Mittwoch, 28. Januar 2015

Diakonieladen


Das Lager der Diakonie
ist voll und bunt gemischt


Heute begegneten mir in der Stadt auf der Lichtentaler Straße zwei junge Männer. Sie schauen zu mir und lächeln zaghaft, und bei mir im Kopf klickt es: Sicher sind das zwei Bewohner aus dem Asylbewerberheim in der Industriestraße. Da war ich in der letzten Zeit ja ein paarmal. Ich lächele also auf Verdacht freundlich zurück (mit Gesichtserkennung von Außereuropäern hapert es leider noch ein bisschen). Und siehe da: Sie erinnern sich ganz genau an mich, vom Kaffeetrinken letzten Samstag (Der Bericht über meinen Besuch beim Café Kontakt folgt am Sonntag).

"Guten Tag" sagen die beiden auf Deutsch und reichen mir höflich mit einem kleinen Diener die Hand. Wie es mir denn gehe, wollen sie wissen. Wir freuen uns; sie, weil ich sie verstanden habe, ich, weil sie ihre neuen Deutschkenntnisse gleich anwenden. Den Rest der Unterhaltung führen wir dann aber lieber auf Englisch, das wir alle drei gleich schlecht können.

Da wir in der Nähe sind, will ich ihnen gleich zeigen, wo der Diakonieladen zu finden ist, in dem sie sich mit günstiger Kleidung und allerlei Hausrat bis hin zu Bettwäsche eindecken können. Hocherfreut kommen sie mit, einer nimmt mir sofort wie selbstverständlich die schweren Einkauftstüten ab. Aufmerksam hören sie zu, als ich aufzähle, was sie im Diakonieladen alles günstig besorgen können:










Als ich erkläre, dass die nächste Bushaltestelle nicht weit ist, lachen sie ein bisschen. Und ich erfahre, dass sie nicht mit dem teuren Bus in die Stadt gekommen sind, sondern den ganzen Weg von ihrer Unterkunft hinterm Bahnhof gelaufen sind. Aber dann wären doch gebrauchte, funktionsfähige Fahrräder - gerade für die Bewohner in der Industriestraße - nicht schlecht, denke ich. Gerade im Frühjahr mustert doch so mancher seinen Drahtesel aus und kauft sich ein neues Modell. Warum dann nicht das alte Gefährt spenden? Diese Leute können es wirklich gut gebrauchen, und im Frühjahr richtet die Stadt draußen auf dem Areal sogar eine Reparaturwerkstatt ein.

Bitte beachten Sie: Sachspenden bitte nicht direkt in den Unterkünften abgeben!

Auch solche Spenden nimmt der Diakonieladen (hinter dem Bonhoeffersaal in der Bertholdstraße) übrigens gern entgegen. Hier geht zur Webseite mit den Öffnungszeiten => KLICK

Mit meinen Begleitern stehe ich leider eine Stunde vor der Öffnungszeit vor der Tür, aber die beiden winken ab. Nicht schlimm, signalisieren sie, heute würde es sowieso nichts mehr mit einem Einkauf werden: "Today we are out of money." Aber nächsten Montag werden sie kommen, zusammen mit einigen weiteren Mitbewohnern. Das haben sie fest vor.

Vorsichtshalber gehe ich später noch einmal zum Diakonieladen, um nachzusehen, ob ich auch nicht zuviel versprochen haben. Zu den Anfangszeiten des Diakonieladens hatte ich dort selbst eine Zeitlang die Buchabteilung betreut, bis mich wieder die Schreibwut überfiel. Damals war der Laden noch über die Maria-Victoria-Straße erreichbar. Später hat man den Gebäudetrakt abgerissen.

Nach dem Umbau ist die Ausstellungsfläche irgendwie kleiner geworden, oder kommt es mir nur so vor? Aber vom ehrenamtlichen Personal sind noch viele bekannte Gesichter da. Elfriede Kahne zum Beispiel, die superfreundliche "Kassendame", die gerne mal ein Auge zudrückt, wenn sie sieht, dass die Not eines Kunden besonders groß ist.




Überhaupt herrscht immer noch die gleiche freundliche Stimmung wie vor fünf Jahren. Und schon sind sich alle einig: Wenn am nächsten Montag die Asylbewerber aus der Industriestraße kommen sollten, werden sie herzlich aufgenommen. "Unser Lager ist voll, die sollen ruhig kommen!"

Und wie es aussieht, ist tatsächlich für jeden etwas da, sogar für die Kleinsten:




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