Streit um die Gemeinschaftsschule
oder: Ist die Werkrealschule in Lichtental in Gefahr?
öffentliche Sitzungstermine:
Schulausschuss am Mittwoch, 25. Juni, 17 Uhr, im Sitzungssaal, Rathaus.
Gemeinderatssitzung am Montag, 30. Juni, 17 Uhr, Sitzungssaal, Rathaus.
Bereits seit 2012 bemüht sich die Theodor-Heuss-Schule in der Weststadt um eine Umstrukturierung in eine Gemeinschaftsschule. Kürzlich wachte auch Lichtental auf, denn die Zahlen der Werkrealschüler gehen so dramatisch zurück, dass dieser Schule die Schließung droht, sollte sie nicht auch auf das Pferd Gemeinschaftsschule aufspringen.
So gibt es also derzeit zwei Schulen im Stadtgebiet, die gegeneinander konkurrieren. Ob eine Gemeinschaftsschule in Baden-Baden eingeführt wird, steht wohl außer Frage, der Standort allerdings wird immer mehr zum Politikum, zumal die Stadt erst letztes Jahr den Hof hinter der Lichtentaler Werkrealschule umgestaltet hat.
Keine leichte Entscheidung, die die Gemeinderäte treffen müssen. Die Verwaltung schlägt vor:
Wer sich genau informieren möchte, dem empfehle ich die Beschlussvorlage: KLICK
Sehr ausführlichen werden hier Pro und Contra der einzelnen Schulstandorte aufgeführt. In Lichtental beispielsweise müsste ein neues Gebäude gebaut werden, die Theodor-Heuss-Schule indes hat sich bereits seit längerem pädägogisch auf die neue Schulform vorbereitet. Hier das Fazit der Verwaltung im Wortlaut:
Resümee
/ Empfehlung der Verwaltung
Die
vergleichende Bewertung der Schulen anhand ihrer räumlichen und
sächlichen Aus-
stattung
sowie ihrer pädagogischen Konzepte (Anlagen 3b und 4b) bzw. anhand
der for-
malen
Kriterien zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule hat deutliche
Vorteile der
Theodor-Heuss-Schule
gegenüber der Werkrealschule Lichtental aufgezeigt:
Die
jetzige Raumsituation
im Gebäude der Förderschule sowie der Grund- und Werkre-
alschule
Theodor-Heuss-Schule bietet deutlich bessere Voraussetzungen für
eine Ge-
meinschaftsschule
als die an der Werkrealschule Lichtental. Die Werkrealschule Theo-
dor-Heuss
kann im Status quo eine zweizügige Gemeinschaftsschule bilden, wenn
die
Räume
im Sinne eines gemeinsamen Schulcampus von Grund-, Förder- und
Gemein-
schaftsschule
schulzentrisch genutzt werden. Die vorhandenen Räume müssten hierzu
teilweise
umgerüstet bzw. zum Teil erneuert werden. Durch dementsprechende
Anpas-
sungsmaßnahmen
entstünden Kosten von voraussichtlich ca. 1.100.000 Euro.
Um
einen vergleichbaren Standard wie am Theodor-Heuss-Schulzentrum zu
erreichen,
müsste
in Lichtental ein Gebäude neu gebaut werden, in dem neben zwei
naturwissen-
schaftlichen
Räumen auch die Mensa neu untergebracht werden kann. Die bisherige
Mensa
wird hinsichtlich ihrer Eignung als Gemeinschaftsschulkantine von
biregio als
„provisorisch“
(Anlage 1, S. 24) bewertet. Aufgrund ihrer zentralen Lage kann sie
zum
Selbstlernzentrum
umgebaut werden. Trotz des skizzierten Neu-/Umbaus wäre das
Raumpotenzial
am Standort Lichtental damit „völlig erschöpft“ (ebd.). Die
Kosten für die
dementsprechenden
Neu- und Umbaumaßnahmen würden sich (zuzüglich sonstiger An-
passungs-
und Modernisierungsmaßnahmen) auf ca. 2.166.000 Euro belaufen. Damit
wären
die Kosten für die Anpassung der vorhandenen Räume an die pädagogi-
schen
Erfordernisse einer Gemeinschaftsschule am Standort der WRS
Lichtental
beinahe
doppelt so hoch wie am Standort der THS-GWRS.
Unter
pädagogischen
Aspekten
hat die THS-GWRS gegenüber der WRS Lichtental
den
Vorteil, dass sie sich als kombinierte Grund- und Werkrealschule
schon auf dem
Weg
in Richtung einer Gemeinschaftsschule befindet. So hat sie bspw.
unter einem ge-
meinsamen
Dach in den vergangenen Jahren binnendifferenzierten und
individualisierten
Unterricht
eingeführt. Das Lehrerkollegium wurde zielgerichtet auf die
spezifische Ge-
meinschaftsschulpädagogik
vorbereitet. Dementsprechende Ansätze sind zwar auch an
der
WRS Lichtental vorhanden. Um einen vergleichbaren pädagogischen
Status quo wie
an
der Theodor-Heuss-Schule zu erreichen, wäre allerdings weitere
„Aufbauarbeit“ erfor-
derlich.
Dies gilt auch im Hinblick auf Kooperationen. Diese sind in der
Weststadt stärker
ausgeprägt
als in Lichtental. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die
bereits
begonnene
Zusammenarbeit der Theodor-Heuss-Schule mit den benachbarten berufli-
chen
Schulen, die SchülerInnen Perspektiven für einen Übergang aus der
Gemein-
schaftsschule
in ein berufliches Gymnasium eröffnen. Insgesamt
hat sich die WRS
Lichtental
erst relativ spät auf den Weg in Richtung einer Gemeinschaftsschule
gemacht,
so dass deren Konzepte zum Teil erst im Ansatz ausgerollt sind. Die
Theodor-Heuss-Schule
hingegen ist schon wesentliche Schritte in Richtung einer
Gemeinschaftsschule
gegangen und kann damit ihre Arbeit zu großen Teilen fak-
tisch
fortsetzen.
Aus
den genannten Gründen schlägt die Verwaltung vor, am Standort der
Theodor-
Heuss-Schule
die Schulart Gemeinschaftsschule einzuführen.
Was ist eine Gemeinschaftsschule?
Die Grünen hatten bereits im Mai zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung zum Thema Gemeinschaftsschule eingeladen, zu der allerdings nicht sehr viele Teilnehmer kamen.
Sinngemäß hieß es, man wisse nicht, was die Schüler von heute erwartet, wenn sie in zehn, 15 Jahren im Berufsleben stehen. Heute gehe es daher nicht mehr darum, Schülern blankes Auswendig-Wissen einzupauken, sondern darum, ihnen Lebenskompetenz zu vermitteln. Das heißt, grob gesprochen: Ihnen beizubringen, selbständiges Lernen zu lernen.
Hierzu ein Bericht auf der Website der Grünen:
"Wie funktioniert die Gemeinschaftsschule? Volker Arntz, Rektor an der Hardt-Schule in Durmersheim, gehört mit seinen KollegInnen zu den Pionieren. Nach und nach setzen sie das Konzept der Gemeinschaftsschule um. In Rheinmünster und in Baden-Baden erzählte Arntz diese Woche bei Veranstaltungen der Grünen von seinen ersten Erfahrungen. Der engagierte Rektor schilderte anhand von Schaubildern (abrufbar auch auf der Homepage der Schule), wie die neue "Lernlandschaft" und ihre Elemente funktionieren. Es geht um einen Paradigmenwechsel. "In der Gemeinschaftsschule 'macht' nicht der Lehrer seinen Unterricht, sondern der Schüler erwirbt sich Kompetenzen", so Arntz. Der Lehrer wird nicht überflüssig, und auch der Stoffplan bleibt erhalten. Er wird allerdings anders vermittelt und erlernt. Der Lehrer wird zum Lernbegleiter und Coach. "Im traditionellen System macht der Lehrer seinen Unterricht", erläuterte Arntz. "Hier in der Gemeinschaftsschule ist der Lehrer für den Erfolg des Schülers verantwortlich. Stellt sich dieser nicht ein, dann muss der Lernbegleiter sich etwas einfallen lassen und nach Lösungen suchen." Die Schüler lernen einzeln und in Gruppen, bei "Inputs" wird ihnen eine Einführung in den jeweiligen Stoff gegeben. Anschließend lösen sie selbständig oder miteinander Aufgaben. Wichtig dabei: sie unterstützen sich gegenseitig. Der Aufbau einer Gemeinschaftsschule, so Arntz, sei durchaus anstrengend - auch, weil das Lehrmaterial dafür erst entsteht. "Aber", so der Durmersheimer Rektor, "bei uns ist die Stimmung richtig gut. Was ich spüre bei den Kollegen, ist Stolz."
Hierzu aus einer Broschüre des baden-württembergischen Kultusministeriums:
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