Samstag, 11. Juli 2015

Neue Flüchtlingshilfen

Aktiv Brücke und Café international

Zwei neue Initiativen für
und mit den Flüchtlingen


Gleich zwei neue Aktivitäten im Bereich der Flüchtlingshilfe in Baden-Baden haben sich diese Woche manifestiert: Die bereits bestehende Gruppe „aktiv Brücke“ gründete nun offiziell einen gemeinnützigen Verein, und die evangelische Stadtkirche rief ein internationales Begegnungscafé ins Leben, das im Herbst in den Jugendräumen des Bonhoeffersaals starten soll.


aktiv Brücke“




Das muss der neuen „aktiv Brücke“ erst mal ein Verein nachmachen! Aus dem Stand trugen sich bei der sehr gut besuchten Gründungsversammlung (Foto oben) diese Woche in der Festhalle Oos gleich 31 Interessierte spontan in die Mitgliederliste ein. Und weit mehr als die Hälfte von ihnen waren Asylbewerber. Genau die sind ja auch Zielgruppe der neuen Vereinigung.

„Die Flüchtlinge sollen lernen, sich selber in der Kultur dieses Landes zurechtzufinden, sie sollen lernen, wie man hier lebt – und: sie sollen dieses Wissen weitergeben“, umriss der einstimmig gewählte Vorsitzende des Vereins, Samuel Mottaki, die Stoßrichtung seiner Truppe. Es gehe nicht darum, immer neue Ehrenamtliche aus den Reihen der Einheimischen zu rekrutieren, sondern Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten – zum Wohl der Stadt. Egal wo man geboren wurde, aus welchem Kulturkreis man stamme, welche Geschichten hinten einem lägen - „wir alle sind jetzt in Baden-Baden, und das ist eine wunderbare, bunte Stadt“, sagte Mottaki, der selbst aus dem Iran stammt, in seiner Antrittsrede.

Einstimmig wurde, unter Beachtung der strengen Vereinsregularien, der gesamte Vorstand gewählt. Neben dem Vorsitzenden Mottaki (links) ist Eberhard Blaschka (rechts) der zweite Vorsitzende, als Kassenführer fungiert Uli Beier, für die Organisation ist Salifu Ndow aus Gambia zuständig, und als Schriftführerin stellte sich Ute Davies zur Verfügung.



Die Gruppe aktiv Brücke ist bereits seit längerem vor allem in der Flüchtlingshilfe in der Westlichen Industriestraße tätig. Von der Gründung eines (demnächst im Vereinsregister) eingetragenen, gemeinnützigen Vereins erhofft man sich nun, Spendengelder  sammeln und nach eigenem Ermessen sinnvoll verteilen zu können, damit man die Flüchtlinge auf ihrem Weg zu Integration und Eigenständigkeit begleiten kann.

Schwerpunkte der Arbeit werden in der Vermittlung von Sprachpraxis, Unterstützung im Sport, im Freizeitangebot wie Nähen, Malen, Musizieren und vor allem im Aufschreiben der eigenen Lebensgeschichten liegen, die sowohl für die Interviews im Asylverfahren als auch als Lebensläufe für Bewerbungen dienen. Hauptaugenmerk wird die Vermittlung von Flüchtlingen in - idealerweise - Jobs, Ausbildungen, Praktika und gemeinnützige Tätigkeiten sein. Man hat vor, die in der Westlichen Industriestraße gesammelten Erfahrungen bei Bedarf an weitere Unterkünfte im Stadtgebiet und darüber hinaus weiterzugeben.

Hier geht es zur Webseite des Vereins => KLICK
Hier geht es zu meinem Bericht über die Anfänge der Gruppe vom März 2015 => KLICK

Ansprechpartner:
Samuel Mottaki, Mail: info@aktivbruecke.de

 

Café international


Sitzgruppe, runder Tisch, Tischfußball, Billard, jede Menge Gesellschaftsspiele, eigener Eingang, sanitäre Einrichtungen und Teeküche – alles ist bereits in den Jugendräumen im Untergeschoss des Bonhoeffersaals vorhanden. So lag es nahe, dass Manfred Bender im Namen der Willkommensgruppe von Immergrün der evangelischen Stadtkirchengemeinde auf die Idee verfiel, die Räumlichkeiten in der Innenstadt einmal in der Woche für ein internationales Begegnungscafé zu öffnen. Er selbst ist ja außerdem als ehrenamtlicher Sprachlehrer in der Asylunterkunft in der Westlichen Industriestraße tätig. So brachte er denn auch zur Auftaktversammlung gleich vier seiner Sprachschüler mit, die sich sofort bereiterklärten, sich zusammen mit einheimischen Ehrenamtlichen die Arbeit im Café zu teilen.

Gerade das Zusammenspiel zwischen Ehrenamtlichen und Betroffenen sei ihm wichtig, sagte Bender, denn Integrationsarbeit sei immer auch Friedensarbeit und - „Friede ist der Ernstfall“.



Er schlug vor, Abschriften der Bergpredigt in verschiedenen Sprachen aufzuhängen – um zu verdeutlichen, in welchem Geist das Café geführt werden soll. Allerdings wolle man auch andere Konfessionen nicht ausschließen.

Das Café soll nun in zwei Schritten gegründet werden:

Zum einen soll der reine Café-Betrieb einmal wöchentlich jeweils Freitag von 17 bis 20 Uhr mit gemischten Teams in zwei Schichten durchgeführt werden. Es soll sich um ein alkoholfreies Selbstbedienungscafé handeln, in dem Getränke wie Tee, Kaffee, Säfte und alkoholfreies Bier sowie Kuchen zum Selbstkostenpreis abgegeben werden, Knabbereien sollen kostenlos auf den Tischen stehen.

Die Eröffnung ist im Rahmen der interkulturellen Woche am Freitag, 2. Oktober um 16 Uhr geplant.

Hat sich das Café etabliert, soll im Frühjahr/Sommer 2016 die zweite Stufe gezündet werden. Dann ist eine Vertiefung der Friedens- und Integrationsarbeit angedacht, und zwar mit thematischen (Kurz-)Vorträgen, Diskussionsrunden, aber auch mit Musik, Literatur und Filmen aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge.

Das nächste Vorbereitungstreffen findet am Mittwoch, 9. September, um 20 Uhr wieder vor Ort statt. Dann soll die Eröffnung des Cafés am 2. Oktober im Detail besprochen werden. Weitere Interessierte sind herzlich willkommen.

Ansprechpartner:
Manfred Bender, Mail: madalima@gmx.de