Eine Ausstellung mit Anspielungen und
viel verstecktem schwarzen Humor
Mit
„Baden Baden Baden“ präsentiert die Staatliche Kunsthalle
Baden-Baden ab Samstag, 3. November 2018, die erste institutionelle
Einzelausstellung von Nicole Eisenman in Deutschland.
Im
Mittelpunkt der umfangreichen Schau stehen die Skulpturen der
amerikanischen Künstlerin, die 1965 im französischen Verdun geboren
wurde. So werden mehr als 20 bildhauerische Werke aus den letzten
Jahren gezeigt, darunter zwölf neue, eigens für Baden-Baden
geschaffene Arbeiten. Diese werden flankiert von Gemälden, einer
Videoarbeit und Holzreliefs.
Es sind zum Teil schwerwiegende Werke,
dies musste auch der Kurator der Ausstellung, Hendrik Bündge,
schmerzhaft erfahren, als ihm bei der Vorbereitung der Ausstellung der Sockel für ein kleineres Werk auf den
Fuß fiel...
Sechs
Bronzeköpfe unterschiedlicher Größe eröffnen den
Ausstellungsparcours im großen Oberlicht-Saal der Kunsthalle. Hier
zeigt sich Eisenmans Vorliebe für schwarzen Humor sowie für
Experimente mit unterschiedlichen Materialien - etwa Bronze,
Aluminium oder Gips.
Keine Oberfläche gleicht der anderen, die eine
ist fein poliert, die andere erscheint grob. Ein Kopf kann sogar wie
ein außer Kontrolle geratener Brunnen Wasser speien,
ein anderer, der
sich wie eine Höhle in einem Berg öffnet, Rauchwolken aufsteigen
lassen.
Auch
die Neugier wird belohnt, wenn man durch das Guckloch einer original
Schwarzwaldhaus-Tür lugt. Aber Vorsicht, der Anblick ist nicht ganz
jugendfrei – das Guckloch hängt mit Bedacht so hoch.
Manche
der neuen Arbeiten lassen sich zudem als Antwort auf die aktuelle
US-amerikanische Situation unter Präsident Donald Trump verstehen.
So
ist in Baden-Baden ein sechs Meter langer mit Gips ummantelter
Fahnenmast zu sehen, der zerbrochen auf dem Boden liegt. Die Flagge,
die einst stolz im Wind wehte, ist nicht mehr vorhanden, und der
Adler als Wappentier hat seinen erhabenen Platz verloren und ist in
eine Kiste gewandert: ein materialisiertes Antimonument, von Nicole
Eisenman in feiner Balance zwischen Galgenhumor und Tragik
formuliert, wie es in der Pressemitteilung der Kunsthalle
heißt.
Seit ihrem Durchbruch in der New Yorker Kunstszene in
den 1990er Jahren zählt Nicole Eisenman zu den wichtigen Stimmen
ihrer Generation. Zunächst als Künstler-Künstlerin und Geheimtipp
geschätzt, gehört sie heute zu den wenigen anerkannten
Künstlerinnen, die unter den kommerziell erfolgreichen männlichen
Malern mitmischen.
Ihre Werke - großformatige Gemälde,
Zeichnungen, Videos und Skulpturen - sind bestimmt durch eine
vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte, Kunstgeschichte und
Popkultur und haben einen ganz eigenen Humor.
Um die Facetten ihres
Werkes und ihrer Intuition noch besser verstehen zu können, sei unbedingt auf
die Audio-Tour verwiesen, sonst wird man manche Spitzfindigkeit nicht
auf den ersten Blick erfassen. Auch der ansprechende und informative
Katalog kann hierbei hilfreich sein.
Zur
Einstimmung sei auch dieser Beitrag von SWR 2 sehr zu empfehlen =>
KLICK
Nicole
Eisenman (*1965 in Verdun, Frankreich) lebt in New York City (USA).
In Deutschland erregte sie zuletzt Aufsehen mit ihrer spektakulären
Brunnenanlage für die Skulptur Projekte Münster (2017). Sie ist die
diesjährige Brenners Artist in Residence.
Die
Ausstellung wird morgen, Freitag, 2. November, um 19 Uhr bei freiem
Eintritt offiziell eröffnet.
Öffnungszeiten:
3.
November 2018 bis 17. Februar 2019
Täglich
10 bis 18 Uhr, montags geschlossen (außer an Feirtagen)
Eintritt
7 Euro, ermäßigt 5 Euro, Schüler 3 Euro.
Webseite
der Kunsthalle =>
KLICK
Übrigens lohnt sich beim Besuch der Kunsthalle ein Seitenblick in den kleinen 45-Kbm-Ausstellungsraum neben der Kasse. Hier zeigt Kasia Fudakowski noch bis 11. November die Ausstellung "Bad Basket", die sich allerdings erst erschließt, wenn man die schweren Metall-Schwingtüren aufgedrückt hat. Die Türen tragen den Auszug einer Kurzgeschichte von B. Traven. Also - der kleine Raum ist - bei stets freim Eintritt - ebenfalls immer für eine Überraschung gut.