Machen
wir das Beste draus!
Nicht
ganz voll war gestern die Rheintalhalle in Sandweier, als die
Stadtverwaltung die Bevölkerung über die Unterbringung von
Flüchtlingen informierte.
27 Standorte wird es über das Stadtgebiet
verteilt bis Ende 2017 geben, im Augenblick geht man davon aus, dass
monatlich 105 neue Asylbewerber nach Baden-Baden umverteilt werden.
Alle Standorte auf einen Blick gibt es hier => KLICK
Über
ihre Zusammensetzung nach Herkunftsländern und Altersstruktur und
über weitere Informationen zum Thema Unterbringung, Sozialarbeit,
Ehrenamt etc. informieren Sie sich bitte auf einer Zusammenstellung,
die die Stadt hierzu ins Netz gestellt hat. Ich habe die pdf hier
umgewandelt, Sie können sie anklicken und in ihr blättern und sie
sich auch auf den Computer herunterladen. => KLICK
Oberbürgermeisterin
Margret Mergen betonte zunächst, viele Menschen kämen hierher, um
einfach nur endlich in Sicherheit zu sein. Gleichwohl sah sie die
Situation auch kritisch: „In der Zahl wie zurzeit können wir das
nicht bewältigen“, stellte sie fest. Doch daran werde auf
politischer Ebene gearbeitet. So werden die Verfahren beschleunigt,
sichere Herkunftsländer deklariert und es gebe auch finanzielle
Entlastung durch Land und Bund. Für Asylbewerber und Geduldete mit
Bleibeperspektive werde es bald gesonderte Integrationskurse geben,
in denen ihnen nicht nur intensiv die Sprache vermittelt werde,
sondern auch europäische Werte und Umgangsformen erklärt werden.
Derzeit lebten in Baden-Baden 600 Flüchtlinge, bis Jahresende
dürften es 800 sein. Herzlich bedankte sie sich mehrfach bei den
ehrenamtlichen Helfern, ohne die man dies alles nicht bewältigen
könne.
(von links: 1. Bürgermeister Werner Hirth, Pressesprecher Roland Seiter, OB Margret Mergen, Bürgermeister Michael Geggus) |
„Wir
können die Situation nicht ändern, machen das Beste draus!“,
beschwor sie die Anwesenden, und die waren ganz ihrer Meinung: die
meisten Wortmeldungen drehten sich eher darum, wie man den
Asylbewerbern helfen könnte.
Diffuse
Ängste vor einem etwaigen Anstieg von Straftaten konnte Sven Müller,
Koordinator für Flüchtlingsfragen bei der Polizeidirektion
Offenburg, zerstreuen. Man beobachte die Lage sehr genau, sagte er,
man habe keinerlei Auffälligkeiten bezüglich Flüchtlingen und
Kriminalität bemerkt, und: „Wir verheimlichen nichts!“. Wohl
aber habe es einen Anstieg an fremdenfeindlichen Straftaten gegeben.
Bezüglich bewusster Verbreitung falscher Gerüchte werde zurzeit
gegen eine Person polizeilich ermittelt.
*
Meine
Meinung: „Sie werden kommen. Machen wir das Beste draus.“ Auf
diesen pragmatischen Nenner wurde gestern die Flüchtlingssituation
in Baden-Baden gebracht. Erfreulich sachlich blieb die Diskussion,
obwohl draußen vor der Tür eine Partei des rechten Randes
Flugblätter verteilte. Die Baden-Badener ließen sich dadurch nicht
beirren, sie haben die Lage erkannt und sind willens, sie zu
meistern. Hierzu braucht es aber mehr als Worte. Vieles ist bereits
auf einem guten Weg, und dafür muss man der Stadtverwaltung wirklich
Anerkennung aussprechen. Manches wird zurzeit noch mit heißer Nadel
gestrickt und es bleibt zu hoffen, dass an einigen Ecken noch
nachgebessert wird. Zum Beispiel:
„Einkaufen
zu gehen ist Teil der Integration. So kommen die Leute aus den
Unterkünften raus und haben die Möglichkeit, ihre Sprachkenntnisse
anzuwenden“ - so OB Mergen gestern. Wenn man bedenkt, dass mehr als
die Hälfte der Asylbewerber künftig im Gewerbegebiet Oos West
sitzt, fernab vom öffentlichen Nahverkehr und von jeglichen
Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, möchte man sich wünschen, dass in der Nähe
wenigstens der Weg für die Ansiedlung eines neuen Supermarkts
geebnet wird.
Wie
wichtig der Gebrauch von Handys für die Asylbewerber ist, ist allen
klar. Dann aber bitte freies W-Lan für alle Unterkünfte, zumindest
für die mit 50 Bewohnern und mehr.
Thema
Mobilität: Da steht schon gebetsmühlenartig das Sozialticket im
Raum. Wenn schon nicht für Alleinstehende, die tatsächlich vieles
mit dem Fahrrad erledigen können, dann doch bitte für alle
bedürftigen Familien und Alleinerziehende. Betonung auf alle.
Thema
Verständigung. Gut, dass die Sprachkurse künftig noch effizienter
organisiert werden. Die Flüchtlinge wollen nun sehr gerne ihre neuen
Sprachkenntnisse anwenden. Hier sind wir alle gefragt, auf der
Straße, im Bus, im Supermarkt: Sprechen Sie die Menschen an, reden
sie mit ihnen, fragen Sie sie, ob sie helfen können, klingeln Sie
bei ihnen, wenn sie in ihre Nachbarschaft ziehen, bieten Sie ihnen
Transporthilfe an usw. Das ist Nächstenhilfe in kleinster Form,
jeder kann sich einbringen, und wenn es einfach nur ein aufmunterndes
Lächeln ist. Wer sich stärker engagieren möchte, aber nicht genau weiß, wie und wo, der kann sich auf der
neuen Webseite für Flüchtlingshilfe in Baden-Baden Anregungen holen
und sich an „alte Hasen“ wenden. => KLICK