Donnerstag, 22. Mai 2014

Mein Wahlkampf (3)




Endspurt


Der Terminkalender ist noch mal voll:

Montag: Bei der Podiumsdiskussion des Presseclubs den gegensätzlichen Polen zwischen "weiter so" und "so nicht mehr" zuhören.

Dienstag: Bei einem Vortrag etwas zum Thema Gemeinschaftsschule dazulernen (fast möchte ich schreiben: etwas zum Thema Lernen lernen lernen).

Auf dem Weg dorthin sehe ich diese beiden jungen Damen. Sie haben sich zum Lernen niedergelassen. Wo? In der heiligen Gönneranlage.

 Ich darf sie fotografieren. Ein Bild mit Seltenheitswert.



Natürlich muss ich gleich fragen: "Geht ihr denn auch wählen?"
Sie sehen mich verwirrt an. "Meinen Sie das mit Europa?"
"Nein, den Gemeinderat. Wohnt ihr in Baden-Baden?"
"Ja schon, aber nächstes Jahr sind wir weg."
Aber ihre Körperhaltung hat sich geändert. Sie gucken mich neugierig an. Ob ich ihnen nicht ein bisschen was erklären möchte, was der Gemeinderat so macht und wer da zur Wahl steht.
Gerne. Es wird ein interessantes Gespräch. Meine ich jedenfalls.
Ob sie tatsächlich ihren Stimmzettel abgeben werden? "Mal sehen."

Nein, ich bin nicht frustriert. Ich mache mir Sorgen.

Wie erreichen wir sie nur, die Jugend? Warum wussten die beiden so wenig über die Wahl und die Probleme in der Stadt? Schwierige Frage. Identifizieren sie sich noch mit ihrer Stadt? Bietet die Stadt ihnen, was sie brauchen? Warum mischen sie sich nicht stärker ein? "Bürger mitnehmen" - ein schönes, aber leeres Schlagwort. Mitnehmen bedeutet doch auch, zu wissen, wo sie zu finden sind. Wer muss eigentlich wen aufsuchen?

Ständig hört man Klagen, niemand käme zu den öffentlichen Gemeinderatssitzungen, niemand zu Informationsveranstaltungen. Stimmt, auch Montag bei der öffentlichen Podiumsdiskussion - niemand unter 20 im Saal. Warum auch, frage ich mich. Müssen die jungen Menschen wirklich zu den Politikern gehen? Warum kommt Politik nicht zu ihnen? Wie? Über die Zeitung eher nicht. Das mag man bedauern, aber es ist so. Im Medienzeitalter erreicht man junge Leute übers Internet, nicht über dröge Info-Stände auf Wochenmärkten während der Schulstunden. Und wie sehen hier in Baden-Baden die Webseiten der meisten Parteien und Gruppierungen aus? Erschreckend. Vor allem der offizielle Internetauftritt der Stadt muss dringend modernisiert werden!

Ich laufe weiter und freue mich über junge Leute, die an diesem Abend friedlich auf dem Rasen der Allee liegen. Die trauen sich mal was! Ist das nicht verboten?



Am nächsten Tag erfahre ich von einem altgedienten Stadtrat, was es mit dem Betretungsverbot in der Allee auf sich hat: Man habe es eingeführt, als mehrere Busveranstalter als Event anboten, Touristen nach Baden-Baden zu fahren und für diese Busladungen dann Picknicks und Grillfeste mit Biertischen und -bänken auf dem Rasen vor dem Museum LA8 und dem Burdamuseum zu veranstalten. Das musste natürlich unterbunden werden, und so kam das Verbot zustande.
Gegen einzelne Personen, die sich in den Schatten der Bäume legen, hat angeblich niemand etwas.

Mittwoch: Podiumsdiskussion des Jugendforums im Theater.



DIE Gelegenheit, "die Jugend" zu erreichen. Ich wundere mich, wie wenig Gemeinderäte und Kandidaten im Publikum anwesend sind.

Mit einem Riesen-Namensschild auf der Brust: Prospekte und Flyer verteilen beim Jugendforum


Thema Internet: So geht das heute bei Podiumsdiskussionen mit Fragen aus dem Publikum:





Das Internet!

Ich bin gespannt, ob sich mein Engagement im "www" irgendwie niederschlägt. Meinen Blog klicken im Augenblick viele Menschen an, das kann ich hinter den Kulissen beobachten. Auch auf Facebook werde ich von tollen Aktionen und Beiträgen überrascht, die nicht abgesprochen sind:

Jemand, der Baden-Baden wie seine Westentasche kennt, hat dieses Schild designed und verbreitet es auf Facebook:



Ein junger Kandidat der SPD empfiehlt:



Das sind dann solche Momente, in denen ich denke: Vielleicht bewirkt meine Art und meine Offenheit ja doch etwas.

Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf.



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