Freitag, 27. März 2015

Kunsthalle - Früher Tod (1)


Machte der frühe Tod
van Gogh zum Superstar?




Irgendwie traut man dem ernsten, hoch intellektuellen Kunstbetrieb keinen Schabernack zu. Und dennoch – die staatliche Kunsthalle in Baden-Baden verknüpft, seitdem Johan Holten die Leitung übernommen hat, seit vier Jahren auf vergnügliche Weise Bildungsauftrag mit Spaß miteinander. Auch in der aktuellen Ausstellung liegt beides nah beieinander: „Nach dem frühen Tod“ heißt die große Frühjahrsausstellung, die sich, wie der Name schon sagt, Künstlern widmet, die vor ihrem 50. Lebensjahr starben und nach ihrem Tod so berühmt wurden, dass der Preis für ihre Werke auf Auktionen in unermessliche Höhen schoss – oder auch nicht.

Ein Trinkbecher mit dem Konterfei Vincent van Goghs muss als Erkennungszeichen herhalten. Es ist aber kein einfacher Trinkbecher, nein, gießt man heiße Flüssigkeit hinein, verschwindet das aufgemalte Ohr des großen Künstlers. Auch eine Stoffpuppe mit abnehmbarem Ohr darf in der Vitrine voller Kitsch-Artikel nicht fehlen. Daneben hängt natürlich ein Original Van Gogh – von unschätzbarem Wert – obwohl der Maler selbst einst verarmt starb. „Damals kannte ihn kein Mensch“, sagte der Direktor des Van-Gogh-Museums in Amsterdam, Axel Rüger, anlässlich des 125jährigen Todestages des Künstler, „heute aber ist er ein Superstar“.




Warum ist das so? Warum wird ein Künstler nach seinem Tod berühmt, was ja immer gleichbedeutend mit wertvoll steht? Warum ist das meist bei männlichen Künstlern so, während es um die Frauen in der Kunst eher still bleibt? Wie setzen sich die Preise in der Kunstwelt überhaupt zusammen? Wie kommt es, dass trotz Wirtschafts- und Eurokrise die Auktionspreise auf dem Kunstmarkt explodieren? Aber auch – was ist die Rolle der staatlichen Kunsthalle im 21. Jahrhundert? Soll sie den Geschmack einiger weniger präsentieren oder sich regional einkoppeln?

Fragen, die sich nicht nur der Leiter der Staatlichen Kunsthalle stellt, sondern auch sein ganzes Team. Einer von ihnen, Hendrik Bündge (links), hat die laufende Ausstellung „Nach dem frühen Tod“ zusammen mit seinem Chef kuratiert und hat sich mir für ein kleines privates Portrait - ohne Pinsel und Leinwand - zur Verfügung gestellt und mich ein wenig hinter die Kulissen blicken lassen.




Es ist dies die erste Ausstellung, die der 32jährige Bündge organisiert hat. Das Thema spukte schon eine Weile in seinem Kopf, denn 2011 untersuchte er im Rahmen seiner Magisterarbeit die unterschiedlichen Preise auf dem Kunstmarkt und stieß auf die jung verstorbenen Künstler, an denen sich gut veranschaulichen ließ, wann und wie es zu einer Gewinnsteigerung ihrer Werke kam. Eigentlich, so verrät er, sollten die früh verstorbenen Künstler bereits 2012 in der staatlichen Kunsthalle gezeigt werden, aber da man unbedingt einen Van Gogh dabeihaben wollte, verzögerte sich alles.

Gerade van Gogh erwies sich dann auch als wichtigster Künstler der Ausstellung, aber eben auch als derjenige, der am schwersten verfügbar war. 30 Van-Gogh-Ausstellungen gab es in dieser Zeit, alle großen Museen ehren den „Mann mit dem roten Bart“ gerade in diesem Jahr 2015 anlässlich seines 125. Todestages. Schließlich half nur noch eine Charme-Offensive, das Unmögliche vielleicht doch noch möglich zu machen: Mit einem dicken Blumenstrauß aus Rosen und Sonnenblumen bewaffnet sprach man in der Kunsthalle Mannheim vor und konnte das Herz der Leiterin Dr. Ulrike Lorenz gewinnen: Und so kann das Van-Gogh-Bild – natürlich mit Rosen und Sonnenblumen – nun als Highlight in der Ausstellung bewundert werden. Und gleich daneben ist in einer Vitrine all der absurde Van-Gogh-Kitsch zusammengetragen, der in den Museums-Shops der Welt verkauft werden.




Nachbarschaftshilfe kam Bündge zugute, als er sich auf die Suche nach den Künstlern August Macke (Märchenerzähler, Bild unten) und Marc begab, die während des Ersten Weltkriegs fielen. Eventuelle Leihgaben sind zwar gerade in einer großen Wanderausstellung in Bonn und München gebunden, aber hier konnte das Museum Frieder Burda aus seinem reichhaltigen Fundus aushelfen.





Große Schwierigkeiten bereitete es allerdings, ein Werk von Basquiat in die Ausstellung zu holen. Es gab zwar einen privaten Leihgeber in Zürich, aber allein die Versicherung hätte mehr als 12 000 Euro gekostet, zuzüglich aufwändigem Transport in einer extra zu bauenden Klima-Kiste. Und dieser Aufwand nur für einen Siebdruck! Nun, wie es manchmal im Leben so geht, es fügte sich alles zum Besseren: Nun hat man aus der Kunsthalle Weishaupt in Ulm sogar eine Original-Malerei zur Verfügung gestellt bekommen.







Und auch hier hat man „typische Basquiat-Requisiten“ daneben gestellt, einen Rucksack und Turnschuhe, passend zur Zeit des Künstlers...


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Hier unterbreche ich meinen Beitrag für heute. Es sind drei Teile geplant, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob Teil zwei, der für morgen vorgesehen ist, so funktionieren wird, wie ich es mir vorstelle. Das entscheidet sich erst heute Nachmittag. Lassen Sie sich überraschen.

Am Sonntag werde ich Ihnen - neben der Kunst, mit der ich ja noch lange nicht fertig bin! - den Kurator der Ausstellung, Hendrik Bündge, in meiner Sonntags-Reihe „Menschen in Baden-Baden“ vorstellen. Freuen Sie sich auf eine private Begegnung mit ihm! 

Die Ausstellung geht bis 21. Juni. Öffnungszeiten, Eintrittspreise => KLICK


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