Mittwoch, 11. März 2015

Patenschaften



Das Patenprojekt


Pate für Asylbewerber“ - keine leichte Aufgabe!

Trotzdem haben sich in den letzten Wochen mehr als 50 Baden-Badener beim  Caritasverband gemeldet, weil sie sich genau für eine solche Aufgabe stark genug fühlen.

Jetzt kamen sie im Stadtteil Briegelacker zusammen um das Projekt gemeinsam zu starten.




Häufig haben Sie es mit Menschen zu tun, deren Lebensumstände von Not und Leid geprägt waren. Sie brauchen ihnen gegenüber eine Balance aus Respekt und Augenhöhe. Sie sollten sich auch ganz selbstkritisch nach ihren eigenen Vorurteilen zum Beispiel gegen starke Verschleierung oder gegen ungewohnte Erziehungsmethoden fragen. Denn Sie sollten die Asylbewerber so annehmen wie sie sind: mit all ihren kulturellen Eigenheiten“, verdeutlichte  Fachbereichsleiter Frank Herzberger ihnen die verantwortungsvolle Aufgabe. „Die Menschen, mit denen Sie es zu tun haben werden, haben viel Not durchlitten, sie sind zum Teil traumatisiert und haben Gewalterfahrungen. Sie müssen wissen, ob Sie abends abschalten können.“

Zeit, Geduld, Stabilität, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, Lernbereitschaft, Humor und Leichtigkeit würden daher für dieses Ehrenamt dringend gebraucht.

Wer sich als Pate zu Verfügung stelle, der werde in seinem Ehrenamt nicht alleingelassen. Die Unterstützung der Caritas höre nicht mit Finden und Vermittlung von passenden Patenschaften auf. „Wir begleiten Sie durch alle Phasen.“ Und diese Begleitung werde qualitativ gut sein.



Gewährsmann dafür ist Adrian Struch (Foto), der neue Koordinator des Projekts. Der Diplomsozialpädagoge war bislang in der Caritas für das Projekt Brücke 99 zuständig, das mit jugendlichen Spätaussiedlern arbeitet. Künftig wird er die Hälfte seiner Zeit – genauer gesagt immer montags und dienstags - für das Patenprojekt zur Verfügung stehen.

Wie sich herausstellte, hat sich Struch im Vorfeld der Aktion viele Gedanken gemacht, wie man ein solches Patenprojekt organisatorisch aufziehen könnte. Herausgekommen ist erst einmal ein bisschen Bürokratie, die für den Aufbau einer tragfähigen Struktur nun mal notwendig ist.


Am Anfang steht Papierkram


Anmeldung und Ressourcenerfassung stehen an erster Stelle, gefolgt von einer Ehrenamtsvereinbarung des Caritasverbandes (die gleichzeitig für die nötigen Haftpflicht- und Unfallversicherungen sorgt), ferner ist ein erweitertes Führungszeugnis und die Kopie des Personalausweises nötig. Und lernt man seinen passenden Schützling erst einmal kennen, wird auch mit ihm wiederum ein Dokument aufgesetzt und unterzeichnet, in dem Ziele und Bedingungen der Patenschaft festgehalten werden. Bei so viel Papierkram würde doch so mancher gleich wieder abspringen, könnte man meinen. Nicht so die künftigen Paten.  Die konnte das nicht schrecken.

Wir wollen den Menschen, die es wollen, helfen. Es ist uns egal, woher sie kommen und warum sie hier sind. Sie sind hier, und nur das zählt. Sie bleiben so lange, bis ihr Asylverfahren - so oder so - abgeschlossen ist, und unsere Aufgabe ist es, sie willkommen zu heißen“, stellte eine Teilnehmerin klar. Der Beifall zeigte, dass sie nicht für sich alleine sprach.


Erster Schritt: Ressourcen


Und nach all dem oben aufgeführten Papierkram geht es noch weiter: Ganz wichtig ist es für den Koordinator zu erfahren, wer sich welche Tätigkeit in welchen Bereichen vorstellen könnte:

  • Welche Unterkünfte kommen für Sie infrage?
  • Wollen Sie Männer, Frauen, Familien oder gar mehrere Asylbewerber unterstützen?
  • Sind Sie bereit, auch einmal kurzfristig oder in Notfällen schnell um Hilfe gefragt zu werden?
  • Wollen Sie die Asylbewerber in der Schule, bei der Suche nach und während einer Ausbildung oder Arbeit begleiten?
  • Wollen Sie dem Asylbewerber bei der Freizeitgestaltung helfen?
  • Wollen Sie ihm bei Terminen sprachlich unterstützen?
  • Wollen Sie ihm beim Bearbeiten von Formularen behilflich sein?
  • Wollen Sie Fahrdienste anbieten?

Wer passt?


Je genauer diese Fragen beantwortet werden, desto gezielter kann ein Profil angelegt werden. Das nächste Schritt wäre, die passenden Asylbewerber zu finden. Hier sei man auf die Kontaktpersonen angewiesen, also auf Tipps der Sozialarbeiter und Hausmeister in den einzelnen Unterkünften oder auf Hinweise zum Beispiel der Sprachkursleiter. Falsch wäre hingegen eine offensive Werbekampagne, denn die könne für die Asylbewerber schnell sehr frustrierend enden.

Ganz wichtig werde letztendlich auch die "Chemie" zwischen den beiden Parteien sein. Die muss stimmen! Das werde im Erstgespräch abgeklärt.

Was genau auf einen Paten zukommt, lässt sich hingegen nicht absehen. „Was Sie tun, das bestimmt der Bedarf des Asylbewerbers“, erklärte Struch. Hier handele es sich um ein sehr individuelles Projekt mit offenem Ausgang. „Wir können eine Struktur zum Start anbieten“, sagte Struch, „aber wir wissen nicht, wo es endet.“

Eines aber war allen klar, und es war fast ein Schlusswort, das einer der künftigen Paten zusammenfasste: „Wir helfen den Menschen, die es wollen, mit dem, was in unserer Macht liegt. Es wird sich lohnen.“


Ansprechpartner:
Adrian Struch, Caritasverband Baden-Baden
Tel. 07221-1835 25 (wird aufs Handy umgeleitet)

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