Begeisternde Ausstellung in der Kunsthalle:
Wuchtige
Pinselstriche
und
zerstückelte Motive
Begeisterung
und Stolz waren gestern fast mit den Händen zu greifen, als das Team
der staatlichen Kunsthalle der Presse vorab die neue Ausstellung mit
Werken von Li Songsong präsentierte. Kunsthallenchef Johan Holten
und Kurator Hendrik Bündge konnten es kaum erwarten, den ersten
Besuchern die 30 Arbeiten des ambitionierten Künstlers zu zeigen.
Und
ihre Begeisterung war absolut ansteckend und berechtigt! Wie der 1973
in Peking geborene Maler aus chinesischer Perspektive auf historische
Ereignisse der Gegenwart blickt, ist außergewöhnlich. Der Künstler
greift auf historisch bedeutende Fotografien aus Zeitungen und
Zeitschriften zurück und verfremdet sie mit wuchtigen Pinselstrichen
und übereinander geschichteten Bildausschnitten. Häufig wird ein
Motiv zerstückelt, indem Li Songsong es in rechteckige Felder
unterteilt, die er dann wiederum einzeln auf Leinwände oder
Aluminium überträgt. Zentnerschwer können die Werke dadurch
werden, so dass auch die Kunsthalle bei der Installation der Werke an
ihre Grenzen stieß: Sieben Mann waren beispielsweise nötig, um
eines der Bilder zu heben, entsprechend niedrig hängt es nun. „Höher
ging einfach nicht.“
Dem
Betrachter fällt das natürlich nicht auf, er wird schon beim ersten
Betreten des großen Saales gefangen genommen von der Wucht und
Ausdrucksstärke der Werke. Man muss sich beherrschen, die Bilder
nicht anzufassen – auch das ist tatsächlich bei einem der Bilder
geschehen, als die Farbe noch nicht trocken war. Die Spuren kann man
heute noch sehen, wenn man die Stelle kennt.
Vor
allem Kurator Hendrik Bündge war und ist mit Recht stolz auf diese
Ausstellung, die ohne ihn wohl nicht nach Baden-Baden gekommen wäre.
Bereits 2006, als er noch ostasiatische Kunstgeschichte studierte,
war ihm der Künstler im Rahmen einer größeren Gruppenausstellung
in der Hamburger Kunsthalle aufgefallen. „Seine Gemälde bewegten
mich, sie waren so subtil, überhaupt nicht schreierisch und zeigten
viel Reflexion über die chinesische Geschichte“, sagt er.
Die
Bilder ließen ihn nicht mehr los, er recherchierte, landete bei
einer kleinen Galerie in Aschaffenburg, die ihn prompt einlud, zwei
Wochen später zu kommen, um den Künstler höchstpersönlich
kennenzulernen. Wenig später führte ihn eine studentische Exkursion
nach Peking, und er verbrachte einige Tage im Studio Li Songsongs.
2008
habe er sogar mit dem Gedanken gespielt, Bausparverträge aufzulösen,
um eine Papierarbeit des Künstlers zu erstehen, die damals im Wert
von - für einen Studenten - schwindelerregenden 10 000 bis 15 000
Euro auf dem Markt waren. Damals hatten ihn seine Eltern gerade noch
davon abhalten können. Umso glücklicher zeigte sich Bündge nun,
als Kurator rund 30 Werke des Künstler ausstellen zu dürfen.
Diese
erste institutionelle Einzelausstellung Li Songsongs wird in
Kooperation mit dem Museo d'Arte di Bologna gezeigt; Li Songsong ist
zudem der diesjährige „Artist in Residence“ im Brenners
Parkhotel.
Heute
um 19 Uhr wird die Ausstellung, die bis zum 7. Februar 2016 gezeigt
werden wird, offiziell eröffnet; der Eintritt ist frei. Danach ist
die Ausstellung Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der
Eintritt beträgt 7 Euro.
Tipp:
An Freitagen ist der Eintritt frei. Es gibt auch eine Audiotour.
Hier
ein paar Kostproben aus der Ausstellung:
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Ein kleines Portrait über den Kurator der Ausstellung, Hendrik Bündge, finden Sie hier => KLICK
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