Pilotprojekt Integrationszentrum:
Arbeitsvermittlung für Flüchtlinge
Arbeitsvermittlung für Flüchtlinge
Dank
großzügiger Unterstützung des Baden-Badener Unternehmers und
Mäzens Karlheinz Kögel kann die Stadt Baden-Baden ab sofort ganz
neue, einmalige Wege in der Integration der Flüchtlinge gehen. Wie
Oberbürgermeisterin Margret Mergen gestern in einer Pressekonferenz
mitteilte, finanziert Kögel für die nächsten zwei Jahre ein
Integrationszentrum, das sich um Ausbildung und Arbeit der
Asylbewerber kümmern wird. Hunderttausend Euro spendet Kögel pro
Jahr für Sach- und Personalkosten, die Stelle eines Integrators wird
morgen in den Zeitungen ausgeschrieben. Man hofft, die Stelle alsbald
besetzen zu können.
von links: Rainer Hampp, OB Margret Mergen, Karlheiz Kögel, Bürgermeister Michael Geggus |
Aufgabe
des Integrators wird sein, zusammen mit jedem einzelnen Flüchtling
dessen ganz persönlichen Berufsweg zu erarbeiten und zu
kontrollieren. Gleichzeitig werden die notwendigen Kontakte zu
Arbeitgebern, zur Industrie- und Handelskammer, zur Handwerkskammer,
zur Arbeitsagentur und zum Jobcenter vermittelt.
An
die 800, überwiegend junge männliche Asylbewerber leben derzeit bereits in der Stadt,
sagte OB Mergen, und viele von ihnen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, anerkannt oder geduldet zu werden, also für eine lange Zeit bleiben. Sehr viele von ihnen seien sehr daran
interessiert, in Arbeit zu kommen, das Jobcenter kümmert sich
allerdings erst um sie, wenn ihr Asylverfahren positiv abgeschlossen ist.
Dies kann bis zu zwei Jahre dauern. So lange will man in der Stadt
nicht warten. Sobald sie die Sprache gelernt haben, will man die Flüchtlinge nun
zügig in Arbeit vermitteln.
Hier
soll der Integrator/die Integratorin einsetzen: Er/sie soll – wie
es im Augenblick schon die Ehrenamtlichen in vielen Fällen
übernehmen – mit jedem interessierten Flüchtling eine
Situationsanalyse vornehmen, den Stand der schulischen und
beruflichen Ausbildung der Flüchtlinge in ihren Herkunftsländern
dokumentieren, Sprachkenntnisse erheben sowie Motivation und
Wunschvorstellungen der Betroffenen erfragen. Voraussetzung dazu ist
natürlich, dass die Flüchtlinge ausreichend deutsche
Sprachkenntnisse haben. Hierfür sorgt inzwischen die Volkshochschule
in vorbildlicher Weise, siehe Bericht von gestern => KLICK
Karlheinz
Kögel erklärte, wie es spontan zur Idee seines Engagements
gekommen war: Eigentlich habe er bei einem Mittagessen beschlossen,
einfach irgendwo einen weißen Container als Anlaufstelle für die
Vermittlung der arbeitswilligen Flüchtlingen aufzustellen. Dann aber
habe er lernen müssen, dass dies angesichts der gründlichen
deutschen Bürokratie so einfach nicht geht. Dennoch ließ ihn die
Idee nicht los, den Schutz suchenden Menschen neben einem Leben in
Sicherheit und Frieden auch das Grundrecht auf Arbeit zu ermöglichen: "Wir haben die Not doch direkt vor unserer Haustür", begründete er sein Engagement. In
enger Zusammenarbeit mit OB Mergen sei nun ein praktikables Konzept
erarbeitet worden, über das er sich freue.
Bürgermeister
Michael Geggus, der für die Flüchtlingsfragen zuständig ist,
bezeichnete dieses Geschenk als märchenhaft. Für jeden einzelnen
könne nun ein ganz persönlicher Berufs- und Integrationsplan
erstellt werden. Damit dieser Plan zum gewünschten Erfolg führt,
hat man den ehemaligen ehrenamtlichen Geschäftsführer des
Gründerzentrums, Rainer Hampp, als „Senior-Advisor“ gewinnen
können. Er wird dem Integrator bei der Erarbeitung des Konzepts, dem Profiling der Asylbewerber sowie
beim Aufbau einer funktionalen Struktur zur Seite stehen und die
erforderlichen Kontakte zur Wirtschaft und zu den Kammern herstellen.
Die
Grundlagen dafür hat Oberbürgermeisterin Margret Mergen bereits
gelegt, sie brachte gestern eine Liste von 16 Firmen aus der Region
mit, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind und Stellen
schaffen beziehungsweise anbieten möchten und so bei der Integration
aktiv mithelfen wollen.
„Wenn
wir 20 bis 30 Prozent der Asylbewerber auf dieser Weise in Arbeit
vermitteln könnten, wäre das sensationell,“ gab sie das
ehrgeizige Ziel vor. Bundesweit liege der Durchschnitt im Augenblick
bei sieben Prozent. Das Baden-Badener Modell sei – nach ihrem
Wissen – zumindest im südwestdeutschen Raum einmalig.
Bis das Integrationszentrum besetzt wird, liegt es vorerst weiterhin an den Ehrenamtlichen, die Lebensläufe, Vorbildungen und Berufswünsche der Flüchtlinge aufzunehmen und geeignete Arbeitgeber anzusprechen. Der Integrator wird auf ihre Erhebungen zurückgreifen.
Einen Leitfaden für die ehrenamtlichen Arbeitsvermittler finden Sie hier => KLICK
Bis das Integrationszentrum besetzt wird, liegt es vorerst weiterhin an den Ehrenamtlichen, die Lebensläufe, Vorbildungen und Berufswünsche der Flüchtlinge aufzunehmen und geeignete Arbeitgeber anzusprechen. Der Integrator wird auf ihre Erhebungen zurückgreifen.
Einen Leitfaden für die ehrenamtlichen Arbeitsvermittler finden Sie hier => KLICK