Samstag, 30. September 2017

Junges Theater 2017


"Junges Theater" Baden-Baden - 
Neuer Name, gleiche Begeisterung

Aus Kindern werden Leute oder: Man kann gar nicht früh genug anfangen, Menschen für das Theater zu begeistern.

Vor 13 Jahren fing alles an: Da wurde unter Intendantin Nicola May das Kinder- und Jugendtheater im Kulissenhaus (TiK) geboren. Das Baby wuchs heran und entwickelte sich prächtig. Bald gab es ein eigenes Programm, Gastspiele, Produktionen mit dem Kinder- und dem Jugendclub U22, theaterpädagogische Angebote für Schulen und Lehrer bis hin zum großen Festival „Fit fürs Abi in fünf Tagen.“




Nun ist das Kind in die Pubertät gekommen und hat mit Leona Lejeune eine neue dramaturgische Leitung und damit viel frischen Wind unter die Flügel erhalten. Äußeres Zeichen hierfür ist zum einen ein neuer Name: „Junges Theater Baden-Baden“ heißt der Sprössling ab sofort, und ein neu entwickeltes Logo zeigt, wohin die Reise gehen wird, nämlich in die - ins große Haus integrierte - Selbständigkeit. Ist das Logo ein schräges Aufrufezeichen? Oder eher ein Lautsprecher? So ganz festlegen wollten sich die Beteiligten der Pressekonferenz gestern nicht, als unter Leitung von Pressereferentin Julia Klaas der neue Markennamen und das neue Programm präsentiert wurden. 

Pressekonferenz des Jungen Theaters mit (von links) Julia Klaas, Isabell Dachsteiner und Leona Lejeune
 

Einig waren sich alle aber, dass der Funke jugendliche Elans überspringen wird auf die ins Auge gefasste Zielgruppe, nämlich das Publikum von heute und morgen. Bereits Kinder ab zwei Jahren sollen sich demnächst auf eine Spurensuche ins Theater begeben können – und man ist auch mobil genug, um direkt ins Klassenzimmer zu kommen.

Die Leiterin des Jungen Theaters, Leona Lejeune, konnte genauso wie Theaterpädagogin Isabell Dachsteiner zu Recht stolz sein auf das Angebot, das man Kindern und Jugendlichen in der kommenden Spielzeit präsentieren will. 



 
Das Programm

Die ganze Kleinen ab zwei Jahren wird man, wie gesagt, im April 2018 dazu bringen, Spuren zu finden, zu zeichnen und zu hinterlassen (Gastspiel des Helios-Theater, Hamm), für Kinder ab vier Jahren ist das Gastspiel des marotte-Figurentheaters Karlsruhe geeignet, das diesmal „Das kleine Gespenst“ im Gepäck haben wird, und ab 5 Jahre geeignet ist der vorprogrammierte Renner des Winters, das Weihnachtsmärchen im großen Haus „Pippi Langstrumpf“, das übrigens binnen zwei Tagen bereits fast ausverkauft war. Nur für die Familienvorstellung gibt es noch Karten, dies aber nur, weil der Vorverkauf hierfür erst am 15. Oktober beginnen wird. Für „Pippi“ wird es übrigens wieder einen Malwettbewerb geben, Einsendeschluss ist am 20. Oktober. Das schönste Bild wird wieder als Plakat verwendet.

Ab 6 Jahre geeignet ist die Kinderoper „Ritter Parzifal“, die – kindgerecht gekürzt - während der Osterfestspiele in Zusammenarbeit mit dem Festspielhaus gezeigt wird.
Ab acht Jahre beziehungsweise für die ganze Familie ist ein französisches Gastspiel geeignet, das Mitte Januar angeboten wird, ein körperliches, artistisches Spiel, das man auch ohne Französisch-Kenntnisse verstehen sollte.

Eine Uraufführung für Kinder ab zehn Jahre wird ab 11. März im TIK zu sehen sein: Die „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, mit einer völlig neuen Rahmenhandlung, die gerade noch entwickelt wird.
Mit „Ronny von Welt“ wird das junge Theater auf Wunsch ins Klassenzimmer kommen, "Patricks Trick" wird wieder aufgenommen, und als Premiere für über 15jährige (im Programmheft steht noch ab 14) wird ab Mitte November „Auerhaus“ gezeigt, dem das gleichnamige Buch zugrund liegt, welches als Nachfolgeroman von „Tschick“ gehandelt wird und eine vielleicht utopische Lebensform und die Frage zum Thema hat: „Will ich so leben, wie meine Eltern?“
Bleibt noch zu erwähnen, dass natürlich auch der Jugendclub U 22 und der Kinderclub U12 demnächst mit der Einarbeitung neuer Stücke beginnen werden. 

 

Das Känguru hüpft wieder

Und dann war da noch dieses Skandalstück der letzten Saison, das gar kein Skandal war, sondern die Freundschaft zum Thema hatte und nicht das Schwulsein, das aber trotzdem von Eltern in Baden-Baden boykottiert wurde... (hier geht es zu meinem Bericht darüber => KLICK ).

Nun, ins Programmheft hat es „Ein Känguru wie du“ aus zeitlichen Gründen nicht geschafft, aber man hat kurzfristig entschieden, das Stück – wenn auch als abgespecktes Live-Hörspiel – wieder anzubieten! Und da die Bühnen bereits komplett verplant waren, als man sich zur Wiederbelebung entschloss, können die Schulen das umstrittene Stück nun als mobile Aufführung direkt ins Klassenzimmer anfordern – es kommt postwendend! - zusammen mit einem umfassenden theaterpädagogischen Rahmenprogramm. Nun sind alle gespannt, ob das Angebot auch tatsächlich angenommen wird.


Pädagogik

Und da wir hier von jungem Theater reden, steht naturgemäß die Theaterpädagogik von Isabell Dachsteiner im Fokus. Es wird stückbezogene Pädagogentreffs geben, Workshops, Begleitmaterialien in Hülle und Fülle, nach jeder Schulvorführung im TIK wird es für die Schulklassen ein Nachgespräch mit dem Ensemble geben, ein Sprachförderprojekt mit einem Kindergarten wird ins Leben gerufen, an der Theodor-Heuss-Schule wird der Beginn einer Theater-AG begleitet, Werkrealschule und Museum LA8 werden sich auf eine Zeitreise 100 Jahre zurück begeben und auch die überaus beliebte und erfolgreiche offene Bühne, Open-Stage, in Kooperation mit dem JuBa e.V. wird es am 28. April wieder geben. (Bewerbungsschluss für Performance-CDs und Videos ist der 13. April.)

Natürlich geht auch „Fit fürs Abi in 5 Tagen“ wieder ins Programm, diesmal werden einige Aufführungen als Gastspiel zu sehen sein, und sogar Stoff für das Musik-Abitur wird dieses Jahr dabei sein.

Es gibt also viel zu tun für das kleine Team. Umso mehr hofft man nun im Jungen Theater, dass auch der Gemeinderat diese Arbeit unterstützt und eine Inspizientenstelle für die technische Abwicklung bewilligt. In den letzten Jahren hatte man sich mit ständig wechselnden Kräften aus dem „Freiwilligen Sozialen Jahr“ beholfen, die aber jedes Mal neu eingearbeitet werden mussten und oft überfordert waren. Für Qualitätssicherung bei steigender Nachfrage wäre wirklich ein Spezialist in Festanstellung notwendig, hieß es. 
 

Sorgenkind Familienvorstellungen

Bei der Angebotsfülle ist eigentlich volles Haus garantiert, und die Begeisterung der Organisatorinnen trägt sicher sein übriges dazu bei. Lediglich die Familienvorstellungen laufen offenbar schlecht. Woran das liegt, hat man noch nicht herausgefunden. Und ob das auch dieses Jahr so sein wird, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen gut, dass es diesmal anders kommen könnte. Am Programm und an den begeisterten Mitwirkenden kann es jedenfalls nicht liegen.




Und hier das Programm im Detail zum Nachlesen => KLICK