Heute mal eine Sonntags-Menschen-Geschichte, die nicht aus meiner Feder stammt, aber sehr interessant ist. Der SWR hat eine Story über Martin Weingärtner gedreht, den Unternehmer aus Baden-Baden, der demnächst eine Marktscheune an der Geroldsauer Mühle errichten will, als Tor zum Nationalpark. Sehen Sie selbst:
Aktualisierung 20. 8. 2015: Das Video steht nun auf youtube zur Verfügung => KLICK
Passend dazu ein Youtube-Video über die Entstehung der Geroldsauer Mühle:
Und hier meine Foto-Reportage über die Geroldsauer Mühle zwei Tage vor ihrer Eröffnung => KLICK
Weitere Geschichten über Menschen in Baden-Baden finden sie hier => KLICK
Weitere Links, um sich einen verregneten Sonntag zu vertreiben, finden Sie auch auf meiner Seite "Find ich gut" => KLICK
Mit einer sehr deutlichen Mehrheit hat sich der Schulausschuss gestern Abend gegen die Einführung einer Gemeinschaftsschule in Baden-Baden ausgesprochen. Es gab nicht etwa einen Antrag, die Beschlussfassung zu vertagen, wie Bürgermeister Michael Geggus es zweimal nachfragte, sondern eine klare Ablehnung.
Lesen Sie zum Thema Gemeinschaftsschule bitte auch hier weiter: Klick
CDU, Freie Wähler und FDP begründeten ihre Ablehnung damit, dass sie mehr Zeit haben wollten und beriefen sich dabei auf den Gesamtelternbeirat, der sich trotz mannigfaltiger Informationsangebote in der Stadt in den vergangenen Monaten außer Stande gesehen hatte, diese wahrzunehmen. Auch eine Veranstaltung, auf der der Leiter der Gemeinschaftsschule in Durmersheim Rede und Antwort zum neuen Schulkonzept stand, hatte der Elternbeirat ignoriert, weil die Grünen diese organisiert hatten und man eine parteipolitische Veranstaltung dahinter vermutete, wie eine Sprecherin des Elternbeirates gestern betonte.
Hier die Einwände des Gesamtelternbeirats:
Für die FDP bat Michael Bauer daher sogar darum, eine Bürgerbefragung zu dem Thema in die Wege zu leiten. Die SPD hingegen hätte der Einführung einer Gemeinschaftsschule schon allein zur Sicherung der Stadt als Schulstandort gerne zugestimmt. Für die Grünen kämpfte Astrid Sperling-Theiss auf verlorenem Posten für die Einführung dieser neuen Schulart, die gerade Migrantenkindern mehr Chancen durch individuelles Lernen vermittelt hätte und bei Lehrern, Schülern und Eltern für entspannte Atmosphäre gesorgt hätte, weil es keinen Lerndruck mehr gegeben hätte. In Skandinavien sei diese Schulform seit vielen Jahren höchst erfolgreich, argumentierte sie - vergebens.
Jetzt hat am Montag in einer Mammutsitzung der alte Gemeinderat in seiner letzten Sitzung das Wort. Es ist allerdings zu vermuten, dass die Abstimmung ähnlich ablaufen wird.
Schulbürgermeister Michael Geggus hatte zuvor ein leidenschaftliches Plädoyer für seine Beschlussvorlage gehalten. Man müsse in der Stadt für alle Eltern und deren Kinder ein adäquates Angebot vorhalten, sagte er. Es gebe über 8500 Schüler in Baden-Baden, die Entscheidung zur Gemeinschaftsschule beträfe zehn Prozent von ihnen. 60 Prozent wählten ohnehin das Gymnasium, 30 Prozent die Realschule. Für die jetzige Schulform der Werkrealschule, früher Hauptschule, hätten sich für das Schuljahr 2014/15 nur 48 Schüler angemeldet. Sechs Schüler habe man bereits an die neue Gemeinschaftschule in Bühl verloren. "Der Verlust tut uns sehr weh", sagte er, und sah unbehaglich aufs nächste Jahr, in dem in Rastatt und Gernsbach weitere Gemeinschaftsschulen eröffnet würden. Er konnte nicht nachvollziehen, dass sich der Gesamtelternbeirat nicht informiert fühlte. Alles sei stets in öffentlichen Sitzungen besprochen worden, das Thema sei auch seit 2012 in den betreffenden Schulen behandelt worden.
Meine Meinung: So ganz kann ich die Nicht-Informiertheit des Elternbeirates nicht nachvollziehen. Auch gestern in der Sitzung wurde nochmals ausführlich über die neue Schulform aufgeklärt - vor gerade mal einer Handvoll Interessierter. Die Vertreter des Gesamtelternbeirates, die anwesend waren, beharrten auch danach darauf, dass ihre Fragen nicht beantwortet worden waren. Ungeachtet dieses Verhaltens ist die Niederlage der Verwaltung aber typisch für Baden-Baden: Erst wird im Gemeinderat abgestimmt, und erst danach soll die Bevölkerung informiert werden. Dass sich die Bürger unmündig und bevormundet fühlen, liegt auf der Hand. Vielleicht wird sich für die Zukunft etwas an der Reihenfolge ändern. Man hätte jedenfalls Zeit genug gehabt, im Vorfeld dieser Abstimmung eine Informationsveranstaltung anzubieten. Immerhin war das Thema schon einmal vertagt worden - auf Wunsch der Stadträte auf die Zeit NACH dem Wahlkampf! Gleichwohl finde ich, dass man den Beschluss ruhig als Aufgabe für den neuen Gemeinderat noch einmal weiter vertagen könnte und nicht - aus welchen Gründen auch immer - der Gemeinschaftsschule mit ihrem lobenswerten Konzept jetzt in der letztenSitzung in alter (komfortabler) Zusammensetzung solch eine Abfuhr zu erteilen.
In der Wörthstraße soll nach dem Willen der Stadtverwaltung eine neue Siedlung mit 82 zwei- bis drei-Zimmer-Wohnungen entstehen. Laut Badischem Tagblatt von heute sollen die Mietpreise bei 5,90 bis 6,90 Euro für den Quadtratmeter liegen.
Die entsprechenden Planungen werden am Donnerstag dem Bauausschuss vorgelegt, der um 17 Uhr (eine Stunde vor Anpfiff des Fußball-WM-Spiels Deutschland-USA) zu einer öffentlichen Sitzung im Rathaus zusammenkommt. Außer diesem Punkt sind auch noch die Falkenhalde, das Opel-Gelände und eine Sporthalle in der Rotenbachtalstraße abzuarbeiten. Am kommenden Montag soll dann der alte Gemeinderat in seiner letzten Sitzung darüber entscheiden.
So sollen die Gebäude in der Wörthstraße aussehen:
Hier der Lageplan:
Da das Gebiet fast direkt unter dem "Tausendfüßler" liegt, sollen die Wohnungen laut Badischem Tagblatt auf jeden Fall Schallfenster erhalten.
So sieht die Aufteilung aus:
Dass besonders kleine Wohnungen in Baden-Baden Mangelware sind, wurde im vergangenen Gemeinderatswahlkampf immer wieder zur Sprache gebracht. Die Verwaltung hat nun sehr schnell reagiert. Aus der Beschlussvorlage:
Übrigens heißt es in der Beschlussvorlage:
b) Die frühzeitige Unterrichtung der Öffentlichkeit nach § 3 Abs. 1 BauGB erfolgt im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung.
Meine Meinung: Da bin ich ja mal gespannt, was die Verwaltung unter frühzeitig versteht. Sicher ist schon jetzt, dass die Information erst nach den Beschlüssen im Gemeinderat erfolgen wird. Dieses Mal ist das wohl kein großes Problem, aber für künftige Fälle stelle ich mir unter Bürgerbeteiligung und Transparenz mehr vor.
Jetzt ist sie also eingeführt in der "Schlangengrube", wie der dienstälteste Stadtrat Klaus Bloedt-Werner den Gemeinderat titulierte, bevor er Margret Mergen als neue Oberbürgermeisterin von Baden-Baden vereidigte und ihr die Amtskette angelegte.
Mergen verrpach in einer feierlichen Zeremonie im Weinbrennersaal des Kurhauses, während ihrer Amtszeit in Baden-Baden nicht in alte Fußstapfen zu treten sondern neue Wege zu gehen. Sie machte deutlich, dass ihr die Kinder und die Jugend sehr am Herzen liegen. Hier gelte es, frische Impulse zu setzen und neue Perspektiven aufzuzeigen, damit junge Menschen nach der Schule in der Stadt blieben. Ebenso wird sie Schwerpunkte auf Nahverkehr und Bürgerbeteiligung legen - wobei sie klar machte, dass hier nicht alle Wünsche erfüllt werden könnten. Und schon machte wie schon von mehreren Rednern zuvor angedeutet, das Wort vom westfälischen "Sturkopf" die Runde...
oder: Ist die Werkrealschule in Lichtental in Gefahr?
öffentliche Sitzungstermine:
Schulausschuss am Mittwoch, 25. Juni, 17 Uhr, im Sitzungssaal, Rathaus.
Gemeinderatssitzung am Montag, 30. Juni, 17 Uhr, Sitzungssaal, Rathaus.
Bereits seit 2012 bemüht sich die Theodor-Heuss-Schule in der Weststadt um eine Umstrukturierung in eine Gemeinschaftsschule. Kürzlich wachte auch Lichtental auf, denn die Zahlen der Werkrealschüler gehen so dramatisch zurück, dass dieser Schule die Schließung droht, sollte sie nicht auch auf das Pferd Gemeinschaftsschule aufspringen.
So gibt es also derzeit zwei Schulen im Stadtgebiet, die
gegeneinander konkurrieren. Ob eine Gemeinschaftsschule in Baden-Baden
eingeführt wird, steht wohl außer Frage, der Standort allerdings wird
immer mehr zum Politikum, zumal die Stadt erst letztes Jahr den Hof
hinter der Lichtentaler Werkrealschule umgestaltet
hat.
Keine leichte Entscheidung, die die Gemeinderäte treffen müssen. Die Verwaltung schlägt vor:
Wer sich genau informieren möchte, dem empfehle ich die Beschlussvorlage: KLICK
Sehr ausführlichen werden hier Pro und Contra der einzelnen Schulstandorte aufgeführt. In Lichtental beispielsweise müsste ein neues Gebäude gebaut werden, die Theodor-Heuss-Schule indes hat sich bereits seit längerem pädägogisch auf die neue Schulform vorbereitet. Hier das Fazit der Verwaltung im Wortlaut:
Resümee
/ Empfehlung der Verwaltung
Die
vergleichende Bewertung der Schulen anhand ihrer räumlichen und
sächlichen Aus-
stattung
sowie ihrer pädagogischen Konzepte (Anlagen 3b und 4b) bzw. anhand
der for-
malen
Kriterien zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule hat deutliche
Vorteile der
Theodor-Heuss-Schule
gegenüber der Werkrealschule Lichtental aufgezeigt:
Die
jetzige Raumsituation
im Gebäude der Förderschule sowie der Grund- und Werkre-
alschule
Theodor-Heuss-Schule bietet deutlich bessere Voraussetzungen für
eine Ge-
meinschaftsschule
als die an der Werkrealschule Lichtental. Die Werkrealschule Theo-
dor-Heuss
kann im Status quo eine zweizügige Gemeinschaftsschule bilden, wenn
die
Räume
im Sinne eines gemeinsamen Schulcampus von Grund-, Förder- und
Gemein-
schaftsschule
schulzentrisch genutzt werden. Die vorhandenen Räume müssten hierzu
teilweise
umgerüstet bzw. zum Teil erneuert werden. Durch dementsprechende
Anpas-
sungsmaßnahmen
entstünden Kosten von voraussichtlich ca. 1.100.000 Euro.
Um
einen vergleichbaren Standard wie am Theodor-Heuss-Schulzentrum zu
erreichen,
müsste
in Lichtental ein Gebäude neu gebaut werden, in dem neben zwei
naturwissen-
schaftlichen
Räumen auch die Mensa neu untergebracht werden kann. Die bisherige
Mensa
wird hinsichtlich ihrer Eignung als Gemeinschaftsschulkantine von
biregio als
„provisorisch“
(Anlage 1, S. 24) bewertet. Aufgrund ihrer zentralen Lage kann sie
zum
Selbstlernzentrum
umgebaut werden. Trotz des skizzierten Neu-/Umbaus wäre das
Raumpotenzial
am Standort Lichtental damit „völlig erschöpft“ (ebd.). Die
Kosten für die
dementsprechenden
Neu- und Umbaumaßnahmen würden sich (zuzüglich sonstiger An-
passungs-
und Modernisierungsmaßnahmen) auf ca. 2.166.000 Euro belaufen. Damit
wären
die Kosten für die Anpassung der vorhandenen Räume an die pädagogi-
schen
Erfordernisse einer Gemeinschaftsschule am Standort der WRS
Lichtental
beinahe
doppelt so hoch wie am Standort der THS-GWRS.
Unter
pädagogischen
Aspekten
hat die THS-GWRS gegenüber der WRS Lichtental
den
Vorteil, dass sie sich als kombinierte Grund- und Werkrealschule
schon auf dem
Weg
in Richtung einer Gemeinschaftsschule befindet. So hat sie bspw.
unter einem ge-
meinsamen
Dach in den vergangenen Jahren binnendifferenzierten und
individualisierten
Unterricht
eingeführt. Das Lehrerkollegium wurde zielgerichtet auf die
spezifische Ge-
meinschaftsschulpädagogik
vorbereitet. Dementsprechende Ansätze sind zwar auch an
der
WRS Lichtental vorhanden. Um einen vergleichbaren pädagogischen
Status quo wie
an
der Theodor-Heuss-Schule zu erreichen, wäre allerdings weitere
„Aufbauarbeit“ erfor-
derlich.
Dies gilt auch im Hinblick auf Kooperationen. Diese sind in der
Weststadt stärker
ausgeprägt
als in Lichtental. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die
bereits
begonnene
Zusammenarbeit der Theodor-Heuss-Schule mit den benachbarten berufli-
chen
Schulen, die SchülerInnen Perspektiven für einen Übergang aus der
Gemein-
schaftsschule
in ein berufliches Gymnasium eröffnen. Insgesamt
hat sich die WRS
Lichtental
erst relativ spät auf den Weg in Richtung einer Gemeinschaftsschule
gemacht,
so dass deren Konzepte zum Teil erst im Ansatz ausgerollt sind. Die
Theodor-Heuss-Schule
hingegen ist schon wesentliche Schritte in Richtung einer
Gemeinschaftsschule
gegangen und kann damit ihre Arbeit zu großen Teilen fak-
tisch
fortsetzen.
Aus
den genannten Gründen schlägt die Verwaltung vor, am Standort der
Theodor-
Heuss-Schule
die Schulart Gemeinschaftsschule einzuführen.
Was ist eine Gemeinschaftsschule?
Die Grünen hatten bereits im Mai zu einer öffentlichen
Informationsveranstaltung zum Thema Gemeinschaftsschule eingeladen, zu der
allerdings nicht sehr viele Teilnehmer kamen.
Sinngemäß hieß es, man wisse nicht, was die Schüler von heute erwartet, wenn sie in zehn, 15 Jahren im Berufsleben stehen. Heute gehe es daher nicht mehr darum, Schülern blankes Auswendig-Wissen einzupauken, sondern darum, ihnen Lebenskompetenz zu vermitteln. Das heißt, grob gesprochen: Ihnen beizubringen, selbständiges Lernen zu lernen.
Hierzu ein Bericht auf der Website der Grünen:
"Wie funktioniert die Gemeinschaftsschule? Volker Arntz, Rektor an der
Hardt-Schule in Durmersheim, gehört mit seinen KollegInnen zu den
Pionieren. Nach und nach setzen sie das Konzept der Gemeinschaftsschule
um. In Rheinmünster und in Baden-Baden erzählte Arntz diese Woche bei
Veranstaltungen der Grünen von seinen ersten Erfahrungen. Der engagierte
Rektor schilderte anhand von Schaubildern (abrufbar auch auf der Homepage der Schule),
wie die neue "Lernlandschaft" und ihre Elemente funktionieren. Es geht
um einen Paradigmenwechsel. "In der Gemeinschaftsschule 'macht' nicht
der Lehrer seinen Unterricht, sondern der Schüler erwirbt sich
Kompetenzen", so Arntz. Der Lehrer wird nicht überflüssig, und auch der
Stoffplan bleibt erhalten. Er wird allerdings anders vermittelt und
erlernt. Der Lehrer wird zum Lernbegleiter und Coach. "Im traditionellen
System macht der Lehrer seinen Unterricht", erläuterte Arntz. "Hier in
der Gemeinschaftsschule ist der Lehrer für den Erfolg des Schülers
verantwortlich. Stellt sich dieser nicht ein, dann muss der
Lernbegleiter sich etwas einfallen lassen und nach Lösungen suchen." Die
Schüler lernen einzeln und in Gruppen, bei "Inputs" wird ihnen eine
Einführung in den jeweiligen Stoff gegeben. Anschließend lösen sie
selbständig oder miteinander Aufgaben. Wichtig dabei: sie unterstützen
sich gegenseitig. Der Aufbau einer Gemeinschaftsschule, so Arntz, sei
durchaus anstrengend - auch, weil das Lehrmaterial dafür erst entsteht.
"Aber", so der Durmersheimer Rektor, "bei uns ist die Stimmung richtig
gut. Was ich spüre bei den Kollegen, ist Stolz."
Hierzu aus einer Broschüre des baden-württembergischen Kultusministeriums:
Fast 30 Teilnehmer kamen gestern, um über die gestalterische Zukunft des Augustaplatzes zu diskutieren, weitere zehn Bürger waren verhindert, haben aber ihre feste Mitarbeit zugesagt.
Die Redebeiträge und Vorschläge waren sehr konstruktiv und sachlich, allen lag am Herzen zu signalisieren: "Wir wollen nicht auf Konfrontationskurs gegen die Verwaltung gehen sondern mithelfen, damit der Wille der Baden-Badener Bürger bei einer Neugestaltung des Augustaplatzes berücksichtigt wird."
Die Initiative "Bürgerbeteiligung Augustaplatz" erarbeitete eine ganze Liste von Prioritäten:
Der See mit der Fontäne soll
bleiben.
Kein neues Gebäude neben dem
Palais Gagarin.
Die Lichtentaler Straße soll
verkehrsberuhigt oder zur 20 km/h-Zone nach dem Vorbild von Bühl
umgewandelt werden.
Der vorhandene Kiosk soll
erneuert, aber nicht vergrößert und einer anderen Nutzung
zugeführt werden, z.B. als Café, zusätzlich als Pausenraum für
Busfahrer und eventuell als Touristinformation mit
Fahrkartenverkauf. Vorstellbar wäre eine Gestaltung ähnlich wie
bei den Kurhauskolonnaden.
Entlang der Lichtentaler Straße
soll auf der Platzseite ein Gehweg entstehen.
Der Platz soll zur Lichtentaler
Straße geöffnet werden, indem das Gestrüpp entfernt wird,
eventuell könnte eine Platanenallee gepflanzt werden
Vor dem Palais Gagarin sollen die
länglichen Wasserbecken entfernt werden, damit der Wochenmarkt mehr
Platz gewinnt. Eventuell sind die gemauerten Becken durch
bodengleiche Wasserspiele zu ersetzen, die man bei Bedarf abstellen
kann.
Der gepflasterte Stern mit den
Kilometerangaben soll erhalten bleiben.
Der öffentliche Nahverkehr soll
gestärkt werden, über die Anordnung der Busspuren soll bei der
nächsten Versammlung diskutiert werden.
Die Möblierung des Platzes soll
geändert werden: Statt der schwarzen runden Poller sollen Bänke
aufgestellt werden.
Der große Baum vor dem Medici
soll erhalten bleiben.
Es soll für ein ausgeglichenes
Verhältnis von Wasser, Pflasterfläche und Grün gesorgt werden.
Die Andienung des Kongresshauses
sollte verbessert werden.
Da
einige Punkte Klärungsbedarf haben, wurde beschlossen, zur nächsten
öffentlichen Versammlung am 23. Juli Experten zu den Themen
Stadtentwicklung, Kongresshausanbindung, Grüngestaltung, Busverkehr sowie Rentabilität
eines Gastronomiebetriebs
einzuladen. Aktualisierung! Das Treffen am 23. Juli beginnt um 19 Uhr im Nebenzimmer vom Goldenen Löwen in Lichtental und ist öffentlich.
Wir treffen uns heute (Mittwoch, 4. 6. 2014) um 19 Uhr im Restaurant Rosso Bianco am Tennisplatz Rotweiß in der Allee, um über die künftige Gestaltung des Augustaplatzes zu beratschlagen. Frei nach dem Motto: "Dagegensein ist leicht - sich selber Einbringen bringt Arbeit mit sich". Davon kann ich gerade ein Lied singen. Der Drucker läuft heiß, so heiß, dass er gestern glatt den Geist aufgegeben hat.
Ich will heute nicht lange oder zornig auf den missglückten Wettbewerb zurückblicken,
sondern hoffe auf eine konstruktive Diskussion, wie WIR uns eine Neugestaltung unseres Augustaplatzes vorstellen. In den letzten Tagen hat sich herauskristallisiert, dass "wir Bürger" oder "die Baden-Badener" sich einig wie selten sind: Die Vorschläge, den Platz behutsam in die Neuzeit zu bringen, gleichen sich.
Doch allein mit mündlich geäußerten Meinungen kommen wir natürlich nicht weiter, auch wenn unsere neue Oberbürgermeisterin Margret Mergen heute in der Zeitung schon mal ein offenes Ohr signalisierte: Zum Thema Bürgerbeteiligung sagt sie in einem Interview mit dem Badischen Tagblatt: "Ich will einen offenen Stil fahren." Ziel sei es, "die Bevölkerung einzuladen, ja sie mitzunehmen." Dann jedenfalls bekomme man eine andere Sicht der Dinge. Explizit nannte sie dabei den Augustaplatz (im Artikel rechts oben)
Hoffen wir, dass dies keine Sprechblasen sind.
Ich freue mich jedenfalls, dass bislang fast 30 Baden-Badener ihr Kommen zu unserem heutigen Treffen zugesagt haben, vier weitere sind heute leider verhindert, wollen aber auf jeden Fall in der Zukunft mitarbeiten. Packen wir es an! Wer möchte, kann gern auch noch ohne Anmeldung vorbeikommen. Stühle sind schnell dazugestellt.
Bis heute Abend also! Ich freue mich über diese große Resonanz und auf Ihre Ideen!
"Komm, setz dich doch kurz und trinke einen Kaffee mit mir", ruft er mir manchmal freundlich vom Straßencafé aus zu, wenn ich durch die Stadt haste.
"Keine Zeit, ein andermal", erwidere ich dann lächelnd - nur, um mich an der Ecke zu fragen, was ich da eigentlich tue? Können die angeblich wichtigen Geschäfts- oder Einkaufsgänge nicht mal zehn Minuten warten? Sollte man sich nicht einfach ab und zu kleine Auszeiten im hektischen Leben gönnen? Macht man sich diese ganze Hektik nicht manchmal selbst?
Giuseppe Boscia - der Lebenskünstler
"Carpe diem" heißt es doch so schön! - "Nutze den Tag" oder "Genieße den Augenblick".
Und in der Tat: "Carpe diem" und Giuseppe Boscia - das ist eine unzertrennliche Einheit hier in Baden-Baden.
Vielen ist der warmherzige Sizilianer noch aus der Zeit, als er in der Fußgängerzone ein kleines, liebevoll eingerichtetes Geschäft mit eben jener Bezeichnung "Carpe diem" betrieb, ein Begriff. Mit italienischen Weinen und anderen italienischen Spezialitäten handelte er dort acht Jahre lang. Der Zufall hatte ihn 1995 auf diese Idee gebracht und in unsere Stadt gespült. "Ich hatte ein ähnliches Geschäft in Offenburg, und eine Stammkundin reiste immer eigens aus Baden-Baden an, um Balsamico-Essig bei mir zu kaufen" erinnert er sich. Er wunderte sich darüber, und irgendwann kamen die beiden ins Gespräch. Giuseppe erfuhr, dass es für Feinschmecker zur damaligen Zeit schwer war, in Baden-Baden italienische Spezialitäten zu erstehen, und die Kundin hatte auch gleich eine Lösung parat: Sie wusste ein Haus in dem gerade ein passender Geschäftsraum frei wurde. Giuseppe zögerte nicht lange und griff zu. "Man muss auf das Leben hören", sagt er - trotz allem, muss man heute sagen, denn es lief nicht lange gut mit dem Laden.
"Nach acht Jahren waren meine Leidenschaft und meine Ersparnisse für dieses Geschäft, in das ich auch meine ganze Seele gesteckt hatte, aufgebraucht", gesteht er wehmütig. Heute kann er schon wieder schmunzeln, wenn er an diese Zeit zurückdenkt: "Immerhin - meine Seele habe ich behalten."
Giuseppe Boscia - der Philosoph.
Er empfängt mich in seinem idyllischen Garten, in dem man noch das schöne alte Geschäftsschild von einst entdecken kann: "Carpe diem" mahnt es hinten in der selbst gemauerten Ecke, umrahmt von Amphoren, Figuren und Tontöpfen gerade in der richtigen Zahl und Anordnung, lässig drapiert, genau an der richtigen Stelle. Erinnerungen an die Vergangenheit, in der er auch eine Zeitlang Keramikwaren aus dem Heimatdorf importierte, bevor sich seinen Traum vom Weinhandel erfüllte.
An jene Zeit erinnern noch die Weinregale, wenn man in den Keller des kleinen Doppelhauses hinabsteigt. Noch heute versorgt Giuseppe treue Kunden mit den Lieblingstropfen aus dem Piemont und aus Sizilien; dazu kommt noch Olivenöl, selbstverständlich biologisch und hoch prämiert, das der 65jährige schon seit 19 Jahren von der Familie di Giovanna in Fünf-Liter-Kanistern bezieht, um die Abfüllkosten niedriger zu halten.
Giuseppe Boscia - der Genießer
Zurück im Sonnenlicht, im Garten. Ein Feuerkorb, gemütliche Sitzgruppen, Rosen, Kräuter. Er hat für meinen Besuch Tomaten (bestreut mit Oregano), Pesto und Käse gerichtet, Weißbrot ist schnell aufgeschnitten, ein Teller mit feinstem Olivenöl, die prächtigsten handverlesenen Erdbeeren und Oliven warten schon auf dem Gartentisch. Ich wünschte mir einfach nur ein Glas Wasser, aber es muss natürlich noch ein ordentlicher Schuss alkoholfreier Crodino hinein, garniert mit Minze, die er im Vorbeigehen pflückt.
Lucky kommt hinzu, der Familiehund, um den sich eine magische Geschichte rankt: Giuseppe und sein Sohn haben den Mischling in der Heimat Sizilien gefunden, nur ein paar Tage alt, mit zwei weiteren Welpen in einem Mülleimer entsorgt. Lucky, die Glückliche, überlebte als einzige und wurde nach Baden-Baden geschmuggelt, wo sie als typisches Familienmitglied zweisprachig aufwuchs und den Kommandos nun folgt, egal, ob sie auf Deutsch oder auf Italienisch gegeben werden.
Giuseppe Boscia - der Erzähler
Ach, aber Giuseppes sollte endlich anfangen, mir seine Geschichte zu erzählen! Viel muss ich allerdings nicht aufschreiben, denn das hat schon er besorgt, mit einem passenden Titel, gedruckt, gebunden, als e-book auch:
"Erzähl mir von dir, Papa", das hat ihn nämlich vor vielen Jahren sein Sohn gebeten, und Giuseppe war der Aufforderung gern gefolgt und hat erzählt. Von einem kleinen Sizilianer namens Peppino, von der Zeit, in der dieser als Sohn des Dorfschmieds in dem kleinen Keramiker-Städtchen Santo Stefano di Camastra aufgewachsen war, von der Zeit, als er als Elfjähriger mit seinen Eltern nach Deutschland kam - die ersten Gastarbeiter von Hausach im Schwarzwald. Keine leichte Zeit, keine schönen Erinnerungen, denn Pepppino - oder Giuseppe - durfte nach damaligen Bestimmungen nicht in die Schule gehen. Eine große Strafe für den wissbegierigen Jungen, dem fortan nicht anderes übrig blieb, als sich in den Straßen und Wäldern der Schwarzwaldortes herumzutreiben, statt seinem Traum vom Lernen nachzugehen. Die Kinder hänselten ihn wegen seines Anders-Seins, er wurde unglücklich, ein mitleidiger Lehrmeister nahm ihn schließlich unter seine Fittiche und ließ ihn in seiner Muttern-Fabrik eine Art Vor-Lehre machen. Es dauerte aber nicht lange, da erschien auch hier die Obrigkeit und machte dem gut gemeinten Treiben - und dem Traum vom Lernen - erst einmal ein Ende.
Doch später klappte es doch noch mit der Idee, vorzeitig begann Giuseppe eine Ausbildung zum Industriemechaniker, sog in den Berufsschule alles auf, was ihm an Wissen angeboten wurde, und doch blieb er unglücklich in seinem Beruf. Musik und Philosophie hätte er gern studieren wollen, sagt er heute rückblickend. Von Klein auf bewunderte er die Komponisten, denen es gelang, Gefühlen Töne zu geben. Das war für ihn Faszination pur. Verzweifelt, dass ihm das verwehrt wurde, begann er auf der Straße zu singen, versuchte sogar Ende der 60er Jahre als Zwanzigjähriger, sein Glück im freien, liberalen Schweden zu finden, aber auch das gelang ihm nicht und er kehrte zurück nach Deutschland und in den ungeliebten Beruf.
Aber er fand einen Ausweg: Die Literatur. Noch heute ist er einem Lehrer in Sizilien dankbar, der in ihm, als die Familie ein Jahr lang in Palermo auf Ausreisepapiere wartete (ursprünglich sollte es nämlich nach Australien gehen), den Samen für die Liebe zur Literatur eingepflanzt hatte.
Neben der Arbeit verschlang er sie nun alle, die Werke von Rousseau, Kafka, Platon - alle auf deutsch, nur seinen Platon hat er vorsichtshalber auf Italienisch studiert. Diese Liebe zum geschriebenen Wort ist ihm bis heute erhalten geblieben. Bei meinem Besuch liegt inmitten des italienischen Idylls wie beiläufig ein dicker Schinken, an den ich persönlich mich noch nicht herangetraut habe: Ulysses von James Joyce - auf deutsch.
Auch sein eigenes Buch hat er - mit Unterbrechungen über viele Jahre hinweg - auf Deutsch verfasst, erzählt hat er die Geschichten seinem Sohn indes auf Italienisch.
Überhaupt - die Sprache! Es ist bemerkenswert, in welch einem poetischen Deutsch er sein Buch verfasst hat - nicht zu glauben, wenn man bedenkt, dass er als Elfjähriger ohne jede Sprachkenntnisse nach Deutschland kam - oder zumindest fast ohne Sprachkenntnisse. Drei Wörter hatte ihm damals ein ehemaliger Kriegsgefangener noch in Sizilien beigebracht: "Brot", um nicht zu verhungern, und "Fräulein spazieren", um glücklich zu werden.
Giuseppe - der Sänger
Die Sprache hat der kleine Giuseppe in Hausach auf der Straße, der seit Erscheinen seines Buches fast schon legendären Suppegass, auf seine ganz eigene Weise gelernt: Er sang "Marina", "Ciao, Ciao Bambino" und "Volare", die deutschen Nachbarskinder antworteten mit "Alle meine Entchen". Das Eis war gebrochen.
Der Gesang begleitet ihn sein Leben lang. Er sang auf Festen, nahm später private Gesangstunden, ließ sich in klassischem Gesang ausbilden und erfreut heute seine Freunde bei passenden Gelegenheiten mit kleinen Auftritten. Und während er singt, geht eine Verwandlung in ihm vor. "Mein Innerstes kommt nach außen, die Emotionen bringen meine Seele zum Vorschein." Seine Augen leuchten, wenn er das schildert.
Kein Wunder also, dass er ein neues Projekt plant: Zusammen mit einem Freund, der ihn auf der Gitarre begleitet, will er im Herbst eine CD mit alten sizilianischen Liedern aufnehmen. Wenn Sie auf das nächste Bild klicken, können Sie eine kleine Kostprobe davon hören. Auch hier gibt es natürlich eine Geschichte obendrauf: Das Lied Pescispada handelt von einem Schwertfischpaar. "Schwertfische sind monogam bis in den Tod", weiß Giuseppe, und hier in diesem Stück wird nun das Weibchen gefangen, das Männchen schwimmt verzweifelt und gegen den Willen des Weibchens hinter dem Netz her und gerät schließlich selber in Gefahr... Klicken Sie aufs Bild.
Giuseppe freut sich schon darauf, die traditionellen sizilianischen Weisen in der Sprache seiner Kindheit zu singen und versteht dies als seinen eigenen kleinen politischen Beitrag, damit man Sizilien auch mit Angenehmem verbindet und nicht nur mit dem Wort Mafia.
Inzwischen ist eine dritte Länderliebe in sein Leben getreten: Irland, das Sizilien des Norden, wie Giuseppe es nennt. Und so ist es auch der deutsche Sizilianer in ihm, der sogleich ins Schwärmen verfällt: "Wenn ich mir einen Traumtod wünschen könnte, wäre es, singend in Irland zu sterben wie eine Zikade in Sizilien", schreibt er in seinem Buch. Nur die Sprache, die müsse er noch lernen. Und wie? "Bei und von den Iren selbst, in einem Pub, mit Guinness und melancholischen Liedern. So wie einst auf der Straße, in der Suppegass von Hausach." Sein Sohn hat übrigens bereits den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht: Er besucht zurzeit ein College in Dublin.
Haben wir noch etwas vergessen? Er schreibt mir eine besorgte E-Mail: Ich soll auf jeden Fall noch erwähnen, "dass, bei all meinen Jugendkonflikten der Sport, neben den Büchern und der Musik auch eine große Rolle gespielt hat. Ich war beim Leichtathletikverein ESV Offenburg Langläufer und oft ein guter Dritter, wie zum Beispiel 1970 in Baden-Baden, bei einem Vergleichs-Kampf mit den Franzosen, mit 9:16 Minuten über 3000 Meter." - "Vielleicht musst du jetzt schmunzeln", setzt er noch hinzu.
Ja, das tue ich. Und ich hoffe, in unseren gemeinsamen Stunden und Gesprächen einen neuen Freund fürs Leben gewonnen zu haben.
Wer Wein und Olivenöl von Giuseppe Boscia beziehen will, kann sich per Mail unter
g.boscia @ gmx.de (Leerzeichen weglassen) oder Tel. 0160 90235809 bei ihm melden.
Sein Buch im Drey-Verlag ist in der Buchhandlung Straß KLICK in Baden-Baden (und als e-book bei Amazon) erhältlich.
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