Donnerstag, 1. Dezember 2022

Nalindo Psi

 

Motivator, Geber, Musiker...  - Nalindo Psi

 

Macher. Geber. Positiver Mensch. Sportler. Tennis-Trainer. Musiker. Lehrer. Philosoph. Idealist. Enthusiast. Energiebündel. Sänger. Reisender. Ruhender. Kraftquelle. Motivator.

Frage: Wie viele Personen werden hier beschrieben? Antwort: Einer.

Ja, tatsächlich: All diese Facetten können in einer Person vereint sein. Wenn diese Person Nalin Thapa heißt.

Moment mal! Nalin – wer?

Nun, unter diesem Namen kennt ihn wohl kaum jemand. Besser bekannt ist er als „Nalindo Psi“, der Mann hinter den „Soul-Sessions“, die am Samstag nun schon zum sechsten Mal in Baden-Baden stattfinden. (Für alle, die es noch nicht wissen: 20.30 Uhr, im alten E-Werk, Karten gibt an der Abendkasse.)

 


Bleiben wir bei Nalin. Ein nepalesischer Name, sagt er. Seine familiären Wurzeln reichen weit zurück in jenes Land, bis in die Zeit, in der Großbritannien Indien regierte, und der Urgroßvater sich bei einem Aufstand bei den Besatzern so verdient machte, dass die Familie bis heute ausgesorgt hat. „Wir bekamen Land, und das haben wir bewirtschaftet“. Punkt. Pragmatischer geht es kaum.

Anfang 1969 wird Nalin geboren, in Neu-Delhi, Indien. Die Jugend verläuft bewegt, im wahrsten Sinne des Wortes. Nalin probiert alles aus, was an Sport in seinem Heimatland geboten wird: Kricket, Fußball, Feldhockey, Badminton und schließlich Tennis. Tennis!

Tennis öffnet ihm später die Welt. Doch erst einmal macht er einen Abschluss in Sozialwissenschaften, ein Fach, mit dem er – beruflich – nicht viel anfangen kann. Nach der Schule, er ist Anfang 20, bietet sich die Möglichkeit, wie der Vater für Unicef zu arbeiten. Er begleitet seinen Vater einige Zeit ehrenamtlich bei der Fahrt über die Dörfer seiner Heimat, knüpft Kontakte zu Medizinern des Hilfswerks, aber er merkt schnell, dass es nicht das ist, was er wirklich will.

Ich wollte lieber Sport machen, aktiv sein und reisen. Ich wollte weg von zuhause.“, fasst er zusammen und lacht dabei, und man merkt, dass er mit sich und seinen Entscheidungen im Reinen ist.

Und so macht er sich auf den Weg. Spielt Tennis als Aktiver, ist richtig gut darin, aber ohne Sponsor kommt man finanziell nicht weit. Also arbeitet er als Tennistrainer, besucht Symposien, bildet sich weiter. 1993 bekommt er die offizielle Trainerlizenz, sammelt Erfahrungen, trainiert aufstrebende Talente, studiert in den USA Sportmanagement. Er ist ständig auf Reisen, hauptsächlich in Malaysia und Indonesien, in Tenniscamps. Tennis ist sein Leben. Ihn interessiert, wie man die Geschwindigkeit verbessern kann, und er lernt am Ende, dass es die Langsamkeit ist, die einen Menschen weiterbringt.

Ein Jahr später kehrt er in die Heimat zurück, arbeitet in Indien im Sportmanagement für eine österreichische Hotelkette, lernt seine erste Frau kennen, eine Deutsche, mit der es ihn 1996 schließlich nach Deutschland verschlägt, nach Karlsruhe, um genau zu sein.

Er wird heimisch, lernt in der Abendschule Deutsch, begleitet als Trainer ein junges Tennistalent auf dem Weg nach oben in der Weltrangliste, baut in Karlsruhe seine eigene erfolgreiche Tennisschule auf und verschreibt sich voll und ganz seinem Beruf. Das ist beglückend, aber es kostet Kraft. „Irgendwann ist es mal gut“, stellt er nach zwanzig arbeitsreichen Jahren fest und schließt sein Sportlerleben ab, um endlich das zu tun, was ihn seit seiner Geburt umgibt wie die Luft zum Atmen: Er beginnt zu singen. Wobei „beginnt“ eigentlich die falsche Beschreibung ist, denn gesungen hat er immer schon. „Jeder Inder singt“, sagt er, „wir haben einfach Musik im Blut.“ Das merkt man überall, in Film und Fernsehen, im Tempel und auf Familienfeiern, auch beim Tennistraining habe er oft gesungen. Musik war für ihn stets die ideale Ablenkung von der schweren Arbeit, „ich musste einfach immer Musik machen.“ Schnell findet er in Karlsruhe eine Band, singt in Clubs, trifft andere Musiker, lernt von ihnen, macht erste Konzerte.

Musik“, so ist seine Überzeugung, „ist eine andere Art von Sprache, sie ermöglicht den direkten Austausch mit anderen Menschen. „Musik ist wie Geben, und ich gebe gern. Das gibt mir wiederum inneren Frieden und Freude.“ Unbeschreiblich sei das: “Wenn Geist und Seele eine Verbindung eingehen, wird es warm und gemütlich, entsteht eine Kraft, die man spüren, aber nicht erklären kann.“ Wenn sich andere mit seiner Musik wohlfühlen, „dann tut es auch mir gut.“

Als er – noch als Tennistrainer – in Baden-Baden mit Menschen ins Gespräch kommt, erfährt er von einer Art musikalischem Vakuum in der Stadt. „Für junge Leute gibt es einmal im Jahr das New-Pop-Festival, und dann eigentlich nichts mehr.“ Nalin hört genau zu, und damit ist der Grundstein für seine Soul-Sessions in Baden-Baden gelegt.




Inzwischen ist er quasi im Ruhestand, hat vor ein paar Jahren in Baden-Baden sein neues Glück gefunden, hat Zeit und Lust, nur noch das zu tun, was ihm Spaß macht. Und das ist, Musik zu machen und Soul-Sessions zu organisieren. Und mit dem alten E-Werk hat er nun auch die ideale Kulisse für diese seelenvolle Art der Musik aufgetan.

Nach der Corona-Pause hat er im September eine erste Neuauflage veranstaltet, mit tollen Sängern und Musikern, aber zunächst nur zögerlich herbeiströmendem Publikum. Er sieht das gelassen. „Das muss sich entwickeln. Wenn man etwas wirklich mit dem Herzen macht, mit Feuer und Flamme, wenn man tut, was einem mitgegeben wurde, dann wird der Erfolg kommen“, da ist er sich sicher.

Er macht das nicht, um selber groß Geld zu verdienen, einen Sponsor habe er nicht, brauche er auch nicht. Die Musiker sollen ihr Geld bekommen, das reicht ihm. „Ich bin eben ein gebender Mensch“, sagt er und lacht.

Alle vier bis sechs Wochen soll es nach seinem Willen nun Soul-Sessions in Baden-Baden geben, musikalische Gäste hat er genügend an der Hand. Wer einmal hier war, kommt auch gerne wieder, er hält Augen und Ohren offen, setzt auf Nachwuchstalente, wie zum Beispiel Doni Wirandana, der jüngst ins Halbfinale von „Voice of Germany“ kam. Eine dieser typischen Geschichten: Nalin hört ihn, ruft ihn sofort an. „Du musst bei mir singen, unbedingt“, beschwört er ihn, spendiert ihm das Zugticket, lädt ihn ein bei sich zu wohnen. Und der junge Sänger mit der Louis-Amstrong-Stimme sagt zu! Er ist am Samstag „special guest“, neben der 16jährigen Suki Jurcec, die im September ihr begeisterndes Bühnendebüt gab, Christian Mehler (Trompete), Chris Condon (Saxophn), der Sängerin Salee und Elijah Sabah. Über Facebook, Nalins alleinigen Vertriebskanal, hat sich herumgesprochen, dass bei den Soul-Sessions hochkarätige Musik geboten wird. An die 200 Zuhörer werden wohl diesmal kommen, schätzt Nalin.

Er möchte nicht nur dem Publikum Momente des Glücks vermitteln und den Musikern eine Bühne und Einnahmequelle bieten, auch der stadtbekannte „Kaffeezwerg“ darf wieder in Eigenverantwortung die Bewirtung der Gäste übernehmen. Außerdem wird eine Spendenbox zugunsten der Baden-Badener Tafel ausgestellt, denn die erlebt nicht erst seit dem Ukraine-Krieg einen unerwarteten Ansturm und kann den Bedarf ihrer Kunden aus eigener Kraft nicht mehr decken.

Und so können auch wir am Samstag: machen, geben, tanzen, hören, lernen, uns freuen und gleichzeitig noch etwas Gutes tun. Viel Spaß!