Das Brahmshaus in Baden-Baden
Lieben Sie Brahms?
David Garret spielt den ungarischen Tanz Nr. 5
... dann helfen Sie ihm!
Biographie bei Wikipedia: => KLICK
Das Brahmshaus bei bad-bad.de => KLICK
Brahms in Baden-Baden, ein Beitrag auf bad-bad.de, sehr lesenswert! => KLICK
Eine Katze mit einem besonderen Namen bewacht den Eingang zum Museum
Das ist es also, das Brahmshaus. So viele Jahre wohne ich nun schon in Baden-Baden, aber es hat mich einfach nie hingezogen. Warum, weiß ich nicht. Hinweise gibt es genug, zumindest in der Lichtentaler Allee - zwei Büsten, eine von Clara Schumann, eine von Johannes Brahms höchstpersönlich, dazu ein liebevoll gemaltes Aquarell-Schild, mit Wegweisung.
Letzte Woche habe ich es geschafft. Ferienbedingt, denn da macht man doch manchmal Sachen, die man im Alltag leider unterlässt.
Es geht mir wie vielen Einheimischen, erfahre ich von meiner freundlichen Führerin, die behende treppauf, treppab läuft, um die Besucher einzulassen, die an diesem durchwachsenen Augustnachmittag in schöner Regelmäßigkeit klingeln: Die Besucherzahl aus der Stadt selbst nimmt sich eher bescheiden aus, das kann man auch im Gästebuch sehen.
Tausend bis zweitausend Besucher klingeln pro Jahr an der Tür des Museums. Sogar die Brahmstage, die die Gesellschaft alle zwei Jahre mit internationalen Künstlern ausrichtet, leiden unter Besucherschwund. "Es gibt einfach ein Überangebot an Kunst in der Stadt", klagt die Geschäftsführerin der Gesellschaft, Ilka Hecker, in einem Interview für SWR, "die Leute sind übersättigt."
Hier der Beitrag des SWR über das Brahmshaus. Bitte aufs Bild klicken.
Aber wenigstens Schulklassen kommen doch, oder? Im Burda-Museum stehen sie doch fast jeden Tag Schlange. Aber hier, beim ehrwürdigen Herrn Brahms? Fehlanzeige. Nicht mal aus der nahen Klosterschule schaffen es die Lehrer mit ihren Zöglingen hierher. Ein Kindergarten, ja, der war mal da. Dabei merkt man unserer Führerin an, das sie Kinder liebt. Ich habe meine zehnjährige Enkelin dabei, und sie wird durch die drei winzigen Kammern geführt, als sei sie ein Ehrengast.
Wir sind hier gelandet, weil wir am Vorabend in der Seniorenresidenz Bellevue einem Konzert der diesjährigen Meisterschüler der berühmten Pianistin Elena Kuschnerova => KLICK beigewohnt haben. Am Ende gab es als Zugabe einen fulminanten Galopp über die Tasten des Konzertflügels: Die Meisterin trug mit einem ihrer Schüler den fünften ungarischen Tanz von Brahms vor. "Der darf hier nicht fehlen", hatte Elena Kuschnerova vergnügt erklärt. Der Tanz auf den Klaviertasten war so mitreißend, dass Oma und Enkelin spontan beschlossen, den Komponisten, der elf Jahre lang die Sommermonate in Baden-Baden verbrachte, näher kennenzulernen.
Elena Kuschnerova spielt Brahms Piano Sonata No. 3
Als erstes also soll am Vormittag die häusliche Musikgalerie aufgestockt werden. Und schon hatten wir Problem Nummer eins. Suchen Sie mal eine CD mit Stücken von Johannes Brahms in der Innenstadt. Von einer "Brahmsstadt", von der unsere Führerin später träumte, sind wir in Baden-Baden leider weit entfernt - obwohl es ja alle zwei Jahre die Brahmstage mit großartigen Konzerten gibt! Aber eine CD? Ich habe jedenfalls keine gefunden. Vielleicht habe ich mich aber auch dumm angestellt?
Nun, die nächste Hoffnung liegt natürlich auf dem Brahmshaus. Wo sonst wird es seine Musik geben!
Wieder falsch gedacht! Ach, was stellt sich eine verwöhnte Museumsgängerin nicht alles vor: Ich sah mich schon zu Brahmschen Klängen durch die Räume flanieren, in einem gut bestückten Souvenirladen stöbern, mit einer Audio-Tour kleine Geheimnisse des Komponisten mit seiner geliebten (klein geschrieben!) Clara Schumann zu erfahren, wegen der er von 1865 bis 1874 die Sommermonate an der Oos verbrachte, um in ihrer Nähe zu sein...
Aber wie das so ist mit Vorstellungen - manchmal gehen sie an der Wirklichkeit vorbei. Vielleicht bin ich auch nur durch die anderen Museen der Stadt verwöhnt. Jedenfalls bin ich etwas enttäuscht, als ich in der hübschen kleinen Dachkammer stehe, in der sich ein ebenso kleines Klavier, eine Büste des Komponisten und antike Möbel befinden, die man liebevoll zusammengesucht und nachträglich hineingeschafft hat, in denen er aber nicht gewohnt hat. Nur die blaue Tapete und der abgetretene Fußboden stammen noch aus den Tagen, in denen er hier in der Mansarde lebte und komponierte. Immerhin etwas.
Tja - und dann gibt es noch Fototafeln, eine Glasvitrine, in der ein Ring aus echten Haaren, seine Totenmaske und ein Gipsabdruck der Hand seiner verehrten Gefährtin Clara Schumann liegen.
Ohne die nette Führerin wäre ich in zehn Minuten wieder auf der Straße gewesen. Immerhin erfahren wir noch, dass Brahms nur 1,60 Meter klein gewesen ist und den leiblichen Genüssen gefrönt hat, so dass er sich einen Bart wachsen ließ, um von seiner Körperfülle anzulenken. Und dass die kleine Katze des Hauses, die uns vorhin im Garten so freundlich begrüßte, - na, wie schon? - natürlich Clara heißt.
Wie war das denn nun mit Brahms und seiner Clara Schumann, die nach dem Tod ihres Mannes Robert von 1863 bis 1873 in einem Haus in der Lichtentaler Allee, nur zehn Gehminuten von der Ferienwohnung entfernt, lebte?
Ein ausführlicher Wikipedia-Eintrag über Clara Schumann beschäftigt sich mit dieser Frage: => KLICK (es lohnt sich übrigens, die ganze Biographie dieser außergewöhnlichen Frau nachzulesen)
In Brahms' Biografie bei Klassika.de => KLICK wird Baden-Baden übrigens mit keinem Wort erwähnt.
Immer noch stehe ich unschlüssig in der Dachwohnung des Museums. Es gibt keine andere original erhaltene Brahms-Gedenkstätte, lerne ich. Nun, dafür finde ich die Räumlichkeiten etwas ... dürftig. Natürlich muss man der Brahmsgesellschaft mit ihren derzeit 320 Mitgliedern unendlich dankbar sein, dass sie das ehemalige Feriendomizil des Musikers 1967 vor dem Verfall rettete und liebevoll restaurierte und hervorragend in Schuss hält.
Löblich auch, dass man die Wohnung im Erdgeschoss als Studio hergerichtet hat und dieses - jeweils für dreieinhalb Wochen - erfolgversprechenden Musik-Künstlern mit Brahms-Affinität unentgeltlich für einen Arbeitsaufenthalt zur Verfügung stellt. Das Studio erfreut sich großer Beliebtheit, ist bis weit ins Jahr 2016 ausgebucht.
Aber entweder habe ich bislang den Kulturteil der örtlichen Zeitung nicht gründlich genug studiert, oder man handelt eher nach dem Spruch: Tue Gutes und schweige darüber. Für die Baden-Badener ist das Brahmshaus jedenfalls nur ungenügend bekannt.
Auch die Chance, Biographien, Noten, CDs als Souvenirs für die Besucher bereitzuhalten, wird nicht gerade in großem Stil ergriffen. Das Angebot hält sich streng an seine Schaffenszeit in Baden-Baden, und das bedeutet: Es gibt drei CDs zur Auswahl!
Dann etwas anderes? Eine Festschrift vielleicht? Ja, die gibt es! Aber sie ist nicht verkäuflich. Meine nette Frühererin holt ein Exemplar aus dem Büro. "Wird nicht mehr aufgelegt, es gibt niemanden, der die Druckkosten übernehmen würde", erfahre ich.
Wie schade.
Ich darf in der Festschrift blättern und sie fotografieren.
Tja... angesichts dessen möchte man doch glatt das Brahms-Zitat aus der Festschrift ein wenig umdichten:
Zum Beispiel in einen Appell an die Baden-Badener:
"Könntet Ihr nicht den Komponisten Brahms etwas aufwerten? Ich denke stark, dabei mitzumachen, ja vielleicht spende ich nächstens etwas."
Öffnungszeiten des Brahmshauses:
Montag, Mittwoch und Freitag 15 bis 17 Uhr,
Sonntag und Feiertag 10 bis 13 Uhr.
Außerhalb der Zeiten können Führungen vereinbart werden: Tel. 07221 - 71172
Eintritt: 3 Euro, Kinder frei.
Der Link zur Brahmsgesellschaft Baden-Baden: => KLICK
Einzelmitgliedschaft 50 Euro im Jahr.
Spenden für den Unterhalt des Brahmshauses, das Brahms-Gästestudio, das kleine Brahmsmuseum sowie die Förderung zeitgenössischen Musikschaffens im Sinne von Johannes Brahms:
Konto: 01 32 100 ; BLZ: 662 700 01 (Deutsche Bank Baden-Baden)
Termin zum Vormerken: Die 25. Brahmstage finden vom 20. bis 22. November 2015 statt.