Symbol
der Freude und der Trauer
von der Geburt bis zum Tod
Gerade
in der dunkler werdenden Jahreszeit und angesichts der Lebkuchenberge
in den Supermärkten kann man Kerzenlicht im
Geiste leicht mit „Advent“ verknüpfen. Wer so denkt, wird in der Ausstellung „Die Kerze“ im Museum
Frieder Burda eines Besseren belehrt.
Die
Kerze sei ein Symbol für die Dauer des Lebens, für erhellende
Aufklärung im Zeichen der Vernunft, für einen Hoffnungsschimmer am
Horizont, aber auch für ein latentes sexuelles Begehren“,
sinnierten schon im Vorfeld die Texter der Presseeinladung. Kurator
Helmut Friedel weitete das Thema zur Eröffnung vor zahlreichen
Medienvertretern noch aus und sprach von der Kerze als einer
Lebenslinie von der Taufe bis zum Tod, von einem Symbol für
Festlichkeit auf Adventskränzen und Geburtstagstorten aber auch von
einem Symbol der Trauer, bei Mahnwachen und als Ausdruck von
Solidarität mit den Opfern nach Terroranschlägen oder
Unglücksfällen.
Dieter Krieg - ohne Titel |
Frank Bauer - Christians Geburtstag |
Gavon Turk - Neon Candle |
Jörg Immendorf - Bild mit Geduld |
Karin Kneffel - ohne Titel |
Oda Jaune - untitled |
Die
Ausstellung, die vor allem auch den Anspruch widerspiegelt, ein
veritables Museum mit Anspruch auf ernsthafte Recherche seiner Werke
zu sein, stellt das Herzstück der Sammlung Frieder Burda, Gerhard
Richters legendäre „Kerze“ von 1982, in den zentralen
Mittelpunkt. Eigentlich, so Helmut Friedel, sehe man hier eine ganz
normale Haushaltskerze, die Fläche im Hintergrund aber sei
verschwommen und schaffe Neugierde auf einen vollkommen abstrakten
Raum, in dem es kein Fenster und keinen Tisch gebe. Die Kerze wachse
daher geradezu aus dem Nichts in den Bildraum, sie bleibe dadurch im
Abstrakten. Erst die Flamme darüber mache die Kerze dinglich und
gegenständlich, so „als gehe einem ein Licht auf“.
„Selbst
nach einem Jahrhundert elektrischen Lichts ist und bleibt die Kerze
als Thema in der Kunst aktuell“, betonte Helmut Friedel und verwies
darauf, dass die Ausstellung Werke von weiteren 37 Künstlern zeigt, die sich
auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema befassen. Der Rahmen
reicht von Karin Kneffel, Markus Lüpertz, Georg Baselitz und Jörg
Immendorf über Jeff Koons und Thomas Ruff bis hin zu einer
spektakulären Kerzen-Video-Installation von Nam June Paik im
Untergeschoss, die das Personal des Museum auf Trab halten wird, weil
man die Projektoren dem Rhythmus des Herunterbrennens einer echten
Kerze alle 15 Minuten anpassen muss.
Kerzen-Szenen
aus 20 Filmen runden das Thema ab, wobei Helmut Friedel keinen
Zweifel daran ließ, dass dieser Teil der Ausstellung aufgrund der
Einholung der verschiedenen Lizenzen einer der zeit- und
kräfteraubendsten war.
Die
Ausstellung ist bis zum 29. Januar 2017 zu sehen. Ein umfangreiches
Begleitprogramm zum Beispiel mit einem Architekturdialog, Musik im
Museum und einer Lesung über Flucht und Vertreibung runden das Thema
ab. Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag und an allen Feiertagen
(außer Heiligabend und Silvester) von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 13
Euro.
Webseite
der Ausstellung => KLICK