Dienstag, 3. November 2015

Bürgerinformation Standorte


Machen wir das Beste draus!

Nicht ganz voll war gestern die Rheintalhalle in Sandweier, als die Stadtverwaltung die Bevölkerung über die Unterbringung von Flüchtlingen informierte. 




27 Standorte wird es über das Stadtgebiet verteilt bis Ende 2017 geben, im Augenblick geht man davon aus, dass monatlich 105 neue Asylbewerber nach Baden-Baden umverteilt werden. Alle Standorte auf einen Blick gibt es hier => KLICK

Über ihre Zusammensetzung nach Herkunftsländern und Altersstruktur und über weitere Informationen zum Thema Unterbringung, Sozialarbeit, Ehrenamt etc. informieren Sie sich bitte auf einer Zusammenstellung, die die Stadt hierzu ins Netz gestellt hat. Ich habe die pdf hier umgewandelt, Sie können sie anklicken und in ihr blättern und sie sich auch auf den Computer herunterladen. => KLICK





Oberbürgermeisterin Margret Mergen betonte zunächst, viele Menschen kämen hierher, um einfach nur endlich in Sicherheit zu sein. Gleichwohl sah sie die Situation auch kritisch: „In der Zahl wie zurzeit können wir das nicht bewältigen“, stellte sie fest. Doch daran werde auf politischer Ebene gearbeitet. So werden die Verfahren beschleunigt, sichere Herkunftsländer deklariert und es gebe auch finanzielle Entlastung durch Land und Bund. Für Asylbewerber und Geduldete mit Bleibeperspektive werde es bald gesonderte Integrationskurse geben, in denen ihnen nicht nur intensiv die Sprache vermittelt werde, sondern auch europäische Werte und Umgangsformen erklärt werden. Derzeit lebten in Baden-Baden 600 Flüchtlinge, bis Jahresende dürften es 800 sein. Herzlich bedankte sie sich mehrfach bei den ehrenamtlichen Helfern, ohne die man dies alles nicht bewältigen könne. 


 (von links: 1. Bürgermeister Werner Hirth, Pressesprecher Roland Seiter, OB Margret Mergen, Bürgermeister Michael Geggus)

 
Wir können die Situation nicht ändern, machen das Beste draus!“, beschwor sie die Anwesenden, und die waren ganz ihrer Meinung: die meisten Wortmeldungen drehten sich eher darum, wie man den Asylbewerbern helfen könnte.

Diffuse Ängste vor einem etwaigen Anstieg von Straftaten konnte Sven Müller, Koordinator für Flüchtlingsfragen bei der Polizeidirektion Offenburg, zerstreuen. Man beobachte die Lage sehr genau, sagte er, man habe keinerlei Auffälligkeiten bezüglich Flüchtlingen und Kriminalität bemerkt, und: „Wir verheimlichen nichts!“. Wohl aber habe es einen Anstieg an fremdenfeindlichen Straftaten gegeben. Bezüglich bewusster Verbreitung falscher Gerüchte werde zurzeit gegen eine Person polizeilich ermittelt.


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Meine Meinung: „Sie werden kommen. Machen wir das Beste draus.“ Auf diesen pragmatischen Nenner wurde gestern die Flüchtlingssituation in Baden-Baden gebracht. Erfreulich sachlich blieb die Diskussion, obwohl draußen vor der Tür eine Partei des rechten Randes Flugblätter verteilte. Die Baden-Badener ließen sich dadurch nicht beirren, sie haben die Lage erkannt und sind willens, sie zu meistern. Hierzu braucht es aber mehr als Worte. Vieles ist bereits auf einem guten Weg, und dafür muss man der Stadtverwaltung wirklich Anerkennung aussprechen. Manches wird zurzeit noch mit heißer Nadel gestrickt und es bleibt zu hoffen, dass an einigen Ecken noch nachgebessert wird. Zum Beispiel:
Einkaufen zu gehen ist Teil der Integration. So kommen die Leute aus den Unterkünften raus und haben die Möglichkeit, ihre Sprachkenntnisse anzuwenden“ - so OB Mergen gestern. Wenn man bedenkt, dass mehr als die Hälfte der Asylbewerber künftig im Gewerbegebiet Oos West sitzt, fernab vom öffentlichen Nahverkehr und von jeglichen Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, möchte man sich wünschen, dass in der Nähe wenigstens der Weg für die Ansiedlung eines neuen Supermarkts geebnet wird.
Wie wichtig der Gebrauch von Handys für die Asylbewerber ist, ist allen klar. Dann aber bitte freies W-Lan für alle Unterkünfte, zumindest für die mit 50 Bewohnern und mehr.
Thema Mobilität: Da steht schon gebetsmühlenartig das Sozialticket im Raum. Wenn schon nicht für Alleinstehende, die tatsächlich vieles mit dem Fahrrad erledigen können, dann doch bitte für alle bedürftigen Familien und Alleinerziehende. Betonung auf alle.
Thema Verständigung. Gut, dass die Sprachkurse künftig noch effizienter organisiert werden. Die Flüchtlinge wollen nun sehr gerne ihre neuen Sprachkenntnisse anwenden. Hier sind wir alle gefragt, auf der Straße, im Bus, im Supermarkt: Sprechen Sie die Menschen an, reden sie mit ihnen, fragen Sie sie, ob sie helfen können, klingeln Sie bei ihnen, wenn sie in ihre Nachbarschaft ziehen, bieten Sie ihnen Transporthilfe an usw. Das ist Nächstenhilfe in kleinster Form, jeder kann sich einbringen, und wenn es einfach nur ein aufmunterndes Lächeln ist. Wer sich stärker engagieren möchte, aber nicht genau weiß, wie und wo, der kann sich auf der neuen Webseite für Flüchtlingshilfe in Baden-Baden Anregungen holen und sich an „alte Hasen“ wenden. => KLICK