Freitag, 27. November 2015

Fahnenaktion


Hellblaue Fahnen für ein freies Leben


Hellblaue Fahnen flattern seit vorgestern auf dem Platz vor der Stadtbücherei – ein Hingucker für ankommende Touristen und Leute, die gegenüber auf den Bus warten. 


von links: Christian Kühnel (ai), OB Margret Mergen, Sibylle Loeben (ai), Ludwigs Herfs (Ak Asyl), Annekatrin Kemmner (ai)

Hellblau – nicht unbedingt üblich in der städtischen Sammlung, die sich doch eher auf Länderfahnen beschränkt. Was es mit diesen Fahnen auf sich hat, erklärte Oberbürgermeisterin Margret Mergen gestern auf einem Pressetermin vor Ort: Sie sollen ein Zeichen setzen gegen die tägliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen.

Aus Terminschwierigkeiten fand die Aktion nicht ganz pünktlich zum 25. Oktober statt, der seit 1990 ein von der UNO offiziell anerkannter Gedenktag ist und auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal am 25. November 1960 in der dominikanischen Republik zurückgeht. Die Schwestern waren vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet worden, weil sie sich an Aktivitäten gegen den tyrannischen Diktator Trujillo beteiligt hatten.

Seit 2001 macht die Organisation „Terre des Femmes“ nun international auf diesen Tag aufmerksam. Schwerpunktthema der diesjährigen Aktion ist der Stop von Frühehen. „Bildung statt Heirat“ forderte Sibylle Loeben im Namen der Ortsgruppe von amnesty international – und stieß bei ihrer Bitte, der Aktion Gewicht zu verleihen, bei Baden-Badens Oberbürgermeisterin auf offene Ohren: Ihr sei noch sehr gut bewusst, dass ihre größeren Schwestern, Mutter und Großmutter um die Gleichberechtigung der Frauen in Deutschland gekämpft hatten, sagte Margret Mergen gestern. Diese Gleichberechtigung sei in vielen anderen Ländern und Kulturkreisen leider immer noch nicht selbstverständlich. Gerade angesichts der Terrormeldungen dieser Tage bereite es ihr Schmerzen, wenn sie höre, was Frauen angetan werde. Sibylle Loeben bekräftigte das: Es sei auch im Hinblick auf die Vermeidung von Fluchtursachen wichtig, sich sichtbar und deutlich für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen einzusetzen.

Für die diesjährige Fahnenaktion, die erstmals in Baden-Baden stattfand, hatte amnesty international übrigens neben der Stadt auch die altkatholische Gemeinde gewinnen können, die – in Ermangelung eines geeigneten Fahnenmastes - kurzerhand ein entsprechendes Banner an der Spitalkirche befestigte. Pfarrer Hans Vogt fand es in seiner Ansprache „erschreckend, dass selbst in Deutschland noch meist migrationsbedingte Zwangsverheiratungen vorkommen.“ So sei es wichtig, Bevölkerung und Schulen für die Not der Frauen zu sensibilisieren.




Die farbenfrohen Fahnen mit der abgebildeten Frauenfigur und dem Slogan „frei leben – ohne Gewalt“ wehen bis zum 7. Dezember am Hindenburgplatz vor der Stadtbücherei, auch das Banner an der altkatholischen Kirche bleibt solange hängen. An beiden Orten liegen Flyer mit weiteren Informationen aus. Fahnen wie Banner hat die engagierte Sibylle Loeben übrigens aus eigener Tasche finanziert.

Mehr Informationen gibt es auch hier => KLICK

Eine Reportage über das Ehepaar Kühnel/Loeben finden Sie hier => KLICK