Sonntag, 9. November 2014

Carl-Georg Gruner




Menschen in Baden-Baden, heute:

Carl-Georg Gruner




Er ist jung. Er ist smart. Er brennt für Baden-Baden. Und er ist für "seine" Stadt bereits durch einige Höhen und Tiefen gegangen. Aber der 31jährige lässt sich nicht unterkriegen. Seine Liebe zu dieser Stadt hat zwar ein paar Schrammen abbekommen, lodert aber immer noch hell und ist absolut ansteckend. Darf ich vorstellen? Carl-Georg Gruner. Ex-Eisarena-Organisator, Ex-City-Manager - und heute ... steckt er immer noch voller Ideen, voller Ziele und Begeisterung. Lassen Sie sich überraschen!

Er empfängt mich in einer hochherrschaftlichen Altbauetage mit hohen Decken und knarrendem Parkett. Eine Bürogemeinschaft, wie er gleich erklärt. Die Türen stehen offen, überall herrscht kreative Atmosphäre und Konzentration.

Wir gehen ins Besprechungszimmer, und da sitzt er nun, spielt mit seinen Visitenkarten und hat diesen offenen, aufmerksamen Blick, der ihn so sympathisch macht. Er weiß, auf was er sich eingelassen hat.

"Ach, wieso nicht?", hat er mir spontan auf meine Interview-Anfage geantwortet. "Irgendwie muss doch auch mal was Positives über diese Citymanager-Geschichte geschrieben werden. Ich glaube, dass das ziemlich viele Menschen in den falschen Hals bekommen haben."

Also gut, auch darüber werden wir reden. Aber wo fangen wir an?

Am besten mit seiner Grundhaltung. "Ich möchte etwas bewegen in Baden-Baden". Das stand für Carl-Georg "Calle" Gruner sehr bald fest. In Haueneberstein geboren und aufgewachsen, habe er schon als Jugendlicher das Gefühl gehabt, "in dieser Stadt muss doch was gehen für junge Leute!" Baden-Baden sei so eine schöne Stadt, aber sie vernachlässige die Altersgruppe der 15- bis 30jährigen kolossal.

Calle Gruner ist kein Theoretiker, und so nahm er die Sache gleich in die Hand. Schülersprecher am Richard-Wagner-Gymnasium, Zusammenschluss der Schüler-Mitverwaltungen im Stadtgebiet. Aus der Politik hält er sich raus, das überlässt er beispielsweise Kai Whittaker, dem heutigen Bundesabgeordneten. "Ich wollte von Anfang an das Freizeitleben vorantreiben", sagt Gruner. Gesagt - getan: "Der Grinch", eine Schulband, wurde gegründet und existiert heute, 14 Jahre später, immer noch.

Der Grinch - das Video => KLICK



Auftritte gibt es das ganze Jahr über, sei es zum Auftakt der Großen Woche draußen auf der Rennbahn in Iffezheim, sei es auf der Bühne vorm Kaufhaus Wagener beim SWR3-New-Pop-Festival.

Spaß ist das, Hobby. "Wenn ich Musik mache, dann bin ich ICH." Folgerichtig macht er spontan in anderer Besetzung in einer weiteren Band mit, der "Kellercombo", rein aus Jux, geboren aus einer Faschingslaune heraus. Einmal im Jahr zieht die Truppe nun durch die Kneipen der Stadt und lässt den Hut rumgehen. Ihre Alterszielgruppe ist begeistert. Hier der Link => KLICK




Und noch ein Hobby, auch dieses nicht fürs stille Kämmerlein, sondern konsequent jung, locker und für die Öffentlichkeit: Gruners Engagement für den Round Table, einen Zusammenschluss junger berufstätiger Männer. Mit 40 ist die Altersgrenze erreicht, bis dahin aber wird unermüdlich etwas auf die Beine gestellt. Kinder- und Jugendprojekte werden unterstützt, Eigeninitiative steht hoch im Kurs. So bauen die Mitglieder auch mal eigenhändig für ein krankes Kind eine Badewanne ein oder putzen beim Oldtimer-Meeting Schuhe für einen guten Zweck. Sehr gut übrigens, wie ich selbst feststellen konnte (Carl-Georg Gruner war natürlich auch dabei - hinter der Kamera):



Mit anderen Worten: Alles, was Tausendsassa Gruner anpackt, macht er mit Feuereifer. Spontan. Manchmal auch (zu) naiv, wie er im Nachhinein selbst zugibt.

Folgerichtig war auf jeden Fall, dass es für ihn nur einen Beruf gab: Eventmanager. Das ist sein Ding. Leider fanden sich damals in der bröckelnden Eventakademie in Baden-Baden nicht genügend Studenten, und so zog er zum Studium in die Ferne - wie es so viele junge Baden-Badener nach der Schule machen. In München Studium und Abschluss als Diplom-Eventmanager, danach Jobsuche. Kaum einer in diese Phase kommt zurück nach Baden-Baden. Wohl aber Carl-Georg Gruner, der Verwurzelte, Vernetzte. So war es Zufall, aber vielleicht auch kein Zufall, dass er genau zur richtigen Zeit genau den richtigen Menschen anrief. Eigentlich wollte er nur zum Geburtstag gratulieren, erinnert er sich, aber der Freund fragte eben auch, wie es beruflich gehe und konnte ihm über Ecken zum neuen Job verhelfen: Denn gerade war bei L-TUR ein Praktikumsplatz in der internen Werbeagentur freigeworden. DIE Gelegenheit für einen jungen, ehrgeizigen Eventmanager! Bereits eine Woche später war er an seinem Platz - und in seinem Element.


Die Eisarena



Sein Bravourstück, eine Veranstaltung für 700 Menschen im Benazetsaal mit Dinnershow inklusive 4-Gänge-Menü war sein Ritterschlag. Dreieinhalb Jahre arbeitete er sodann als Freiberufler für den Kögel-Konzern. Und hier wurde ihm alsbald die Verantwortung für die Eisarena auf dem Augustasee übertragen.



Eine große Ehre und Herausforderung für den damals 24jährigen. Allerdings auch ein Prüfstein für seinen eigenen Ehrgeiz. "Wenn ich ein Projekt mache, muss es lukrativ sein und sich selber tragen", ist seine Maxime. "Die Eisarena hat genau das symbolisiert, was ich die ganze Zeit habe machen wollen: Junge Familien in Baden-Baden sechs Wochen lang gut unterhalten." Nicht nur die Kinder hatten ihren Spaß, später kam immer mehr "action" dazu, bis hin zur Eisstockmeisterschaft, an der sich zuletzt 24 Firmen beteiligten.

Voller Elan hatte sich Carl-Georg Gruner in dieses Projekt gestürzt, nichts war ihm zuviel gewesen. Als es vor einigen Jahren in der Silvesternacht schneite und die Feuerwerkskörper auf der Eisbahn festfroren, stand er morgens auf der Fläche und schabte eigenhändig die Böller von der Bahn.

Dennoch: In diesem Frühjahr nun kam das überraschende "Aus" für Gruner. Man teilte ihm mit, man habe entschieden, das Projekt ohne ihn weiterzuführen.

Es schmerzt. Umso mehr, als auch ein anderes Hoffnungsprojekt in der Zwischenzeit scheiterte:



Der Citymanager



Eineinhalb Jahre hatte Gruner zugesehen und in den Zeitungen gelesen, wie und dass die Stadt Baden-Baden - als Antwort auf eine eventuelle Bedrohung durch das Factory Outlet in Roppenheim - einen Citymanager suchte. "Eigentlich wäre es genau das, was du gerne machen würdest", sagte er sich, noch dazu, wo er als Eventmanager für die Eisarena ja nur freiberuflich tätig war. Hier hätte er eine Aufgabe, mit der er nicht nur die jungen Menschen, sondern gleich die ganze Stadt nach seinen Vorstellungen vorwärts bringen könnte. Er sah schon, wie plötzlich das Leben in der Stadt pulsierte...

Und so setzte er sich hin und schrieb - "mit der Naivität seiner damals 28 Jahre", wie er heute rückblickend sagt - dem damaligen Vorsitzenden der BBI einen Brief. Die beiden kannten sich seit Jahren über die Auftritte von "Der Grinch" vor dessen Warenhaus. Gruner schlug vor, die Aufgabe nicht einer Einzelperson sondern einer (nämlich seiner) Agentur zu übertragen.

Und er fand offene Ohren und Türen. 

Dazu schreibt goodnews4 => KLICK

Gruners Vision war klar: Es sollte in der Stadt, vorrangig unter den Einzelhändlern, eine Gemeinschaft entstehen, denn bislang waren sie in drei Blöcke zersplittert: Innenstadt, Weststadt und Cité. "Im Prinzip ein Job für eine eierlegende Wollmilchsau."

Allen sei klar gewesen, dass das Budget für solch eine Mammutaufgabe nicht ausreichen würde, dass dies eigentlich ein Fulltimejob war. Aber er wollte einfach anfangen. Und das tat er auch voller Elan. "Vielleicht habe ich zuviel auf einmal versucht", rekapituliert er heute. Es habe an allen Ecken und Ecken gehapert, und er habe gar nicht gewusst, wo zuerst anfangen. Also begann er mit einer zeitraubenden Tour durch die Geschäfte zwecks Bestandsaufnahme.

Video von Baden-TV über den Start als neuer City-Manager KLICK


Schnell stieß er auf verwunderliche Dinge: Es existierte offenbar eine Familienkarte der Stadt, mit der Neubürger in 30 Geschäften der Stadt Rabatte bekommen konnten. Allerdings ließ die Öffentlichkeitsarbeit zu wünschen übrig. Mit anderen Worten: Kaum jemand wusste von der Existenz dieser Karte.

Zweites Thema: Parkmünzen: Offenbar waren irgendwann einmal Tausende von Parkmünzen geprägt worden, die in fast alle Parkautomaten der Stadt passen und 50 Cent wert waren. Geschäftsleute sollten diese Münzen - als kleinen Dank für die Einkauf und zwecks Kundenbindung - an ihre Kunden verteilen. Nach Gruners Einschätzung sind noch ungefähr 500 dieser Münzen im Umlauf, aber groß beworben - wie das beispielsweise im benachbarten Bühl mit einer Rückvergütung bei Vorlage der Parkscheins sehr erfolgreich oder auch in Karlsruhe und Offenbur der Fall ist - wurde die Sache nie.

Im Internet habe ich eine Firma gefunden, die die Parkmünzen noch anbietet: Gita Snyders => KLICK





Dabei wären das genau die Dinge gewesen, die auch Gruner vorgeschwebt hätten. Ein gemeinsamer Baden-Baden-Gutschein zum Beispiel, der in allen Geschäften von der Cité über die Weststadt bis in die Innenstadt in teilnehmenden Geschäften eingelöst werden könnte, war eine Lieblingsidee. "Alles war kalkuliert und budgetiert", eine Bank hätte sogar einen Mitarbeiter zeitweise dafür abgestellt - aber dann fuhr diese Idee an die Wand. Und mit ihm die Idee des Citymanagers. "Wir sind nicht Bühl oder Karlsruhe", wurde ihm beschieden. Und: "Wir glauben nicht mehr an eine Gemeinschaft aller Einzelhändler."


... und ein Video von Baden-TV über das Ende: KLICK




Wie fühlte er sich dabei?

"Wie vor den Kopf gestoßen. Alle Anstrengungen der vergangenen Monate waren damit zunichte gemacht." Die Folge: "Es blieb mir nichts anderes übrig als zu kündigen."

Was folgte, war der kränkende Zwang zur Rechtfertigung - vor der Öffentlichkeit, vor dem Gemeinderat. "Als hätte ich persönlich öffentliche Gelder verschwendet." Das Gegenteil war der Fall. Sorgenvolle Wochen und Monate lagen hinter ihm, ein Kampf gegen bürokratische Windmühlen.

Beispiel neue Weihnachtsbeleuchtung Wilhelm- und Büttenstraße. Welch eine Anstrengung, weil die Verwaltung nicht mitzog! Um die Lichtergirlanden in den Hauswänden zu verankern, hatte es der Einwilligung der Hauseigentümer bedurft. Wer waren die? Die Verwaltung hätten helfen können, berief sich aber auf den Datenschutz. Da half auch ein Brief des Oberbürgermeisters nichts. Gruner lief erst einmal ins Leere.

Und genau hier sieht er auch den Knackpunkt: Er hätte sich mehr Unterstützung seitens der Verwaltung gewünscht, wurde aber nur als Vertreter einer Vereinigung gesehen. "Es war ein Fehler, dass der Citymanager nicht an die Marketing-Abteilung der Stadt gekoppelt war", benennt er rückblickend das größte Manko.

Es sei ohnehin schwer gewesen, die drei Blöcke Innenstadt, Cité und Weststadt zu vereinen, zumal in dieser Zeit auch der gemeinsame Feind, das Outlet-Center in Roppenheim, seine Bedrohung verlor.

Der Blick zurück fällt schwer. "Es war mein Traumjob. Ich bin enttäuscht, dass man mir nicht mehr Zeit gegeben hat. In einem halben Jahr lässt sich die Welt nicht neu erfinden."





"Was hat man denn in dieser kurzen Zeit von mir erwartet?", fragt er sich noch heute. Plötzlich habe man ihm sogar vorgeworfen, Steuergelder verschwendet zu haben, und er habe dem Gemeinderat erklären müssen, was er in seiner Amtszeit getan habe und weshalb das Projekt gescheitert sei. Drei Aktenordner hatten sich im Laufe dieser kurzen Zeit gefüllt, auf acht Seiten habe er schließlich die einzelnen Projekte vorgestellt und die Gründe für ihr Scheitern aufgelistet. Ganz abgesehen von all den schlaflosen Nächten und "tiefen Furchen auf meiner Stirn".

Also ein Blick zurück im Zorn?

Gruner schüttelt nachdenklich den Kopf. Er sei eher enttäuscht, dass man ihm nicht mehr Zeit zugestanden hatte. "Und die Leute hätten mitlaufen müssen. So, wie es dann leider lief, war es vielleicht wirklich rausgeworfenes Geld."





Neue Ziele und Visionen



Aber Carl-Georg Gruner ist nicht der Mensch, der so leicht aufgibt.

Mit jugendlichem Elan setzte er seine Prioritäten neu, hatte er doch in der Zeit als Citymanager seine eigene Agentur sträflich vernachlässigt. Die steht im Augenblick natürlich an oberster Stelle, auch wenn neue Projekte - rein nebenberuflich natürlich! - schon wieder ihre Schatten vorauswerfen.

Als erstes ist das Stadtfest zu nennen, das er 2013 zusammen mit einem Mitstreiter neu aufleben ließ und organisiert. Nach einem Fehlversuch im Jahr davor sieht er das Fest jetzt auf dem richtigen Weg.

Und dann ist da ja immer noch dieser Gutschein-Gedanke, der ihn nicht ruhen lässt.

Jetzt hat er endlich einen Weg gefunden und versucht zurzeit unermüdlich, Betriebe auch in Baden-Baden für den so genannten Regio-Geschenkgutschein zu gewinnen, der ab morgen neben dem Großraum Karlsruhe und Pforzheim auch in Baden-Baden - zunächst bei zwölf teilnehmenden Firmen und Betrieben - gültig sein wird. Der Sinn dahinter: Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern monatlich einen Gutschein zwischen zehn bis 44 Euro steuerfrei zukommen lassen, Geld, das dann eben in Geschäften und Restaurants der Region gelassen wird und nicht etwa in den Internethandel fließt.

Auch Privatleute können diese Gutscheine erwerben und ihren Lieben zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenken oder beispielsweise Freunden von außerhalb einen weiteren Anreiz geben, Baden-Baden zu besuchen. Folgende Betriebe in Baden-Baden hat Gruner bereits gewinnen können:




Hier geht es zum Link für den Gutschein => KLICK

Und immer noch ist Carl-Georg Gruner nicht am Ende mit seiner Vision, die Stadt attraktiver zu machen. Soeben hat er eine neue Firma gegründet, die sich darauf spezialisiert, Events in Baden zu organisieren. Hier geht es zur Website der Firma: => KLICK







Also ganz ehrlich, mir wird allmählich schwindelig. Wie schafft der Mann das nur?

Er lacht. "Ich kann einfach nicht anders."

Und was kommt noch alles?

Da gibt es kein Zögern. Er verschränkt die Arme und legt den Kopf schief. "Mein Ziel ist es, mit 40 meine eigene Party-Location zu haben."

Na klar. Er wird es schaffen! Wetten, dass...?






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