
waren sich alle aber, dass der Funke jugendliche Elans überspringen
wird auf die ins Auge gefasste Zielgruppe, nämlich das Publikum von
heute und morgen. Bereits Kinder ab zwei Jahren sollen sich demnächst auf eine
Spurensuche ins Theater begeben können – und man ist auch mobil
genug, um direkt ins Klassenzimmer zu kommen.
Die
Leiterin des Jungen Theaters, Leona Lejeune, konnte genauso wie
Theaterpädagogin Isabell Dachsteiner zu Recht stolz sein auf das
Angebot, das man Kindern und Jugendlichen in der kommenden Spielzeit präsentieren will.
Das
Programm
Die
ganze Kleinen ab zwei Jahren wird man, wie gesagt, im April 2018 dazu
bringen, Spuren zu finden, zu zeichnen und zu hinterlassen (Gastspiel
des Helios-Theater, Hamm), für Kinder ab vier Jahren ist das
Gastspiel des marotte-Figurentheaters Karlsruhe geeignet, das diesmal
„Das kleine Gespenst“ im Gepäck haben wird, und ab 5 Jahre
geeignet ist der vorprogrammierte Renner des Winters, das
Weihnachtsmärchen im großen Haus „Pippi Langstrumpf“, das
übrigens binnen zwei Tagen bereits fast ausverkauft war. Nur für
die Familienvorstellung gibt es noch Karten, dies aber nur, weil der
Vorverkauf hierfür erst am 15. Oktober beginnen wird. Für „Pippi“
wird es übrigens wieder einen Malwettbewerb geben, Einsendeschluss
ist am 20. Oktober. Das schönste Bild wird wieder als Plakat
verwendet.
Ab
6 Jahre geeignet ist die Kinderoper „Ritter Parzifal“, die –
kindgerecht gekürzt - während der Osterfestspiele in Zusammenarbeit
mit dem Festspielhaus gezeigt wird.
Ab
acht Jahre beziehungsweise für die ganze Familie ist ein
französisches Gastspiel geeignet, das Mitte Januar angeboten wird,
ein körperliches, artistisches Spiel, das man auch ohne
Französisch-Kenntnisse verstehen sollte.
Eine
Uraufführung für Kinder ab zehn Jahre wird ab 11. März im TIK zu
sehen sein: Die „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, mit einer
völlig neuen Rahmenhandlung, die gerade noch entwickelt wird.
Mit
„Ronny von Welt“ wird das junge Theater auf Wunsch ins
Klassenzimmer kommen, "Patricks Trick" wird wieder aufgenommen, und als
Premiere für über 15jährige (im Programmheft steht noch ab 14)
wird ab Mitte November „Auerhaus“ gezeigt, dem das gleichnamige
Buch zugrund liegt, welches als Nachfolgeroman von „Tschick“
gehandelt wird und eine vielleicht utopische Lebensform und die Frage
zum Thema hat: „Will ich so leben, wie meine Eltern?“
Bleibt
noch zu erwähnen, dass natürlich auch der Jugendclub U 22 und der
Kinderclub U12 demnächst mit der Einarbeitung neuer Stücke beginnen
werden.
Das
Känguru hüpft wieder
Und
dann war da noch dieses Skandalstück der letzten Saison, das gar
kein Skandal war, sondern die Freundschaft zum Thema hatte und
nicht das Schwulsein, das aber trotzdem von Eltern in Baden-Baden
boykottiert wurde... (hier geht es zu meinem
Bericht darüber => KLICK ).
Nun, ins Programmheft hat es „Ein Känguru wie du“ aus zeitlichen Gründen nicht geschafft, aber man hat kurzfristig entschieden, das Stück – wenn auch als abgespecktes Live-Hörspiel – wieder anzubieten! Und da die Bühnen bereits komplett verplant waren, als man sich zur Wiederbelebung entschloss, können die Schulen das umstrittene Stück nun als mobile Aufführung direkt ins Klassenzimmer anfordern – es kommt postwendend! - zusammen mit einem umfassenden theaterpädagogischen Rahmenprogramm. Nun sind alle gespannt, ob das Angebot auch tatsächlich angenommen wird.
Pädagogik
Und
da wir hier von jungem Theater reden, steht naturgemäß die
Theaterpädagogik von Isabell Dachsteiner im Fokus. Es wird stückbezogene Pädagogentreffs geben, Workshops,
Begleitmaterialien in Hülle und Fülle, nach jeder Schulvorführung
im TIK wird es für die Schulklassen ein Nachgespräch mit dem
Ensemble geben, ein Sprachförderprojekt mit einem Kindergarten wird
ins Leben gerufen, an der Theodor-Heuss-Schule wird der Beginn einer
Theater-AG begleitet, Werkrealschule und Museum LA8 werden sich auf
eine Zeitreise 100 Jahre zurück begeben und auch die überaus
beliebte und erfolgreiche offene Bühne, Open-Stage, in Kooperation
mit dem JuBa e.V. wird es am 28. April wieder geben.
(Bewerbungsschluss für Performance-CDs und Videos ist der 13.
April.)
Natürlich
geht auch „Fit fürs Abi in 5 Tagen“ wieder ins Programm, diesmal
werden einige Aufführungen als Gastspiel zu sehen sein, und sogar Stoff für das Musik-Abitur wird dieses Jahr dabei sein.
Es
gibt also viel zu tun für das kleine Team. Umso mehr hofft man nun
im Jungen Theater, dass auch der Gemeinderat diese Arbeit unterstützt
und eine Inspizientenstelle für die technische Abwicklung bewilligt.
In den letzten Jahren hatte man sich mit ständig wechselnden Kräften
aus dem „Freiwilligen Sozialen Jahr“ beholfen, die aber jedes Mal
neu eingearbeitet werden mussten und oft überfordert waren. Für
Qualitätssicherung bei steigender Nachfrage wäre wirklich ein
Spezialist in Festanstellung notwendig, hieß es.
Sorgenkind Familienvorstellungen
Bei
der Angebotsfülle ist eigentlich volles Haus garantiert,
und die Begeisterung der Organisatorinnen trägt sicher sein übriges
dazu bei. Lediglich die Familienvorstellungen laufen offenbar
schlecht. Woran das liegt, hat man noch nicht herausgefunden. Und ob
das auch dieses Jahr so sein wird, bleibt abzuwarten. Die Zeichen
stehen gut, dass es diesmal anders kommen könnte. Am Programm
und an den begeisterten Mitwirkenden kann es jedenfalls nicht liegen.
Und
hier das Programm im Detail zum Nachlesen =>
KLICK