Mittwoch, 8. Oktober 2014

Thermalwasser



Bürokratie-Burleske führt zur

Thermalwasser-Tragödie





Was fällt einem zu Baden-Baden ein? Richtig! Das Wasser. Genauer gesagt unser seit tausenden Jahren sprundelndes wertvolles Thermalwasser, das schon die alten Römer dazu bewogen hat, sich an der Oos niederzulassen und die Stadt "Aquae" zu gründen.

Laut offizieller Information der Stadt befinden sich in Baden-Baden zwölf unterschiedliche natrium-chlorid-haltige Einzelquellen, die artesisch aus 1.200 - 1.800 m Tiefe - durch den Druck der Erdmassen - mit einer Temperatur zwischen 56°C - 68,8°C an die Oberfläche gelangen. Damit ist sie die heißeste und mineralreichste Quelle in ganz Baden-Württemberg. Die Quellen sind etwa 12.000 - 17.000 Jahre alt und schütten täglich ca. 800.000 l Thermalwasser aus. => KLICK




Lesen dazu auch einen Beitrag von bad-bad.de => KLICK

Auch die offizielle Seite der Stadt wirbt mit dem kostbaren Gut => KLICK

Baden kann man auch tatsächlich weiterhin ungestört in Baden-Baden. Die Thermalbäder Friedrichsbad => KLICK und Caracalla-Therme => KLICK erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit international und werden ungehindert von den Quellen gespeist.

Aber was für ein jämmerliches Bild bietet sich den tausenden Touristen, die unser Stadt bevölkern und auch einmal von der Quelle kosten wollen!








Denn: Keine Brünnlein fließen in Baden-Baden! Und das schon seit eineinhalb Jahren. Nicht etwa, wie hier auf den Zetteln behauptet, weil dringende Reparaturarbeiten angefallen wären. Nein, aus rein bürokratischen Gründen.




Was ist passiert?

Tausende Jahre ging alles gut, man ließ sich, mehr äußerlich als innerlich angewandt, vom Heilwasser heilen. Hier eine Information in der Trinkhalle, die ihren Namen zurzeit ja leider nicht verdient.




Dann nahm das Verhängnis irgendwann seinen Lauf: Die Quellen, sprich Bäder, gingen von der Stadt in die Verantwortung der Carasana-Gesellschaft über. Nichts Schlimmes. Nur versäumte man damals offenbar (wenn ich das richtig verstanden habe), eine juristische Spitzfindigkeit, nämlich die alten Rechte auf die neuen Betreiber umzuschreiben. Wenn nun aber ein NEUER Betreiber da war, galten auch die NEUEN rechtlichen Bestimmungen zum Betrieb von Thermal/Heilwasser. Und plötzlich fiel es - sehr vereinfacht ausgedrückt - einem Bürokraten auf: Wenn das Thermalwasser Heilwasser ist, dann muss es rein rechtlich nach dem heutigen Arzneimittelgesetz behandelt werden. Laut Wikipedia bedeutet dies: 


Ausführliche Informationen dazu auf Wikipedia hier => KLICK

und von der Gesellschaft für Ernährung => KLICK

Leider kam es den neuen Betreibern, der Bäder- und Kurverwaltung in Stuttgart, offenbar nicht in den Sinn, das Wasser weiter - unbeanstandet - wie eh und je als Thermalwasser laufen zu lassen. Wenn es Vorschriften für Heilwasser gibt, müssten diese befolgt werden, hieß es im November 2013 vom zuständigen Mann aus Stuttgart zur Begründung. Also musste das Wasser analysiert werden. Und siehe da: man fand Spuren von Arsen im Wasser.

Das muss raus, befanden die Bürokraten. Sonst ist das kein Heilwasser.

Und der Mann in Stuttgart fackelte nicht lange. Anstatt wenigstens zu versuchen, eine Ausnahmegenehmigung für die tausende von Jahren alten und heilenden Quellen zu erwirken, ließ er alle Quellen zusammenführen und - aus Landesmitteln - für rund eine Million Euro eine Entarsenierungsanlage einbauen, die das Wasser für die Brunnen (nicht für die Bäder) vom Arsen befreien sollte. Dafür musste übrigens auch die Temperatur des Brunnenwassers herabgesetzt werden.

Nun ist seit eineinhalb Jahren alles fertig, das Wasser vom Arsen befreit, also laut Carasana-Geschäftsführer Jürgen Kannewischer inzwischen "in jeder Hinsicht einwandfrei", wie auch das Badische Tagblatt in seiner Ausgabe vom 4. Oktber 2014 schreibt. Aber die Brunnen müssen trotzdem abgestellt bleiben, bis das zuständige Regierungspräsidium in Tübingen der Carasana GmbH "eine arzneimittelrechtliche Herstellungserlaubnis" erteilt hat.

Tja, und da liegt die Sache jetzt und liegt und liegt. Und die Brünnlein sind derweil abgestellt.

Wäre es nicht einfacher gewesen, sie mit einem Schild "kein Trinkwasser" zu versehen? So wie hier  in der Trinkhalle:


Selbst die alteingesessenen Badeärzte der Stadt haben nur Kopfschütteln für den Vorgang übrig. Sehen Sie dazu auch einen  Bericht von goodnews4 über eine sehr unbefriedigende "Bürgerinformation" zu dem Thema im November 2013  =>  KLICK

Auf meinem Blog habe ich mich im April 2014 mit dem Thema beschäftigt => KLICK

Nun legt FDP-Stadtrat Rolf Pilarski nach. Hier sein Statement auf goodnews4 => KLICK

Und weiterhin herrscht Schweigen in Stuttgart und Tübingen und Dürre in unseren Brunnen.