Donnerstag, 22. Oktober 2015

Unterschriftenaktion


Der Mann hinter der
Unterschriftenaktion

Nosa Duke Uwagboe ist ein Mann der Tat, und dass er nicht so viel tun kann, wie er gerne möchte, macht ihn mürbe. „Ich fühle mich, als würde ich sterben, als wäre ich ein Geist“, klagt der 28jährige. Nichts tut sich, und das ist nicht gut für den umtriebigen Mann aus Nigeria, der seit März in Baden-Baden in der Westlichen Industriestraße auf den Ausgang seines Asylverfahrens wartet. Er kann so viel – er ist, so sagt er, eine Art technischer Ingenieur, Logistik-Assistent, hat den Gabelstapler-Führerschein und hat als Maurer gearbeitet – und er hat auch schon einen kleinen 2-Stunden-Job in der Innenstadtmensa, aber das ist nicht das, was ihn ausfüllt. Zwei Stunden nur. Und dann? Der Rest des Tages zieht sich wie Kaugummi. Wie bei vielen ist dann sein Zimmer sein Rückzugsort. 15 Quadratmeter, geteilt durch zwei Bewohner. So war das bis jetzt in der Westlichen Industriestraße. Kein Komfort, eng, aber in Ordnung.

Am Dienstag fuhr ihm allerdings der Schreck in die Glieder: Lastwagen rollten an, man lud Betten, Matratzen und Spinde aus. Es wurde ernst mit der Ankündigung, dass jedes der Zimmer um ein weiteres Bett aufgestockt wird. „Nicht mit mir“, war seine erste Reaktion. Drei Mann auf 15 Quadratmeter – das kann nicht gut gehen.


Berge von Klappbetten wurden angeliefert...


In seinem ersten Zorn setzte er sich hin und startete in der Unterkunft eine Unterschriftenaktion, um gegen die vom Gemeinderat beschlossene Aufstockung zu protestieren. Viele Bewohner unterschrieben. Natürlich seien sie dankbar für das Willkommen in Baden-Baden und die große Unterstützung durch die Bürger, heißt es in dem Schreiben ans Rathaus, aber drei Menschen auf 15 Quadratmeter? „We are still human beings“, heißt es in dem Anschreiben.

Der Brief war kaum im Briefkasten, da haben sich die Wogen aber schon wieder geglättet. Auch Nosa Duke Uwagboe ließ sich besänftigen, als er erfuhr, wie die Situation außerhalb der Unterkunft aussieht, und dass es sich bei der Bettenaufstockung um eine Notlage der Stadt handelt. „Entweder die neuen Flüchtlinge kommen hier unter, oder sie müssen in Zelten oder Hallen schlafen“ - als er das hörte, schluckte er seinen Ärger herunter und machte das Beste aus der Situation: Schon am nächsten Morgen half er anstandslos mit, sein Zimmer umzuräumen und Platz für das dritte Bett zu schaffen. Jetzt bereitet er sich seelisch und moralisch auf die neuen Bewohner – am liebsten wären ihm natürlich Landsleute – vor.




Und bis dahin sucht er weiter: Nach Zerstreuung, nach Arbeit („Ich mache alles, auch Küchenhilfe“, sagt er), nach Wegen, die Langeweile zu bekämpfen. Das kostenlose Nachmittagskonzert der Philharmonie stand diese Woche auf seinem Zettel, auch möchte er künftig die Gelegenheit wahrnehmen, freitags kostenlos in die Kunsthalle zu gehen. „Ich male ja selber gern“, sagt er, als er von dieser Option hört, und er zeigt gleich ein paar seiner Werke her – der Pinsel ist noch nicht ganz trocken. Nur mit dem Deutschlernen tut er sich leider sehr, sehr schwer: „Das will einfach nicht in meinen Kopf“, klagt er, trotzdem geht er eisern zweimal in der Woche zu Deutschkursen. Das reicht nicht, das weiß er selbst. Am liebsten wäre ihm daher, wenn jemand intensiv mit ihm Deutsch üben würde. Freitags ist er regelmäßig im Café international im Bonhoeffersaal => KLICK anzutreffen und würde sich freuen, wenn jemand mit ihm (deutsch) reden oder ihm die Zeit vertreiben würde.






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