Der Mann hinter der
Unterschriftenaktion
Unterschriftenaktion
Nosa
Duke Uwagboe ist ein Mann der Tat, und dass er nicht so viel tun
kann, wie er gerne möchte, macht ihn mürbe. „Ich fühle mich, als
würde ich sterben, als wäre ich ein Geist“, klagt der 28jährige.
Nichts tut sich, und das ist nicht gut für den umtriebigen Mann aus
Nigeria, der seit März in Baden-Baden in der Westlichen
Industriestraße auf den Ausgang seines Asylverfahrens wartet. Er
kann so viel – er ist, so sagt er, eine Art technischer Ingenieur,
Logistik-Assistent, hat den Gabelstapler-Führerschein und hat als
Maurer gearbeitet – und er hat auch schon einen kleinen
2-Stunden-Job in der Innenstadtmensa, aber das ist nicht das, was ihn
ausfüllt. Zwei Stunden nur. Und dann? Der Rest des Tages zieht sich
wie Kaugummi. Wie bei vielen ist dann sein Zimmer sein Rückzugsort.
15 Quadratmeter, geteilt durch zwei Bewohner. So war das bis jetzt in
der Westlichen Industriestraße. Kein Komfort, eng, aber in Ordnung.
Am
Dienstag fuhr ihm allerdings der Schreck in die Glieder: Lastwagen
rollten an, man lud Betten, Matratzen und Spinde aus. Es wurde ernst
mit der Ankündigung, dass jedes der Zimmer um ein weiteres Bett
aufgestockt wird. „Nicht mit mir“, war seine erste Reaktion. Drei
Mann auf 15 Quadratmeter – das kann nicht gut gehen.
Berge von Klappbetten wurden angeliefert... |
In
seinem ersten Zorn setzte er sich hin und startete in der Unterkunft
eine Unterschriftenaktion, um gegen die vom Gemeinderat beschlossene
Aufstockung zu protestieren. Viele Bewohner unterschrieben. Natürlich
seien sie dankbar für das Willkommen in Baden-Baden und die große
Unterstützung durch die Bürger, heißt es in dem Schreiben ans
Rathaus, aber drei Menschen auf 15 Quadratmeter? „We are still
human beings“, heißt es in dem Anschreiben.
Der
Brief war kaum im Briefkasten, da haben sich die Wogen aber schon
wieder geglättet. Auch Nosa Duke Uwagboe ließ sich besänftigen,
als er erfuhr, wie die Situation außerhalb der Unterkunft aussieht,
und dass es sich bei der Bettenaufstockung um eine Notlage der Stadt
handelt. „Entweder die neuen Flüchtlinge kommen hier unter, oder
sie müssen in Zelten oder Hallen schlafen“ - als er das hörte,
schluckte er seinen Ärger herunter und machte das Beste aus der
Situation: Schon am nächsten Morgen half er anstandslos mit, sein
Zimmer umzuräumen und Platz für das dritte Bett zu schaffen. Jetzt
bereitet er sich seelisch und moralisch auf die neuen Bewohner – am
liebsten wären ihm natürlich Landsleute – vor.
Und bis dahin
sucht er weiter: Nach Zerstreuung, nach Arbeit („Ich mache alles,
auch Küchenhilfe“, sagt er), nach Wegen, die Langeweile zu
bekämpfen. Das kostenlose Nachmittagskonzert der Philharmonie stand
diese Woche auf seinem Zettel, auch möchte er künftig die
Gelegenheit wahrnehmen, freitags kostenlos in die Kunsthalle zu
gehen. „Ich male ja selber gern“, sagt er, als er von dieser
Option hört, und er zeigt gleich ein paar seiner Werke her – der
Pinsel ist noch nicht ganz trocken. Nur mit dem Deutschlernen tut er
sich leider sehr, sehr schwer: „Das will einfach nicht in meinen
Kopf“, klagt er, trotzdem geht er eisern zweimal in der Woche zu
Deutschkursen. Das reicht nicht, das weiß er selbst. Am liebsten
wäre ihm daher, wenn jemand intensiv mit ihm Deutsch üben würde. Freitags ist er regelmäßig im Café international im Bonhoeffersaal => KLICK anzutreffen und würde sich freuen, wenn jemand mit ihm (deutsch) reden oder ihm die Zeit vertreiben würde.
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