Asylgeschichten aus Baden-Baden, heute:
Ein
Schneider braucht
Hilfe
Seit
Oktober erst ist Touray Suleiman in Baden-Baden und sitzt seitdem in
seinem Zimmer in der Asylbewerberunterkunft in der Westlichen
Industriestraße und wartet auf seinen Asyl-Bescheid. Mit dem Deutschlernen tut er sich zwar noch schwer, aber
er geht aber brav in einen der angebotenen Kurse.
Ein paar Freunde
hat er in der Asylbewerberunterkunft bereits gefunden, und auch zum
Kickboxen geht er gerne. Der Rest des Tages aber ist große
L-a-n-g-e-w-e-i-l-e.
Oder
vielmehr – war!
Denn
vor kurzem tauchte in der Asylbewerberunterkunft eine gebrauchte
Nähmaschine auf, und seitdem ist der freundliche junge Mann
überglücklich. Denn Schneidern, das hat er in der Heimat Gambia von seinem
Onkel gelernt, das ist sein Ding! Das Nähen hat ihm sogar auf seiner
Flucht durch Afrika geholfen: auch wenn er kein großes Geld verdiente, so brachte ihm seine Fertigkeit doch immer etwas zu essen oder einen Schlafplatz ein. „So geht das eben bei uns, und viel mehr brauchte ich ja nicht“, sagt er
und lächelt breit.
Mit
Feuereifer und sehr gekonnt nestelt er währenddessen an der Maschine
herum. Es ist klar: Sie ist sein Ein und Alles.
Große
Pläne hat er seitdem: Er könnte afrikanische
Gewänder entwerfen, oder auch europäische Kleider. Egal, er
würde alles probieren!
Im
Augenblick rattert die Nähmaschine aber nur auf seinem Zimmer. Hier
ändert er für andere Flüchtlinge Kleidungsstücke oder er bessert sie aus, glühend beneidet von einigen seiner Mitbewohner und Mitbewohnerinnen.
Sie umlagern ihn und sein Goldstück inzwischen regelrecht, bestürmen
ihn, ihnen zu zeigen, wie das denn geht mit dem Nähen. Einige würden
das Handwerk schrecklich gern von ihm erlernen, weil sie erkannt
haben, dass dies vielleicht einen Funken Hoffnung auf Arbeit bedeuten
könnte.
Suleiman
hingegen ist hin- und hergerissen. Ja, sagt er, Kurse geben – das
wäre doch etwas! Für Leute aus der Unterkunft genauso wie für alle
anderen; wer immer Nähen lernen möchte, dem würde er es liebend
gern beibringen.
Aber
nicht so. Nicht mit dieser Maschine! Es gibt ja nur diese eine, und wenn sich
ungeübte Finger an ihr zu schaffen machen würden, wäre es
womöglich schnell aus mit dem Traum vom Nähhandwerk: Nicht
auszudenken, wenn die einzige Nadel, die noch in dem Gerät steckt,
abbricht! Das wäre eine Katastrophe für ihn, verrät er mir, denn
er wüsste nicht, ob und wo er Ersatz jemals besorgen könnte.
Na,
denke ich mir, dem Mann kann doch bestimmt geholfen werden! Liebe
Baden-Badenerinnen, sehen Sie doch mal in Ihrem Fundus und in Ihren
Kellern und Speichern nach:
Suleiman
und einige andere Asylbewerber/innen würden sich über ein paar Nähmaschinen (bitte nur intakte) wirklich freuen! Auch wenn jemand für dieses hier abgebildete Modell den
dazugehörenden Tisch besitzt und abgeben könnte, wäre das prima,
denn ohne den tut sich der Schneider schon sehr schwer beim Nähen,
weil die Maschine auf dem glatten Tisch ständig verrutscht.
Und
dann wären da noch Nadeln, Garn und Stoffe, die fehlen. Mit so
einfachen Dingen kann man praktische Flüchtlingshilfe leisten! Sind
Sie dabei?