Freitag, 11. Dezember 2015

Kunsthalle - Harald Erath


Eine dramatische Inszenierung

Bilder sind zweidimensional? Nicht die von Harald Erath!

Es ist ja immer wieder eine kleine Wundertüte, die sich allmonatlich im 45 Kubikmeter großen Experimentierraum der staatlichen Kunsthalle öffnet.

Dieses Mal kann man wirklich staunen, was der „Künstler des Monats“, Harald Erath, geschaffen hat: Wer meint, seine Bilder direkt von vorn ansehen zu wollen, der muss sich bewegen. Und wer meint, den optimalen Blickwinkel erwischt zu haben, sieht sich wieder getäuscht, weil nun wieder etwas anderes im Kunstwerk nicht so ist, wie es sein sollte. Nichts ist zweidimensional, wie man es doch eigentlich von Bildern erwartet, immer wieder verschieben sich die Blickachsen. Es ist erstaunlich, wie sich sogar der kleine Raum verwandelt hat – Sogwirkung erwünscht und erreicht!



Man beschäftigt sich mit den Bildern, aber auch mit der Architektur des Raumes und fragt sich, da alles perfekt zusammenpasst, unwillkürlich: Hat der Künstler die Werke genau für diesen kleinen Raum geschaffen? Nun – das ist schon fast die halbe Wahrheit: Den Raum habe er im Kopf gehabt, verrät der Künstler bei der Preview, umso glücklicher sei er dann gewesen, als er – auf Einladung von Pressesprecher Johannes Honeck – im Sommer plötzlich genau diesen Traum-Raum in der staatlichen Kunsthalle in baden-Baden gefunden hatte.

Der 31jährige Künstler aus Singen, der in Berlin lebt und arbeitet, hat in Stuttgart Malerei und in Berlin Bühnen- und Kostümbild studiert. Das merkt man seinen Arbeiten an, es scheint, als stecke viel mehr hinter den Motiven – und in der Tat, dieser Eindruck ist erwünscht: Von Jugend an habe ihn die biblische Karfreitagsgeschichte fasziniert, die davon berichtet, wie in der Todesstunde Jesu im Tempel von Jerusalem der Vorhang zerriss. Dieser Vorhang habe das Göttliche in einem leeren Raum verborgen – eine Idee, die den Künstler nie mehr losließ. Breitete sich hinter dem schwarzen Vorhang das Universum aus?

Auch hinter seinen Bildern kann etwas Unbekanntes stecken – mystisch oder etwas ganz pragmatisch? Schwarze Tücher verhüllen beispielsweise eine Himmelssituation. Was steckt dahinter? Regen oder Sonnenschein? Finden Sie es heraus! Heute um 19 Uhr wird der Raum feierlich eröffnet, Eintritt frei. Die Installation ist bis zum 24. Januar sicht- und begehbar, kostenlos im kleinen Studioraum neben der Kasse. Der Künstler ist anwesend, es lohnt sich, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Viel Spaß! 




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