Das
Patenprojekt
„Pate
für Asylbewerber“ - keine leichte Aufgabe!
Trotzdem
haben sich in den letzten Wochen mehr als 50 Baden-Badener beim Caritasverband gemeldet, weil
sie sich genau für eine solche Aufgabe stark genug fühlen.
Jetzt kamen sie im Stadtteil Briegelacker zusammen um das Projekt gemeinsam
zu starten.
„Häufig
haben Sie es mit Menschen zu tun, deren Lebensumstände von Not und
Leid geprägt waren. Sie brauchen ihnen gegenüber eine Balance aus
Respekt und Augenhöhe. Sie sollten sich auch ganz selbstkritisch
nach ihren eigenen Vorurteilen zum Beispiel gegen starke
Verschleierung oder gegen ungewohnte Erziehungsmethoden fragen. Denn
Sie sollten die Asylbewerber so annehmen wie sie sind: mit all ihren
kulturellen Eigenheiten“, verdeutlichte Fachbereichsleiter Frank
Herzberger ihnen die verantwortungsvolle Aufgabe. „Die Menschen, mit denen Sie es zu tun haben
werden, haben viel Not durchlitten, sie sind zum Teil traumatisiert
und haben Gewalterfahrungen. Sie müssen wissen, ob Sie abends
abschalten können.“
Zeit,
Geduld, Stabilität, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz,
Lernbereitschaft, Humor und Leichtigkeit würden daher für dieses Ehrenamt
dringend gebraucht.
Wer
sich als Pate zu Verfügung stelle, der
werde in seinem Ehrenamt nicht alleingelassen. Die Unterstützung der Caritas höre nicht mit Finden und Vermittlung von passenden Patenschaften auf. „Wir begleiten Sie durch alle Phasen.“ Und diese
Begleitung werde qualitativ gut sein.
Gewährsmann
dafür ist Adrian Struch (Foto), der neue Koordinator des Projekts. Der
Diplomsozialpädagoge war bislang in der Caritas für das Projekt
Brücke 99 zuständig, das mit jugendlichen Spätaussiedlern
arbeitet. Künftig wird er die Hälfte seiner Zeit – genauer gesagt immer montags und dienstags
- für das Patenprojekt zur Verfügung stehen.
Wie
sich herausstellte, hat sich Struch im Vorfeld der Aktion viele
Gedanken gemacht, wie man ein solches Patenprojekt organisatorisch aufziehen könnte. Herausgekommen ist erst einmal ein bisschen Bürokratie, die für den Aufbau einer tragfähigen Struktur nun mal notwendig ist.
Am Anfang steht Papierkram
Anmeldung
und Ressourcenerfassung stehen an erster Stelle, gefolgt von einer Ehrenamtsvereinbarung des Caritasverbandes (die gleichzeitig für die nötigen Haftpflicht- und Unfallversicherungen sorgt),
ferner ist ein erweitertes Führungszeugnis und die Kopie des
Personalausweises nötig. Und lernt man seinen passenden Schützling erst
einmal kennen, wird auch mit ihm wiederum ein Dokument aufgesetzt und
unterzeichnet, in dem Ziele und Bedingungen der Patenschaft
festgehalten werden. Bei so viel Papierkram würde doch so mancher
gleich wieder abspringen, könnte man meinen. Nicht so die künftigen
Paten. Die konnte das nicht schrecken.
„Wir
wollen den Menschen, die es wollen, helfen. Es ist uns egal, woher
sie kommen und warum sie hier sind. Sie sind hier, und nur das zählt.
Sie bleiben so lange, bis ihr Asylverfahren - so oder so - abgeschlossen ist, und
unsere Aufgabe ist es, sie willkommen zu heißen“, stellte eine
Teilnehmerin klar. Der Beifall zeigte, dass sie nicht für sich
alleine sprach.
Erster Schritt: Ressourcen
Und nach all dem oben aufgeführten Papierkram geht es noch weiter: Ganz wichtig ist es für den Koordinator zu erfahren, wer sich welche Tätigkeit in welchen Bereichen vorstellen könnte:
- Welche Unterkünfte kommen für Sie infrage?
- Wollen Sie Männer, Frauen, Familien oder gar mehrere Asylbewerber unterstützen?
- Sind Sie bereit, auch einmal kurzfristig oder in Notfällen schnell um Hilfe gefragt zu werden?
- Wollen Sie die Asylbewerber in der Schule, bei der Suche nach und während einer Ausbildung oder Arbeit begleiten?
- Wollen Sie dem Asylbewerber bei der Freizeitgestaltung helfen?
- Wollen Sie ihm bei Terminen sprachlich unterstützen?
- Wollen Sie ihm beim Bearbeiten von Formularen behilflich sein?
- Wollen
Sie Fahrdienste anbieten?
Wer passt?
Je genauer diese Fragen beantwortet werden, desto gezielter kann ein Profil angelegt werden. Das
nächste Schritt wäre, die passenden Asylbewerber zu finden. Hier
sei man auf die Kontaktpersonen angewiesen, also auf Tipps der
Sozialarbeiter und Hausmeister in den einzelnen Unterkünften oder auf
Hinweise zum Beispiel der Sprachkursleiter. Falsch wäre hingegen
eine offensive Werbekampagne, denn die könne für die Asylbewerber schnell
sehr frustrierend enden.
Ganz
wichtig werde letztendlich auch die "Chemie" zwischen den beiden Parteien sein. Die muss stimmen!
Das werde im Erstgespräch abgeklärt.
Was genau auf einen Paten
zukommt, lässt sich hingegen nicht absehen. „Was Sie tun, das bestimmt
der Bedarf des Asylbewerbers“, erklärte Struch. Hier handele es sich um ein sehr
individuelles Projekt mit offenem Ausgang. „Wir können eine
Struktur zum Start anbieten“, sagte Struch, „aber wir wissen
nicht, wo es endet.“
Eines
aber war allen klar, und es war fast ein Schlusswort, das einer der
künftigen Paten zusammenfasste: „Wir helfen den Menschen, die es wollen, mit dem, was in unserer Macht liegt. Es wird sich lohnen.“
Ansprechpartner:
Adrian
Struch, Caritasverband Baden-Baden
Tel.
07221-1835 25 (wird aufs Handy umgeleitet)