Eine dramatische Inszenierung
Bilder
sind zweidimensional? Nicht die von Harald Erath!
Es
ist ja immer wieder eine kleine Wundertüte, die sich allmonatlich im
45 Kubikmeter großen Experimentierraum der staatlichen Kunsthalle
öffnet.
Dieses
Mal kann man wirklich staunen, was der „Künstler des Monats“,
Harald Erath, geschaffen hat: Wer meint, seine Bilder direkt von vorn
ansehen zu wollen, der muss sich bewegen. Und wer meint, den
optimalen Blickwinkel erwischt zu haben, sieht sich wieder getäuscht,
weil nun wieder etwas anderes im Kunstwerk nicht so ist, wie es sein
sollte. Nichts ist zweidimensional, wie man es doch eigentlich von
Bildern erwartet, immer wieder verschieben sich die Blickachsen. Es
ist erstaunlich, wie sich sogar der kleine Raum verwandelt hat –
Sogwirkung erwünscht und erreicht!
Man
beschäftigt sich mit den Bildern, aber auch mit der Architektur des
Raumes und fragt sich, da alles perfekt zusammenpasst, unwillkürlich:
Hat der Künstler die Werke genau für diesen kleinen Raum
geschaffen? Nun – das ist schon fast die halbe Wahrheit: Den Raum
habe er im Kopf gehabt, verrät der Künstler bei der Preview, umso
glücklicher sei er dann gewesen, als er – auf Einladung von
Pressesprecher Johannes Honeck – im Sommer plötzlich genau diesen
Traum-Raum in der staatlichen Kunsthalle in baden-Baden gefunden
hatte.
Der
31jährige Künstler aus Singen, der in Berlin lebt und arbeitet, hat
in Stuttgart Malerei und in Berlin Bühnen- und Kostümbild studiert.
Das merkt man seinen Arbeiten an, es scheint, als stecke viel mehr
hinter den Motiven – und in der Tat, dieser Eindruck ist erwünscht:
Von Jugend an habe ihn die biblische Karfreitagsgeschichte
fasziniert, die davon berichtet, wie in der Todesstunde Jesu im
Tempel von Jerusalem der Vorhang zerriss. Dieser Vorhang habe das
Göttliche in einem leeren Raum verborgen – eine Idee, die den
Künstler nie mehr losließ. Breitete sich hinter dem schwarzen
Vorhang das Universum aus?
Auch
hinter seinen Bildern kann etwas Unbekanntes stecken – mystisch
oder etwas ganz pragmatisch? Schwarze Tücher verhüllen
beispielsweise eine Himmelssituation. Was steckt dahinter? Regen oder
Sonnenschein? Finden Sie es heraus! Heute um 19 Uhr wird der Raum
feierlich eröffnet, Eintritt frei. Die Installation ist bis zum 24.
Januar sicht- und begehbar, kostenlos im kleinen Studioraum neben der
Kasse. Der Künstler ist anwesend, es lohnt sich, mit ihm ins
Gespräch zu kommen. Viel Spaß!
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