Sonntag, 6. März 2016

Samson zieht aus


Meilenstein im Flüchtlingsleben: Der Auszug 

Es wird mal wieder Zeit, über Samson zu berichten.

Der 27jährige kam vor eineinhalb Jahren aus Nigeria nach Deutschland, und er hatte gute Gründe zu fliehen.

Zuerst fiel er in der Öffentlichkeit auf, als er (rechts im Bild zusammen mit seinem Landsmann Benjamin Nzegwu) bei einem Konzert des Gesangvereins Concordia im Kassiansaal des Klosters Lichtental aus voller Kehle das „Badner Lied“ schmetterte, und die gerührten Zuhörer mit seinem Auftritt von den Sitzen riss.



Dann konnte er durch Zufall einen Job ergattern, damals, im August 2015, als es noch keine Intensiv-Sprachkurse für Asylbewerber gab. Das Schicksal verschlug ihn als Helfer in ein Biker-Lokal in Unterstmatt, wo er die Herzen der Wirtsleute, Familie Feist, im Sturm eroberte => KLICK








Seit dem 1. September 2015 fährt er nun an jedem Arbeitstag, fünfmal die Woche, 45 Minuten mit Bus hinauf in den Schwarzwald, und abends wieder 45 Minuten hinunter. Hundemüde ist er, wenn er dann in der Unterkunft in der Westlichen Industriestraße ankommt, und er würde dann wirklich gerne schlafen. Aber das ist schwer.

Die meisten Bewohner in der Unterkunft haben keinen Job, und so ist es dort nachts laut. Sehr laut. Mehr als vier Stunden Schlaf kommen selten zusammen, zusammenhängend schon gar nicht. Noch dazu erschwerte sich die Situation, als die Stadtverwaltung im Herbst daranging und die mit 14 Quadratmetern ohnehin schon kleinen Zimmer auf Dreierbelegung nachverdichtete, sprich: ein drittes Bett hineinquetschte.



So oft es geht, ist Samson auswärts, zum Glück kann er seine Liebe zur Musik ausleben, er spielt in zwei Bands Saxophon und erhält inzwischen regelmäßigen Musikunterricht.

Eingefädelt hat das Christof Teelen, der über das Patenschaftsprojekt der Caritas mit Samson in Kontakt kam und sich seitdem rührend um ihn kümmert. Lesen Sie dazu bitte auch seine Geschichte => KLICK

Unermüdlich fragte Teelen bei allen sich bietenden Gelegenheiten nach passendem, bezahlbaren Wohnraum für Samson. Aber das ist schwierig, da sein Schützling bisher - aufgrund der Überlastung der Behörden - noch keine Möglichkeit hatte, einen Asylantrag zu stellen. Daher ist auch seine Aufenthaltsdauer - auf dem Papier - ungewiss. Bis Herbst ist sie im Moment gestattet, so steht es in seinem Ausweis, und das schreckt Vermieter natürlich ab, sagt Teelen.




Nun aber gab es einen Lichtblick: Bei einer Nachfrage ergab es sich, dass gerade zwei Zimmer in einer sehr bescheidenen Wohnung in Oos freigeworden waren, die die Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen angemietet hat. Hier achtet man darauf, dass die Bewohner sich in die Hausgemeinschaft einfügen. Und da Samson als ruhiger, zuverlässiger Zeitgenosse bekannt ist, gab der Sozialarbeiter in Abstimmung mit allen zuständigen Behörden schließlich grünes Licht: Samson darf zusammen mit seinen beiden Zimmergenossen umsiedeln, hieß es vor zwei Wochen. Die Freude war auf allen Seiten groß!

Diese Woche war es soweit: Koffer und Taschen wurden gepackt und warteten auf den Abtransport, für den der Hausmeister den städtischen Kombi zur Verfügung stellte und aus versicherungstechnischen Gründen auch die drei Flüchtlinge zur neuen Wohnung fuhr.

Wenn man bedenkt, dass als er nach Baden-Baden kam, Samsons Habseligkeiten gerade mal in eine Plastiktüte passten, hat sich das Volumen seines Umzugsgutes erheblich erweitert!




Voller Vorfreude ging es in die neue Wohnung. Luxuriös geht es dort wirklich nicht zu, aber immerhin gibt es Hoffnung auf Ruhe: Zwei große, hintereinander liegende Zimmer warten hier auf die drei ruhigen Nigerianer, Küche und Bad teilen sie sich sich weiteren Asylbewerbern, die schon etwas länger eigenständig in dieser Wohnung leben.



Eine letzte Ermahnung an alle durch den Sozialarbeiter, Daniel Basler (rechts), sich an die Hausordnung und nächtliche Ruhezeiten zu halten, dann ist der erste Schritt in die Normalität geschafft!




Viel Glück, Samson!

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