Sonntag, 10. Mai 2015

Asyl-Geschichten (1)




Asylgeschichten aus Baden-Baden, heute:

 Ein Schneider braucht Hilfe



Seit Oktober erst ist Touray Suleiman in Baden-Baden und sitzt seitdem in seinem Zimmer in der Asylbewerberunterkunft in der Westlichen Industriestraße und wartet auf seinen Asyl-Bescheid. Mit dem Deutschlernen tut er sich zwar noch schwer, aber er geht aber brav in einen der angebotenen Kurse.

Ein paar Freunde hat er in der Asylbewerberunterkunft bereits gefunden, und auch zum Kickboxen geht er gerne. Der Rest des Tages aber ist große L-a-n-g-e-w-e-i-l-e.




Oder vielmehr – war!

Denn vor kurzem tauchte in der Asylbewerberunterkunft eine gebrauchte Nähmaschine auf, und seitdem ist der freundliche junge Mann überglücklich. Denn Schneidern, das hat er in der Heimat Gambia von seinem Onkel gelernt, das ist sein Ding! Das Nähen hat ihm sogar auf seiner Flucht durch Afrika geholfen: auch wenn er kein großes Geld verdiente, so brachte ihm seine Fertigkeit doch immer etwas zu essen oder einen Schlafplatz ein. „So geht das eben bei uns, und viel mehr brauchte ich ja nicht“, sagt er und lächelt breit.





Mit Feuereifer und sehr gekonnt nestelt er währenddessen an der Maschine herum. Es ist klar: Sie ist sein Ein und Alles.

Große Pläne hat er seitdem: Er könnte afrikanische Gewänder entwerfen, oder auch europäische Kleider. Egal, er würde alles probieren!

Im Augenblick rattert die Nähmaschine aber nur auf seinem Zimmer. Hier ändert er für andere Flüchtlinge Kleidungsstücke oder er bessert sie aus, glühend beneidet von einigen seiner Mitbewohner und Mitbewohnerinnen.

Sie umlagern ihn und sein Goldstück inzwischen regelrecht, bestürmen ihn, ihnen zu zeigen, wie das denn geht mit dem Nähen. Einige würden das Handwerk schrecklich gern von ihm erlernen, weil sie erkannt haben, dass dies vielleicht einen Funken Hoffnung auf Arbeit bedeuten könnte.

Suleiman hingegen ist hin- und hergerissen. Ja, sagt er, Kurse geben – das wäre doch etwas! Für Leute aus der Unterkunft genauso wie für alle anderen; wer immer Nähen lernen möchte, dem würde er es liebend gern beibringen.

Aber nicht so. Nicht mit dieser Maschine! Es gibt ja nur diese eine, und wenn sich ungeübte Finger an ihr zu schaffen machen würden, wäre es womöglich schnell aus mit dem Traum vom Nähhandwerk: Nicht auszudenken, wenn die einzige Nadel, die noch in dem Gerät steckt, abbricht! Das wäre eine Katastrophe für ihn, verrät er mir, denn er wüsste nicht, ob und wo er Ersatz jemals besorgen könnte.




Na, denke ich mir, dem Mann kann doch bestimmt geholfen werden! Liebe Baden-Badenerinnen, sehen Sie doch mal in Ihrem Fundus und in Ihren Kellern und Speichern nach:

Suleiman und einige andere Asylbewerber/innen würden sich über ein paar Nähmaschinen (bitte nur intakte) wirklich freuen! Auch wenn jemand für dieses hier abgebildete Modell den dazugehörenden Tisch besitzt und abgeben könnte, wäre das prima, denn ohne den tut sich der Schneider schon sehr schwer beim Nähen, weil die Maschine auf dem glatten Tisch ständig verrutscht.

Und dann wären da noch Nadeln, Garn und Stoffe, die fehlen. Mit so einfachen Dingen kann man praktische Flüchtlingshilfe leisten! Sind Sie dabei?