Sonntag, 2. November 2014

Heike Schauz





Menschen in Baden-Baden, heute:

Heike Schauz





Wasser, Erde, Holz, Feuer und Metall sind die Elemente des Feng Shui. Und genau da ist meine heutige Gesprächspartnerin, Heike Schauz, in ihrem Element - ich hingegen bewege mich auf sehr dünnem Eis. Für mich hat Feng Shui irgendwie etwas mit esoterisch klimpernden Windspielen, Bambus, Zimmerbrunnen, Kristallen zu tun - und mit Klodeckeln, die immer geschlossen sein müssen, damit der Reichtum nicht weggespült wird.

"Alles Quatsch", sagt Heike Schauz und lacht. Und ich glaube ihr. Warum? Weil sie seit Jahren deutschlandweit die Nummer eins unter den Feng-Shui-Beraterinnen ist. Und weil sie nicht die Spur von esoterisch ist, sondern mit beiden Beinen auf der Erde steht. Weil sie nicht überzeugen will und es auch nicht muss. Weil sie als Unternehmerin und Handwerksmeisterin einfach weiß, was sie tut. Und weil sie dieses uralte Handwerkerwissen auf eine aufregend neue Weise definiert: Sie bietet über ihre Firma "apprico" ausschließlich für Geschäftsleute Beratungen im "Business-Feng-Shui" an.

Das heißt konkret, sie berät Firmen, Räume umzugestalten, damit sich Mitarbeiter, Kunden und Gäste wohlfühlen. "Wer am falschen Ort sitzt und arbeitet, kann sein volles Potenzial nicht ausschöpfen", ist ihr Leitsatz.

"Es funktioniert immer", schwört sie, "selbst wenn man nicht daran glaubt."

Damit hat sie schon viele gestandene Unternehmer überzeugt, auch wenn es schon mal einen gab, der sie bat, das Wort "Feng Shui" vor seiner Mannschaft nicht in den Mund zu nehmen, sondern das, was sie tut und vorschlägt, schlicht "Es" zu nennen.

Im Internet postet Heike Schauz regelmäßig Vorher-Nachher-Beispiele, und das hat mich auf sie aufmerksam werden lassen.








Wie kommt jemand auf eine solche Geschäftsidee? Wer ist die sympathische blonde Frau mit dem ansteckenden Lächeln?

Und: Wie wohnt jemand, der sich dieser Lehre der Harmonie verschrieben hat? (Hier ein Beitrag auf Wikipedia über die Grundsätze des Feng Shui => KLICK)

Fangen wir also ganz banal an: Wie wohnt jemand, der in die Welt hinauszieht, um Räume zu verbessern?

Antwort: Märchenhaft! Nämlich im wohl schönsten Haus oberhalb vom Kloster Lichtental mit einer atemberaubenden Aussicht.

Wir gehen zur Haustür, und Heike Schauz beginnt sofort zu erklären, wie wichtig ein Eingangsbereich ist, wie wichtig auf der Platz vor dem Eingang oder die Lage eines Hauses, das im Idealfall auf drei Seiten von sanften Hügeln eingebettet sein sollte, mit einem kleinen vorbeirauschenden Fluss davor. Wenn man sich umschaut und sich die Oos unten im Tal dazudenkt, merkt man, dass sie dem Ideal schon sehr nahe kommt.





Im Innern geben Pflanzen Halt und Schutz, Farben bringen die verschiedenen Elemente ins Spiel.





Ergebnis: Man betritt die Wohnung und fühlt sich wohl.

"Du wärst die erste, bei der es nicht so wäre", sagt sie und lächelt fein.

Hier ein Video-Film, der am Beispiel ihres eigenen Badezimmers erklärt, wie man auch in Mietwohnungen Wohlfühlatmosphäre "zaubern" kann: =>  KLICK oder auf das Vorher-Nachher-Foto (unten) klicken:




In ihrem Arbeitszimmer hat sie alles umgesetzt, was sie Firmeninhabern in ganz Deutschland predigt:



Wer am falschen Ort sitzt und arbeitet kann sein volles Potential nicht ausschöpfen. - See more at: http://apprico.de/business-feng-shui/#sthash.swrgi7ts.dpuf
Wer am falschen Ort sitzt und arbeitet kann sein volles Potential nicht ausschöpfen. - See more at: http://apprico.de/business-feng-shui/#sthash.swrgi7ts.dpuf

Weitere Informationen über ihre Firma finden Sie auf ihrer Website => KLICK



Um besser zu verstehen, was sie tut, ist dieses Video über die Umgestaltung von Bessey&Flammer in Bühl empfehlenswert => KLICK





Mich interessiert ja mehr der Mensch Heike Schauz. Welche Windungen und Wendungen hat ihr Leben genommen, bis sie hier, auf dem Berg des Erfolgs, gelandet ist? In die Wiege gelegt wurde ihr das Business-Feng-Shui ja nicht.

Archäologin wäre sie gern geworden, gesteht die zierliche 49jährige mit dem blonden Wuschelhaar. Sie sah sich auf Schliemanns Spuren, hätte am liebsten ein zweites Troja ausgebuddelt. Aber das Schicksal wollte es anders. Ganz anders.

Aufgewachsen im elterlichen Maler- und Lackiererbetrieb mit einem strengen, alkoholkranken Vater musste Heike Schauz schon früh "ihren Mann" stehen. Schon mit 15 Jahren versuchte sie, während der Vater auf einer seiner Entziehungskuren weilte, gemeinsam mit Mutter und Bruder den väterlichen Betrieb zu leiten. Später wurde sie magersüchtig, verlor ihr Selbstvertrauen, wollte irgendwann nur noch in ihrem Kokon bleiben, machte daher beim Vater eine Lehre. "Furchtbar" sei das gewesen, sagt sie heute, auch wenn sie viel von ihm gelernt habe.

Gleich nach der Ausbildung kam es denn auch zum Bruch zwischen den beiden, und Heike Schauz machte sich als frisch gebackene Meisterin im Nachbarort selbständig.

Und kaum hielt sie 1988 den Meisterbrief in Händen, meldeten sich auch schon zwei Gesellen ihres Vater bei ihr und wechselten das Lager. Und schon hatte sie ihren ersten eigenen Betrieb, ihre ersten Mitarbeiter und auch gleich die ersten Kunden - auch wenn diese ein Weilchen brauchten, um zu akzeptieren, dass die zierliche, 1,60 kleine junge Frau tatsächlich die Chefin war. (Über diese Erfahrungen hat Heike Schauz ein sehr persönliches Buch geschrieben => KLICK)




 
Es war eine gute Zeit: Ihr Betrieb expandierte, neue Hallen wurden mit dem Segen der Hausbank dazugekauft, Heirat. "Siebzehn Jahre waren mein Mann und ich das Vorzeigeehepaar der Stadt", erinnert sich Heike Schauz, hebt die Schultern und verzieht das Gesicht, denn das Glück hielt nicht. Irgendwann merkte sie, dass sie nicht mehr glücklich war.

"Wenn ich mein Leben überblickte, sah ich hinter mir viele Berge und Täler, aber vor mir nur Ödnis, es gab keinen Urwald mehr zu erobern." Und in dieser Zeit und Situation trat ein neuer Mann in ihr Leben, schlug ihr Herz Kapriolen, und sie folgte dem Ruf der Liebe. Aber die Richtung war falsch. Nicht neues Glück wartete auf sie, sondern tiefer Fall.

Denn gleichzeitig mit der Scheidung standen auch wie üblich Verhandlungen mit der altbewährten Hausbank an. Morgens um elf wurde telefonisch ganz allgemein ein Gesprächstermin für den nächsten Tag vereinbart, abends um 17 Uhr fiel ihr buchstäblich die Insolvenz ihrer Firma vor die Füße, ausgespuckt vom Fax: "Alle Konten waren auf einen Schlag gekündigt, ich war völlig unvorbereitet, stand vor dem Nichts, hatte nichts mehr." Sie schreibt darüber in ihrem Buch:




Nur zwei Wochen noch konnte sie in der Wohnung bleiben, dann konnte sie die Miete nicht mehr bezahlen, sie musste das Auto abgeben, die Lebensversicherung kündigen. Noch heute merkt man ihr das Trauma an, wenn sie sich erinnert, wie sie ihrer Mannschaft von 25 Angestellten am nächsten Tag die schlimme Nachricht überbringen musste. Auch ihrer Mutter, die sich inzwischen vom Vater getrennt hatte und in ihrer Firma eine Anstellung gefunden hatte, habe sie kündigen müssen.

"Die Schuld- und Schamgefühle haben mich fast umgebracht", gesteht sie. Und es ging noch weiter, sie befand sich im freien Fall. Tiefer, viel tiefer, denn in dem neuen Mann an ihrer Seite, der ihr zunächst Unterschlupf gewähren wollte, hatte sie sich getäuscht. Sie durchlebte ein Martyrium, lernte, dass es in solchen Situationen keine Freunde mehr gibt, dass - zumindest damals - die Telefonseelsorge nachts nicht besetzt ist. Sie fühlte sich nichts mehr wert, versuchte mehrfach, ihrem Leben ein Ende zu bereiten.

Fast ein Jahr versteckte sie sich in einem stickigen, engen Loch ohne Heizung, ohne Warmwasser. "Nachts liefen mir die Spinnen übers Gesicht." Sie wurde zu einem ängstlichen kleinen Mädchen, das sich nichts mehr zutraute, fühlte sich wie abgestorben.

Und doch ging es weiter. Der freundliche Insolvenzverwalter half mit Ratschlägen, und irgendwann sattelte sie um, begann eine Ausbildung zur Heilpraktikerin, bekam einen Job in einer Personalberatungsfirma, hob den Kopf aus ihrem Loch, merkte, dass sie nicht zum Dasein einer Angestellten geboren war, machte sich mit einer eigenen Personalberatung selbständig. Eine Ayurveda-Kur brachte sie weiter auf den richtigen Weg, Feng-Shui-Kurse schlossen sich an. Kaum berichtete sie darüber in der Firma, die sie zu jener Zeit gerade in Personalsachen beriet, forderte der Chef sie auch schon auf : "Dann mach das doch mal bei uns!"




Und damit war das Business-Feng-Shui geboren. Denn schon mit diesem ersten Satz, diesem ersten Auftrag merkte Heike Schauz, dass sie in ihrem Beruf angekommen war, ihre Berufung gefunden hatte. Die Handwerks-Ausbildung hatte sie in der praktischen Hand-Arbeit geerdet, die Heilpraktiker-Lehre hatte sie anders zu denken und zu fühlen gelehrt, in der Personalberatung hatte sie das sichere Auftreten gelernt - und nun, mit der praktischen Umsetzung aller Erfahrungen im "Business-Feng-Shui", war "plötzlich das Rad rund." Heike Schauz war in ihrem Element.

Und hatte aus dem Stand Erfolg. Als gelernte Handwerkerin nehmen die Auftraggeber sie ernst, dass sie bei Umbauten auch selbst die Bauleitung übernimmt, wird sehr geschätzt. Hinzu kommt, dass sie mit "Esoterik-Krimskrams" nichts am Hut hat. Feng Shui, so doziert sie, sei ein altes, empirisches Baumeister-Wissen, das über tausende von Jahren angesammelt wurde. Die Trinkhalle in Baden-Baden ist für sie ein schönes Beispiel für Goldenen Schnitt und Harmonielehre, die wesentlicher Bestandteil des Feng Shui sind, aber zu ihrem Bedauern heute angehenden Architekten nicht mehr vermittelt werden.

Sie selbst benutzt einen chinesischen Kompass, den sogenannten Luo Pan, als Haupt-Arbeitsgerät. Mit ihm in der Hand erkundet sie die Gegebenheiten des Gebäudes, prüft die Lage des Eingangs nach Himmelsrichtung, nimmt die Lage der Räume in Augenschein, erfasst schnell und intuitiv, was verändert werden sollte. Von der Haustür bis zum letzten Winkel arbeitet sie sich systematisch durch den Grundriss, spürt Unregelmäßigkeiten auf, die die Bewohner unbewusst stören könnten.







Einleuchtend ist zum Beispiel ihre Abneigung gegen offene Treppen, Glastische oder Chefbüros, die sich im Keller befinden. "Da ist es kein Wunder, wenn der Chef sich bei mir beklagt, er habe das Gefühl, seine Angestellten tanzten ihm auf dem Kopf herum." Chefs gehörten nun mal nach oben, ins beste Zimmer, mit dem besten Überblick über alles. Da müsse sie auch schon mal Kämpfe mit eingefleischten Chef-Sekretärinnen führen, gibt sie zu. Das Thema "Schutz - oder vielmehr Geschützt-Sein am Arbeitsplatz" ist ein weiteres Thema, dem sie sich inzwischen auch mit einem e-book widmet. => KLICK oder aufs unten stehende Bild klicken:





Egal, ob man der Lehre nun aus Überzeugung folgt oder nicht - der Erfolg gibt Heike Schauz Recht. Existenzsorgen hat sie nicht mehr, Kunden kommen von überall her. Mund-zu-Mund-Propaganda und ihre Auftritte in den sozialen Netzen tun ihr übriges, Aufträge führen sie inzwischen bis nach Berlin und in die Schweiz. Private Wohnungen begutachtet sie übrigens nicht (mehr).

Und sie steckt voller Pläne. Nach der e-Ratgeber-Reihe im Pocketformat (mindestens zehn Folgen sind geplant) soll ein online-Magazin folgen, Kurse für Handwerker und dann - vielleicht irgendwann - sogar ein richtig toller Traumauftrag: Die Umgestaltung eines ganzen Hotels. "Das wär's!"

Also ist doch noch alles gut geworden?

Heike Schauz nickt und strahlt. Sie machte ein Kopfbewegung nach hinten, zum Parkplatz, auf dem ein Auto mit ihren Initialen im Kennzeichen steht. Vor drei Wochen hat sie es geleast. Unbeschreiblich sei dieses Gefühl gewesen, dem Händler zehn Jahre nach ihrem "freien Fall" das Okay zu geben, eine Schufa-Auskunft einzuholen und kurz darauf den Leasingvertrag unterschreiben zu können.


 


Sie ist angekommen, zurück im Leben, in ihrem Traumjob, ihrer Traumwohnung und ihrer Traumstadt Baden-Baden. Seit mehr als sechs Jahren wohnt sie hier, und immer noch freut sie sich jedes Mal, wenn sie durch die grüne Einfahrt in die Stadt fährt, sie genießt die Allee zu jeder Jahreszeit, freut sich an den schönen alten Häusern und den vielen Brunnen der Stadt. "Wasser bedeutet Reichtum", weiß sie auch gleich.

Ihr Lieblingsplatz in der Stadt ist die Aussichtsplatte oben auf dem Battert. Da sitzt sie gern Samstagmorgens, ganz früh, und blickt über die Stadt und ihr Leben, sieht auf die Täler und Berge, die für ihr Leben symbolhaft sind und freut sich still.

Ihre Lebensbilanz?

"Wenn ich sehe, was für ein Traumleben ich jetzt führe und wenn ich an die schlimme Zeit von früher zurückdenke - ich glaube, ich würde wieder alles durchmachen, wenn ich wüsste, dass ich wieder hier ankomme."





Und welche Tipps hat die Feng-Shui-Beraterin für den allgemeinen (Einfamilien-)Hausgebrauch?

  • Als allererstes aufs Bauchgefühl hören
  • Legen Sie Wert auf einen gleichmäßigen Grundriss
  • Im Erdgeschoss (Yang) sollten Wohnzimmer, Küche, Esszimmer und Büro Platz finden
  • Im Obergeschoss (Ying) sollten Schlafzimmer, Kinderzimmer und Bad angesiedelt werden
  • Wird das Dachgeschoss einbezogen, sollten hier die Eltern, nicht die Kinder schlafen
  • Wichtig findet sie, vor der Haustür Platz zu haben
  • Bad und Schlafzimmer sollten getrennt sein
  • Keine weißen Fliesen
  • Vorsicht vor Glastischen
  • Im Büro sollte der Blick zur Tür gehen
  • Auch in Vortragsräumen sollte der Vortragende die Tür im Blick haben können.
  • Rote Wände, die im Augenblick so beliebt sind, lehnt Heike Schauz grundsätzlich ab: Das Element Feuer kommt in der Natur nicht vor, höchstens als Beere oder Blume, sagt sie.
  • Vielmehr möge man sich an den Farben Blau, Grün und Braun orientieren
  • Keine Treppen aus Gitterrosten


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